1828 / 237 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ein Frauenzimmer, die nicht mehr in ihrer ersten Bluͤthe ist, so gerade hin und vor aller Welt sein Alter sage? Ich erinnere Sie daran, daß Sie vor Gericht stehen und daß Sie sich, aus Achtung vor demselben, jedes Scherzes enthalten müssen. Nun, nun! ereifert Euch nur nicht! ich will es Euch sagen, ich bin uͤber die Funfziger hinaus; seyd Ihr nun zufrieden? Noch einmal und zum letztenmale, Ma⸗ dame, sagen Sie uns genau Ihr Alter? Genau? Je nun, meine Freunde; ich bin sechszig Jahre alt; jetzt ist es heraus; ich zaͤhle wohl noch drei Jahre und einige Monate mehr, aber dies lohnt nicht, daß man davon spricht.“

Der Doctor Gall ist vorgestern auf dem Kirchhofe des

P. La Chaise in der Nähe der Denkmäler La Fontaines und Molleres beerdigt worden; es wurden am Grabe ver⸗ chiedene Leichenreden gehalten, worunter sich besonders die .— Doctors Broussais durch einen kuͤhnen Aufflug der Ge⸗ danken ausgezeichnet haben soll. Der Redner bemerkte unter andern als eine sonderhare, aber in der gegenwaͤrtigen Zeit nicht unwichtige Thatsache, daß nachdem der Erfinder der Schaͤdellehre sein ganzes Leben hindurch gegen die Feinde der Aufklärung anzukämpfen gehabt, er zuletzt eine Freistaͤtte an einem Orte (Montrouge) gesucht habe, welcher der Sitz des Fanatismus und der ultramontanischen Unduldsamkeit gewesen se Doctor Gall war im Jahre 1758 zu Tiefen⸗ 8 P.s beechan Baden geboren. 3

Der Erzbischof von Bordeauxr hat ebenfalls die 3 geist⸗ lichen Mitglleder zur Beaufsichtigung des Elementar⸗Unter,⸗ richts in seiner Diöcese ernannt. 8⁷

Aus Toulon schreibt man, daß diejenigen Transport⸗ Schiffe, welche am 17ten noch nicht so weit vorgerichtet wa⸗ den, um mit der ersten Abtheilung der Expedition nach Mo⸗

abgehen zu koͤnnen, am 20-sten Morgens unter Bedeckung

beiden Briggs „der Husar“ und „der Comet“ die An⸗ ker gelichtet haben. Tages zuvor war iu den dortigen ce⸗ das Linienschiff „Scipio“, commandirt von dem Schiffs⸗ ut Bougainville, mit hundert und einigen Kranken am Vord, aus Navarin eingelaufen.

Aus Cadix wird vom 1. August gemeldet, daß die Fran⸗ zusischen Kriegsschiffe, welche von Toulon nach Cadirx geschickt mwurden, um unsere Handelsschiffe zu geleiten, durch widrige Westwinde am Eingange der festgehalten werden, so daß fuͤnf Kauffahrer, die nicht laͤnger warten wollten, auf eigne Gefahr ausgelaufen sind.

Ben otestantischen Militalrs von der Garnison sn Toulou kürzlich angezeigt worden, daß sie dem katholi⸗ schen ienste dase nicht beizuwohnen brauchten, und daß ihnen der Besuch ihrer eigenen Kirche auf alle moͤgliche Weise erleichtert werden wuͤrde.

