1828 / 242 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Musketenschuß in seinem Arme, dessen Aermel er aufstreifte und nannte den Namen des Regiments, bei welchem er stand,

worauf der Herzog von Wellington seinem alten Kriegs⸗Ka⸗

meraden sogleich ein Goldstück schenkte. Am andern Mor⸗ gen wurde der Herzog von einem unverschämten Menschen angegriffen, welcher behauptete, er sei mit ihm bekannt, denn er habe ihm während der Schlacht von Waterloo ein Glas Wasser gegeben. „Fort Schurke,“ erwiederte Jener, „ich habe in meinem ganzen Leben waͤhrend eines Treffens kein Glas Wasser getrunken.“ Als sich der Betruͤger davon machte, sah ihm der Herzog nach und rief seinen Begleitern zu: „der Kerl ist gewieß niemals Soldat gewesen.)

In einer Morgen⸗Zeitung (den Morning⸗Advertiser) findet sich folgender Artikel: „Das Geruͤcht, daß der Graf Aber⸗ deen die Absicht habe, um seine Entlassung zu bitten, ist vielleicht nicht so ungegruͤndet, als Viele zu glauben scheinen. Die Behandlung, welche er bei mehr als einer Gelegenheit erfahren hat, er, der außer dem Herzog von Wellington und Hrn. Peel der einzige Mann von einigem Talent im Mi⸗ nisterium ist, und der sich in allen Verhältnissen des Privat⸗ lebens durch Leutseligkeit und Freundlichkeit eben so sehr aus⸗ zeichnet, als er sich durch seine Kenntniß der fremden Hoͤfe und durch seinen seinen Geschmack in den Wissenschaften und der Literatur hervorthut diese Behandlung, sagen wir, wuͤrde schon lange Maͤnner von weniger zartem Gefuͤhl als Se. Gnaden abgeschreckt haben; und wir koͤnnen aus glaub⸗ wuͤrdiger Quelle versichern, daß der einzige Grund, welcher den edlen Lord an der Niederlegung seines Amts verhindert, das Verlangen gewesen ist: keine Stöͤrung im Cabinet seines Herrschers zu verursachen. Wir vermoͤgen nicht, zu erfor⸗ schen, bis wie weit das nachherige Betragen des Ober⸗Be⸗ fehlshabers auf Se. Gnaden Einfluß gehabt haben moͤge; aber der Umstand, daß ein Botschafter bei einem fremden

ofe ohne sein Wissen ernannt worden ist, hat wahrschein⸗

sch seinen Wunsch, im Amte zu bleiben, nicht erhoͤht. Wir glauben, in der That, daß die erste Nachricht, welche er von dieser —2 erhalten hat, ihm durch den genann⸗ ten Diplomaten gegeben wurde, als er sich en paszant nach dem auswartigen Amte begab, um seine Instructionen zu empfangen. as das andere Geruͤcht anbetrifft, daß ihm nämlich der Marquis v. Lansdown folgen werde, so koͤnnen wir nur daruͤber bemerken, daß dies moͤglich sey; jedoch be⸗ trachten wir es keinesweges als wahrscheinlich. Die Grund⸗ sätze des Marquis wuͤrden sehr wenig mit denen des Her⸗ zogs von Wellington übereinstimmen, und da er sich sehr wenig begierig nach Aemtern bewiesen hat, die er fuͤglich entbehren kann, so halten wir diesen Theil des allgemein ver⸗ breiteten Gerüchts fuüͤr ungegründet.“

