1828 / 194 p. 7 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

In einem vom Globe mitgetheilten Privatschrelben 8 aus Lissadon

vom 4. Juli heißt es unter andern: Endlich

hat Dom Miguel n. bestiegen, und sich des Scep⸗ ters bemöchtigt als Despot und Köoͤnig! Doch selbst in dem passiven Portugal ward es ihm nicht leicht die Zustim⸗ mung der bestochenen Cortes zu erhalten, indem mehrere Mitglieder sich entfernten, um die Acten nicht unterzeichnen zu duͤrfen, und außerdem Hunderre gegen dieselbe protestir⸗ ten. Lissabon zählt mit seinen Umgebungen uͤber 2000 poli⸗ rische Gefangene, die eben so viele Zeugen seines Verrathes und seiner Usurpation sind. 8 Die Erleuchtung in Lissabon war zwar allgemein, doch fehlre die wahre Theilnahme an der Begebenheit und man hoͤrte nur das laͤrmende Frenden⸗ geschrei der allerntedrigsten Volksklasse. In den andern Theilen des Landes befinden sich, wie man sagt, 5670 pollti⸗ sche Gefangene, und 25,000 Mann unter Waffen, die gegen Dom Miguel's Koͤnigliche Gewalt prorestiren. Zur großen Genugthuung aller hier befindlichen Briti⸗ schen Unterthauen, ward Sir Doyle Sonnabend Nachmit⸗ tag aus seinem Kerker entlassen. Die Oeffentlichkeit welche die Vorstellung der Engländer an ihren Gesandten erhalten hatte, setzte Dom Miguel dergestalt in Verlegenhett, daß er denselben Tag, an welchem sie dem Gesandten uͤberreicht —— sollte, den Befehl gab, Doyle’'s Gefaͤngniß zu mnen. Seit der formlichen Erklaärung Dom Miguels haben

die Einkerkerungen und Verfolgungen etwas nachgelassen, weil es an Schlachtopfern fehlt; doch vor einigen Naͤchten bemäaͤchtigte man sich des alten kranken 70jaͤhrigen Varradas, der fruͤher Justiz⸗Minister und Geheimer⸗Rath der Infantin Isabella Maria war. Wie es heißt erwartet dasselbe Schick,

* sal alle Räͤthe oder Minister die bei dem Ableben Koͤnig

Johann's fuͤr Dom Pedro stimmten, diejenigen ausgenom⸗ men, welche sich gegenwartig ein eben so schaamloses als wi⸗ dersprechendes Betragen haben zu Schulden kommen lassen. Ein anderes Schreiben aus Lissabon vom 5. Jul (in der Times) enthält unter Andern Folgendes: Die Abreise des ganzen diplomatischen Corps versetzte Dom Migunel und die Koͤnigin in den hoͤchsten Zorn; sie hatten immer gehofft, daß die Gesandten bleiben wuͤrden, und daß es ihnen fernerhin gelinge, die Nation durch die in der Gazette angekuͤndigten angeblich zu gewartigenden Credi⸗ tive zu täuschen, in welchen Miguel der Erste von den frem⸗ den Maͤchten anerkannt werden sollte. In seiner Verzwei⸗ flung erklärt Dom Miguel seiner Umgebung, und diese ver⸗ kündere es außerhalb frieden mit jenen Fremden, die entweder Freimaurer ober doch nichtsnutze Leute waͤren, dieselben weggeschickt haͤtte um an⸗ dere kommen zu lassen. in vertrauterem Zirkel aber gesteht man sich einander ein, daß man sich durch falsche Verspre⸗ hungen einer auswärtigen sehr bedeutenden Person haͤtte täuschen lassen, und der Name Beresford wird bei dieser Gelegenheit oft und unter den härtesten Ausdruͤcken genannt. Doch eme eben so beruͤhmte Dame wie Henrtette Wilson nimmt sich seiner auf das waͤrmste an, und giebt vor, daß er selbst von seinen Lollegen die Freimaurer und Jacobiner wären, hintergangen worden sey. Türkei und Griechenland 2 S. Oeherneichisc⸗ Beobachter enthält im neuesten Blatte Konstantinopel, 25. Juni. ese, wo man hier die Nachricht bewerkstelligten Uedergange der Russen uͤber 88 ten hatte, bemerkt man in der Hauptstadt Ame gröere Thaͤtigtkelt in den kriegerischen Anstalken und stungen. on einem wirklichen Aufgebote aller Moslime 2 92½ „7 von Aufstellung des Sandschakt⸗ Sherifs oder der heiligen Fahne, von dem Aufbruche des Großwesirs oder des Se⸗ raskiers Chosrew⸗Pascha ist jedoch bis jetzt keine Rede; in⸗ dessen werden einige Maaßregein angeordnet, die als Vor⸗ tung hiezu angesehen werden duüͤrften. Am Vorabende des Kurban Bairam (esten d. M.) wurde den Imamen der Mo⸗ scheen ein Ferman zur Bekanntmachung zugestellt, worin die uselmänner erinnert werden, daß der Zeitpunkt, der Auf⸗ sorderung der Regierung zu Ergreifung der Waffen Folge iuleisten, gekommen sey, und daß daher alle Moslime, vin dem Al⸗ ter von 12 bis 60 Jahren, sich nach den verschiedenen Zuͤnften ord⸗ nen, und unter Begleitung des Imams ihres Quartiers, nach dem Eski⸗Seral, dem Pallaste des Serasklers Chos⸗ rew⸗ im verfügen häͤtten, wo ihre Tauglichkeit und sonstigen Eigense in untersucht, und die zimn Kriege Tuͤch⸗ tigen ausgelesen, und in den Waffen geuͤdt werden sollen.

