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druck seiner frommen Gesinnungen za sehen, und eine Unmöglichkeit hinwegzuraͤumen, welche den Herzen getreuer Unterthanen, ihrem geliebten Monarchen gegenuͤber, immer wehe thun muͤsse. Den Beschluß der Bittschrift machen einige allgemeine Betheuerungen der Liebe und Treue der Bischoͤfe fuͤr die heilige Person des Koͤnigs, so wie die Be⸗ hauptung, daß der Monarch keine andern Feinde in Frank⸗ reich habe, als Diejenigen, welche die Geistlichen dazu machen wollten. Die Gazette meint uͤberhaupt, daß die Revolution, worunter sie die jetzt herrschende Parthei versteht, gar keine Ppriester wolle, und daß sie bloß von dem Geiste Diocletians beseelt sey. Der Moniteur giebt einige naͤhere Aufschluͤsse uͤber die wissenschaftliche Reise, welche kuͤrzlich mehrere Gelehrte und Kuͤnstler unter der oberen Leitung des juͤngern Hrn. Cham⸗ pollion von Toulon aus angetreten haben. „Nachdem Se. Majestaͤt“ sagt jenes Blatt, „dem Reiseplane Hoͤchst Ihre Zustimmung gegeben hatten, wurden die Minister des In⸗ nern, der auswaͤrtigen Angelegenheiten und der Marine, so wie der Intendant des Koͤniglichen Hauses mit der Ausfuͤh⸗ rung desselben beauftragt. Der Zweck der Reise mußte noth⸗ wendig das ganze Interesse der Minister in Anspruch neh⸗ men, da er ein Gegenstand der Wuͤnsche aller gelehrten Gesellschaften Europas war. In der That ist man in der Entzifferung der Aegyptischen Hieroglyphen schon ge⸗ nug vorgeruͤckt, und die in den oͤffentlichen Museen sowohl als in den Privat⸗Sammlungen befindlichen Denkmaͤler ha⸗ ben schon genug Aufschluͤsse uͤber die Geschichte, die Reli⸗ gion, den gesellschaftlichen Zustand, die Sitten und Ge⸗ braͤäuche des alten Aegypteys, so wie uͤber die Stufe, auf welcher damals die Kuͤnste im Allgemeinen und namentlich die Zeichnenkunst standen, gegeben, um uns die Ueberzeugung aufzudringen, daß noch manche wichtige Luͤcke in der Ge⸗ schichte des beruͤhmtesten Volkes des Alterthums aus⸗ zufuͤllen bleibt, — eines Volkes, das wir nach den aͤltesten Annalen schon mit den Nationen des Orients und des Oeci⸗ dents, deren erstes Entstehen uns zur Zeit noch unbekannt ist, vermengt finden. Aegypten kann uns daher durch seine Denkmaͤler selbst Materialien zur Ergaͤnzung seiner eigenen, wie zu der allgemeinen Geschichte der Urvoͤlker liefern, und eine solche Ausbeute wird durch einige Kosten, Beschwerden und Zufaͤlligkeiten nicht zu theuer erkauft. Dieselbe Ansicht beseelt unsere Reisende und spornt ihren Eifer an. Nach⸗ dem sie sich schon lange zu einer wissenschaftlichen Expedition vorbereitet hatten, sind sie nunmehr, im Vertrauen auf die Einsichten und den Charakter des ihnen gegebenen Chefs, am 31sten v. M. auf der Corvette Egle, welche zuerst bei Agrigent in Sicilien vor Anker gehen und demnaͤchst nach Alexandrien steuern wird, unter Segel gegangen. Zu Herrn Champollion haben sich als Architekt der durch seine Schrif⸗ ten uͤber Pompeji bekannte Herr A. Bibent, und als Zeichner der bei der General⸗Zoll⸗Direction angestellte Hr. Nestor Lhote, so wie die Herren Salvador Cherubini, Alex. Duchesne, Ber⸗ tin und Lehoux, saͤmmtlich Schuͤler des Barons Gros, gesellt. Herr Lenormand, Inspector bei dem Departement der schoͤ— nen Kuͤnste, benutzt zugleich diese