1828 / 216 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

tung, welche der Monarchie so vie! Schaden zugefuͤgt hat, theilen, so haben wir doch ein Recht, ihre Vertheidigung zu uͤbernehmen, wenn von einer uͤber die Handlungen des jetzi⸗ gen Ministeriums abgegebenen Meinung die Rede ist, eines Ministeriums, weiches beharrlich an der Entwickelung vwon Systemen arbeitet, die der Revolution so trefflich zu stat⸗ ten kommen. Die Gazette de France trifft ein großer Tadel, näͤmlich der, daß sie das vergangene Uebel nicht eben so erkannt hat, als sie das gegenwäͤrtige erkennt; dies darf uns aber nicht hindern, unser Bedauern darüber zu aͤugern, daß der General⸗Procurator seine ganze Strenge gegen solche Meinungen richtet, die mindestens die Vertheidigung des Ko⸗ nigthums bezwecken. Weiß derselbe, wie viel Aufruͤhrerisches, Gottloses und Revolutionaires täͤglich gedruckt wird? Hat derselbe die von den Jacobiner⸗Zeitungen gegebenen Aerger⸗ nisse unterdruͤckt? Hat jener Schriftsteller, welcher öffentlich das Schisma und den Aufruhr predigt, in seinen Bemuͤhnn⸗ gen, ein gottvergessenes Publikum aufzuwiegeln, irgend ein Hinderniß gefunden? Wehe uns! das oͤffentliche Ministerium denkt nicht an dergleichen Unordnungen. Die gesetzliche Ordnung will nur das proscribiren, was den Charakter des Royalismus an sich trägt. Unsere Absicht ist übrigens nicht, den Ausdruͤcken der Gazette eine Lobrede zu halten; es sind deren einige, die wir, als gegen die Schigklichkeit verstoßend, verwerfen. Wir woͤllten bloß auf die Sonderbarkeit hin⸗ weisen, daß man in einem Journale, welches sich mit seinen persoͤulichen Meinungen wenigstens an einen Theil der Roya⸗

listen wendet, Anstoß finden konnte; bei so vielen Freiheits⸗

Excessen durften wir nicht erwarten, daß man diejenige Frei⸗

maͤnnlichen Generation darstellt, so ergiebt

heit unterdruͤcken wuͤrde, welche uͤber die Gefahren, denen

die Monarchie ausgesetzt ist, Klage fuͤhrt.“ Inzwischen sucht sich die Gazette de France vom heutigen Tage in einem langen Aufsatze als eine Maͤrterin fuͤr das Köͤnigthum dar⸗ zustellen. „Wehe den Ministern,“ ruft ste aus, „wenu sie die Revolution und die Gazette de France nicht verstanden haben! Wir wiederholen es: die Verfolgung ist nicht gegen uns, sondern gegen die royalistische Meinung, deren Organ wir sind, gerichtet; unsere Worte sind bloß der Ausdruck der Gesinnungen aller aufgeklärten Maͤnner des Landes; der angeschuldigte Artikel enthält nichts, was wir nicht mit zutem Gewissen vertreten koͤnnten, und was nicht in den 1. unserer Rechte und Pflichten läge; wir koͤnnen da⸗ her ruhig den Ausgang eines Prozesses abwarten, welcher nur ein heilsames Licht auf die von uns vertheldigte Sache werfen wird.“

Die Jesuiten zu Aix und an andern Orten sind unaus⸗ gesetzt beschaͤftigt, von Haus zu Haus Unterschriften zu einer Bittschrift an den Koͤnig zu sammeln, worin sie Se. Maj. um Zuruͤcknahme der sie betreffenden Koͤniglichen Verordnung ersuchen wollen.

