1828 / 197 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1 darf. Wir beduͤrfen uͤberdies einer Reserve von 400,000 8 Mann, stets bereit ins Feld zu ruͤcken. Diese Reserve wird noch eine große Anzahl von Stabs⸗Offizieren erheischen. JIJede uͤbereilte Reduction wuͤrde daher nicht ohne Nachtheil fuͤr die Zukunft seyn. Ich verlange nicht, daß Frankreich sich den Preußischen Staat unbedingt zum Vorbilde nehme. Preußen muß der Nothwendigkeit nachgeben, welche seine geographische Lage ihm aufdringt, und handelt darin sehr weise. Aber, ohne dessen System vollständig an⸗ zunehmen, koͤnnen wir immer Dasjenige nachahmen, was uuns nutzlich scheint und sich mit unserer Verfassung ver⸗ rräagt. Was die Gouverneurs von Militair⸗Divistonen be⸗ trifft, uͤber deren besondere Gehälter man klagt, so finde ich ünter ihnen den beruͤhmten und bescheidenen Sieger bei Fleu⸗ rus (Marschall Jourdan). Reich an Ruhm, Tugend und Talent, hat er an Vermoͤgen nichts als sein Gehalt. Und sist eine Summe von 40,000 Fr. zu viel fuͤr die Beduͤrfnisse Reeines Militairs, der den hoͤchsten Rang in der Armee be⸗ kleidet? Der Tod wird nur zu bald den Gehaͤltern der Gou⸗ voezuauzrs von Militair⸗Divisionen ein Ende machen; die qt Derjenigen, die dergleichen heute noch beziehen, sind im Kriegsdienste grau geworden; ich hege daher nur einen⸗ Wunsch, naͤmlich den, daß sie sich des Lohnes ihrer Ver⸗ dienste noch recht lagge erfreuen moͤgen.“ Herr Augustin Périer trat gegen den Grafen Sebastiant auf, und be⸗ hauptete, daß von dem Ruhme der Armee hier gar nicht die Rede sewy sondern bloß davon, daß nicht meh⸗ rere Gehälter einer und derselben Person bewilligt wer⸗ den; ein besonderes Gesetz verbiete dergleichen Mißbräuche, werde aber jeden Augenblick verletzt, und es sey daher noth⸗ woeendig, zu demselben zuruͤck zu kehren. Nach Hrn. Périer bestteg der Kriegs⸗Minister die Rednerbuͤhne und be⸗ merkte, daß er alle moͤgliche Ersparnisse in seinem Ministe⸗ rium bereits selbst vorgenommen habe, und daß, wenn der Kammer noch mehr dergleichen belieben sollte, er sich genoö⸗ thigt sehen wuͤrde, mehrere nuͤtzliche Aemter ganz eingehen zu lassen. Hr. Dupin der Aeltere aͤußerte, daß Jeder⸗ nmann von Ersparnissen spreche, Niemand aber sich derglei⸗ (chen gefallen lassen wolle. „Noch jetzt wieder,“ aͤußerte er, „fuͤhrt man uns, um diese Ersparnisse zu hintertreiben, den Ruhm der Armee an; aber dieser Ruhm ist durch Eisen, üund nicht durch Gold erworben worden; ja ich wage sogar zzu behaupten, daß zu der Zeit, wo der Ruhm der Generale aufs hoͤchste stieg, sie gerade am schlechtesten bezahlt waren. Ich wollte, daß keiner unserer Heerfuͤhrer mehr als hoͤch⸗ stens 100,000 Fr. an Gehalt beziehen könnte. Wozu noch mehr? Etwa weil (mit Anspielung auf die Worte des Hrn. v. Salvandy am Schlusse der vorhergehenden Sitzung) der Marschallsstab in der Patrontasche eines jeden Soldaten liegt. Dies ist ein erhabenes Wort, ein wahrhaft Koͤniglicher edanke; aber ich kann Ihnen versichern, m. H., daß Sie den Soldaten nicht entmuthigen werden, wenn Sie ihm sagen: daß er als Marschall statt 150,000 Fr. nur 10a,000 Fr. haben wird. (Allgemeines Gelaͤchter.) Man spricht von der großen Zahl von Generalen. Dieser Vorwurf erinnert mich an eine Aeußerung des Marschalls von Sachsen. Als man einst zu einem Coup de main einige hundert Grenadiere von ihm verlangte, und ihm zugleich bemerkte, daß die Ex⸗ pedition hoͤchstens 20 Mann kosten wuürde: „Wie,“ rief der Marschall aus, „zwanzig Grenadiere! wenn es noch zwan⸗ zig General⸗Lieutenants wären!“ In der That hatte er deren zu viel in der Armee, die uüberdies zum Dienste eben nicht tauglich waren; und dieser Umstand entriß ihm jene Antwort. Ein Gleiches ist bei uns der Fall, und eben weil vir zu viele Generale haben, koͤnnen wir sie nicht alle nach Verdienst belohnen. Wenn wir daher nicht auf Diejenigen paren wollen, welche zu viel haben, so werden wir es noch weeniger auf Die koͤnnen, die eben genug haben, und noch viel weniger auf Die, welche nicht hinreichend haben.“ Noch ließen der Graf Arthur v. la Bourdonnaye und der General Coutard sich gegen den Antrag des Herrn Moine vernehmen, und letzterer bemerkte, daß man durch die Annahme desselben den Koͤnig eines seiner schoͤnsten Vorrechte, naͤmlich die Zuerkennung von Belohnungen, berauben würde. Als es indessen daruͤber zur Abstimmung kam, wurde der ge⸗ dachte Antrag nichts destoweniger angenommen; die Grafen Se⸗

