1828 / 191 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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von Kaluga, wo die Schuͤlerzahl 684 beträgt, kommt ein Studirender auf 1462 Einwohner, in dem von Vologda, wo 515 Schuͤler sind, ist das Verhältniß wie 1 zu 1421; im Gouvernement von Pskoff (672 Schuͤler) 1 zu 1161; im Gouvernement von Smolensk (928 Schuͤler) 1 zu 1131; in dem von Mohileff (928) 1 zu 916; in dem von Olonetz (324) 1 zu 73t; im Gouvern. Archangel (344) 1 zu 639; endlich im Gouvernement Vitebsk (1356) 1 zu 533. Nimmt man die Bevoͤlkerung dieser acht Gouvernements zu 5,630,000 an, so erhält man als mittlere Zahl einen Studirenden auf 993 Einwohner, und in den neun Gou⸗ vernements, das von St. Petersburg mitgerechnet, einen auf 555. . 3 · Das an schiffbaren Wasser⸗Communicationen schon so reiche Rußland hat durch den Kanal von Kiriloff eine neue Wasserstraße erhalten, welche durch ihre Verbindung mit den wischen der Ostsee und dem Kaspischen Meere schon beste⸗ ee; Systemen einen hoͤchst wohlthaͤtigen Einfluß auf die noͤrdlichen Gouvernements ausuͤben wird. Der Kanal von Kiriloff, der im Herbste vorigen Jahres beendigt und am 8. Juni d. J. eroͤffnet worden ist, verbindet die Scheksna mit der Soukhona, die sich in die Dwine ergießt. Dieser neue Communications⸗Weg wird dem Lande die groͤßten Vortheile gewaͤhren; durch ihn koͤnnen die Eichenstämme, die Metalle, das Tauwerk und die Lebensmittel, welche von der Wolga kommen, und die von Petrozavodsk kommenden Kanonen und andere Gegenstände in den Hafen von Archangel ge⸗ bracht werden. Dieser Kanal gestattet die Ausfuhr der Me⸗ talle aus dem Norden Rußlands und der Erzeugnisse des Fischfangs im weißen Meere, und erleichtert den Transport der Salze von Totma, Ledengs und Solvitchegodsk. Der Katharinen⸗Kanal erhaͤlt dadurch einen neuen Weg, auf dem er demselben die Produkte der Huͤttenwerke des noͤrdlichen Theils des Gouvernements Perm uͤberbringen kann, um sie auf einem geraden Wege entweder nach Petersburg oder in den obern Theil des Bassins der Wolga zu schicken. End⸗ lich haben die Haͤfen von Petersburg und Archangel in dem⸗ selben einen innern Communications⸗Weg erhalten, was im 12 eines Seekrieges von der groͤßten Wichtigtenr seyn wird. ie Vortheile dieses Wasserweges waren dem Genie Peters des Großen nicht entgangen, und dieser Kanat bildere einen Theil des allgemeinen Schifffahrts⸗Systems, zu dem er den

lan entworfen hatte; erst unter der Reglerung des hoch⸗

eeligen Kaisers Alexander kam jedoch die Ausfuͤhrung des⸗ selben aufs Neue in Anregung, und der desfallsige Plan des Herzogs Alexander von Wuͤrtemberg erhielt die Kaiser⸗ liche Genehmigung, worauf im Jahre 1825 zur Ausfuͤhrung geschritten ward.

Aus Tschernigow, vom 12 (24.) Juni wird ge⸗ meldet: Am 9. (21.) um 10 Uhr Morgens ruͤckte das Paw⸗ lowsche Leibgarde⸗Grenadier⸗Regiment mit fliegenden Geor⸗ gien⸗Fahnen beim Klange der Trompeten und Feldmusik, in unserer Stadt ein, empfangen von dem Hrn. General von der Infanterie, Kapzewitsch. An der Spitze der Truppen befanden sich die General⸗Adjutanten: De Preradowitsch und Bystroͤm I. Wohlbefinden und Muth strahlt aus den Zuͤgen der tapfern Krieger die freudig ins Feld ziehen, um unver⸗ gaͤngliche Lorbeeren zu erndten, wozu der Höchste seinen Se⸗ gen verleihen wolle. Nach einem Rasttage zog das Re⸗ giment weiter, waͤhrend das Ismailowsche Leibgarde⸗Regi⸗ ment einmarschirte.

