1828 / 188 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ͤ“ Fluth wird schon zur Ebbe. Eine ganz liberale Presse wird mit dem Strome schwimmen. Wir werden ihr fuͤr thre Ge⸗ sellschaft nicht danken, aber wenn sie diesen Weg einschlagen will, so koͤnnen wir es ihr nicht verwehren. Klar ist uͤbri⸗ gens, daß die Dinge nicht so bleiben koͤnnen, wie sie sind. Wir haben eine weise und kräftige Regierung; ist das Volk eben so, so kann Irland noch von der Gefahr gerettet wer⸗ den, in welche das Papstliche Parlament es stürzt.

Der Courier meint; das vom Kanzler der Schatzkam⸗ mer heut Abend dem Hause vorzulegende Budget werde sehr genuͤgend ausfallen.

Der Fuͤrst und die Fuͤrstin Polignac gaben am 8ren dem Herzoge von Cumberland und dem Prinzen Leopold ein glaͤnzendes Diner. Am Abende desselben Tages war das di⸗ plomatische Corps beim Fuͤrsten versammelt.

Vorgestern hatte Fuͤrst Polignae, der Französische Bot⸗ schafter, eine lange Conferenz mit dem Herzoge von Welling⸗ ton im Schatzkammer⸗Amte.

Nachrichten aus Calcutta vom 24. Jan. melden, daß der Fuͤrst von Irawaddy und der Naeb von Rangvoon sich alle möͤgliche Mühe geben, um die zur Bezahlung der Eu lischen Regierung noͤthigen Summen herbeizuschaffen. 8 der Ernaad zu Rangoon war, kamen viele Birmanen auf das Schiff. Sie bewunderten es, da sie fruͤher nie ein aͤhn⸗ liches Fahrzeug gesehen hatten und glaubten, der Teufel sey darin, da es sich so wunderbar auf dem Wasser bewegte. Die Yaleens, welche fruͤher zu Rangoon herrschten, scheinen mit den Birmanen im Einverstaͤndnisse zu leben. Zu Oude wurden glaͤnzende Vorbereitungen zu der Vermaͤhlungs⸗Feier der beiden unter Nuwab Roshun al Dowlah's Aufsicht ste⸗ henden Fuͤrsten gemacht. Aus Soudhpore wird berichtet, daß der Phakoor von Juwetun sich widersetzlich gezeigt hat, wor⸗ auf Kanoo Ram, der Astrolog, gegen ihn geschickt ward, ihn besiegte und Anstalten machte, seine Festung zu belagern.

Schweden und Norwegen.

Christiania, 5. Jull. Heute nahm das Lagthing ein⸗ stimmig den, zum zweiten Male ihm zugesandten Beschluß des Odelsthinges, in Betreff des Verantwortlichkeits⸗Gesetzes, an, indem es der Auslassung des streitig gewesenen Beiworts: deutlich, beistimmte. So wird nun dieser Gesetz⸗Entwurf Sr. Maj. zur Genhas hehags werden. 2

eutschlansd.

Kehl, 9. Juli. Gestern Abend um 7 Uhr erhob sich hier ein fuͤrchterliches Gewitter. Ganz niedere hellgelbe Wol⸗ ken, die ein Sturmwind schnell voruͤber jagte, ließen das Ungluͤck voraus ahnen, welches bald sich ereignete. Der Orkan entwurzelte Bäume, riß ganze Daͤcher ab, und der mitunter fallende Hagel schlug Fenster ein, und verwüstete hier und an andern Orten die Felder.

Portugal.

Das Journal des Débats will auf außerordentlichem Wege Nachrichten aus Lissabon vom 30. Juni erhalten ha⸗ ben, des Inhalts, daß Dom Miguel den Rath des Oester⸗ reichischen Gesandten Marquis von Bombelles: die Entschei⸗ dung der Cortes den Europaͤischen Kabinetten mitzuthellen, und erst die Erklaärungen derselben abzuwarten, bevor er die Krone annaähme, nicht befolat hahbe; die Hoszettung vom 30sten enthalt ein Die fremden Gesandten mit Ausnahme des päͤbstlichen Nun⸗ tius schickten sich zur Abreise an. Marquis Durand de Ma⸗ reuil, der Franzoͤsische Gesandte, wollte sich am andern Mor⸗ gen am Bord der Fregatte „Vestalin“ eiaschiffen.