Die ergiebigste Kornerndte in Großbritanien seit 1817 war diejenige vom Jahre 1820, namlich 16 Millionen Quar⸗ ters Die diesjährige Erndte wird sich nur, wie man ver⸗ muthet, auf zwei Drittheile jenes Jahres, naͤmlich auf 10,670,000, und nebst Vorrath von vorjähriger Erndte, (758,007 Quarters) und Einfuhr aus Irland (445,000 Quar⸗ ters) zusammen auf 11,870,000 Quarters belaufen. Nimmt man nun die Consumtion auf 14,470,000 Quarters au, so ergiebt sich ein Deficit von 2,500,000 Quarters. Diese An⸗ gahen sind die des Herrn Jacob, welche indessen auf einem falschen Fundamente gegründet seyn dürften; denn trotz der⸗ selben herrschte am Donnerstage auf dem Kornmarkte ein gaͤnz⸗ licher Stillstand, und niemand wollte bei dem anhaltend schoͤnen Werter und den aus dem Innern eingehenden guͤnstigeren Nachrichten kaufen. Die Preise waren daher fuͤr alle Ge⸗ treide Gattungen nominell.

„Der Mangel an Weisheit in unsern Korn⸗Gesetzen“, sagt der Morning Herald, „wo nicht die Unnuͤtzlichkeit der⸗ selden, hat nie mehr eingeleuchtet als in diesem Augenblicke; denn die durch die niedrigen Preise von beschaäͤdigtem Korn verursachte Durchschnitts⸗Scale ist so trüͤgerisch, daß jene Gesetze in dem Augenblicke, wo sie die Wirkung haben soll⸗ ten, einer Miß⸗Erndte entgegenzutreten, anstatt dessen ei⸗ nes der Uebel, denen sie abhelfen sollen, selbst hervorbringen.“

Die Secretaire und anderen Beamten des Unterhauses haben Befehl erhalten, sich fuür den November zu ihren Geschäͤften bereit zu halren, weil dann das Parlament zu⸗ lammenkommen wird. sagt, es werde alsdann ein Ausschuß gedildet werden, um üder die Anspruͤche der Ka⸗ thollken Bericht abzufassen; darauf werde sich das Haus bis zum Januar, wo die Abstattung jenes Verlchtes ersolgen solle, vertagen.

Das Russische treprise ist mit 332 Portugie⸗ lischen Flüchtl in St. Ives angekommün⸗ Der größte T derselden besteht aus constitutionellen Ca⸗

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vallerie, und Infanterie⸗Offizieren. Sie werden nach Fal⸗ mouth abgehen.

Der Scotsman enthaͤlt einen langen Artikel üͤber die in Canada herrschende Gaͤhrung, welche der von Irland bei⸗ nahe gleichkommt. Die Ursachen derseiben sind diejenigen, uͤber welche schon in der letzten Parlaments⸗Sitzung so viel debattirt wurde, naäͤmlich das Bestreben, den Bewohnern der Colonie die protestantische Religion aufzwingen zu wollen, der Mangel einer von den Einfluͤssen der Sectirer freien Universität, das mangelhafte Wahl⸗System fur die gesetz⸗ gebenden Haͤuser, und die Bemuͤhungen, welche man darauf verwendet, mit aller Gewalt Britische Einrichtungen und Gewohnheiten geltend zu machen.

Von Fayal (einer der Azorischen Inseln) sind Nach⸗ richten bis zum 13. August eingelaufen. In politischer Hin⸗ sicht bringen sie, was die benachbarten Inseln betrifft, nichts Neues mit. Terceira, Fayal, Pica und wahrscheinlich alle Inseln, außer St. Michael, halten fest an Dom Pedro.

Zwei Schiffe, die man fuͤr Kaper haͤlt, hatten Fayal verlassen; das Englische Schiff Bustard hatte von einem derselben die Papiere gefordert, und da diese verweigert wur⸗ den, ist es unter Segel gegangen, um den Fremden zu ver⸗ folgen; das andere Schiff war fruͤher von der Insel abae⸗ segelt. Beide hatten 6 oder 7 Kauffartheischiffe, hauptsaͤch⸗ lich Portuglesische, gekapert.

Die Portugiesischen Constitutionnellen, welche sich zu Portsmouth befinden, werden binnen Kurzem auf den fuͤr sie ausgeruͤsteten Schiffen Minerva, Susan, Lyra und Del⸗ phine nach Brasilten abgehen.