bastiani und v. Saint⸗Aulaire waren die Einzigen, die dagegen

stimmten. Hiernaͤchst verlangte der Oberst Jacqueminot eine Reduction von 118,000 Fr. auf die Gehͤlter der Schwei⸗ zer⸗Offizlere von dem Generalstabe der Garde und der Linie. Der inister des Innern bedauerte es, daß der Graf v. la Ferronnays nicht zugegen sey, um sich einem Antrage zu I odurch man einen Vertrag, der bereits seit 12 di e. wolle. Es koͤnne, meinte er,

8—

872*

8 8 8 . 8 -. 8 4 4 8

88* * 8 hier nicht die Rede von dem Nutzen seyn, den die Schweizer⸗ Regimenter dem Koͤnige braͤchten; er wisse vielmehr sehr wohl, daß der Monarch, Muth, Ergebenheit und Treue nicht außerhalb seines Landes zu suchen brauche; allein es sey ein politisches Interesse vorhanden, Frankreichs offene Graͤnze, welches dem Staate gebiete, die Schweizer Can⸗ tone zu Freunden zu behalten. Ueberdies wisse Jedermann, daß die Schweiz alle ihre Landes⸗Kinder nicht ernaͤhren koͤnne; wollte man daher die Schwetzer⸗Regimenter entlassen, so wuͤrden sie in andern Ländern Dienste nehmen, und vielleicht dereinst Frankreich feindlich gegenuͤberstehen; man berufe sich darauf, daß die Capitulation durch unvorhergesehene Um⸗ staͤnde aufgeloͤst werden koͤnnte; als einen solchen Umstand lasse sich indessen nicht die Weigerung der Kammer betrachten, eine tractatenmäaͤßige Ausgabe zu bewilligen Herr Dupin der Aeltere stellte die Frage auf, ob das⸗ Land nicht eben so treue und tapfere Soldaten aufzuweisen habe, als die Schweizer. „Wuͤrden nicht“, aäͤußerte er, „alle Franzosen, ja Sie selbst..... Stimmen zur Rechten: „Wie das? wir selbst! Druͤcken Sie sich schicklicher aus.“... „Ich habe“, fuhr der Redner fort, „das Recht, meine Mei⸗ nung zu aͤußern, und es ist nicht meine Schuld, wenn Sie mich mißverstehen. Ich habe nur sagen wollen, daß wir die Schweizer ihrer Treue und Tapferkeit wegen nicht brauchen. Was das von dem vorigen Redner angefuüͤhrte politische In⸗ teresse betrifft, so ist dasselbe ein bloßer Vorwand. Was be⸗ deuten in der That die Worte: offene Graäͤnze. Was will es heißen, wenn man sagt, daß die Schweizer in die Reihen unserer Gegner uͤbertreten wuͤrden? die Schweiz, welche ihre Soldaten an ganz Europa verdingt, ist aller Welt Freundin, und kann daher Niemandes Feind seyn. Hiezu koͤmmt noch, daß wenn dieselbe demungeachtet jemals in einen Krieg verwickelt werden sollte, sie die capitulirten Regimenter doch zuruͤckberufen wuͤrde. Ich schließe mit ei⸗ nigen Bemerkungen uͤber den 25. Artikel der Capitulation; ich ersehe daraus, daß die Jesuiten (launtes Ge⸗ laͤchter. Stimme zur