Folgendes ist (nach Pariser Blättern) die von dem

ischof von Viseu, D. Franz Alexander Lobo an die

tes von Lamego zur Eroͤffnung ihrer Sitzung am 23.

ni gehaltene Rede:

Ein einstimmiger Ruf hat sich im ganzen Koͤnigreiche vernehmen lassen; die Uebel des Vaterlandes erkennend, de⸗ ren Heilung wuͤnschend, haben die Portugliesen an den er⸗ habenen Prinzen, der uns beherrscht, die heißesten und auf⸗ richtigsten Bitten gerichtet, daß Seine Hoheit sich beeilen moͤge, den Thron seiner Ahnen zu besteigen und dadurch dem Schwanken und der Ungensigeen der Regierung ein Ende zu machen, die als der groͤßte aller politischen Uebel⸗ stände betrachtet werden müssen. Der Prinz, der Adel, die Geistlichkeit, die Tribunale, Municipalitäten und Buͤrger stimmten darin uͤberein mit dem einzigen Unterschiede, daß der waͤrmere oder kuͤhnere Patriotismus Einiger ohne Vorschub zum Aet der Proclamation schritt, waäͤhrend Andere sich begnuͤg⸗ ten, dieselbe als durchaus nothwendig darzustellen, und '2 in den alren Gesetzen und Gebraͤuchen begruͤndet, zu for⸗ dern. Vollkommen übereinstimmend in ihren Wunschen, in dem Zwecke und den Grundlagen auf die sie sich Kuͤtzten, haben die genannten Körperschaften und Indivi⸗

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duen nur eine Meinungs⸗Verschiedenheit uͤber die gröͤßte oder geringere Ausdehnung des von ihnen gefaßten Beschlusses gehabt. Der großherzige Prinz konnte nicht ermangeln, die Wuͤnsche und Vorstellungen der Koͤrperschaften des Staats und der Buͤrger anzunehmen, welche den Nutzen und selbst die Beduͤrfnisse des Vaterlandes im Auge hatten und die al⸗ ten Gebraͤuche und Gesetze wiederhergestellt wuͤnschten. Das Wort Vaterland hat fuͤr keinen Portugiesen mehr Reiz, als fuͤr unseren Fuͤrsten selbst, keiner traͤgt mehr, als er, das Gluͤck und den Ruhm der Nation im Herzen. Er wuͤnscht leldenschaftlich den Ruhm derselben und die Sicherheit ihrer wahren und edlen Interessen; er ehrt ihre alten Gebraͤuche und die Weisheit ihrer Gesetze. Er konnte nicht unempfindlich bleiben bei dem Ruf der Loyalttät und der Liebe fuͤr seine Person, der sich seit den Augen⸗ blick seiner Ankunft von allen Punkten des Königreichs erhob. Eine edle Seele kann dem suͤßen Zwange nicht widerstehen, den die Wuͤnsche des Volks ausüben, dessen einziger Quell die Liebe zum Fuͤrsten und zum Va⸗ terlande ist, und der Wunsch, die Wunde desselben heilen zu sehen. Es ist schwer, sich in diesem Falle den Wuͤn⸗ schen seines Volks nicht zu ergeben, wenn noch dazu die oͤffentliche Wohlfahrt es erheischt. Aber wie der Prinz die Gerechtigkeit und die tiefste Achtung vor den Gesetzen alle andere Ruͤcksichten nachsetzt, so will er auch Alles von den Gesetzen erhalten, und weis't Alles, was nicht von ihnen

kommt, ohne Bedenken zuruͤck. Das Koͤnigreich hat seine Gesetze uͤber die Thronfolge, sie sind seit Beginn der Mo⸗ narchie festgestellt, sie sind in allen Faͤllen, wo man di

