1828 / 256 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Hlulletin Universel, oder Gesammt⸗Journals fuͤr alle

dazu zwingt, dreist in diesen Kampf eintreten, und es wird uns nicht an Erinnerungen mangeln.“

Das Journal du Ther meldet: daß der Minister des Innern den Magistrat der Stadt Bourges ersucht habe, die zu den Festlichkeiten bei der Durchreise der —— von Berry votirte Summe, von 20,000 auf 6000 Fr. erabzusetzen.

Die Lyoner Zeitung meldete unterm 12ten d. M., daß ein Franzoͤsischer Zollbeamter, bei Visitation der von Genf nach Lyon fahrenden Diligence am 4ten d. M. erklaͤrt habe, daß er angewiesen sey, alle ultramontanische Schriften, namentlich auch das Diario di Roma, in Beschlag zu nehmen. In Bezug auf diese Nachricht sagt heute das Journal des Débats: „Prohibitiv⸗Maaßregeln sind von uns nie gebll⸗ ligt worden; am allerwenigsten glauben wir aber, daß diesel⸗ ben in einem verfassungsmaͤßigen Staate auf den Gedanken⸗ Austausch anwendbar seyen. Hierzu kommt noch, daß von allen auswaͤrtigen Zeitungen das Diario di Roma gerade die unschuldigste und am wenigsten dazu angethan ist, der Poli⸗ zei Mißtrauen und Besorgnisse SFen Wir wollten daher Anfangs auch der seltsamen Nachricht der Lyoner Zei⸗ tung keinen Glauben schenken; was diese Nachricht indeß ungluͤcklicherweise zu bestaͤtigen scheint, ist, daß wir heute (15ten) gegen die Gewohnheit das Diario nicht erhalten haben, wogegen die Neapolitanische und die Florenzer Zei⸗ tung uns zugegangen ist.“ Das Journal du Commerce aͤußert sich uͤber den Gegenstand ungefaähr in gleicher Art: „Eine solche Beschlagnahme,“ sagt dasselbe, „scheint uns der Preßfreiheit vöͤllig zuwider; es waͤre in der That seltsam, wenn das Ministerium die Einfuͤhrung fremder censirter Schriften verbieten wollte, waͤhrend die Landesgesetze die freie Circulation aller inlaͤndischen Bücher und Zeitschriften gestatten. Eine solche Willkuͤhr der Buͤüreaukratie, wovon Hr. Franchet uns so viele Beweise gegeben hat, würde nur dazu dienen, die Regierung zu compromittiren, und wir sind daher um so weniger geneigt, dem Geruͤchte der Lyoner Zei⸗ tung Glauben beizumessen, als wir unserer Seits das Diario di Roma heute (15ten) noch wie gewoͤhnlich mit der Post erhalten haben.“

Die vom Baron von Feruͤssac in Paris unternommene Herausgabe des (bereits verschiedentlich von uns erwaͤhnten)

osi⸗ tiven Wissenschaften, scheint sich eines ausgezeichneten Ban. falls zu erfreuen, und zaͤhlt gegen 5000 Abnehmer. Es be⸗ steht in 8 Abtheilungen, die eben so viele einzelne und allein u bekommende Journale bilden, naͤmlich fuͤr Mathematik, Naturwissenschaff, Arzneikunde, Ackerbau, Technologie, Geo⸗ graphie und Reisen, Geschichte, Kriegswissenschaft, und wird nun nach einem erweiterten Plane fortgesetzt, wozu bereits eine Actien⸗Gesellschaft gebildet ist. Zur Herausgabe dieser, den Namen eines Gesammt, Journals verdienenden, Zeit⸗ schrift hielt die Redaction bisher 620 Journale, naͤmlich 10 Astatische, 31 Amerikanische, 52 Schwedische und Daͤ⸗ nische, 45 Russische und Polnische, 10 Schweizerische, 36 Belgische und Hollaͤndische, 48 Italienische, 10 Spani⸗ sche und Portugiesische, 188 Deutsche, 83 Englische, 84 Fran⸗

s* zoͤsische in Paris und 23 in den Departements erscheinende.

