1828 / 221 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ssolches zu beweisen, daß die beiden Verordnungen dem Heile dder Religion zuwiderlaufen, wird in der Denkschrift erklärt, daß die Bischoͤfe keinen Widerstand leisten, aber unthätig. bleiben werden; wir koͤnnen nicht (non possumus!) dies

iist die letzte Erklaͤrung, die man dem Koͤnige abgiebt. Der Staat beruft die Bischöfe, um an der Beaufsichtigung des pöffentlichen Unterrichts Theil zu nehmen; sie verweigern es, weil der Staat ihnen ihre Herrschaft genommen hat. Der andere Grundsatz, auf den wir nicht minder unsere Leser aufmerksam machen, weil er ebenfalls als eine Neueruug in der gallicanischen Kirche, ja im gesammten Christenthume erscheint, ist folgender: die Bischoͤfe haͤtten in der Stille ihres Heiligthums und mit der Klugheit und Einfachheit, welche ihnen anempfoh⸗ len worden, gepruͤft, was sie dem Kaiser, und was sie Gott schuldig waͤren, und ihr Gewissen hätte ihnen geantwortet, ddeaß es besser waͤre, Gott, als den Menschen zu gehorchen. Ist dieses Selbstgespraͤch mit der Gottheit etwa ehrfurchts⸗ voller fuͤr die goͤttliche Majestaͤt, als die Abfassung der Denk⸗ schrift unterwuͤrsig fuͤr die Majestaͤt des Thrones ist? Hat man wohl uͤberlegt, daß um das Evangelium abzuschaffen, es einer andern Macht bedurfen wuͤrde, als der des Episco⸗ pats? Heißt es nicht die Religion bis in ihre Grundveste erschuͤttern, wenn man den alten Grundsatz zerstoͤren will, daß man dem Kaiser geben solle, was des Kaisers ist? Wir sind daher noch immer geneigt zu glauben, daß das Acten⸗ stuͤck, welches solche Ausdruͤcke enthaͤlt, von der Zeitung, die dasselbe bekannt macht, selbst fabricirt worden ist. Wir wuͤnschen es in dem Interesse des Episcopats selbst, dessen Achtung uns am Herzen liegt. Ist die Denkschrift aber wirklich von den Bischoͤfen ausgegangen, so sind wir christ⸗ lich und ropalistisch genug gesinnt, um sie ausführlich zu un⸗ tersuchen, und die verirrten Gemuͤther wo moͤglich auf die rechte Bahn zuruͤckzufuͤhren.“ 8 Das Journal des Debats seinerseits giebt seine Ver⸗ wunderung daruͤber zu erkennen, daß die Gazette die Denk⸗ schrift nur fragmentarisch mitgetheilt hat. „Es leidet wohl keinen Zweifel“, sagt dasselbe, „daß dieses Actenstuͤck sich voll⸗ staͤndig in den Haͤnden Derer befand, die es fuͤr gut fan⸗ den, dasselbe nur auszugsweise mitzutheilen, und wir glau⸗ ben, daß sich nach einzelnen Stellen nicht fuͤglich ein gruͤnd⸗

lliches Urtheil uͤber ein Document fällen lasse, welches durch

seinen Gegenstand sowohl, als durch den Character Derer, die dasselbe unterzeichnet haben, gleich wichtig ist. Es leuch⸗ tet ein, wie leicht die geringste Auslassung den Geist einer Feen Schrift entstellen kann, und dieser Umstand haͤtte enpenigen nicht entgehen sollen, die es uͤbernommen haben, ddie Schrift in einer verstuͤmmelten Gestalt, welche dazu be⸗ rtcechtigt, die Mittheilung nicht fuͤr ganz getreu zu halten, zu drucken. Im Uebrigen, so spricht die Gazette von den Franzoͤsischen Bischoͤfen, gleichsam, als ob sie alle protestirt haͤtten; wir wissen aber bestimmt, daß mehrere von ihnen sisch geweigert haben, an einer Maaßregel Theil zu nehmen, die schon dadurch, daß sie collectiv ist, den Landes⸗Gesetzen zuwiderlaͤuft. Auch hätte die Gazette wohl die Namen der Unterzeichner dem Publikum mittheilen sollen; sie wuͤrde da⸗ durch ihre Behauptung gerechtfertigt haben, daß die Denk⸗ sscchrift nicht von einigen, sondern von allen Bischoͤfen ausgegangen sey. Wir unsererseits werden nicht so uͤbereilt zzu Werke gehen, und um unseren kesern von der Reclama⸗ Aion mehrerer unserer Bischöfe Kenntniß zu geben, werden S wir warten, bis wir uns dieselhe in extenso verschaffen koͤn⸗ nen. Alsdann werden wir sie ohne Bedenken drucken, und die Betrachtungen hinzufuͤgen, welche eine aufmerksame *₰ Durchsicht uns ohne Zweifel eingeben wird.“