Nation nicht daran verhindert hat, gewissenhaft beobachtet worden. Man hat die Ausfuͤhrung derselben bei der ersten

sich darbietenden Gelegenhelt mit Muth verlangt, und hat sie erneuert, erlaͤutert, geschaͤrft, als eine traurige Erfah⸗ rung dem Koöͤntgreiche zeigte, daß es sich gegen einen ver, derblichen Mißbrauch der Gewalt sichern muͤsse. Wenn diese ehrwuͤrdigen Gesetze, oder was dasselbe ist, das Grund⸗ gesetz der Monarchie unsern Prinzen auf den Thron ruft, so kann es ihm nur schmeicheln, mit so heiligen Rechtstiteln das Schicksal einer großherzigen Nation zu leiten. Aber

ist er wirklich durch die Gesetze zur Krone von Portugal 4

rufen? Das ist die große Frage, welche das allgemelne Inter

esse und der erhabene Prinz unverzuͤglich aber mit der reisen

Ueberlegung entschieden sehen wollen, welche ihre hohe Wichtig

keit verlangt. Der Enthustasmus der Patrioten und der Eifer der ungeduldigeren Freunde haben diese Frage bereits so affir⸗ mativ bestimmt, daß letztere uͤber die Vorsichtsmaaßregeln unge⸗ duldig werden, welche allen Zweifel heben. Aber es waͤre bei einer so wichtigen Sache unangemessen, einzig den Wunsch der Leidenschaften Gehör zu geben, die in Wahrheit nicht immer irren, aber deren Urthelle immer verdächtig sind. Es ist wahr, daß die Vorstellungen derjenigen Stände, deren Stimme am wenigsten des Vorurtheils und der Uebereilung verdaͤchtig ist, seit den exaltirten Acclamationen der Liebe und des Patriotismus uͤbereinstimmen, aber auch dies durfte

die Festigkeit des Prinzen nicht erschuͤttern, der entschlossen

war, die Abgeordneten der Staͤnde und Körperschaften zu

vom Koͤnig unterzeichnetes Decret.

glied

einer neuen Pruͤfung zusammen zu berufen und sie zu einem Gerichtshof zu versammeln, der um so competenter ist, weil er durch die Gesetze autorisirt ist, um so verständiger und umsichtiger, well er alle ausgezeichneten Koͤpfe des Staats vereinigt, und um so gewichtiger, weil sein Urtheil uber diese Sache das des ganzen Koͤntareichs ist. Es wäre über⸗ fluͤssig, anzufuͤhren, daß durch diesen Gerichtshof, ich meine die Versammlung der drei Staͤnde, des Clerus, des Adels und des Volkes, zu denen die alten Portugtesen bet allen wichtigen Entscheidungen üͤber das Innere des Königreichs ihre Zuflucht genommen haben, unser Prinz bei dieser wich⸗ tigen Angelegenheit in seiner hohen Weisheit, die alten Ge⸗ braͤuche erneuert hat, und daß er dadurch zugleich seine Rö⸗ nigliche Festigkeit, seine Achtung für die vaterländischen Ge⸗ setze und sein gaͤnzliches Vertrauen in die Einsicht der Na⸗ tion gezeigt hat. Er hat die drei Stände zusammen be⸗ rufen, damit sie, den Buchstaben und den Geist der Ge⸗ setze wohl erwaͤgend, durch die Beisplele unserer Geschichte unterstuͤtzt, in der ste die wahrhafte Meinung aller Zeiten suchen, und sie mit dem gegenwaͤrtigen Fall in Bezug auf die Thronfolge zu vergleichen, erkloͤren sollen, ob die I. der Gesetze, welche die Stände des Staats, die Gerichtshöfe und die Gemeinden in ihren Vorstellungen, auf die Person Seiner Hoheit gemacht haben, dem wahren Sinne der Ge⸗ setze und der einstimmigen Gesinnung der Nation gemäͤß ist. Dies ist der Gegenstand, den Seine Hoheit der der drei Stände vorzulegen beschlossen hat, und jedes Mit⸗ den alten Wich⸗

wird ihn, er

Formen gemäͤß,

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