1828 / 232 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zur Allgemeinen

Preußischen Staats⸗Ze

„+ hatten Rache und Mord freies Spiel. Die Soldaten des 2. Batalllons brachen in das Magazin der 4. Compagnie, verbrannten die Effecten des Capitaͤns, machten unter lau⸗ tem Geschrei ö Sa . ion und die Cartouchen mit den Irlaͤndern. Die —2 Schenken wurden ausgepluͤndert und in einigen Minuten der Erde gleich gemacht; Neger und Voruͤberge⸗ hende fielen unter den Haͤnden der wuͤthenden Rebellen; kurz, das Schlachtfeld ward von letzteren behauptet, wäͤhrend sie sich wechselseitig todtschlugen oder den Messern der gegen sie bewaffneten Neger unterlagen. 8 Die Nacht, die diesem vSr Tage folgte, war Zeuge einer ununterbrochenen Wiederholung von Sce⸗ nen der Völlerei, des Mordes und der Pluͤnderung. Bis jetzt nur auf das Quartier von St. Christophe beschraͤnkt, ward am nächsten Morgen die Stadt zum Schauplatz er⸗ wählt. Die Irländer fingen am 11ten früh, mitten in den ans Lager von St. Anna stoßenden Straßen und hauptsaͤch⸗ lich in der Straße St. Joachim, die groͤßten Excesse jeder Art zu begehen an, wodurch die Bewohner dieser Straßen in solche Verzweiflung gesetzt wurden, daß sie sich gegen die Empoͤrer bewaffneten. Nun begann erst das wahre Blut⸗ bad, und man kann wohl sagen, daß eben so viele Menschen ein Opfer der Trunkenheit als der Rache wurden. Schon seit Anbeginn der Empoörung setzten Se. Maj. der Kalser alles in Bewegung, um die Aufruͤhrer wieder zur Ordnung zurückzuführen; der Militär⸗Oberbefehlshaber gebrauchte alle Mictel um die Disciplin unter ihnen wieder her⸗ zustellen; aber alle Maaßregeln waren vergebens und nicht ener⸗ gisch genug; zweimal lief der General Gefahr sein Leben mitten unter den Rebellen zu verlieren. Die ploͤtzliche Entwickelung der National⸗Militalrmacht am 11ten Nachmittags ermuthigte jedoch die Bewohner der von der Kaufmannschaft eingenom⸗ menen Straßen, die bei der Nachricht von dem Aufruhr in der Residenz und besonders im Lager von St. Anna, ihre Comptoire und Magazine verschlossen und sich vorbereitet hatren, die Waffen zu ergreifen, um ihr Leben und ihr Eigen⸗ thum zu vertheidigen. Die Gegenwart einer regulairen be⸗ waffneten Macht und hauptsaͤchlich der Miliz verscheuchte bald alle Furcht vor der Rebellion einiger Hundert betrun⸗ kenen Irländer. Mitten in diesem beklagenswerthen Zustande wuͤrde eine in allen Stadttheilen angeheftete Proclamation von Seiten der Obrigkeit, außerordentlich dazu beigetragen haben, eine richtige Ansicht von der eristirenden Gefahr zu ehen und die Furcht zu daͤmpfen, die in der Regel eine schlechte Rathgeberin ist; eine solche Proclamation wuͤrde dazu gedient haben, die Vertheidigungsmittel mehr in Ein⸗ dlane,e 2 nhr echen umständem zu bringen. egen 8 ags 8 des 12ten Ee des Platzes, 260 Mann der Flotten⸗Artillerie und Abthei⸗ lungen von Reiterei von Minas und von der Poltzet, unter Befehl des Milttalr⸗Oberbefehlshabers 128 522 Kaserne 3ten Bataillons; die Soldaten des 3n Fremden Waraillons dene h ane Lnwissen Entfernung vom Quartier in Reihe und Glied gestellt und ein unre Amüglge Feuer be⸗ gonnen, wurden aber bis unter die Kase ruͤckgetrieben. Nachdem sie eini Kauer Kaserne zu⸗

semal umsonst aufgefordert worden waren, sich zu ergeben, ah die Nefaüirie, 82 ee nur blind gefeuert hatte, sich genöthigt, scharf zu schleßen.

Die Nacht machte dem Kampfe ein Ende. Zahlreiche Opfer sind gefallen. Bei den Brastlianischen S.e die sich ausgezeichnet tapfer gezeigt haben, beklagt man unter andern den Verlust eines Arrillerie, Sergeanten, den seine

lene Kanone tödtete. Die Irlaänder haben an Todten uͤber 130 Mann verloren; doch hat man bei Untersuchung der Leichname viele gefunden, die durch Dolch, und Messerstiche umgeʒemmen .

m darauf folg orgen ergaben die Irlaͤn⸗ der, welche den größten Theil des Shn 8 aus⸗ machten, und deinahe Alle ohne Waffen waren, den, die Ca⸗ serne belagernden Truppen, und wurden auf der Stelle ein⸗ geschifft. Das Schauspiel einer Menge verstuͤmmelter Un⸗ gluͤcklichen, denen ihre Weiher und Kinder folgten, er⸗ regte in allen Straßen, durch welche sie zwischen zwei Rei⸗

en bewaffneter Reiterei defilirten, das allgemeine Mitleiden. ie Deutschen, die von dem nämlichen Bataillon nur in ge⸗ ringer Anzahl üübrig geblieben sind, indem viele derselben in

waren, haben eine andere Bestimmung erhalten.