Seit ungefähr zehn von dem am dten d. M.

2ℳ

Diese Buͤrger, Mulz scheint jedoch mehr zur Aufrechthaltung

der Ruhe und Orknung in der Hauptstadt während der

des Palastes, daß Se. Majestaͤt, unzu⸗

Abwesenheit der regulairen Truppen, als zum Ausruͤcken ins Feld, bestimmt zu seyn.

Der vormalige Kiaja⸗Beg (Minister des Innern) Ah⸗ med⸗Chelußi⸗Effendi, ist zum Intendanten der Lager⸗Zelte, der Dschebedschi⸗Bascht (General der Zeugschmiede) Emin Effendi, zum Befehlshaber der Milizen auf der Kuͤste von Rumeljen, der Mukataa⸗Nasiri (Intendant der jährlichen Pachtungen) Eßaad Effendi zum Defterdar (Finanz⸗Mini⸗ ster) ernannt; der Silthdar des Großwesirs, Mahmud Emin Aga, mit dem Range eines Pascha von zwei Roßschweifen, dem Seraskier Hussein⸗Pascha im Lager bei Schumla beige⸗ geben, und der Gouverneur von Tschirmen, Eßaad Pascha, eiligst mit seinem Contingente dahln aufzubrechen beordert worden. Halet Bei, Bruder des Benderli Ali Pascha, ist zum Range eines Pascha von zwei Roßschweifen erhoben, Uund dem Gouverneur von Widdin zur Seite gegeben, und Jussuf⸗Pascha von Lamakoff zum Commandanten von Varna ernannt worden. 6

Dse Truppen⸗Mäͤrsche, die Ueberschiffung der aus Klein⸗ Asten anlangenden Millzen, die Sendungen von Artillerie und Muuition nach dem Kriegs⸗Schauplatze dauern ununter⸗ brochen fort. Zwischen Fanarakt (an der Muͤndung des Bosporus ins Schwarze Meer) und der Hauptstadt ist eine Telegraphen⸗Linie errichtet worden, um schnelle Nach⸗ richt dahin von allen Bewegungen der feindlichen Kriegs⸗ schiffe, deren einige bis in die Naͤhe des Bosporus kreutzen, geben zu koͤnnen; die Besatzungen der Batterien und festen Schlösfer an beiden Ufern dieser Meerenge sind bedeutend verstärkt, und mehrere Truppen⸗Corps an der Kuͤste des Schwarzen Meeres bis gegen Varna vertheilt worden. Bei dem Mufti werden haͤufige Raths⸗Versammlungen gehalten, zu denen der ehemalige Pschausch⸗Baschi, Hußni⸗Bei, der mit dem Reis⸗Efendi und dem Kiaja⸗Beg eine Art von per⸗ manentem Conseit bildet, gewoͤhnlich 3⸗Pe wird.