8 Frankreich.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 12. Juli. Im Laufe der Berathungen uͤber den Preßgesetz⸗Entwurf ließen sich an diesem Tage noch vier Redner, naͤmlich: der Herzog von Narbonne und der Marquis von Lally über den Entwurf, und die Herzoge Decazes und von Coigny. fuͤr denselben, vernehmen, worauf die allgemeine Discussion Zeloslen wurde und der Berichterstatter Graf Simeon sein

ésuͤmé machte. Als demnaͤchst die einzelnen Artikel des Ge⸗ setzes zur Berathung kamen, wurde der erste Artikel, nachdem der Marquis von Rougé, der Baron von Barante, der Graf von Saint⸗Roman, der Herzog von Bro⸗ Fzlle⸗; der Baron Pasgquier und der &h9, Marcel⸗ us ihre Meinung daruͤber abgegeben hatten, angenommen. Die Discussion sollte am naͤchsten Montag fortgesetzt werden.

Der Herzog v. Narbonne trat, wie man vernimmt, in dieser Sitzung mit denselben Einwendungen hervor, welche von den Gegnern des Gesetzes schon so oft gegen dasselbe gemacht worden sind, und trug darauf an, den 9. Artikel des Entwurfes dahin abzuäͤndern, daß man die, den schon bestehenden Zeitungen darin bewilligte Frist, von 6 auf 3 Mo⸗ nate herabsetze. Nach ihm unternahm der Herzog Deca⸗ zes die Vertheidigung des Gesetzes; er tadelte es, daß Die⸗

jenigen, die sich die Diener des Koͤnigs nennen,

die Auf rechthaltung der Autoritaͤt und der Vorrechte desselben eifriger zu bewahren suchten, als der Monarch selbst, und gab seine Verwunderung daruͤber zu erkennen, daß gewisse Redner seit einiger Zeit absichtlich stets an die betruͤbendsten Begebenhei⸗ ten aus der Revolutionszeit erinnern, und heute, wo Frank⸗ reich sich der Ruhe und Wohlfahrt erfreut, dieselbe Censur verlangen, die sie fruͤher, unter schwierigeren Umstäͤnden, der Regierung verweigert haͤtten. Der Herzog von Coigny, welcher gleichfalls zu Gunsten des Gesetzes auftrat, erklaͤrte unter andern, daß er selbst zu jener gefaͤhrlichen Parthei ge⸗ hoͤre, welcher so viele Zugestaͤndnisse gemacht wuͤrden; der einzige Vorwurf aber, den man dieser Parthei, welche übri⸗ gens neun und neunzig Hunderttheile der Bevölkerung Frankreichs in sich fasse, machen koͤnne, sey der, daß sie an dem Koͤnige und der Verfassung mit gleicher Liebe haͤnge. Der Marquis von Lally⸗Tollendal, welcher uͤber das Gesetz sprach, soll unter andern sein Bedauern zu erkennen gegeben haben, daß die Preß⸗Vergehen nicht an die Ge⸗ schwornen⸗Gerichte verwiesen worden sind. Als hierauf die Discussion uͤber die einzelnen Artikel des Gesetzes begann,

