1828 / 208 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Soldaten ihrer Sache eifrig zugethan gewesen waͤren. Die Unbestaͤndigkeit ihres Anfuͤhrers soll durch Bestechungen von Seiten Dom Miguel's bewirkt worden seyn. Sie waren in jedem kleinen Treffen, welches sie den Truppen des betzteren lieferten, gluͤcklich gewesen und hatten selbst, als die Migue⸗ listen Porto bedrohten, den Wunsch ausgesprochen, gegen die Absolutisten und Priester gefuͤhrt zu werden, ja man zweifelte kaum daß Miguel's Untergang unvermeidlich gewe⸗ sen seyn wuͤrde, wenn die loyalen Truppen selbst noch in je⸗ ner Krisis gegen ihn marschirt waͤren. 3

Der Globe vom 29. Juli meldet: Wir haben heute Nachrichten von Madeira bis zum 3ten d. M. mit ausfuͤhr⸗ lichem Bericht uͤber einige wichtige Ereignisse, die sich dort zugetragen haben, erhalten. Daß der Gouverneur Valdez mit Einstimmung der Bewohner, die Insel im Namen Dom Pedro's und nach den Vorschriften der Constitution verwal⸗ et, woruͤber er am 22sten eine Proclamation erließ, haben wir bereits gemeldet. Die Insel ward unverzüglich in Ver⸗ theidigungsstand gesetzt. Am 285sten lief die Portugiesische Fregatte mit dem neuen Gouverneur in die Bai ein, und salutirte mit den gewoͤhnlichen Schuͤssen; sie wurde aber mit einer vollen Kugel⸗Ladung empfangen, worauf sie sich zuruͤck⸗ zog und ein Boot mit der Parlamentaͤr⸗Flagge absandte, um sich nach den auf der Insel bestehenden Verhältnissen zu erkundigen. Nachdem der Gouperneur Valdez sie von sel⸗ bigen unterrichtet hatte, segelte sie nach den Azoren, da sie für jede Insel einen neuen Gouverneur an Bord hatte.

Einige Tage lang blieb auf der Insel Alles ruhig; als sich aber der Bischof gegen die Constitution erklärte, fingen die Priester an, gegen ein solches Verwaltungs⸗System, als ketzerisch und verdammlich, laut zu eifern. Das Volk ward durch angeb⸗ liche Wunder und Visionen zu Gunsten Dom Miguel's äauf⸗ geregt, so daß im Norden der Insel ohngefähr 600 Mann aufstanden. delnde Gouverneur rief alle seine dispvonible Macht ins Feld

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einzig und alein dem Abfall des Generals Silveiira zu Coim⸗] finden, sich auf eine unwuͤrdige bra zuzuschreiben sey, indem die subalternen Offiziere und

Der, wie es scheint, mit vieler Energie han⸗

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zu ditten, in der Hoffnung, sie zu erhalten.

