1828 / 207 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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9 Alussicht auf emnen guten Herbst ist, so düͤrfte doch eine noch länger anhaltende nasse und kühle Witterung den Trauben sehr nachtheilig werden; es waͤre, da die Trauben fast ganz ausgewachsen sind, eine unreife Fäulniß und das Ab⸗ fallen derselben zu befuͤrchten; Letzteres will man hier und da schon bemerken. So schädlich der früͤher zu lange ent⸗ behrte Regen den Fruͤchten, namentlich der Gerste, dem Ha⸗ fer und Weizen war, so nachtheilig ist nun der Ueberfluß an Regen, und da wir, obgleich vor andern Gegenden noch porzuͤglich beguͤnstigt, doch nur im Durchschnitt eine mittel⸗ maͤßige Erndte zu erwarten hatten, und da der Hagelschlag an vielen Orten Deutschlands große Verheerungen brachte, und auch in England (S. Mzr. 8 vom 29. Jult) die Erndte durch uͤberhaͤuften Regen verkuͤmmert wird, so mag in der Gesammtwirkung dieser Umstände die Ursache der an⸗ haltenden in dieser Jahreszeit seltenen Höͤhe der Fruchtpreise liegen.

Portugal. Der Courier enthält einen mit P unterzeichneten Auf⸗ satz, uͤber die letzten Ereignisse in Porto, aus dem hervor⸗ geht, daß es der General Saldanha gewesen war, der die constitutionnellen Truppen nach Gallicien füͤhren sollte, waͤh⸗ rend sich der Marquis Palmella, General Stubb’s, der Graf von Villaflor u. s. w. auf den Belfast noch denselben Abend nach England einzuschiffen hatten. Diesem von der Junta gefaßten begab sich der General Saldanha denselben Abend zur Ar⸗ mee, um die zum Ruͤckzuge noͤthigen Befehle zu ertheilen. Da diese aber die ersten unter seinen Namen zu ertheilenden seyn sollten, weil sich die Junta aufgeloͤset hatte, so hielt es der General fuͤr seine Pflicht, alle Corps⸗Befehlshaher zu⸗ sammen zu berufen, um ihnen den von der Junta genom⸗ menen Beschluß in Hinsicht der Nothwendigkett, Porto zu verlassen und sich nach Gallicien zuruͤckzuziehen, mitzutheilen. Der Name Gallicien und der ganz natuͤrlich damit verknuͤpfte

vergnuͤgen der braven und ausgezeichneten Officiere, und eine so lebhafte Discussion zwischen ihnen und dem Gene⸗ ral, daß letzterer sich hoͤchst ungluͤcklicherweiser die Vorstellung machte, daß man ihm den m verweigern wuͤrde; in Folge derselben schrieb er lüglich an zwei Gllieder der Junta, den Obersten Wund Herrn Magalhaens, die sich höͤchst lopaler Weise als seine Begleiter angeboten hatten, daß er sich, nach der ihm von Seiten der Ober⸗ Offiziere gemachten Erklärungen, seines von ihm uͤbernomme⸗ nen Auftrages fuͤr entbunden hielte; in gleichem Styl schrieb er dem ihm am nächsten stehenden Divisions⸗Befehlshaber, und empfahl ihm die Ausfuͤhrung der von der Junta vor⸗ geschriebenen Maaßregel. Nach diesem unglücklichen Miß⸗ verständnisse begab sich der General Taldanha betruͤbt und niedergeschlagen auf das Dampfdoot; er war vollkommen davon uͤberzeugt, daß er unter den odwalten den beklagens⸗ werthen Umständen seinem Vaterlande; nicht mehr nutzen konnte und schiffte sich mit den andern nach London ein. Die von London nach Porto gegangenen Personen fan⸗ den dort Alles in der schlechtesten baze⸗ die moralische Kraft war vernichtet, die Regierung des Infanten neu belebt, und die Armee auf Porto zurückgedruͤckt. Und wie wäaͤre es ih⸗ nen moͤglich gewesen in dem kurzem Zeitraum von 5 Tagen, ohne die noͤthigen Erkundigungen einziehen zu koͤnnen, und ohne die mindeste Hoffnung auf eine Diversion in irgend einem andern Theile des Landes zu haben, die legitime Sache mit dem gehörigen Nachdruck leiten zu koͤnnen? um so we⸗ niger war es ihnen möglich nachdem die drei Stände verrä⸗ therischer Weise erklärt hatten, daß die Krone von Portu⸗ gal dem Usurpator gehöͤre; eine Erklärung die in den Augen eines Jeden, der die Rechte seines Landes kennt, durchaus nichtig, aber darauf berechnet ist, auf die Gemuͤther des ro⸗ und getäuschten Masse des Volks einzuwirken. Das ufgeben von Porto trug alle Zeichen von Uebereilung und Unordnung an sich, die von einer solchen Crisis unzertrenn⸗ lich sind: eine jede Voraussetzung aber, von Zaghaftigkeit von der einen, und von Verrath von der andern Seite steht in geradem Widerspruch mit der Tapferkeit und dem Muth in den größten Gefahren, von denen man in einer Reihe von Jahren die wiederholten Beispiele gesehen hat, und koͤnnte auf den Gedanken bringen, als ob irgend Jemand sich durch Verrath und durch das Mißlingen der guten Sache habe erheben wollen. Bei keinem unparthetlschen Beobachter wird ein solcher Gedanke Wurzel fassen; nur solche Personen konnten ihn verbreiten die darauf ausgehen, Maͤnner von Dom Pedro abwendig zu machen, dle noch wieder auftreten und ihr Leben fuͤr ihn und füͤr seine Rechte auf die Portugiesische Krone, zum Opfer gen koͤnnen,

Beschlusse zufolge heißt es im erwähnten Aufsatze,

Gedanke, entwaffnet zu werden, erregte das höchste Miß⸗

was die Truppen betrifft, so tann man gerechter Weise nur

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sagen daß sie jedesmal tapfer gefochten haben, wenn sie von ihren Officieren ins Feld gefuͤhrt wurden.