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Bei solchen Mitteln kann allerdings etwas bedeutendes ge⸗ leistet werden, und da das Journal zahlreiche Mitarbeiter hat, wird es durch die bevorstehenden Erweiterungen nicht ermangeln, auch im Auslande viel Absatz zu finden, um so mehr, als die Franzoͤsische Sprache von allen Europaͤern, naͤchst ihren Muttersprachen, am besten verstanden wird, und daher vielleicht verdiente, von auswaͤrtigen Gelehrten, die ihre Werke allen Ländern zugänglich machen wollen, der La⸗ teinischen vorgezogen zu werden.

Der Fregatten⸗Capitain Longueville, welcher die Corvette „die Mosel“ fuͤhrt, meldet aus Valparaiso unterm 10. Mai⸗ d. J., daß die von fremden Seefahrern in den Jahren 1793, 1805 und 1806 gesehene Insel Solar und Bomez⸗ im Jahre 1828 abermals von dem Capitain des Schiffes „der Comet“ erblickt worden ist, der ihre Lage 26⸗ 30 süd⸗ licher Breite und 105* 25 westlicher Laͤnge von Greenwich, alfo nicht sehr entfernt von der Oster⸗Insel, angiebt. Auf den besten Karten (wenigstens den Franzoͤsischen) findet sich dieselbe nicht. Der Capitain Montané des Bordeauxer Kauffahrtei⸗Schiffes „Consolation“ will 500 10/ suͤdlicher Breite und 49“ westlicher Laͤnge vom Pariser Meridian eben⸗ falls ein auf Karten nicht befindliches Land entdeckt haben. Der

apitain einer Englischen Brigg hat zwar behauptet, daß dieses angebliche Land nichts alr eine Eisbank sey; allein der Fregatten⸗Capitain Longueville schreibt, daß er sich, nach Zusammenhaltung von Beider Meinungen, doch zu der des erstern hinneige. Sechs Transportschiffe mit Munition und Lebensmitteln

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fuͤr die Expeditions⸗Truppen in Morea, sollten am 10. d. M. unter Bedeckung der Fregatte Atalanta von Toulon aus unter Segel gehen.

„Vor einigen Tagen“ sagt der Constitutionnel, „zeig⸗ ten wir unsern Lesern an, daß Dom Miguels Gesandter, der Graf da Ponte, von demselben ein eigenhaͤndiges Schrei⸗ ben, worin seine Thronbesteigung gerechtfertigt werden sollte, mit dem Befehle erhalten habe, solches der Franzoöͤsischen Re⸗ gierung zu uͤberreichen. Es wird mit Bestimmtheit versichert, daß ungeachtet des dringenden Ansuchens des Hrn. da Ponte, unser Gouvernement sich geweigert hat, das Schreiben an⸗ zunehmen, da dasselbe von einem Prinzen komme, mit wel⸗ chem Frankreich seit dessen letzten unrechtmaͤßigen Handlun⸗ gen, in keiner politischen Verbindung mehr stehe.“

Aus Bordeaux meldet man unkerm 12ten d. M., daß die Herzogin Decazes auf einem Spatzierritte zwischen La⸗ grave und Libourne ploͤtzlich von einer Ohnmacht befallen worden ist, in deren Folge sie einen boͤsen Sturz vom Pferde gethan hat.