Der Koͤnigl. Gerichtshof zu Rennes hat in der (in Nr. 180 unserer Zeitung ausfuͤhrlich erwaͤhnten) Sache der Loui⸗ sets oder Anti⸗Concordatisten in zweiter Instanz entschieden. Der Abbé Herr von Juvigny, der Theilnahme am Gottes⸗ dienste dieser Sekte ohne Erlaubniß der Municipal⸗Behoͤrde uͤberfuͤhrt, war, wie man sich erinnern wird, von dem Zucht⸗ Polizei⸗Gericht von Fougères, nach dem 294sten Artikel des peinlichen Gesetzbuches zu 200 Fr. Geldstrafe und den Kosten verurtheilt worden. Der Gerichtshof zu Rennes hat aber den Abbé frei gesprochen, weil, so bedauernswerth auch im In⸗ teresse der katholischen Religion die Existenz disstdirender Sekten seyn moͤge, nach dem 5ten Artikel der Ubar, Jedem freie Ausuͤbung seiner Religion verstattet sey; die durch das Gesetzbuch vorgeschriebene Autorisation zu Zusammenkuͤnften uͤber eine gewisse Zahl hinaus, koͤnne nicht auf die Ausuͤbung der Religion angewendet werden, auch sey diese Verordnung durch die Charte stillschweigend abgeschafft worden.

Aus Chambery meldet man unterm Zisten v. M., daß der Koͤnig und die Koͤnigin von Sardinien daselbst eingetrof⸗ fen sind. Der Prinz und die Prinzessin von Carignan wur⸗ den mit ihren Kindern vom 10ten bis zum 15ten d. M. ebenfalls in Savoyen erwartet, und man glaubte auch, daß der Großherzog und die Großherzogin von Toscana, die sich gegenwaͤrtig bei dem Prinzen von Carignan in dem Thale von Aosta aufhalten, uͤber den St. Berunhard kommen wuͤrden, um IJ. KK. MM. einen Besuch ahzustatten.

Hr. Villot hat kuͤrzlich Berechnungen uͤber „die Dauer der männlichen Generationen in Paris waͤhrend des 18ten Jahrhunderts“ angestellt. Es erhellt daraus, daß die Maͤn⸗ ner bei ihrer Verheirathung durchschnittlich 298 ⁄᷑¶ Jahre und die Frauen 24 83, Jahre alt waren. Aus denselben Verechnun⸗ gen geht hervor, das Durchschnitts⸗Alter einer Mutter bel

Geburt des ersten Sohnes 28 „16 nd das eines Vaters 33702 betrugen. Da nun dieser letztere ie 8

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sich daraus, daß es 8 18ten Jahrhundert in Parls 3 Generatlonen gege⸗ ben hat.

Kuͤrzlich ist auf der Bruͤcke Ludwigs XVI. das zweite Standbild, das des Connerable du Guesclin, aufgerichtet worden.

Waͤhrend ein großer Theil von Europa uͤber anhalten⸗ den Regen klagt, herrscht auf Corsica eine solche Hitze und Duͤrre, daß alle Baͤume und Pflanzen vertrocknen.

Man versichert, daß vor einigen Tagen ein in der Ge⸗ gend von Montrouge bei Paris wohnender Mensch verhaf⸗ tet worden ist, welchen man beschuldigt, ein Kind welblichen Geschlechts, welches gegenwaͤrtig 20 Jahr alt ist, erzogen zu haben, um eine Art von Wilde daraus zu machen; er hatte dasselbe daran gewoͤhnt, nackend zu gehen, und sich von ro⸗ hem Fleische, ja sogar von ekelhaftem Unrathe zu naͤhren. Seit einiger Zeit hatte er angefangen, das Mäͤdchen als eine aus fernen Laͤndern angelangte Seltenheit zu zeigen; vorzuͤglich war dazu der verstossene Sonntag von ihm ge⸗ wählt worden, nachdem er das ungluͤckliche Geschoͤpf zwei Tage vorher hatte hungern lassen, so daß es alles was man ihm vorwarf, mit grotzer Begierde verschlang. Das Maͤd⸗ chen spricht keine menschliche Sprache, sondern läßt bloß klägliche und unarticulirte Toͤue von sich hoͤren, welche, wenn sie vom Hunger erzeugt werden, etwas hoͤchst Abschreckendes haben. Es scheint, daß die Aufmerksamkeit der Behoͤrde zu⸗ erst durch ein solches ungewoͤhnliches Geschrei erregt worden ist. (Wir entnehmen diese etwas fabelhaft klingende Erzaͤh⸗ lung aus dem Journal des Débats.)

