Nr. 188 der Staats⸗Ze tung) mit folgenden Bemerkungen:
„Die Britische Regierung scheint der Meinung zu seyn, daß die Usurpation Dom Miguels noch nicht vollendet sey, und daß man sie erst dann als vollendet betrachten duͤrfe, wenn der Infant den Koͤnigstitel wirklich angenommen habe. Es läͤßt sich kaum glauben, daß dieser Fuͤrst eine Krone anneh⸗ mmaen werde, die eine Volks⸗Versammlung ihm anbietet, und wenn man einer Behauptung der Times Glauben beimessen darf, so geht Dom Miguel damit um, bevor er einen Ent⸗ schluß faßt, die Entscheldung der drei Stände abschriftlich al⸗ len Kabinetten mitzutheilen. In dem Interesse der Legiti⸗ mitäẽt wuͤnschen wir, daß der Infant einem Acte nicht die Haäande biete, welcher sein Land in eine bedauernswerthe aage versetzen wuͤrde; aber wir wagen es nicht in dieser Beziehung irgend etwas zu behaupten. Welchen Glauben darf man auch einer Reglerung schenken die den Rathschlä⸗ gen einiger Ehrgeizigen und den Thorheiten der Menge Preis gegeben ist. Großbritanien und Irland. 2 London, 12. Juli. Einige Tage, nachdem die Wahl zu Ennis beendigt war, wollte Herr O'Connell seine Reise vpon diesem Orte antreten. Das Volk hatte einen gruͤnen, mit Blumen und gruͤnen Flaggen gezierten Stuhl fuͤr ihn bereitet, welcher auf einem vierrädrigen Wagen ruhte. Er ermahnte die Anwesenden, ruhig zu sein, und bestieg sodann, mit dem Orden der Befreier umhangen, das fuͤr ihn bestimmte Fuhrwerk. Eine Menge seiner Freunde umgaben ihn. Dar⸗ aauf setzte sich die vom Volke angeordnete Proression mit großer Ruhe und Ordnung in Bewegung. Zuerst kamen katholische Geistliche zu Pferde, darauf gegen 2000 Freisassen, Arm in Arm gehend, dann festlich geschmuͤckte Handwerker. Diesen folgte eine Menge von Menschen, welche als Fahnen die während des Wahlstreits so sehr in die Mode gekomme⸗ nen Schnupftuͤcher trugen, auf denen „der Mann des Volks“ reedend dargestellt ist. Naͤchstdem kam wieder eine unabseh⸗ bleare Masse von Freisassen, die dem Stuhle, auf vLem Hr.
88 O Connell saß, vorangingen. Hinter diesem Zuge folgten wenigstens 5000 Menschen. So zog die Procession in der Stadt umher; man hoͤrte keinen Laut, außer wenn das Zei⸗ Ichen zu einem allgemeinen Freudengeschrei gegeben wurde. Die ganze Stadt war mit grüͤnen Zweigen und Flaggen de⸗ corirt. Einige kleinere Straßen sahen mehr Gebuͤschen als Gassen aͤhnlich. Der Zug bewegte sich zunächst nach Clare uüunnd erst zwei Meilen hinter diesem Ort gestattete das be⸗ 5 geisterte Volk seinem Lieblinge, den von ihnen gezogenen
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Stuhl zu verlassen und sich auf den Bock seines Wagens zu
8 setzen, unter der Bedingung, daß er ihm erlaubt, ihn in die Stadt Limerick hineinzuziehen. Zwei Meilen von dem letzt⸗ genannten Orte warteten seiner 40,000 Menschen, um den ersten fuͤr das vereinigte Parlament seit der Unterzeichnung des dort geschlossenen Vertrages gewaͤhlten Katholiken bis in ihre Thore zu begleiten. Sie bestanden meistens aus den verschiedenen Gewerken, deren jedem ein Mustk⸗Chor und Fahnentraͤger vorangingen. Sie trugen weiße mit Lorbeern Uumwundene Stäbe. Ueberall wo sich am Wege zwei Bäume gegenuͤberstanden, hatte man von einem zum andern Festons 8. Blumen und gruͤnen Blaͤttern gewunden und wo keine
