1828 / 200 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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1.“ Ihre Majestit die Königin und der neugeborne Prinz genieten nach Umständen einer guten Gesundheit.

Vor einigen Tagen deehrten Se. Mafestaͤt die Kunst⸗ Gießerei an der Nymphenburger Straße mit Ihrem Be⸗ suche, und besahen die eden vollendete kolossale Constitutions⸗ Saäaͤule, die auf dem gräflich Schönbornischen Schlosse Gat⸗ khach im naͤchsten Monate aufgestellt werden soll, so wie das seiner Vollendung nahe Gießhaus zu dem Monunmente, wel⸗ cees die Stadt Muͤnchen nach Professor Rauch's Modell dem höchstsellcen Könige Max Joseph setzt, und dessen Aus⸗ fuͤhrung nunmehr nach Allerhöchsten Befehlen mit Naͤchstem beginnen wird.

8* In der heutigen 9ssten Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde der Beschluß der Kammer der Reichs⸗ räthe uͤber das Conscriptions⸗Gesetz verlesen, sodann der Eene. uͤber die Militalr⸗Gerichtsbarkeit und die

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8 E zur Abstimmung uͤber die Verwendung der Staats⸗ Einnahmen von 18 ⁄½ und 185 ½ genehmigt, hlerauf vom Abd⸗ geordneten Geyer der Beschluß der Kammer der Reichsraͤthe über das Gewerbsteuer⸗Gesetz vorgelegt und zu berathen an⸗ gefangen. Freiherr v. Closen beantragte, üder diesen Ge⸗ genstand erst dann abzustimmen, wenn das Erwerbsteuer⸗ Gesetz ebenfalls von der Kammer der Reichsraͤthe zurück⸗ komme; viele Mitglieder sprachen fuͤr diesen Antrag, unter AMAnndern die Abgeordneten Rabel und Graf Benzel⸗Sternau, S6 es für einen Ehrenpunkt der Kammer erklärte, daß das

Erwerb⸗ und Gewerbsteuer⸗Gesetz gleichzeitig ins Leben trä⸗ ten; wuͤrde dies nicht geschehen, so wären die Abgeordneten ddes Bayerschen Volkes würdig, daß die Frauen dei ihrer Nachhausekunft ihnen den Spinnrocken entgegenbraͤchten. Der Abgeordnete Rudhart hleit beide Gesetze für unaus⸗ fuͤhrbar und für eine Landes⸗Calamitaͤt. Zuletzt beschloß die Kammer einstimmig: die weitere Berathung über das Ge⸗ werbesteuer⸗Gesetz auszusehen, bis der Beschluß der Kammer deer Reichsraͤthe üͤber das Erwerbsteuer⸗Gesetz an sie gelangt sein werde. Auf hierauf erstatteten Vortrag des Abgeordneten angel, den Beschluß der Reichsräthe üͤber das Malz⸗Anf⸗ schlags⸗Gesetz betreffend, wurde die von der ersten Kammer eantragte Modisfication: die Judicatur in Defraudations⸗

fäͤllen den unmittelbaren rlichen Gerichten zuzuge⸗ stehen von der Kammer der neten einstimmig ver⸗ 2 orfen. Nach der öffentliche itzung folgte die geheime

Abstimmung über den Gesetz⸗ Entwurf, die Ehren⸗Gerichte

betreffend. Nürnberg, 25. Jull. Ihre K. Hoh. die Frau Kur⸗ fuͤrstin von Hessen⸗Cassel und Ihre Hoh. die Prinzessin Ka⸗