Großbritanien und Irland. London, 9: August. Es sind Depeschen von Sir F. Adam hier eingelaufen, welche die wichtige Nachricht brin⸗ g gen, daß Ibrahim⸗Pascha den Wunsch rt hat, Mo⸗ man ihm Mittel

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rea zu raͤumen, unter der Bedingung, da verschaffe, seine Truppen nach Alexandrien zu versenden. Der Courier meldet als Geruͤcht, daß man, um diesem Ver⸗ langen zu willfahren, Dampfschiffe nach dem Mittelmeere schicken werde.

Nachrichten aus Alexandrien bis zum 21. Juni berich⸗ ten, dat, obgleich zu dieser Zeit die Blokade des Hafens dem Pascha und den Bewohnern der Stadt bekannt war,

die Englischen Residenten doch nichts für ihre Guͤter oder

Personen fürchteten. . Der Globe sagt, daß, Prwat⸗Briefen zufolge, . geeblich in der Moldau und Wallachei herrrschende P durch die Süddeurschen Blätter mit sehr großer Uebertrei⸗ 829 dargestellt worden sey, diese sogenannte Pest sey die, regelmaͤßig alle Jahre in jenen Ländern entstehende Krank⸗ et, gegen welche man fruͤherhin nicht für nöthig besunden

habe, einen Gränz⸗Cordon zu ziehen; die außerordentlichen Vorsichts⸗Maaßregeln, welche man jetzt treffe, seyen gaͤnzlich uͤberfluͤssig.

Ein hiesiges Blatt enthaͤlt folgenden Artikel: „Man lies't in den Hamburgischen Zeitungen unter der Rubrik Wien, daß ein Courier durch letztere Stadt mit Depeschen gegangen sey, welche die Ruͤckherufung des Lord Heytesbury von seiner Mission im Russischen Hauptquartier enthielten. Diese Nachricht verdient keinen Glauben. Dieselben Zeitun⸗ gen melden auch, daß man kuͤrzlich in Conferenzen, welche zu London statt gefunden haben, zu dem Entschlusse gelangt sey, den Vertrag von London zur Ausfuͤhrung zu bringen, und daß man diese Resolution dem Admiral Sir Pulteney

Nalcolm mitgetheilt habe. Der genannte Entschluß ist in⸗ deß keinesweges von so neuem Datum als man uns glau⸗ ben machen moͤchte, denn er steht seit der Unterzeichnung des Londoner Vertrages fest.“

Die Ruͤckberufung Sir E. Codrington's, bemerkt die Sun, hat den Kummer aller Offiziere der Franzoͤsischen Flotte im Mittelmeer erregt, und die Franzoͤsische .— thut von Neuem ihre Gefuͤhle kund, indem sie den Offizieren, welche an der Heldenthat bei Navarin Theil genommen ha⸗ ben, neue Ehrenbezeigungen ertheilt, obgleich unsere Regie⸗ rung jenes Ereigniß als „widerwärtig“ bezeichnet hat. ie Englische Nation selbst betrachtet es als eine der glänzend⸗ sten Waffenthaten unserer Seemacht. Der Herzog von Wel⸗ lington findet aber keinen Geschmack an der See.