Waͤhrend des Angriffs am 11ten auf das Lager von St. Anna, war noch auf zwei anderen Punkten der Kampf aus⸗ gebrochen. Ein Jäaͤger⸗Bataillon, das von Fernambuco an⸗ gekommen und in der Festung Praia⸗Vermelha casernirt wor⸗ den war, hatte, nach Ermordung des Majors Benedicto, gleichfalls angefangen, sich zu empoͤren. Mehr als 1500 Ir⸗ sänder, die sich in derselben Citadelle befanden, hatten ge⸗ droht, sich mit den Deutschen zu vereinigen. Gegen diese wurden Truppen beordert, und da letztere noch im Angesichte der Festung stehen, so behalten wir uns die Schilderung dessen, was sich dort begeben hat, fuͤr unsere naͤchste Num⸗ mer vor.

Die von der Regierung gegen die auf allen 3 Punkten versammelten Rebellen ergriffenen Maaßregeln wurden am Nachmittage des titen rasch in's Werk gesetzt; da indessen die Zahl der National⸗Truppen nicht hinrelchend genug schien, in Verhaͤltniß zu den 85 so ward beschlossen, einen raschen und entscheidenden Schritt zu thun, ohne abzuwar⸗ ten, daß der Zorn des Volks den Erfolg vollstaändig mache; zu dem Ende ließen Se. Kaiserliche Majestat, in Ueberein⸗ stimmung mit den Gesandten von Frankreich und England, die Herren Admirale der Franzoͤsischen und Englischen in Brasilien stationirten Kriegsflotten ersuchen, Ihnen eine An⸗ zahl Truppen zur Disposition zu uͤberlassen. Diesem um 9 Uhr Abends durch den Marquis Cantagallo dem Contre⸗ Admiral Lemarrant am Bord der Fregatte la Surveillante uͤbergebenen Gesuch, folgte die unverzuͤgliche Absendung von 500 Franzosen unter dem Besehl des Fregatten⸗ Capitains Rabaudy, von der Corvette Libio, welche der freien Dis⸗ position Sr. Majestät üͤberlassen wurden. Drei Compag⸗ nieen kamen mitten in der Nacht im Schlosse von St. Chri⸗ stophe an; eine 4te besetzte die Hoͤhen von St. Bento; eine 5te loͤsete im Arsenal die Artilleristen der Kaiserlichen Flotte ab. Ein Corps von 200 Engländern unter dem Befehl des Commandeurs der Thötis, landete am 12ten fruͤh Morgens beim Arsenal, und begab sich geraden Weges auf’s Schloß von St. Christophe, um im Nothfall die Person Sr. Kai⸗ serlichen Majestaͤt zu vertheidigen. Am 12ten stationirten sich drei Kanonier⸗Schaluppen in der Naͤhe der Caserne des 2ten Bataillons. Als Seine Majestat der Kaiser um 3 Uhr Nachmittags, vom Arsenal und von Bottafogo zuruͤckgekehrt waren, ertheilten sie den Befehl, das zweite, in St. Christophe kantonirende Deutsche Bataillon zu blokiren; den Ober⸗Befehl uͤber die Truppen erhtelt der Adjutant Sr. K. Maj., der Brigadier Joaquim Lima. Die Bewachung des Schlosses von St. Christophe blieb den Eng⸗ ländern und den bereits Wache haltenden nicht empoͤrten Deutschen uüberlassen. Die 5 Compagnieen Franzosen, eine Abtheilung reitender Artillerie mit 4 Kanonen, und eine an⸗ dere der Reiterei von Minas, nahmen die ihnen vom Bri⸗ gadier Lima angewiesenen Stellungen ein. Der, aus meh⸗ reren Brasilianischen Offizieren und 4 Ingenieuren bestehende General⸗Stab ward so gestellt, daß er den Befehl zum An⸗ griff rasch mittheilen köonnte. Nicht genug kann man die Thaͤtigkeit der Offiziere von den verschiebenen vereinigten Corps und die Geschicklichkeit des Wenerals loben, der auf einem beschränkten Terrain seine Truppen auf das vortheil⸗ hafteste zu vertheilen wußte. Vor dem Beginnen der Felnd⸗ sellgkeigen schickte man einen Parlamentair an die rebellischen Deutschen ab, welche zur Antwort gaben, daß sie die Ge⸗ sinnung Sr. K. Maj. in Hinsicht ihrer zu wissen, und einige Zeit bewilligt wünschten, bevor sie sich ergaben; letztere war ihnen zugestanden. Nach Verlauf derselben, nach einer Stunde, sandte der General zum zweitenmale den Parlamentatr⸗Of⸗ fizier ab, mit der -ufforderung, gleich, und wenigstens in einer Viertel⸗Stunde, die Waffen niederzulegen, wenn sie nicht wollten, daß er das Zeichen zum Angriff geben sollte. Von 4 Offizieren angeführt, desilirten darauf die Soldaten des 2ten Bataillons in Schlachtordnung vor der Caserne und praͤsentirten die Gewehre vor den Blokade⸗Truppen. Der mit Hurrah⸗Geschrei begleitete dreimalige Ausruf: Es lebe der Kaiser! wurde vom ganzen Bataillon wiederholt, und nach einem wohlausgefuͤhrten Manoeupvre defilirten die Soldaten, compagnieweise und eine von der anderen 100 Schritte entfernt, und streckten die Waffen 50 Schritte vor der Blokade⸗Linie, dem General⸗Stabe gegenuüber.

F 1 der Caserne selbst von den Irlaͤndern in Stuͤcken gehauen