1 Großbritanien und Irland. 1

London, 8. August. Im Courier liest man Folgendes: Ein Morgenblatt meldet: „daß der Beherrscher Brasiliens nicht nur die Britische Regierung ersucht habe, seinetwegen und in Betreff seiner Tochter, einzuschreiten, sondern daß er sich auch an Oesterreich und Frankreich gewendet habe, um in leiner Person die Rechte der Gesetzmäßigkeit zu unterstuͤtzen.“ Die oben angefuͤhrte Nachricht ist nicht im Geringsten ge⸗ gruͤndet. Der Koͤnig Dom Pedro konnte keinen enkscheider⸗ den Schritt hinsichtlich der en Angelegenheiten gethan haben, als das letzte Packetboot von Rio de Janciro äabsegeite, da Se. Maj. damals noch nicht hinlaͤngliche Zeug nisse uͤber die Usurpation der Krone Portugals hatten. Die Nachrichten aus Lissavon gingen bis zum 13. April. Mit der naͤchsten Post werden aber wahrscheinlich einige bestimmte Angaben einlausen.

Die MorningChronicle will von der (gestern mitgetheil⸗ ten) Nachricht, daß Dom Pedro beschlossen habe, seine Toch⸗ ter nach Europa zu senden, nichts wissen.

Wir haben, sagt der Courier, einige weitere Nachrichten aus Lissabon und Porto (bis zum 2tsten), sie sind aber von derselben traurigen Natur, als die früheren. Das Gemaͤlde hat keinen glänzenden Punkt, alles ist dunkel und widerlich. Es scheint, daß wir die Zahl der Opfer viel zu niedrig an⸗ geschlagen haben, statt 5000 sind es drei Mal 5000. Unser Brief sagt uns, daß ein anderer Minister ernannt worden sey, um den Spanischen Gesandten, Herrn Zea, welcher zuruͤckverufen ist, zu ersetzen. Wir hoffen, daß dies ein Irr⸗ thum ist, denn man meldete ja fruͤher, daß der Köͤnig von Spaniten Dom Miguel sein großes Mißfallen uͤber dessen Betragen zu erkennen gegeben habe. Corvetten und Küsten⸗ schiffe kommen räglich zu Lissabon mit Gefangenen aus Porto an. Porto bleibt ruhig mit zerstöͤrtem Handel und verlasse⸗ nen Straßen: Cbi solitndinem faciunt, pacem a pellant.

Der Courier spricht die Hoffnung aus, der K nig ven Spanien werde den unglücklichen Portugjesischen Fluͤchtlin⸗ gen, welche nach hier eingelaufenen Depeschen nur einen Mo⸗ nat auf Spanischem Gebiet bleiben duͤrfen, erlauben, sich in irgend einem Seehafen einzuschiffen, um einen Zufluchtsort

vor der „eisernen Klaue des Usurpators“ zu suchen. Dem Globe zufolge ist ihnen die Wahl gestellt worden, nach Lugo

gebracht zu werden, oder sich unter Escorte nach Chaves (in Partugen zu begeben, welches letztere ungefähr 20 gethan 3ee1, angse⸗Veie 8

Alle Kaufmanns⸗Briefe aus Porto beklagen bitter gegen die Britische Regterung, wegen der Föhasfaehhs 22 sie hinsichtlich der dortigen Ingenn enhesten bewiesen haben, und man behauptet, daß, wofern e sich nicht zum Einschrei⸗ ten geneigt fühlen sollte, die Verfolgung und Confiscation der Personen und des Eigenthums unserer Landsleute viel weiter getrieben werden duͤrfte. Man aͤußert fortwährend,

daß, welche Verheißungen auch von den Ministern im Par⸗ lamente gegeben worden seyen, sie

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