Gelegenheit, um die Denk⸗ maͤler Aegyptens zu untersuchen. Einen nicht minder schaͤz⸗ zenswerthen Zuwachs verdanken die Reisenden dem Groß⸗ herzoge von Toscana, welcher mehrere Italiaͤnische Gelehrte dem Hrn. Champollion beigegeben hat, um dessen Nachfor⸗ schungen zu unterstuͤtzen, und unter seiner Leitung das vor⸗ gesteckte schoͤne Ziel zu erreichen. Hr. Hip. Roselini, Pro⸗ fessor der Orientalischen Sprachen an der Universitaͤt zu Pisa, welcher mit den specielleren Auftraͤgen des Großher⸗ zogs versehen ist, hat den Herrn Gaötan Roselini, als Na⸗ turforscher, so wie den Doctor Alexander Ricci, welcher be⸗ reits in Aegypten gewohnt hat, und die Professoren Raddi ünd Angelelli um sich. Sie sind saͤmmtlich mit den Fran⸗ oͤsischen Reisenden abgesegelt. Dies ist der Verein von Ge⸗ ehrten und Kuͤnstlern, welche zu der Erfuͤllung einer der schoͤnsten Unternehmungen unsers Zeitalters alle ihre Kraͤfte aufbieten werden. Wenn die Umstaͤnde nicht allzu unguͤn⸗ stig sind, so wird das gelehrte Europa ihnen wichtige Docu⸗ mente uüber die Geschichte und die schoͤnen Kuͤnste zu verdan⸗ ken haben, und Frankreichs wissenschaftliche Annalen werden die Reise, welche ihnen eine neue Gelegenheit darbietet, den Namen des Koͤnigs, des Beschuͤtzers alles Ruhmes zu feiern, mit Dankbarkeit der Mit⸗ und Nachwelt aufbewahren.“ Großbritanien und Irland. 9 London, 9. Aug. Es haben vor Kurzem, bemerkt der Morning⸗Herald, verschiedene Conferenzen zwischen dem Gra⸗ fen Ofalia und dem Grafen Aberdeen in Bezug auf die Anspruͤche Britischer Unterthanen gegen die Spanische Re⸗ gierung stattgefunden.
Frage
Ultras erscheinen vermuthlich zu spaͤt, sie
Der Betrag ist festgesetzt und die
betrifft nur noch die Form und Art der Bezahlung. Wir glauben, die in Rede stehende Summe beläͤuft sich bei⸗ nahe auf eine Million Pfd. Sterling, jedoch werden wir das Naͤhere in wenigen Tagen berichten koͤnnen. So sehr auch unsere Tory⸗Blaͤtter, wie der Courier und die Morning⸗Post, sich bemuͤhen moͤgen, das Publikum zu bereden, daß die Minister nicht die Absicht haͤtten, dem Ir⸗ laͤndischen Volke eine drohende Stellung entgegen zu setzen, und daß sie gerade eben so viele Truppen nach Irland ab⸗ senden, als von der andern Seite Abtheilungen der dort stationirten Truppen Befehle zum Abmarsche nach andern Gegenden erhalten, so weiß doch Jedermann hier, was der⸗ malen fuͤr die Freiheiten Irlands zu erwarten ist. Die Ir⸗ laͤndischen Katholiken haben begonnen, verfassungsmaͤßig, und demzufolge vollkommen gesetzlich, ihre Rechte zu rekla⸗ miren. Die Wahl des Herrn O'Connel war in keinem Punkte der Verfassung zuwider, sie wurde, wie die aller an⸗ 1 dern Parlaments⸗Mitglieder unter Autoritaͤt in die Hof⸗ Zeitung eingeruͤckt, und man erwiedert diesen Impuls durch Herausziehung der seit laͤngerer Zeit in Irland stehenden Truppen, um sie durch neue Regimenter zu ersetzen, deren Mannschaft mehr Englisch gesinnt ist. Schon diese Maaß⸗ regel ist hinreichend, die Absichten des Ministeriums zu
erkennen. Irland soll seine Rechte nicht suchen duͤrfen, es soll keine Gesetze vom Kabinette erhalten! Aber unsere
