1828 / 242 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

2

B“

Senor Castillo aufgesetzt, welcher dabei, wie er sich aͤußerte, die Hoffnung hegte: „daß Patriotismus und Vernunft uüber einzelne Lewenschaftlichkeit triumphiren wuͤrden.“ Er sah

. aber getaͤuscht, und die Sache siel, dem Vernehmen nach,

Zanz anders aus; es blieb daher den Andersgesinnten nichts

übrig, als sich zuruͤckzuziehen, was sie, 18 oder 20 an der Zahl,

kthaten, wodurch die Verhandlungen der Versammlung null

gena⸗Zeitung, kann nur der Mann, welcher Columbia, Peru

uüunnd nichtig wurden, weil 55 Mitglieder erforderlich sind,

um die Beschluͤsse legal zu machen. „Umer so verzweiselten Umstaͤnden, sagt die Cartha⸗

und Bolivia den Klauen der Tirannei entriß, uns vor dem ngewitter schuͤtzen, das uns bedroht. Bolivar bekleidet mit er obersten Staatsgewalt, und mit der Macht, die in sol⸗ en Fällen die Constitution ihm verleiht, ist die einzige Per⸗ on, die den Frieden bei uns erhalten kann. Moͤge er lange * dem Praͤsidentenstuhl sitzen, den er jetzt zur Zufrieden⸗

eit von 3 Millionen Bewohnern einnimmt; und moͤge er seinen elenden Feinden zum Trotz, neue Beweise seines Eifers und seiner Großmuth geben! Das Land bedarf seiner Dienste; und da Volivar sein Befreier, sein Vater und Wiederhersteller ist, so kann er sie nicht verwei⸗

ern.“ Bolivar, dieselbe Meinung hegend, hat auch seine Piens⸗ nicht verweigert. Nicht weit von Bogota entfernt, und wahrscheinlich mit den zu seinen Gunsten beabsichtigten Maaßregeln bekannt, zog er in die Hauptstadt ein, und ward mit einem Enthusiasmus empfangen, der den hoͤchsten Ehr⸗ geiz befriedigen mußte. Auf dem großen Platz war fuͤr die⸗ fen Tag ein Thron errichtet worden, zu dem er im Triumph hingeleitet wurde. Als er ihn eingenommen hatte, empfing er die Gluͤckwuͤnsche der oͤffentlichen Beamten und der ange⸗ sehensten Einwohner. Seine Antwort enthielt die bestimmte E daß er im Lande bleiben, und seinen Entschluß daß er die ihm anvertraute Macht benutzen wolle, um es zu retten und Aufruhr und Anarchie zu unterdrücken.

Es ist aber gleichwohl durchaus nicht gewiß, oh seine Autoritaͤt als Dictator ohne Widerspruch wird anerkannt werden, und besonders von Seiten derer, die in Ocana so veraͤchtlich behandelt wurden. Die Sprache, welche alle Staatsmänner und Zeitungen sich gegen diese erlauben, kann nur dazu dienen, die Flamme immer mehr anzufachen, und ihn, anstatt zum Erhalter des Friedens, zur Ursache allge⸗ meiner Unruhen oder gar einer ferneren Theilung des Lan⸗ des zu machen, von dem der eine Theil sich zu monarchischen Formen bekennen und ihm eine Krone anbieten, und der an⸗ dere sich eine republikanische Verfassung und Regierung er⸗ waͤhlen wird.

In einem Schreiben aus Rio⸗Janeiro vom 22. Junt (im Hamburger Correspondenten) heißt es:

Ein Deutscher Augenzeuge entwirft eine gräßliche Schil⸗ derung der kuͤrzlich hier vorgefallenen Unruhen. Der Obderst des ersten Deutschen Bataillons, del Hoste, mußte unange⸗ kleidet fluͤchten, um der Wuth der Soldaten zu entgehen; dagegen wurde der Major Tioli aufs Grausamste ermordet. Der Oberst des Irländischen Bataillons soll den ungeheu⸗ ren Fehler begangen haben, demselben, um es zu beschwich⸗ tigen, seine ganze Gage auszuzahlen, etwa 8000 Reis an Jeden. Die Irländer eilten sogleich nach den Schenken, detranken sich und begingen die groͤblichsten Excesse. Die Neger, gleich reißenden Thieren, wenn sie einmal aufgebracht sind, stuͤrzten nun uͤber Alles her, was nur weiß war, und selbst die kleinen Neger⸗Kinder riefen: malalos, ma- kalos! (Schlagt sie todt!) Acht Deutsche Soldaten, die, um an dem Aufstande nicht Theil zu nehmen, sich in eine abgelegene Straße zuruͤckgezogen hatten, wurden von 40 Ne⸗ gern uͤberfallen und grausam gemißhandelt; man schnitt ih⸗ nen Nasen und Ohren ab und steckte sie ihnen in den Mund; die Polizei war nichts weniger als auf ihrem Posten, und hatte sich sogar versteckt! Wie ein Segen des Himmels traf es sich, daß das Englische Krlegsschiff Ganges grade am 12ten Nachmittags um 5 Uhr zuruckgekehrt war, und die Franzoͤsische Fregatte la Surveillante ihre Abfahrt auf den folgenden Tag verschoben hatte. Den Deutschen soll Alles bewilligt seyn, was sie verlangten; dagegen ist ein großer Theil der Irlaͤnder verschwunden: man weiß nicht, ob sie todt sind oder sich in die Waͤlder gefluͤchtet haben. Es

seht Leute, die da behaupten, das Arsenal habe selbst den

chwarzen Waffen austheilen lassen; doch berechtigt nichts zu einer solchen Vermuthung. Cinige wollen den ÜUrsprung dieser Schreckensscenen in der geheimen Aufwiegelung einer revolutionatren Parthei finden, die sich auch in der Depu⸗ tirten⸗Kammer ziemlich laut geäußert hat: es scheint indessen, als habe eine Zusammenwirkung mehrerer zufalligen Ursa⸗ chen jene Ereignisse herbeigefuͤhrt.