Am öten d. M. hatte der Koͤnigl. Dänische Minister⸗ Resident, Freiherr von Hubsch, seine Antritts⸗Audienz in dieser neuen Eigenschaft beim Großwesir. Der Tag zur Audienz dieses Minister⸗Residenten beim Großherrn war noch nicht bestimmt. So wie Freiherr von Huübsch, hat nun auch der Koͤnigl. Spanlsche Geschäftsträger, Herr von Ca⸗ stillo, aus Anlaß des Abschlusses der Convention wegen der freien Schifffahrt auf dem Schwarzen Meere, seine Ernen⸗ nung zum Minister⸗Residenten und zugleich das TComman⸗ deur⸗Kreuz des Ordens Carl III. erhalten.

Dasselbe Blatt meldet ferner:

Nachrichten aus Aegina zufolge, hatte der Prästdent, Graf Capodistrias, ain 3. Junt die von dem Griechlschen Patrtarchen zu Konstantinopel, mit Amnestie⸗, Unterwer⸗ sunge⸗ und Waffenstillstands Antraͤgen abgeordneten Bischöfe zu Poros in feierlicher Sitzung empfangen, welcher die Com⸗ mandanten der daselbst vor Anker liegenden Kriegsschiffe (Azoff, Juno und Dryad) der drei durch den Londoner Tractat verbuͤndeten Mächte beiwohnten. Die Conferenz war von kurzer Dauer; die Antraͤge der Prälaten wurden fuͤr unzulassig erklärt, und ihnen mit höflichen Worten be⸗ deutet, wieder dahin zuruüͤckzukehren, woher sie gekommen seyen. Die Bischoͤfe, die waͤhrend ihrer ganzen Reise durch den Peloponnes aufs sorgfältigste beobachtet, und von allem Verkehr mit den Einwohnern ahbgeschnitten, uͤbrigens aber auf dem Wege sowohl, als bei ihrem Aufenthalte in Poros mit der ihrem Range und Srande gebührenden Achtung be⸗ handelt worden waren, sind nun bereits auf der Ruͤckkehr nach Konstantinopel begriffen.

ie Allgemeine 58 enthaͤlt folgende Prlvat⸗ Correspondenz⸗Mitthellungen:

Semlin, 8. Jull. Die Nachrichten aus Bosnien lauten sehr beunruhigend für die Erhaltung der Ruhe in dieser Provinz, und muͤssen nur uͤbel auf das benachbarte Servien einwirken, wo Fuͤrst Milosch Muühe hat, die gegen die Tüͤrken aufgereitzten Gemuͤther im Zaume und von einem u fruͤhzeitigen Aufstande zuruͤckzuhalten. Der Pascha von Helgras hat alle Vorsichtsmaaßregeln getroffen, und alle ihm zu Gebote stehende Truppen zusammengezogen, damit ihn nicht ein gleiches Schicksal, wie den Pascha von Bosnien treffe, welcher auf dem Schlosse von Bosna Seral vom Volke belagert, und als Gefangener zu betrachten seyn soll. Zwar hat der Pascha von Velgrad sich keine Volksbedrüͤckungen zu Schulden kom⸗ men lassen, wie man dem Pascha von Bosnien vorwirft und als den Grund des foͤrmlichen Aufstandes gegen seine Autoritat und der Weigerung der Bosnier, fuͤr die Pforte

in’s Fels zu ziehen, ansteht; doch sind so viel Uebelgesinnte in Servien in Bewegung, die unter dem Vorwande, zum Besten des Volkes zu handeln, die Gemuüͤther zum Aufruhr anrelzen, und den zu Umwälzungen günstigen

Augenblick,

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