1828 / 222 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

eine Foͤrmlichteit vorgelegt worden war, so durste das Pu⸗ blikum nicht davon durch eine Indiscretion in Kenntniß ge⸗ setzt werden. Auch sind die Bischoöͤfe verwundert gewesen, ihre Protestation in der Gazette zu finden, und wir sind zu der Erklaͤrung ermächtigt, daß dieselbe ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen bekannt gemacht worden ist.“ Die Quo⸗ tidienne steht hiernach im seltsamen Widerspruche mit der Gazette, da diese bei Mittheilung der Protestation erklärt hatte, daß sie dazu autorisirt sey. Alus Toulon vernimmt man, daß der erste Theil der Expedition nach Morea, welcher am 15. d. M. von dort haaus unter Segel gehen sollte, erst zwischen dem 20 ten und 238ten abgehen werde, da die gemietheten Handels⸗Fahrzeuge zur Transportirung der Truppen noch nicht voͤllig eingerich⸗ tet seyen. Die Quotidienne will wissen, daß vor elnigen Tagen der Englische Botschafter in einer Conferenz mit Hrn. v. Rayneval verlangt habe, daß die Regterung die ge⸗ dachte Expedition aussetze, daß Letzterer aber auf dieses Be⸗ gehren nicht eingegangen sey. Das Jeournal du Cvmmerce erwaͤhnt dieses Geruͤchtes ebenfalls. (Vergl. die damit in Widerspruch stehenden Nachrichten des Londoner Couriers unter: Tuͤrkei und Griechenland.) 3 Das Journal des Débats liefert Auszüͤge aus dem kürz⸗ lich erschienenen Budget der Stadt Paris fur 1828. Die Tvrottoirs, mit deren Anlegung in der Hauptstadt der Graf von Chabrol sich gegenwaͤrtig beschäftigt, werden danach, in⸗ sofern man sie auf beiden Seiten der Straße legt, eine Strecke von 180 Lieues einnehmen, da die saͤmmtlichen Pa⸗ riser Straßen eine Ausdehnung von 360,000 Motres haben. Ers sollen dazu feste Steinarten aus der Auvergne, Flandern, der Normandie und der Bretagne genommen werden. Bis jietzt belaͤuft sich erst die ganze Strecke der gelegten Trottoirs auf etwa 1 ½ Lieues. Ein zweites Projekt, womit der Prä⸗ fekt umgeht, ist die Errichtung einer groͤßeren Anzahl oͤffent⸗ licher Springbrunnen, deren Mangel in mehreren Stadt⸗ viertel sehr empfunden wird. Da die Spielhaͤuser, wegen des Ertrages von 5 ½ Millionen, welche dieselben für den öͤf⸗ fentlichen Schatz abwerfen, nicht fuͤglich haben abgeschafft werden koͤnnen, so hat wenigstens die Stadt auf den ihr zustehenden Antheil großmuͤthig verzichtet und man ist dar⸗ hlaauf bedacht gewesen, dem Publikum das Spielen möglichst zu erschweren. Die Sitzungen sind um mehrere Stunden verkuͤrzt worden, und bleiben an kirchenfestlichen Tagen ganz geschlos⸗ sen; man wird ferner in den lelhaͤusern nicht aufgenom⸗ men, wenn man nicht vorher vorgestellt worden ist, was wahrscheinlich so viel sagen will, daß man seinen Namen, Stand und Charakter vorher angeben muß. Ob mit dieser Vorstellung die Oeffentlichkeit verknuͤpft ist, d. h. ob es je⸗ dem Familien⸗Vater, Kaufmann oder Capitalisten, um sich 8* zu uͤberzeugen, ob sein Sohn, Commis oder Schuldner dem Spiele ergeben sey, frei stehe, sich die Präsentations⸗Listen vporlegen zu lassen, geht aus der neuen Einrichtung nicht klar hervor. Nach den gedachten Restrictionen mußte aber nnatuͤrlich auch der Pachtpreis geringer als fruͤher ausfallen; er betraͤgt jetzt in der That nur noch 6,055,100 Fr⸗, woge⸗ gen er sich bisher auf 6,526,600 Fr. bellef. Die Gazette de France melder, angeblich aus dem Jour⸗ 8 nal von Toulouse, daß der Graf v. Villèle, Staats⸗Mini⸗ ster, Mitglied des geheimen Raths und Pair von Frankreich, am gten d. M. in jener Stadt angelangt sei, und daß als⸗ beald Alles, was Toulouse nur irgend an ausgezeichneten Personen in sich fasse, den beruͤhmten Vertheidiger der Mo⸗ narchie besucht habe, um ihm ihren Tribut der Achtung, der CEhrfurcht, der Erkenntlichkeit und der Ergedenheit darzubringen; a der Zulauf sey so groß gewesen, daß viele der Besuchen⸗ dden nicht einmal Zeit gehabt hätten, De. Excellenz mit ih⸗ ren wahren Gesinnungen bekannt zu machen. Großbritanten und and. 1“ London, 13. August. Gestern, am Geburtstage des Konigs, speisten der Herzog von Clarence, der Herzog von Wellington und mehrere andere hohe Personen bei Sr. Maj. in Windsor. Se. Maj. haben. Ihr 67stes Jahr angetreten. 8 Der Courier meldet mit völliger Bestimmtheit, daß Lord Strangford im Begriff stehe, sich an den Hof des Kaisers von Brastlien zu begeben. Dasselbe Blatt enthält folgenden Artikel: „Wenn die 8 S ariser Blättet uns auch keine wichtigen Nachrichten lie⸗ fern, so sind sie doch entschlossen, ihre Unfruchtbarkeit in je⸗ ner Ruͤchsicht durch die Fuͤlle ihrer Bemerkungen uͤber Eng⸗ land und dessen Minister aufzuwiegen. Den Schluüͤssel zu allem ihrem Unmuth haben sie schon aufgewiesen der . .n von Wellington ist Premter⸗Minister. Alle Pariser 121 lätter singen denselden Text zu derselben Melodie. Das ist sehr unterhaltend für uns, besonders wenn wir ihre