Nach Briefen aus Lima herrschte in Perugroßer Geld⸗ mangel; das Volk war arm und mithin der Handel in sehr gedruͤcktem Zustande. Heftige Regenschauer hatten durch ihre lange Dauer einige Districte fast gaͤnzlich ruinirt, und den Erndten in Truxillo und Puira großen Schaden gethan.

Die buͤrgerlichen Zwistigkeiten in Mittel⸗Amerika sollen durch einen, unterm 4. Juni zwischen San Salvador und Guatemala ploͤtzlich geschlossenen Friedens⸗Traktat beigelegt worden seyn. Ueber die naͤheren Bedingungen verlautet noch nichts. Die Amerikaner versprechen sich große Han⸗ dels⸗Vortheile von diesem Frieden.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Der Philadelphia Advertiser enthaͤlt folgende Bemer⸗ uͤber Joseph Bonaparte und seinen Aufenthalts⸗Ort zu Bordentown: „Sein Gut erstreckt sich uͤber ein weites Gebiet. Sein Haus ist in Franzoͤsischem Styl, aber nicht glänzend. Sein Land ist wohl bedaut. Er trägt freigebig zu allen oͤffentlichen Verbesserungen bei und ist bei den Dorf⸗ bewohnern sehr beliebt. Er beschäftigt auf seinem Gute so viel Leute, daß sich kaum eine arme Familie an jenem Orte befindet. In der Jahreszeit, wo die Felder bebaut werden, geht er mit seinen Axbeitern hinaus, und hält immer selbst eine zierliche Hacke in der Hand. Fremde nimmt er sehr gastfreundlich auf.“ 1

In New⸗York haben in Folge der fruͤheren Banquerotte von Neuem mehrere Haͤuser fallirt. In den suͤdlichen Staa⸗ ten ist die Erndte gut, in den noͤrdlichen mittelmäßig gewe⸗ sen. Auch in Canada ist die Erndte nur mittelmäßig aus⸗ gefallen. Der General⸗Aufseher ist mit Herrn Goldie und Herrn Davies von Quebek in einem Dampfboote abgegan⸗ gen, um eine Entdeckungs⸗Reise zwischen St. Maurice und dem Saguenay⸗Flusse zu machen.

Haity.

Nach der letzten Nummer des Almanachs von Hayti eschaftige die Regierung 4 Druckerpressen. In Port au Pnice steht eine National⸗Bibliothek 3 Tage woͤchentlich dem Publicum offen; von einer großen in Hagyti befindli⸗ chen Freimauerloge ist der Praͤsident Boyer Groß⸗Protec⸗ tor. In diesem Almanach sind, so wie in den fruͤheren, die, jedem Beamten zukommende Amtstrachten, nach Maaßgabe ihres Ranges und der Behoͤrden in welchen sie dienen, be⸗ schrieben. Die National⸗Repraͤsentanten tragen blaue Roͤcke, weiße Pantalons, bunte Schaͤrpen, Straußfedern, goldene Medaillen, und vergoldete Schwerdter. Auch die Trauer⸗ zeiten sind bestimmt fuͤr einen Ehemann 1 Jahr und 6 Wochen; fuͤr eine Ehefrau 6 Monate; fuͤr einen Onkel und eine Tante 3 Wochen und fuͤr einen Vetter 14 Tage.

L,S 8

8 11

* t .

Inland.

„Kapsdorf, 6. Sept. Vorgestern Nachmittag nach 2 Uhr langten Se. Majestät der Koͤnig hier an, Allerhöchst Dieselben auf Ihrem Wege von Liegnitz hieher durch das e. des 6ten Armee⸗Corps bei dem Vorwerke Beilau gefahren waren. In Kapsdorf wurden Se. Majestaͤt von den bereits versammelten Prinzen und Fuͤrstlichen Herrschaften, so wie von der ganzen Generalitaät und den sämmtlichen zur Tafel befohlenen Stabs⸗Offizieren des Corps, empfangen, wobei das schoͤne Wetter eine große Menge der Einwohner dieser Gegend herbeigezogen hatte. Gestern Morgen um 9 Uhr besichtigten Se. Majestaͤt das en Parade aufgestellte 6te Armee⸗Corps, ließen dasselbe vor⸗ bei defiliren und hiernaͤchst ein Corps⸗Manoeupre ausführen. Der heiterste Sonnenschein erhoͤhte den Glanz und die Feier des Tages, an welchem Zuschauer in unuͤbersehbarer Menge zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß sich versammelt hatten, um ihren allverehrten Landesherrn zu sehen. Se. Majestaͤt geruhten sowohl sgestern, als auch bei dem heutigen Ma⸗ noeuvre, den Truppen Zufriedenheit mit ihrem guten Zustande und der Ausfuͤhrung der Manoeupres, zu erkennen zu geben, und verließen den Manoeuvre⸗Platz, be⸗ gleitet von den SegensWuͤnschen vieler Tausend getreuer Unterthanen, die Ihre Huld erfreut hatte. b