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Weise ihren Lebensunterhalt zu verschaffen. Gestern ehe ich den Hafen von Hydra ver⸗ ließ, um mich nach Spezzla zu begeben, habe ich eine Pro⸗ clamation bekannt machen lassen, wovon anliegend die At⸗ schrift erfolgt. Die von der Commission der Gesundheits⸗ Polizei gestern Abend erhaltenen Berichte versichern, daß vollkommene Ruhe und voͤlliger Gehorsam auf der ganzen Insel herrscht und fortfahren wird zu herrschen. Die Glie⸗ der dieser Commission ersuchen mich, der Regierung den Aus⸗ druck ihrer Dankbarkeit fuͤr die ihnen und allen ihren Mit⸗ buͤrgern bewiesene väterliche Sorgfalt zu uͤberbringen. Ew. Excellenz werden aus meinem Berichte ersehen, daß der Zu⸗ stand der beiden Inseln nie der Art gewesen ist, daß ihre Bewohner die gegen sie vorgebrachten Anschuldigungen ver⸗ dienten: daß es nämlich unter ihnen Buͤrger gaͤbe, welche treulos genug waͤren, die gegenwaͤrtigen Umstaͤnde sich zu Nutze machen zu wollen, und daß die Regierung ihre ganz besondere Aufmerksamkeit auf sie richten muͤsse. Wenn in Spezzia eine anonyme Denkschrift im Namen des Volk⸗, von einigen wenigen Individuen bekannt gemacht worden ist, so verdient dieser Akt durchaus keine Beachtung. Die Anc⸗ nimitaͤt zeigt schon an sich Furcht und Schwäͤche, und uͤber dies hat das Volk gezeigt, daß sein Wille und seine Gesin⸗ nungen nicht mit diesem immer strafwuͤrdigen Schritt üͤber⸗ einstimmen, indem es der Orts⸗Verwaltung zur Verhaftung der Uebelgesinnten behülflich gewesen ist. Auf Hydra ist nicht einmal etwas diesem aähnliches vorgefallen. Vernunft⸗ Gründe und Proclamationen haben hingereicht, um zu be⸗ wirken, daß Niemand vom guten Wege abwich, ausgenom⸗ men einige Individuen, welche sich heimlich entfernten und eben so umherschifften; diese sind aber jetzt festgenommen worden. Das Princip der Bestrafung, welches wir befol⸗ gen, veranlaßte die Verwandten derselden, bei mir um Gnade Ich ersuche Ew. Excellenz, dem Acmiral Grafen Heyden durch Mitther lung meines Berichtes die uͤble Stimmung gegen die Be⸗

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mwohner dieser beiden Inseln zu benehmen, und ihn zu bit⸗

(ohngefahr 200 Mann regulaire Truppen) mit der sich au⸗

sehnliche Partheien der Insel⸗Milsz vereinigten. Die In⸗ surgenten wurden rasch angegriffen, leisteten nur schwachen Widerstand und flohen, mit Hinterlassung von 11 Gefange⸗ nen, 13 Verwundeten und 9, oder nach Andern, 4 Todten.

Die Priester welche sie anfuͤhrten, hatten sich gefluͤchtet, und

waren nicht auzufinden. Die Insurrection war am 2ten d. M. voͤllig gedaͤmpft; da jedoch der Bischof sich fuͤr Dom Miguel erklärt hat, so wird der Gouverneur manche Schwie⸗ rigkeit zu uͤberwinden haben, wenn er hoͤhren wird, wie es in Portugal gegangen ist. Valdez hatte die Engländer auf⸗ efordert, sich zur Vertheidigung der Insel zu bewaffnen, er⸗ giece aber von diesen, in Folge einer unter dem Vorsitze des Englischen Consuls gehaltenen Versammlung die Erklaͤrung, daß sie streng neutral bleiben wuͤrden. Der General Pel⸗ horis segelte mit diesen Nachrichten sogleich nach England, um sie dem dortigen Gesandten Dom Pedro's und der Eng⸗ lischen Regierung mitzutheilen. Nachrichten aus Griechenland. Die Griechische Biene (vom 12. Junl) enthaͤlt folgende Actenstuͤcke: An Se. Excellenz den Praͤsidenten. Ich habe in Hydra und Spezzia genau die Befehle aus⸗ efuͤhrt, welche die Verordnung vom 19ten d. M. vorge⸗ scheieben hat, indem ich die Maaßregeln bekannt machte, welche ergriffen sind, um der Verwaltung Kraft zu geben, und um die Aufrechthaltung der guten Ordnung im Innern der beiden Inseln zu sichern. Ew. Excellenz wird es eben so erfreulich seyn, zu höͤren, als es mich glücklich macht, Ih⸗ nen anzeigen zu koͤnnen, daß diese energische und entschei⸗ dende Maaßregel durchaus uͤberfluͤssig wird. Zu Spezzia waren hoͤchstens zehn Personen, welche sich tadelnswerthen Ideen hingaben, aber kaum waren einige von ihnen arre⸗ trt, so blieb auch nicht die geringste Besorgniß fuͤr die olge. In Hydra hat die Vernunft allein hingereicht, um sedermann zu veranlassen, den Verlauf der 40 Observations⸗ age abzuwarten. Die Primaten von Hydra und die Beam⸗ ten von Spezzia haben die beiden außerordentlichen Inspec⸗ toren so klug und wirksam unterstuͤtzt, daß die Regierung sich mit voller Zuversicht auf ihren patriotischen Eifer und auf ihre tiese Achtung fuͤr seine Befehle verlassen kann. Die Unterstuͤtzungen fuͤr die Armen werden in Spezzia durch den General⸗Inspector und in Hydra durch die Primaten ver⸗ theilt. Ich habe mich uͤberzeugt, daß dies auf eine Art geschehen wird, durch welche der beabsichtigte Zweck er⸗ reicht werden wird. Der Noth der Armen wird abge⸗ holfen werden, aber die Trägen werden dabei keine Mittel