In Nantes ist eine neue Wunderthäͤterin aufgetreten, welche, wie wenigstens das Journal du Commerce behaup⸗ tet, daselbst nicht bloß unter der niedern Klasse, sondern so⸗ gar in hoͤheren Cirkeln Glauben findet. Sie nennt sich St. Amour, (wahrscheinlich ein fingirter Name) ist etwa 30 Jahr alt, angeblich die Frau eines hlesigen Officiers, und will göͤtt⸗ liche Visionen haben. Ueber 2050 Kranke und Gebrechliche belagern täglich ihre Thuͤr, ja bringen zum Theil gar die Nacht vor derselben zu um die Heilige (wie sie sie nen⸗ nen) zu sehen und sich wo moöͤglich durch eine Beruͤh⸗ rung mit ihrer Hand heilen zu lassen. Taubstumme und Blinde, Lahme und Gichtische, Alles draͤngt sich um sie, um ihre Wunderkraft zu erproben. Ein dortiger Correspondent des oben erwähnten Blattes aͤußert unter andern: „Sie werden kaum glauben, daß man uͤüberall, an der Boͤrse und im Schauspiel, in den Gerichtsstuben und den Buͤreaur, von nichts als von der Mad. Saint⸗Amour spricht, so daß es kaum mehr Jemand wagt, uͤber ihren goͤttlichen Beruf Zwei⸗ fel zu erheben. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie einer der vornehmsten Einwohner der Stadt, hinter ih⸗ ren Wagen herlief und sie um eine Audienz bat. Ein An⸗ derer hat sie zu Tische gezogen und um Rath gefragt. Die ersten Kaufleute sprechen bel ihr vor. Ich erkenne unsere ernsten Bretagner gar nicht mehr. Auch das Landvolk stroͤmt bereits zur Stadt, um die Heilige zu sehen. Sie wohnt in einer der aͤrmlichsten Vorstaͤdte bei einem Handwerker. 80 ihren Besuchen bedient sie sich eines Fiacres. Fuͤr ihre Ku⸗ ren nimmt sie nichts. Sie giebt sich selbst fuͤr eine Gottge⸗ sandte aus und behauptet, zu der Secte der Illuminaten zu gehoͤren. Vernuͤnftige Leute halten sie indessen fuͤr den Ab⸗ gesandten einer andern Secte, die um Alles gern ihre Herr⸗ schaft wieder erringen moͤchte. Einige Leute wundern sich hier, daß die Behörde dem Unwesen nicht steuert. So lange indessen Mad. Saint⸗Amour nicht die gute Ordnung stoͤrt, so r. sie nicht den Geldbeutel oder die Gesundheit der armen Teufel, welche sich ihren Rath erbitten, in Ge⸗ fahr bringt, gehoͤrt sie bloß vor den Richterstuhl der oͤffent⸗ lichen Meinung, welche schon gefaͤhrlicheren Charlatans das ihnen gebuͤhrende Recht hat widerfahren lassen.

5 Anchhe * Irland.

ondon, 13. Sept. er Morning⸗Herald giebt j folgende Ursachen fuͤr 8e Abdankung des vHenw⸗ —2— rence an: „Der Herzog hatte Befehl gegeben, zwei Kriegs⸗ schiffe nach dem Mittelmeere und die noͤthigen an Sir George Cockburn gesendet. Dieser

etztere wendete sich an die Schatzkammer, um die erforder⸗

lichen Geldmittel von derselben zu erlangen. Der Herzog von Wellington antwortete auf das desfalsige Gesuch: die verantwortlichen Rathgeber der Krone koͤnnten mit jener Maaßregel nicht uͤbereinstimmen. Hierauf reichten Se. Koͤ⸗ nigl. Hoheit sogleich Ihr Entlassungs⸗Gesuch ein.“

Einem hiesigen Blatte zufolge wird Lord Camden in die Stelle des Lord Bathurst, als Praͤsident des geheimen Raths, und der Letztere an die des Lord Ellenborough tre⸗ ten, welcher zum Praͤsidenten des Indischen Amtes, statt des Lord Melville, ernannt ist.

„Die Vorstellungen des Englischen General⸗Consuls zu Gibraltar gegen die Wegnahme des Schiffes Perseverance sollen von dem Kaiser von Marokko mit Hoͤflichkeit aufgenommen worden seyn, so daß man die baldige Zuruͤck⸗ gabe des Fahrzeuges erwartet.

Nach unverbuͤrgten Nachrichten aus Havana vom 20. Juli (in der Times) moͤchte Admiral Laborde nicht mehr lange den Ober⸗Befehl uͤber die Spanische Seemacht behal⸗ ten, weil viele Intriguen bei Hofe gegen ihn kaͤmpfen, und