Rechten: Ihr Geist ist allzusehr mit den Je⸗ suiten beschäͤftigt.) Der Redner mußte selbst uͤber das Quipro⸗ quo lachen, welches ihn statt Suisses. Jésuites hatte sagen lassen. Er beleuchtete hierauf noch kurz die gedachte Capitulation, und fand es namentlich sehr tadelnswerth, daß die Schwei⸗ zer ihre eigene Gerichtsbarkeit haben, wodurch das Privat⸗ wie das oöͤffentliche Recht in Frankreich schmäßig verletzt wuüͤrden. Nach einigen allgemeinen des Gene⸗ rals Sebastiani nahm der Oberst Jacqueminot seinen obenerwähnten Antrag von selbst wieder zuruͤck, welches einiges Aufsehen erregte. Hierauf kam die Rethe an den obigen Reductions⸗Vorschlag der Commission im Gesammt⸗ betrage von 344,964 Fr., nämlich 239,900 auf die Ge⸗ neralstäbe und 105,964 auf die Laget zu St. Omer u. a. O. Dieser letztere Antrag wurde, nachdem der Ge⸗ neral Higonnet und der Kriegs⸗Minister dagegen, Hr. Augustin Périer und der Berichterstatrer aber dafuͤr aufgetreten waren, verworfen, der erstere dagegen angenommen. Am Schlusse der Sitzung erhoben sich noch der Baron v. Clarac und der Kriegs⸗Minister gegen ein anderes Amendement der Commisston, wonach die e haͤlter der Militair⸗Intendanten im Betrage von 2,306,000 Fr. um 60,000 Fr. herabgesetzt werden sollten. Dieser An⸗ trag wurde indeß, so wie eine Ersparniß von 40,000 Fr. auf das Gehalt der Geueralstäbe in den festen Plätzen (im Be⸗ trage von 1,575,231 Fr.) angenommen, und die Sitzung ge⸗ gen 6 Uhr aufgehoben.

Paris, 20. Juli. Am 17ten Abends wurden der Kanzler und die Secretaire der Patrs⸗Kammer in St. Cloud bei dem Koͤnige eingefuͤhrt und uͤberreichten Sr. Mazj. der von dieser Kammer in ihrer Sitzung vom 14ten angenom menen Gesetz⸗Entwurf uͤber die periodische Presse.

Die Gazette de France will wissen, daß der Graf vo la Ferronnays in einigen Tagen eine Badereise antrete und daß Herr von Rayneval statt seiner interimistisch Portefeuille des Departements der auswartigen Angeleg heiten uͤbernehmen werde. 2

„Endlich“, sagt die Gazette de France, „sind die der fuͤr die Schweizer⸗Regimenter bewilligt worden. uns in dieser Discussion am meisten gewundert hat, ist, die Entlassung jener Regimenter von Militairs verlangt worden ist, die mit taltänern, Deutschen, Polen, Kroaten, ja sogar Mamelucken in einer Linie gekäͤmpft haben. Nicht, daß wir ihnen daraus ein Verbrechen machen wollen, wir wuͤnschen nur ihnen zu beweisen, daß nicht sie es haͤtten seyn sollen, die eine solche Angelegen⸗ heit zur Sprache bringen. Uebrigens haben die Schweizer nicht Ursache sich zu beklagen; sie muͤssen gesehen haben, wie