Die de will wissen, daß Lord Strang⸗ ford sich bloß in der Absicht nach Janeiro begeben werde,

um daselbst üͤber die Anerkennung Dom Miguel's als Köͤ⸗

nig von Portugal, von Seiten Dom Pedro's, zu unter⸗

handeln. 1 Großbritanten und Irland. London, 27. August. Vermuthlich werden Se. Maj. est am 23. April des naͤchsten Jahres die neue Koͤnigliche Wohnung im Winsor⸗Schlosse deziehen. Der Windsor⸗Herald meldet, daß der König, der Her⸗ 8 von Wellington und der Herzog von Clarence, trotz der bdankung des eren, welche aus der Unzufriedenheit des 22 von F mit 272 Fesaees Sr. Koönigl. oheit hervorgegangen sey, au reundse

mit einander ständen. schaftlichsten Fuße

Der Morning⸗

der Herzog von

Jenrn Torrens (desse bt

ir Henry Torren essen eben wir ge⸗ 1 meldet haben) wurde im Jahre 1779 in der Stas den 80 geboren, und trat in seinem 14ten Jahre als paͤhnrich in ische Dienste. Seine ersten Lorbeern sammelte er unter Sir Ralph Abercrombie in Westindien, kam im ahre

erald sagt, es sey jetzt gan larence seine Abdankung x171 25

England „und ging bald darauf als Adju⸗ tant General welcher die gegen die Spanar bestimmte Armee co na ortugal, von wo er sich zu der Britischen nach Holland begab. Von

mit seinem Regimente nach Nord⸗

—2 sich kurz darauf von dort zu dem Engli⸗ gerufen. Sohald die Aegyptische Expedition ihren Zweck erreicht hatte, fuͤhrte er das 922 ment, er commandirte, durch die Wuͤste nach dem Rothen Meere, und segelte mit demselben nach Bombap. Kranthelr nöͤchsgte ihn, Indien zu verlassen. Auf seinem 2 nach Europa gelangte er nach Helena, wo ihm das und die Geseüschaft so sehr zuüsagten, daß er dort

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blieb und sich mit der Tochter des dortigen Gouverneurs verheirathete. Einige Jahre nachher ging er noch einmal nach Indien und blieb so lange im False, bis ihn neue Kraͤnklichkeit nach Europa trieb. 1807 machte er den Zug gegen Suͤd⸗Amerika mit. Im folgenden Jahre ernannte ihn der Herzog von Wellington (damals Sir Arthur Wel⸗ lesley) zu seinem Militair⸗Gecretair und nahm ihn mit nach Portugal, von wo er endlich mit dem Herzoge nach Eng⸗ land zuruͤckkehrte. Er war zuletzt General⸗Adjutant und Oberst des zweiten Infanterie⸗Regimentes. Man erzaͤhlt sich unter anderen folgende Anecdote aus dem Leben des Verewigten; Am 2. October 1799 ward bei Alkmar in Hol⸗ land ein heftiges Treffen geliefert, und einige Englische Of⸗ fiziere, unter ihnen Sir H. Torrens, welche glaubten, der Feind wuͤrde sie nach einem so hihigen Kampfe einige Zeit in Ruhe lassen, ritten nach jener Stadt, um den Ort zu besehen und die Seltenheit eines guten Mittagbrotes zu ge⸗ nießen. Waͤhrend die Mahlzeit zugerichtet wurde, setzte sich Sir H. Torrens im Gasthause nieder, um in seinem Tage⸗ Buche einige Anmerkungen zu machen; da er aber den Ma⸗ lor Kemp eiligst in die Stadt sprengen sah, so sprang er schnell auf, um zu fragen, was es gebe. Der Major be⸗ nachrichtigte ihn, daß die Franzosen einen unerwarteten An⸗ griff gegen die Englischen Truppen gemacht haͤtten, und daß die Division, zu welcher er gehörte, sogleich zum Kampfe marschiren muͤsse. Auf diese Kunde bestieg er, ohne zu Mit⸗ tag zu essen oder nur sein Taschenbuch mit 40 bis 50 Pfd, welches er auf dem Tische gelassen, mitzunehmen, augen⸗ blicklich sein Pferd und ritt spornstreichs von dannen. Er kam gerade noch zu rechter Zeit, um sich an die Spitze sei⸗ ner Compagnie zu stellen und sie in die Schlacht zu fuͤhren, in welcher er schwer verwundet wurde. Erst lange nachher konnte er wieder einen Besuch in Alkmar abstatten, und als er in dem Gasthofe, den er so eilig hatte verlassen müssen, abstieg, haͤndigte man ihm seine Paplere und Börse ein, welche man mit gewissenhafter Ehrlichkeit aufbewahrt hatte.