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Beäͤume waren, hatte man eigends welche hingepflanzt, von ddenen mehrere über 40 Fuß hoch waren. Zu Limerick ist 8 der Triumph⸗Marsch des maͤchtigen Katholiken noch nicht 89 geendet, denn auf dem ganzen Wege bis nach Dublin hatte
man schon Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen. 88 Wenn (sagt die Times mit Hinsicht auf die bekannten Vorgäaͤnge bei der Wahl O Connell's) die Bedrohung mit ewiger Verdammniß den armen Bauer dazu bewegen kann, seine Stimme lieber fuͤr ein Parlaments⸗Glied zu erheben, als fuͤr das andere, so moͤchte, wie mancher gutgesinnter Englaͤnder meint, er auch verleitet werden koͤnnen, den Arm zu erheben, wo die Stimme nicht ausreicht — um den alten Glanz seiner Kirche wiederherzustellen. Das wuͤrde freilich sehr schlecht seyn, doch glauben wir noch weit davon entfernt zu seyn dergleichen fuͤrchten zu muͤssen. Die Geistlichkeit ist mit dem Aristocratismus vermischt; auf diesen ist sie eifer⸗ suͤchtig waͤhrend sie von ihm in gewoͤhnlichen Beziehungen verachtet wird. Zu völliger Wiederherstellung der paͤpstlichen Kirche in Irland, mit ihrem fruͤheren Einfluß, werden die Aristrokraren nie ihre Einwilligung geben; ohne die Aristo⸗ sind die Priester, nach unserer festen Ueberzeugung n .
. Lerd Russell hat sehr zur rechten Zeit eine Addresse an die Regierung üͤber den gegenwäͤrtigen Zustand von Irland übergeben; der Gegenstand muß Besorgnisse erregen, aber weit weniger wird er es man ihn offen und entschlos⸗
den bis Suͤden, — denn in der Sympathie aller Provinzen mit einander, ist ganz Irrland einem Spinngewebe zu ver⸗ gleichen — die Aufregung des Volkes bei Gelegenheit der Wahl fuͤr Clare ist fuͤrchterlich. Was aber noch mehr Schrek⸗ ken einfloͤßen muß, und Bagbelch gehaͤssig ist, das ist die geist⸗ liche Macht, welche die Religion zu polltischen Zwecken miß⸗ braucht, und solchergestalt ganz dem Geiste ihrer Bestimmung entgegen handelt.
Herr Vesey Fitzgerald, den die Parthei O'Tonnell's die erren O'Gorman, Shiel u. s. w. zu Anfange in ihren Reden aͤußerst gemißhandelt hatten, benahm sich durch den ganzen Verlauf der Wahlhandlung so musterhaft und blieb seiner Erklaͤrung, die gute Sache der Katholischen Emanci⸗ pation fortwaͤhrend, auch wenn er hier nicht, oder auch nur fuͤr einen Flecken gewaͤhlt wuͤrde, vertheidigen zu wollen, bis ans Ende so treu, daß er sich allgemeine Achtung erwarb und seine Gegner nicht allein mit ihren Vorwürfen zum Schweigen brachte, sondern auch sie zur Anerkennung seines Werthes — nachdem sie erst durch die Masse obgesiegt hat⸗ ten — noͤthigte. „Sie gestanden jetzt ein,“ sagen die Ti⸗ mes, „daß alle ihr Schimpfen nur eine rhetorische Figur, ad captandum gebraucht und ohne alle Beziehung auf Ge⸗ rechtigkeit gewesen. Wir sind schlicht und einfach genug, zu meinen, daß Praktiken dieser Art so gemein als unehrlich sind, wenn auch nicht ganz so scheußlich, wie die gottlästernde Verruchtheit der papistischen Priester, die den stimmfaͤhigen Bauern die ewige Höͤllenqual vorhielten, wenn sie für Hrn. Fitzgerald stimmend, Hrn. O Connell und den Vortheil des heiligen katholischen Glaubens im Stich lassen wuͤrden! — Des Herrn Fitzgerald's Reden waren in allen Fällen der Bewunderung werth und seine Vertheidigung seines Beneh⸗