roline sind vorgestern unter dem Namen als Gräfinnen von

Schoöͤnfeld nebst Gefolge von Bad Miebenstein hier eingetrof⸗ fen, nahmen Ihr Absteigegnartier im Gasthaus zum rothen Roß und werden einige Tage hier verweilen. Der hiesige „Correspondent von und fuͤr Deutschland“ enthält im heutigen Blatte Folgendes: Von der Donau, 19. Jult. Der längere Aufent⸗ halt des Köͤnigl. Großbritanischen, für das Hauptquartter Sr. Maj. des Kailsers Nikolaus bestimmten chafters, am Kailserl. Oesterreichischen Hoflager, hat Veranlassung zu mancherlei Geruͤchten gegeben, welche, in Verbindung mit andern gleichzeitigen Vorgängen, die Böͤrse zu Wien in Be⸗ troffenheit versetzt und ein nicht undedentendes Fallen der Course der Oesterreichischen Staats⸗Effecten bewirkt haben. Man spricht von Alltanzen, die zwischen mehreren Europaäͤi⸗ schen Großmaͤchten unterhandelt, sja wohl gar schon abge⸗ schlossen wären, und deren specieller Zweck dahin ginge, den angehlich bedrohten Slalns quo in diesem Weltrheile zu ver⸗ bürgen. England, nebst Oesterreich und Frankreich, fuͤgt man hinzu, bildeten den Kern derselben; andere Staaten minde⸗ rer Groͤße, denen aber nicht weuiger an der Erhaltung des egenwärtigen Systems gelegen, wuͤrden dem Bündnisse un⸗ sehlbar in dem Augenblicke dbeitreten, wo die Dringlichkeit der Gefahr die Ergreifung von Abwendungs, Maaßregeln —— Indessen bedenken diese Allarmschl! ger nicht, daß eit dem Ausbruch des Russisch Tuͤrkischen Krieges, an des⸗ sen mögliche Resultate sich im Grunde alle jene Besorgnisse dem Anschein nach knüͤpfen, noch keine einzige Conjunctur eingerreten ist, welche in den diesem Kriege vorangegangenen Manifesten nicht vorhergesehen wurde. Und diese Manifeste erhielten zu ihrer Zeit die Sanction aller ischen Ca⸗ binerte. Nach diesen Ruͤcksichten moͤchten denn auch wohl alle jene Geruͤchte zu würdigen seyn, die während der letz⸗ ten acht oder vierzehn Tage in Umlauf gesetzt worden sind, und die Perständigern wohl nicht eher einigen Glau⸗ ben schenken düͤrften, als bie wukliche Tharsachen zu deren Unterstuͤtung eingenreten sind. Es geht seit Kurzem auch die Rede von einer großen irung in Ungarn und einem

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age daselbst. Ob diesen Geruͤchten

außerordentlichen Landt eine gröͤßere Begruͤndung, als den oben angefuͤhrten, un⸗ terliege, oder ob sie aus einer und derselben Auelle fließen,

ist noch nicht mit Bestimmtheit ausgemittelt. Ferner heißt es, daß 30,000 Mann Landwehr in kuͤrzester Frist mobil ge⸗ macht werden sollen. Die Kosten der neuen Truppen⸗Aus⸗ hebung schlägt man zu 10 bis 12 Millionen Katsergulden an.

u. u Spanien. 2 p.

Madrid, 12. Juli. J. J. M. M. genossen, zufolge der, bis zum 9. Jult gehenden Berichten aus Burgos, da⸗ selbst fortwahrend des erwuͤnschtesten Wohlseyns

In Cabra (Koͤnigreich Cordoba) ist zufolge eines von der General⸗Inspection des öffentlichen Unterrichts abgege⸗ benen, und von Sr. Katholischen Majestät genehmigten Gutachtens, die Unterrichts⸗Anstalt, welche unter dem Na⸗ men Real,Collegto daselbst fruͤher bestand, am 1 Junt d. J. wieder eröffnet worden.