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Sprache mit den Voraussagungen und Besorgnissen unse⸗ rer Liberalen wegen der Erhebung des Herzogs von Wel⸗ lington zu seiner jetzigen Stelle vergleichen. Aber fuüͤr alle dergleichen Anmerkungen uͤber unsere Minister giebt es nur einen unveränderlichen Chor: „Wenn Hr. Canning gelebt hätte, wuͤrde er auf diese oder jene Art gehandelt Lanens Da Hr. Canning todt ist, so kann Jeder uͤber den vermuch⸗ lichen Gang seiner Politik philosophiren, wie es ihm be⸗ liebt. Jene Aeußerung erinnert uns an die Gewohnheit der Damen, welche bei ihren kleinen Streitigkeiten mit einem zweiten Ehemanne ausrufen: „O, wenn doch mein erster Mann noch lebte!“ O! wenn Hr. Canning lebte, so wuͤrde er dieses und jenes gethan haben, den Kaiser von Oesterreich hätte er finster angeblickt, Dom Miguel zu Lissabon in seine Rocktasche gesteckt, die Meere von Gibraltar bis Odessa ge⸗ reinigt, Ibrahim nach Alexandrien getrieben und Sorbet und Kaffee mit dem Sultan zu Konstantinopel getrunken! Schließ⸗ lich wollen wir noch einige vom Constitutionnel aufgeworfe⸗ nen Fragen beantworten: Ist die Expedition nach Morea im Einklange mit England unternommen worden? Ja! Hatte sie Rußlands Zustimmung? Ja! Ist sie das Resultat von Maaßregeln, welche zwischen den drei am Vertrage vom 6. Jult Theil nehmenden Maͤchten verabredet wurden? Ja!

a! Ja! 8 2. Sonnabend hatten die Gesandten von Spanten und Schweden und der Marquis von Palmella Geschaͤfte mit dem Grafen Aberdeen im auswärtigen Amte.