Am 23. August fand zu Dublin eine Versammlung der katholischen Assoclation statt. Das Merkwürdigste, was in derselben zur Sprache kam, ist die schlechte Organisation der Pollzel in Irland. Es gehen auf jener Insel wahre Gräuel⸗ thaten vor, ohne daß sie bestraft werden, weil die Ruhestoͤrer gewoͤhnlich Orangisten sind und die Polizei denselben zuge⸗ than ist. Zu Enniskillen zogen erst vor einigen Tagen die Orange⸗Männer durch die Stadt und schossen unaufhörlich, zu großer Beunruhlgung der Katholiken, die ganze Nacht hindurch geladene Gewehre los, ohne daß die Polizei auch nur Miene machte, diesem Unfug Einhalt zu thun und den Katholiken Schutz angedeihen zu lassen. Aehnlicher und noch schlimmerer Unfug hatte zu Lge statt. In einer Ver⸗ sammlung der Freunde der bürgerlichen und rellgiösen Frei⸗ heit zu Cork, hat Herr O Connell erklärt, er werde den re⸗ volutionalren Geist der Orange⸗Parthei, welche bestaͤndig Empoͤrungen hervorzurufen strebe, durch die Polizei der ka⸗ tholischen Association zu unterdrücken wissen. Eine andere

inrichtung, welche in Irland noch sehr unvollkommen ist und diese Unvollkommenheit hauptsaͤchlich den ewigen Rei⸗ bungen zwischen Orange⸗Maͤnnern und Katholiken und der politischen Nichtigkeit der Letzteren verdankt, sind die Ge⸗ schwornen⸗Gerichte. Die Tipperary Free Tress enthalt ei⸗ nen langen Artikel, in welchem sie aus vielen angeführten Beispielen beweiset, um wie viel höͤher dieses Institut stehen wuͤrde, wenn nicht die ewigen Parthei⸗Zwistigkeiten seine Entwickelung verhinderten. „So groß“, zußert die Mor⸗ ning⸗Chronicle, „sind die Uebel des unnatuͤrlichen Systems, welches wir in Irland aufrecht halten, daß Einrichtungen, welche an andern Orten einen wohlthatigen Einfluß ausuü en, dort nur den Strom der gegenseitigen Erbitterung vergreö⸗ ßern koͤnnen.“

In Bezlehung auf die katholische Frage ist eine, vor kurzem von einem Schottischen Edinburg her⸗ ausgegebene Flugschrift bemerkenswerth. ie fuͤhrt den Ti⸗ tel: „Ein Brief an den Herzog von Wellington, betreffend die zur Emancipatton noͤthigen Sicherheiten.“ Der Verfasser fuͤhrt mit vieler Geschicklichkeit den Satz durch, daß die ein⸗

Ires. 8 der Anhänglichkelt der Katholi⸗ zige wirksame Sicherheit in ten an den Staat bestehe, welcher ihnen Schutz, Gluͤck und Gleichheit der Rechte gewahrt. Diesem Werke zufolge, üͤbt der Papst in Schotrland und England einen weit größeren de ; aus, als in Irland. „Da man sich,“ heißt es darin, „bel der Frage wegen der Sicherheiten vorzuͤglich auf die Prlesterschaften zu beziehen scheint, so darf man nicht ver⸗ gessen, daß die Irische katholische Geistlichkelt ganz anders geformt ist, als die Britische. In Irland ist diese eine re)

gelmäßige Hierarchie, mit einer vom Papste fast unabhaͤngli.