Oesterreich

Wien, 25. Juli. Ihre Masestaten der Kalser und die Kaiserin von Oesterreich werden Baden in einigen Tagen verlassen, und sich nach Ihren Herrschaften in Ober⸗Hester⸗ reich begeben. Die Abmessungen zu dem bevorstehenden Lust⸗ lager bei Traiskirchen haben bereits statt gefunden, und mehrere Abtheilungen der verschiedenen in’s Lager bestimm⸗ ten Regimenter treffen hier ein.

Die von dem Pascha von Aegypten unserm Hofe ge⸗ schenkte Giraffe, welche bereits in Oedenburg seyn soll, wird in einigen Tagen zu Laxemburg erwartet.

Tuͤrket.

Die Allgemeine Zeitung enthäaͤlt folgende Correspondenz⸗ Nachrichten:

Semlin, 8. Jul. Der befuͤrchtete Durchmarsch des Pes. von Bosnien nach Widdin, gegen den der Fürst Milosch protestirte, ist eben eingehenden Nachrichten aus Bosnien zufolge, nun nicht mehr zu fürchten. Die Truppen des Pascha’'s von Bosnien, die meistens aus verkappten Ja⸗ nitscharen bestanden, und an der Drina lagerten, haben sich naͤmlich empoͤrt, und den Pascha selbst gefangen nach Sara jevo zuruͤckgeführt. Die Insurrection begann mit dem Be⸗ gehren ihres Soldes, den man ihnen aber aus Mangel an Geld nicht auszahlen konnte; allein da ganz Bosnien den vom Pascha vorgenommenen Militair⸗Reformen abgeneigt, und Bosnien die einzige Provinz ist, wo die Nanitscharen noch bestehen, und bis jetzt nicht aufgeloͤst werden konnten, so hat diese Insurrection ein sehr ernstes Ansehen fuͤr die Pforte, und wird in Konstantinopel große Besorgnisse erre⸗ gen. Die Ruhe von Servien scheint durch dieses Ereigniß vorläufig verbuͤrgt.

Semlin, 16. Nal. In Bosnien gewinnt die Insur⸗ rection immer mehr Verbreitung. Der Pascha von Travnik, der sich Verhaltungsbefehle aus Konstantinppel erbat, nach⸗ dem er die ersten Keime der Insurrection entdeckt und dort⸗ hin gemeldet hatre, erhielt den Auftrag vom Sultan, die Raͤdelsfuüͤhrer sogleich enthaupten. Allein sey es, daß diese Wink von diesem Befehl erhielten, oder daß sie es ohne⸗ dies beschlossen hatten, er wurde von den Insurgenten am 9. M. in seinem Pallaste zu Travnik, nach andern im La⸗ ger, umgebracht. Er war ihnen desonders verhaßt, weil er das neue Militairsystem des Sultans zu befördern trach⸗ tete. * In Servien herrscht bis jetzt die tiefste Ruhe. Unverdürgten Privat⸗Nachrichten aus Bucharest zufolge sol len die Russischen Behörden 15 Personen verhaftet haben, die deschuldigt sind, die Pest absichtlich nach Bucharest ge’ bracht zu haden.

Ein Schreiben aus Wien vom 25. Jult im neuesten Blatte derselben Zeitung) meldet: Die in Bosnien ausge brochenen Unruhen, welche hauptsachlich durch den Befehl, die Truppen auf Europaͤische Art zu organisiren, veranlaßt wurden, sind noch nicht beigelegt, Und haben dem Ajan von Gradasacz, Hussein Beg, welcher es gewagt hatre, sich nach der neuen Vorschrift zu kleiden, das Leben gekostet. Der Wessier von Bosnten, so wie der von Konstantinopel abge sendete Kapidschi Bascha, werden in der Citadelle von Sara jevo blokirt, und man fuͤrchtet für ihr Leben. Das in dem Lager von Sarajevo versammelte Truppen⸗Corps hat sich aufgelöst; die Soldaten sind theils in ihre Heimath gezogen, theils haben sie sich in den Gebirgen und Wäͤldern zerstreut, wo sie auf eigene Rechnung einen Raubkrieg führen. Vor diesem eigenmäͤchtigen Aufbruch der Truppen sollen die Wort⸗ fuͤhrer unter ihnen den gegenwärtigen Krieg mit Rußland für ungerecht, und die eingeführten Neuerungen fuͤr den Vorschriften des Koran zuwiderlaufend mit dem Beisatze er⸗ klärt haben, daß der Großherr sich dadurch aller Rechte auf die Regierung verlustig gemacht habe, und Niemand mehr, unter welchem Namen es auch geschehe, Steuern an ihn zu bezahlen schuldig sey. Diese ärgerlichen Auftritte haben in ganz Bosnien Schrecken erregt, und man erwartete mit Un⸗ geduld die Ankunft neuer Truppen, um die Ordnung herge⸗ stellt zu sehen. 8 i einem, von demselben Blatte mitgetheilten Aus⸗ zuge aus einem aͤlteren Handelsschreiben aus Konstantinopel (vom 26. Juni) heißt es: Der Aufstand im Paschalik Erze tum bestaͤtigt sich, und da man weiß, daß es der Sit der geflüchteten Jan tscharen ist, und daß General Paskewitsch

*) Vergleiche die im vorgestrigen citun mitgekheilten Nachrichten 209 nisrsrdz nün