Madrid, 14. Juli. Die neuesten Briefe aus Cadir bestaͤtigen die fruͤher gegebenen Nachrichten von der Ein⸗ schiffung der Artillerie, die mit solchem Eifer ausgefuͤhrt wird, daß zu befürchten ist, man werde das Geschuͤtz, die Munition und alle Vertheidigungsmittel der ng mit⸗ nehmen, um das Betragen der Engländer in Ferrol im J. 1809 nachznahmen, die unter dem Vorwande, Corunna zu befestigen, alle Kanonen fortnahmen. Man weiß nicht, wo⸗ mit die Franzosen ein aͤhnliches Venehmen werden rechtfer⸗ tigen können. Die Nachricht, daß sie große Massen von Lebensmitteln eingeschifft haben, hat sich auch neuerdings bestätigt. Kuͤrzlich von Cadir angekommene Personen haben versichert, daß nur 3000 Mann sich einschiffen und 7000 in Cadix bleiben werden. Diese neue Verfuüͤgung wird den Ein⸗ wohnern mißfallen, aber einer Menge von Leuten nuͤtzlich seyn, die sich ganz unter dem Schutze der Franzosen defin⸗ den und eher auswandern wuͤrden, als sich unter die Zuchtrutht der etwas strengen Spanischen Behöͤrden zu begeben. Der Feld⸗Marschall Fleyres ist zum Gouverneur von Cadix ere nannt und Herr Malvar zum Polizei⸗Intendanten; beide Männer, deren Charakter zu hihig und rauh ist, sind für die Umstände nicht geelgnet, welche viel Vorsicht verlangen. Wiewohl unendlich viele und widersprechende Geruüchte ü die Portugjesischen Angelegenheiten in Umlauf sind, ist d so viel geiviß, daß die Parthei Dom Miguel s über die Truppen der Junta siegte, die am 24. Junt bei Colmbra eine gänzliche Niederlage erlitten und in einigen späͤteren Gefechten nicht gluͤcklicher waren. Daher giedt man die Sache Dom Pedros gaͤnzlich verloren. Die Spanlsche Re⸗ gierung läßt von ihren Verbindungen mit Lissabon nichts dekannt werden. Zwei außerordentliche Couriere sind chen von dort eingetrosfen und ein dritter aus Badajoz, von des⸗ sen Zwecken man durchaus gar nichts weiß.

Der General⸗Capitain in Badajoz erwaͤhnt in seiner vertrauten Correspondenz kein Wort von den Begebenhei⸗ ten in Portugal; man weiß nur, daß er Truppen verlangt hat, die ihm sogleich geschickt worden sind. Bei der klamation Dom Miguels zum adsolnten Köͤnig durch die Cortes zeigte sich in Lissabon am 2ten d. M. der Geist der Anarchte in seiner ganzen Ausdehnung. In Corunna ist ein Dampfschiff mit 122 Fluüchtlingen aus Oporto angekom⸗ men, die sich im ungluͤcklichsten Zustande befinden, ohne Le⸗ densmittel, ohne Paͤsse und einige halb nackt.

So eben erfahren wir die gänzliche Niederlage der Constitutionellen und den Einzug der Miguelisten in

Porto. Portugal.

Lissabon, 11. Jult. Die Hofzeitung enthäͤlt eime Liste Derzenigen, weiche zu Dom Miauels Fonds delgetragen ha⸗ den. Seit dem 1. Jull sind für denselden 18 Contos (un⸗ gefähr 36,000 Pfd.) eingegangen. Außerdem macht das ge⸗ nannte Blatt die amtliche Anzeige von der Uebergabe von Porto. Die Hofzeitung theilt ferner einen Befehl von „Sr. Mazestät“ mit, wonach fuͤr alle Portugiesischen Dol⸗ daten in Spanien, welche zu den Regimentern Nr. 11., 14., 17. und 24., zum Jäger⸗Bataillon Nr. 4. und zum Ka⸗ vallerie⸗Regimente Nr. 2. gehören, eigene Wohnungen im Stand gesetzt werden sollen; diese Truppen sollen ihren Sold ausgezahlt erhalten, sobald sie sich einigen en von Portugal gezeigt haben werden.

TLärket Ein Schreiben aus Bnkarest vom 6. Jull (in der Al⸗ gemeinen Zeitung) meldet: Mehrere Pulks 8 streifen zwischen Schumla und Silisteia, und fuͤgen den Tuͤrken durch Unterbrechung der Communcation vielen Schaben zu. Ma;