mens war vollstaͤndig.“
In einem an den Herausgeber des Courier gerichteten Schreiben werden die gesetzlichen Gründe entwickelt, weshalb Hrn. O' Connell der Eintritt in das Parlament schwerlich gestattet werden moͤchte. Die Unfaͤhigkeit, heißt es darin, im Parlamente zu sitzen, ohne gewisse Eide abzuleisten, ent⸗ steht aus Vorbehalten in der Unions⸗Acte, und in der ein Jahr nach derselben erlasseuen Acte; erstere enthaͤlt folgende Stelle: „Ein jedes Mitglied des Unrerhauses des vereinig⸗ ten Parlaments soll in dem ersten und allen folgenden Par⸗ lamenten, bis das Parlament des vereinigten Königresches elwas Anderes feststellt, den Eid leisten und die Erkläͤrung abgeben, welche jetzt dem Gesetze gemäͤß den Mitgliedern des Unterhauses des Großbritanischen Parlaments auferlegt sind.“ Die andere oben erwaähnte Acte, welche in dem Aisten Re⸗ gierungsjahre Georgs III. durchging, verordnet: daß „alle Personen, welche unfaͤhig sind, in dem Unterhause irgend eines Parlamentes von Großbritanten erwählt zu werden, zu sitzen und zu stimmen, eben so unfähig seyn sollen, in dem Unterhause irgend eines“ Parlaments des Vereinigten König⸗ reiches fuͤr irgend einen Plaͤtz in Großbritanien erwählt zu werden, zu sitzen und zu stimmen.“ Ferner gebietet iesalbe Acte: „daß alle Personen, welche unfäͤhig sind, in dem Un⸗ terhause irgend eines Parlamentes von Irland erwaͤhlt zu werden, zu sitzen und zu stimmen, ebenso unfaͤhig seyn sol⸗ len, in dem Unterhause irgend eines Parlaments des Ver⸗ einigten Königreichs fuͤr irgend einen Platz in Irland zu sitzen.“ Durch diese letzte Verordnung ist Herrn O' Connell die Faͤhigkeit genommen, in dem Unterhause zu sitzen, wofern er nicht die Erklärung gegen die Transsubstantiation und den Abschwoͤrungs⸗Eid ablegt. Konnte aber Jomend vor der Union der beiden⸗Koͤnigreiche unfählg werden, in einem Irischen Parlamente, als Re⸗ praͤsentant einer Irischen Grafschaft zu sitzen, wenn er sich weigerte, jene Eide zu leisten? Ist diese Frage besahend be⸗ antwortet, so ist klar, daß Herr O Connell auch unfaͤhig ist, in einem Parlamente des vereinigten Köntgreiches zu sitzen. Um dies nun wirklich zu beweisen, beziehen wir uns auf das dritte Statut Wilhelm’'s und Maria's, welches von dem Englischen Parlamente ausging, um in Irland den Oberherrn⸗Eid abzuschaffen, und andere an dessen Stelle zu fetzen. Es werden in demselben die beiden genannten Er⸗ klärungen für alle Diejenigen festgesetzt, welche fähig seyn wollen, in dem Irischen Parlamente zu sitzen. Obdgleich diese Verordnung nun bloß dem Englischen Parlamente ihren Ursprung verdankt, und zur Zelt der Union nicht als für Irland bindend angesehen seyn wuͤrde, wenn nicht zu⸗
leich auch die Irische Gesetzgebung concurrirt häͤtte, so ann doch bewiesen werden, daß sie wirklich durch ein eige⸗ nes Irisches Statut sanctionirt worden ist; deshalb wurde Irland zur Zeit der Union eben so dadurch gebunden, als
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