sind nicht mehr im Stande, gegen die Ideen von buͤrgerlicher und reli⸗ gioͤser Freiheit, wie solche in der Schwester⸗Insel sich im⸗ mer mehr entwickeln, mit Erfolg anzukaͤmpfen; sie haben nicht mehr mit den Irlaͤndern als Katholiken, sondern mit Irlaͤndern als einem Volke zu thun, und alle Protestanten Irlands, welche nicht von den fanatischen Magistraͤten der Staͤdte und der Englischen Aristocratie abhaͤngig sind, die vermoͤge ihrer großen Besitzungen auf jener Insel Parla⸗ ments⸗Stellen zu vergeben hat, reihen sich unter die Fahne der Unabhaͤngigkeit von allem ungerechten Zwange. Wir werden bald Zeugen des Schauspiels seyn, daß protestanti⸗ tische fuͤr Irland neugewaͤhlte Parlaments⸗ Mitglieder sich, weigern werden den Eid zu leisten, dessen Ablegung bisher ein Schlagbaum gegen den Zutritt der Katholiken ward, und von diesem Augenblicke nehmen eine wirkliche Trennung Ir⸗ lands und ein Buͤrgerzwist ihren Anfang, wenn sich die Ul⸗ tra-Tories noch lange im Cabinette behaupten, und ihren Eigenfinn nicht beugen. Das voͤllige Stillschweigen uͤber Irland in der Thronrede giebt zu mißtrauischen Vermuthun⸗ gen Anlaß, daß man eine Politik beabsichtige, die mit dem innern Frieden des Landes unvertraͤglich sey.
Im Globe liest man folgenden Artikel: Der Marquis von Anglesey ist, wie es scheint, schon in der Gunst der heftigen Hauptparthei in Irland gesunken und ein Gegen⸗ stand von Angriffen derjenigen Blaͤtter geworden, welche die Gefuͤhle jener Koͤrperschaft aussprechen. Der Zorn der Oran⸗ gisten ist besonders durch ein Rundschreiben aufgeregt wor⸗ den, welches eine Angabe der Waffen und Wohnorte der Neomanry und der in ihrem Besitze befindlichen Waffen und Vorroͤthe verlangt. Diese Maaßregel soll der allgemeinen Meinung zufolge der Entwaffnung und Aufloͤsung des Neo⸗ manry⸗Corps, welches so haͤufig Hrange⸗Prozessionen in Ir⸗ land's Norden angestellt, Meutereien angestiftet und sich dann seiner Waffen bei denselben bedient haben soll, voran⸗ gehen. Weder Lord Anglesey noch das Ministerium, unter welchem er handelt, kann der Partheinahme fuͤr die Katho⸗ liken verdaͤchtig seyn. Was deshalb den Protestanten miß⸗ fallen muß, ist, daß man fuͤr sie nicht Parthei nimmt. Solche Verwaltung als fuͤr England passen wuͤrde, solche Ver⸗ waltung, wie sie ein redlicher Englaͤnder annimmt, will ihnen nicht zusagen. Man muß zugeben, daß es fuͤr die Orange⸗ maͤnner nichts Unnatuͤrliches waͤre, wenn sie erwarteten, die Verwaltung mit den bestehenden Gesetzen im Einklange zu sehen. Sie koͤnnen sich auf die Gesetze als Beweis berufen daß die Katholiken eine Klasse von Menschen seyen, die es nicht verdiene, durch dieselben politischen Rechte geehrt zu werden, wie die Protestanten. Wenn die Gesetze gerecht sind — wenn die Katholiken rechtlich unfaͤhig und fuͤr ewig in diesem Zustande der Unfaͤhigkeit zu erhalten sind, warum (koͤnnen die Irischen Protestanten fragen) sollte die Verwaltung nicht mit allen nicht geradezu gesetzwidrigen Mitteln danach streben, die Parthei zu verstaͤrken, auf welche sie sich der Unterstuͤtzung wegen verlassen muß, und diejeni⸗ gen zu entmuthigen, welche nothwendiger Weise gegen die Gesetze einen Widerwillen empfinden muͤssen? Es scheint wesentlich zur Erhaltung einer Caste zu gehoͤren, welche in dem Genusse ihrer politischen Macht durch die Unfaͤhigkeit des groͤßeren Theiles der Bevoͤlkerung geschuͤtzt werden muß, daß die pri⸗
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