Der Globe sagt: „Alle Besorgnisse wegen des Em⸗ bargo, welches auf die zu Porto befindlichen Schiffe gelegt seyn sollte, haben aufgehört. Zwei Schiffe, von denen eins am 24., das andere am 31. Juli von dort abgegangen ist, sind angekommen und drei andere Fahrzeuge sind nach an⸗ deren Europaͤischen Haͤfen abgesegelt. ie Englischen Ein⸗ wohner sind uͤberzeugt, daß ihre Personen und ihr Vermoͤ⸗ gen vor aller Cchate sicher sind.“ ¹

Obgleich wir, aͤußert der Morning⸗Herald, fuͤr die Presse alles Verdienst des wachsenden Einflusses, zu welchem sie berechtigt ist, in Anspruch nehmen, so kann dennoch dieser Einfluß durch die aus Parthei⸗Ansichten oder noch unwuͤrdi⸗ geren Gruͤnden entstehende Unbeständigkeit eines Theiles der⸗ selben nur verringert werden. Was kann zum Beispiel ab⸗ geschmackter und unredlicher seyn, als die Art von Doppel⸗ sinnigkeit, welche man in den Aeußerungen uͤber unsere Re⸗ gierung in Betreff des Einschreitens auf dem C te wahrnimmt? An einem Tage sagt man uns u. an spricht weise daß die wahre Politik unseres Landes darin bestehe, uns von allen Aagelegenheiten entfernt zu halten, welche nicht rein Britisch sind, und unsere Huͤlfsquellen zu Rathe zu halten, bis sich eine solche Gelegenheit darbietet, wo wir uns veranlaßt sehen, sie zu gebrauchen; am naͤchsten Tage tadelt man die Regierung ihrer kleinlichen Gesinnun⸗ gen wegen und macht ihr bemerklich, daß sie dieses oder jenes thun müßte und auch wollte, wenn sie nur den Muth haͤtte, es zu unternehmen. Eine solche Sprache, welche mit sich selbst in Widerspruch steht, ist darauf berechnet, die Presse in den Augen aller angesehenen Personen herabzu⸗ setzen. Entweder Einschreiten oder Nicht,Einschreiten ist das Rechte; beides kann nicht richtig seyn; und wer koͤnnte ruhig auf die Geschichte und die Resultate beinahe aller Landkriege, in welche dies Land seit der Revolution von 1688 bis zur jetzigen Stunde verwickelt war, zuruͤckblicken, ohne zu fuͤhlen, daß wir mit Ausnahme eines 2,— Ruhmes ts davon geerndet haben, als Schulden und Auflagen. Wir schaͤtzen uns daher gluͤcklich zu sehn, daß der Herzog von Welling⸗ ton, welcher seiner 12 nach keiner geringen Neigung zum Kriege verdächtig seyn duͤrfte, seit seiner Erhebung zu der jetzt von ihm bekleideten Wuͤrde auf keine Weise den kriege⸗ 8 Geist der Nation zu beleben bemuͤht gewesen st. Wenn diejenigen, welche das Land fremden us wegen in neue Kriege zu stuͤrzen wuüͤnschen, die wahrse schen Er⸗ gebnisse derseilben auf dem Probiersteine fruͤherer Ersahrun⸗

en untersuchen wollten, so wuͤrden sie, wie wir meinen, sich bedeutend von der Raserei abkuͤhlen, welche sie jetzt aufregt und um ihr besseres Urtheil betrügt. Das wahre Interesfe eines jeden Landes besteht darin, die Künste des Friedens zu treiben. Wir kuͤmmern uns deshalb nicht, ob Weisheit oder Vorsicht ob Geschichte oder Schuldenlast die gegen⸗ waͤrtige Rezierung abschreckt, England, wie ihre Vorgaͤnger gethan haben wuͤrden, in Streitigkeiten und Zwiste zu ver⸗

n, die uns Wenig oder Nichts angehn; und trotz der uversichtlichen vollen Voraussagungen, die wir angekuͤndigt ,2 daß „vor Weihnachten ein allgemeiner Krieg in Eu⸗

ropa seyn werde“ fuͤhlen wir uns ü daß dies nicht der Fall seyn, und daß auf 8e, nn. sich in ei⸗