Die Herzogin von Kent und Prinzessin Victoria sind am Freitage nach Tunbridge Wells abgegangen.

Der Russische und der Franzoͤsische Botschafter hatten vorgestern eine lange Conferenz mit dem Herzoge von Wel⸗ lington und dem Grafen Aberdeen im auswaͤrtigen Amte.

Lord Hill ist nach Shrewsbury abgereiset.

Viscount Strangford verrichtete gestern im auswäͤrti⸗ gen Amte Geschaͤfte mit dem Grafen Aberdeen.

Der Koͤnigsbote Draffen ist mit Depeschen nach Korsu und Hr. Fricker, ebenfalls mit Depeschen, nach Madrid ab⸗ gegangen.

Einige der Portugiesischen Constitutionnellen, welche nach dem Eindringen der Miguelisten in Porto eine Zuflucht in Spa⸗ nien suchten, haben den Viscount von Itabayana gebeten, ihnen Paͤsse nach Brasilien zu geben, welche derselbe icht verweigern wird. Die Erlaubniß, in Spanien zu bleihen, bemerkt der Courier, gilt nur fuͤr einen Monat. Daß ein gesetzmäßiger Monarch Maͤnner, die fuͤr ihre Treue leiden, so dart behandelt, erregt unser Erstaunen und unsern Un⸗ willen. Wir hoffen, daß man den ungluüͤcklichen Duldern Mittel geben werde, Spanien zu verlassen.

„Welche verschiedene Behandlung“, ruft die Times aus, man in Spanien den beiden Arten von Fluüchtlingen zu Theil werden, welche waͤhrend der letzten zwei Jahre die Graͤnzen uͤberschritten haben! Chaves und seine Anhaͤnger wurden mit offenen Armen aufgenommen und durften so lange bleiben als es ihnen gefiel: und sie waren doch 7 en gegen ihren gesetzmaͤßigen Herrscher, und griffen zu den Waffen, um die Freiheiten des Landes zu zerstoͤren. Die Personen, denen man nur einen damen eil sen Aufenthalt bewilligt, und deren Lage man so e die treuen Unterthanen ihres Köͤnigs und die Feinde der Ufürpation.“

Die nach Spanien gefluͤchteten constitutionellen Portu⸗ iesischen Loyalen sollen sich in Corunna und Ferrol einschif⸗ e. „Der Courier ermuntert die Britten zur Eröffnung. einer Subscription fuͤr jene Ungluͤcklichen.

Der Globe sagt: „Briefe aus Madrid melden, daß der Köͤnig von Spanien im Begriff sey, Dom Miguel als ge⸗ setzmaͤßigen Koͤnig anzuerkennen.“

Der Englische General⸗Consul zu Lissabon, Herr Mat⸗ thews, hat auf eine Anfrage der Britischen Kaufleute geant⸗ wortet, die Verwendung der Britischen Autoritaͤten zu Gun⸗ sten des Sir J. Doyle werde von keinem Nutzen seyn, man muͤsse daher erwarten, welche Maaßregel die Engl Re⸗ gierung ergreifen werde.

Graf Larour Maubeourg, Franzoͤsischer Legations⸗Secre⸗ tatr, ist von Lissabon, in Folge positiver Befehle von Seiten seiner Regterung, abgegangen und mit dem letzten Packet boote nach England gekommen.

In der Grafschaft Tipperary fand vor Kurzem eine feierliche Versöhnung der verschledenen Partheien statt. Die Mitglieder derselben, 4000 bis 5000 stark, versammelten sich bei Golden. Mazor Carter, an der Spitze der Polizei, ließ die Meuterei⸗Acte verlesen. Der Graf von Llandaff entfernte jedoch die Polizei und redete das Volk an, welches ihm mit lautem Freudengeschrei antwortete und erklärte, es wuͤrde

kͤnstighin nur Herrn O Connels Rath solgen und nicht