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ten, daß er ihnen den Dienst leisten moͤge, ein Fahrzeug von seiner Flotte hinzuschicken. Dieselben brennen vor Ver⸗ laugen, den Glanz ihres alten Rufes wieder zu erlangen, den das Zusammentreffen unglücklicher Umstaände seit einiger Zeit verdunkelt hatte. Ich denke, daß meine außerordent⸗ siche Inspection ihrem Ende nahe ist, und ersuche deshalb die Regierung, mich mit neuen Auftraͤgen, falls sie mich derselben wuͤrdig häͤlt, zu beehren. 8 Alle Anzeichen von Epidemie sind seit 30 Tagen von Hydra verschwunden. . Am Bord des Nelson, den 3. Juni 1828. V. A. Capodistrias. Der außerordentliche Gesundheits⸗Inspector von Hydra an die Bewohner dieser Insel. Danuk dem hoͤchsten Wesen, das uns beschuͤtzt. Der GesundheitsZustand verbessert sich bel Such täglich. Das Ende der Quarantaine ist nahe und ich verlasse demzufolge Euern Hafen, um anderwaͤrts meine Pflichten zu erfuͤllen. Ich werde in Kurzem zuruckkehren und dann zuverlässig in Eure Stadt kommen, um die andern Amts⸗Verrichtungen, welche mir die Regierung anvertraut hat, zu vollbringen.*) In der Ansuͤbung derselben werde ich mich allen Anstren⸗ gungen und Opfern unterziehen, die nicht meine Kräfte uͤbe⸗ schreiten. In Bezug auf die Vergangenheit habt Ihr ge⸗ sehen, was ich gethan habe, in Vetreff der Zukunft karn ich nur versprechen. Meine Seele ist mit Freude erfuͤllt, Euch das heilige Fest des Carneval⸗Sonntags **) mit Hei⸗ terkeit begehen zu sehen. Wenn Gott mit uns ist, ist Rie⸗ mand gegen uns; damit aber Gott mit uns sey, muͤssen wir seinen Willen mit Ruhe und Ergebenheit ehren. Vertraut der goͤttlichen Vorsehuug und erlaubt mir hinzuzufuͤgen, ver⸗ traut auch der Vorsorge der Regierung. Pruͤfet, beurtheilt deren Handlungen nicht, das koͤnnte Euch zu Irrthuͤmer ver⸗ leiten, deren Folgen fuͤr Euch nachtheilig seyn wüͤrden. Mein einziger Wunsch ist, Euch vor jedem Ungluͤck zu bewahren, darum verpflichte ich Euch, in dem friedlichen und gehorsa⸗ men Benehmen fortzufahren, das Ihr bis auf diesen Tag beobachtet habt. Einige unter Euch haben sich von ihrer

*) Herr V. A. Capodistrias ist (wie letzthin gemeldet wor⸗ den) zum auferordentlichen Commissartus fuͤr das Departement ve Sporaden ernannt, zu welcher die Insel Hodra gehert. 8 2) Da die Griechen vier Fastenzeiten im Jahre haben, so haben sie auch vier Carnevals⸗Evochen. Rur die in den Win⸗ ter fallende dauert mehrere Tage, die drei anderen währen nur den Tag vor jeder Fastenzeit; das dermzlige wird zu Ehbren der heiligen Apostel gehalten. 8