Der Vice⸗Admiral Sir Pulteney Malcolm ist auf dem Wellesley am 25. Juli zu Malta angekommen, und am 2 nach Morea abgesegelt, um Sir E. Codrington ab⸗ zulöoͤsen. .

Der Ausschuß zur Unterstuͤtzung der Spanischen und Italienischen Fluͤchtlinge fordert die Nation von Neuem zur Mildthaͤtigkeit fuͤr diese Ungluͤcklichen auf. Es befinden sich jetzt derselben, jedes Ranges und jeder Klasse, in Lon⸗ don che einzig und allein von der Guͤte der Englaͤnder abhängen.

Es hat hier eine Versammlung zu dem Zwecke statt ge⸗ funden, Mittel ausfindig zu machen, durch welche die Ar⸗ men beschaͤftigt werden koͤnnten. Da die Beschaͤftiqung der⸗ selben in den Manufakturen sehr beunruhigende Resultate gehabt hat, so hat man vorgeschlagen, sie für den Ackerbau zu gebrauchen. Man wird diesen Vorschlag näͤher in Er⸗ waͤgung ziehen.

Die fruͤher schon geaͤußerte Meinung des Polizei⸗Comi⸗ té’s von London, daß die starken Getränke die Sieten derje⸗ nigen aufs aͤußerste verderben und ihre Leidenschaften ent⸗ flammen, denen sie zur Gewohnheit geworden sind, ist jetzt durch das Criminal⸗Comité bestaͤtigt worden. Dem Parla⸗ ment vorgelegten Angaben zufolge, ergtebt es sich, daß nur in den drei letzten Jahren der Verbrauch fremder und in⸗ landischer starker Getkaͤnke auffallend zugenommen hat. Die⸗ ser betrug in den Jahren 1820, 1821 und 1822 im Durch⸗ schnitt in runden Zahlen 11,974,0 Gallons, und in den Jahren 1825, 1826 und 1827 im Durchschnitt 24,540, ℳn; auf 1827 kommen 29, 36, 40, die, wenn man auch nach ei⸗ nem sehr liberalen Maaßstabe 6,000,000 fuͤr fruͤhere Schmug⸗ gelei, die jetzt nicht mehr statt findet, abrechnen wollte, noch immer einen doppelt so starken Verbrauch als im J. 1821 ausweisen. Man hat bei dieser Gelegenheit darauf aufmerk⸗ sam gemacht, ob die Malz⸗ und Bier⸗Taxen nicht den Wer⸗ brauch der starken Getraͤnke vergröoͤßern und zu gleicher Zeit das Brauen im Lande vermindern sollten.

Die in Briefen von Korfu enthaltene (von uns letzthin mitgetheilte) Nachricht, daß 25 Transport⸗ Schiffe mit Le⸗ bensmitteln und Truppen von Alexandrien in Navarin an⸗ gekommen seyn sollen, wird vom Courier bezweifelt, weil Navarin so strenge blokirt sey, daß kein Schiff mit Lebens⸗ mitteln und Truppen in den Hafen einlaufen könne.

Nach den letzten Berichten ans Dublin gewinnt der protestantische Brunswick Clubb täglich mehr Mitglieder und Unterzeichner fuͤr bedeutende Summen.

In einer neulichen Versammlung der Freunde der buͤr⸗ gerlichen und rellglösen Freiheit warf ein gewisser Hr. Mur⸗ phy dem Vorsitzer vor, derselbe habe ihn spöttisch gefragt, wie viel ihm die katholische Associatlon 69 deren Vertheldi⸗ ger er sich aufgeworsen hatte) bezahle? Der Vorsitzer leug⸗ nete, eine solche Frage gethan zu haben und trohte dem An⸗ klͤger, ihn binausbringen zu lassen. Dieser widersetzte sich dem Besehle, worauf sich ein so heftiger Wontstreit under den Versammelten erhob, daß diese, zur grohen Belustigung