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bemerkte der Graf von Rougé, daß der iste Artikel gar 8

keine Buͤrgschaft darbiete, da es einer Parthei, welche auf die Anstiftung von Revolutionen Millionen verwendet habe, nicht an Geld fehlen koͤnne, um die verlangte Caution zu

stellen. Auch die Grafen v. Saint⸗Roman und v. Mar⸗

cellus erhoben sich gegen den isten Artikel, welcher jedoch, nachdem der Herzog v. Broglie und die Baroyhs v. Ba⸗ rante und Pasquier zu Gunsten desselben aufgetreten wa⸗ ren, mit starker Stimmen⸗Mehrheit angenommen wurde. Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 12. Juli. Diese Sitzung war eine der stuͤrmischsten, die bisher statt gefunden haben, und die liberale Parthei ist uͤber das, was darin vorgegangen ist, sehr ungehalten. Schon bei guter Zeit waren die Tribunen mit Zuschauern uͤberfüllt, denn man wußte, daß von einem Antrage auf die Wiederherstel⸗ lung der National⸗Garde die Rede seyn wuͤrde. Nachdem Hr. v. Berbis über einige unerhebliche Petitionen berichtet hatte, bestieg der General Andreossi die Rednerbuͤhne und trug drei Bittschriften vor, worin die Wiederherstellung der im vorigen Jahre aufgeloͤsten Pariser National⸗Garde ver⸗ langt wurde. An diese Eingaben schloß sich eine vierte eines

gewissen Oudotte in Chalons an der Marne an, welcher, üwxr

den Fall eines Krieges, die Reorganisation der National⸗ Garde im gesammten Koͤnigreich ein Antrag brachte. „Was.⸗ die drei erstern Petitionen anbetrifft,“ aͤußerte der Bericht⸗ erstatter, „so geben die Bittsteller darin ihren tiefen Unwillen

gegen die vorigen Minister, als die Urheber der gedachten Maaßregel zu erkennen, indem sie behaupten, daß Haß und Rache allein sie dazu bewogen haben; sie bedauern

es, daß man solchergestalt den Koͤnig von seinem Volke hat trennen wollen und der National⸗Garde die Ehre entzogen hat, am 12. April den Dienst bei Sr. Majestät, so wie uͤberhaupt bei der Pairs, und Deputirten⸗Kammer zu ver⸗ sehen; sie protestiren gegen die Benennung revolutionair, welche man derselben gegeben hat, und betheuern deren Liebe zum Koͤnige und Achtung vor dem Gesetze; sie behaupten,

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daß der ungestuüͤme Ruf, welcher deren Entlassung herbei⸗

fuͤhrte, nur von einer kleinen Anzahl von Individuen her⸗ geruͤhrt hat, die groͤßtentheils der National⸗Garde fremd gewesen sind; sie erinnern an das ehrenvolle Zeugniß, wel ches Ludwig XVIII. selbst der Pariser National⸗Garde gege⸗ ben, indem er erklärt hat, daß alle anderen National⸗Garden im Reiche sich dieselbe zum Muster nehmen köͤnnten; sie verlangen daher deren Wiederherstellung, nicht bloß als eine Genugthuung fuͤr den ihr zugefuͤgten Schimpf, sondern weil sie glauben, daß in der gegenwaͤrtigen kritischen Lage Europa's derselben leicht die alleinige Bewachung 5—2ö2ö wieder an⸗ vertraut werden düͤrfte. Was dagegen die Bittschrift des Oudotte angeht, so glaubt die Commission, daß dieselbe eine gruͤndliche Prüfung verdiene; der Gegenstand der ersteren drei Bittschrif⸗ ten scheint ihr indessen nicht in den Befugnissen der Kammer zu liegen. Es giebt ohnehin ja eine Autoritat, die höher ist, als die der Köͤnige und Völker; die öffentliche Meinung, welche man mit Recht die Koͤnigin der Welt nennt, und von der die National⸗Garde bereits füͤr die derselben zugefüͤgte Beleidigung hinlänglich geraͤcht worden ist. Da indeß nach allen diesen Betrachtungen die Wiederherstellung der Pariser National⸗Garde sich an die verlangte Reorganisation der National⸗Garden im ganzen Reiche knuͤpft, dieser Gegenstand

aber lediglich die Reglerung angeht, so kann die Commission

Ihnen nur vorschlagen, die mehrerwähnten Bittschriften den Ministern des Innern und des Krieges zu üͤberweisen. „Nach dieser Aüseinandersetzung erhob sich Hr. v. Mar⸗

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