1828 / 267 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Dinge durch Befreiung des Koͤnigs und des Volks von der uͤberwiegenden Parthei umzuformen, wird von der letztern als eine Rebellion verschrieen. Das bloße Geruͤcht von solcher Absicht bringt auf einmal eine offenbare Vorbereitung zur Feindseligkeit hervor. Die Dubliner Corporation in Irland hat hier den Lord Kenyon nebst dem Herzog von Neweastle zu Bundesgenossen und betrachtet den Herzog von Welling⸗ ton und Lord Anglesea, welche den Koͤnig in beiden Laͤndern reprasentiren, als bereit, eine offenbare Rebellion gegen Kirche und Staat das heißt: gegen das Orange⸗Monopol aller buͤrgerlichen und kirchlichen Aemter, zu beginnen. In Ir⸗ land ist auf der andern Seite noch nicht durch Manufactur⸗ und Handels⸗Industrie eine Klasse von reichen und unabhaͤngi⸗ gen Menschen (außer den Grundeigenthuͤmern und Parlaments⸗ Stimmen⸗Krämern) gebildet worden, wie solche in jeder Graf⸗ schaft, ja fast in jedem Kirchspiele, Englands gefunden wird, und welche zum Beschuͤtzer und Waͤchter der Gesellschaft dienen koͤunte. Politische Macht ist in Irland ven den thaͤtigsten Mitglie⸗ dern einer jeden von den beiden Partheien gehandhabt und gemißbraucht worden. Politische Entbehrungen sind allen Mitgliedern der zwelten dieser großen Partheien auferlegt worden. Der Character des Gesetzes hat den des Kampfes bestimmt. Die eine Parthei bezweckt die Zerstoͤrung des Monopols, die andere dagegen, dessen Aufrechthaltung. Es befinden sich Tausende von Gemaͤßigten auf der Insel, aber noch ist nicht Zeit genug fuͤr den Wachsthum einer dritten arthei vorhanden gewesen, nämlich einer solchen, welche ich an die fortdaueruden Interessen des Staats, ohne alle politische Ruͤcksichten, knuͤpft. Daher giebt es in dem gan⸗ zen Gewebe der Gesellschaft Nichts, was das Zusammen⸗ treffen der beiden sich eifersuͤchtig beobachtenden Massen, welche sich jetzt so furchtbar zum Kampfe vorbereitet haben, aufhalten könnte. Etwas läßt sich aus den Reden der Fuͤhrer der Associarton fuͤr die Beurtheilung der wirklichen Lage des Koͤnigreiches schließen. Vor einigen Wochen meldeten wir, daß, obgleich die Mine unter der Oberflaͤche des ganzen Landes fortginge, die Lunte im Norden angezuͤndet werden wuüͤrde; daß man sich da auf eine Schlacht gefaßt machen muüßte, wo die einander gegenüͤberstehenden Partheien sich am meisten gleich kämen und wo eine derselben begierig sey, den Anfang zu machen; daß es deshalb den kathollschen An⸗ fuͤhrern leicht unmoͤglich seyn moͤchte, das Landvolk des Suͤ⸗ dens und Westens, im Falle einer Herausforderung, von blutigen Kämpfen zurückzuhalten. Hr. Shiel legte seiner letzten Rede dieselbe traurige Ansicht zum Grunde, welche wir so eben ausgesprochen haben. Er versichert, daß, wenn die Orangisten des Nordens katholisches Blut vergoͤssen, es durch eine allgemeine Niedermetzelung der Protestanten an den Orten, wo sie keinen Widerstand zu leisten fahig sind, naämlich im Suͤden, im Westen und in dem Mittelpunkte Irlands gerochen werden wuͤrde. Gott gebe, daß es anders sey, aber wir stimmen mit Hrn. Shiel uͤberein. Nie war eine Organisation so vollstaͤndig, als es die der Irlaͤndischen Katholiken in diesem Augenblicke ist; zwar friedlich in ihrer Haupt,Absicht, haben sie doch ganz militatrische Grundsätze. Sie besitzen eine unzaͤhlbare Masse von Kriegern, unter bekannten Offizieren, mit Abstufungen des Ranges, von einem Mittelpunkte aus geleitet, von einem Gelste beseelt. Dies Alles kann zu jeder Art thaͤtlicher Feind⸗ seligkeit fuͤhren. Daß der Orange⸗Mann, welcher im Ver⸗ haͤltniß an Zahl so schwach ist, einen Kampf, wobei ein Ein⸗ ziger seiner Parthei gegen zehne von der andern fechten müßte, so bereitwillig hervorruft, ist nur daraus erklaͤrlich, daß er darauf rechnet, die Britische Nation in seinen Streit mit zu verwickeln und mit unserer Huͤlfe die fuͤrchterlichen hcenen eines allgemeinen Blutbades und eines gesetzwidri⸗ gen Zwangs zu erneuern, welche mehr als eine Epoche in der Geschichte Irlands auszeichnen. Dies ist der Moment, wo ein Minister, der es gut mit dem Lande meint, auftre⸗ ten und die herannahenden Graͤuel vereiteln muß. Außer der Regierung giebt es keine irdische Macht, durch welche ein Buͤrger⸗Krieg zwischen Katholiken und Protestanten ab⸗ gewendert werden kann. Was die thoͤrichten Rathschläͤge fa⸗ natischer Gutsbesitzer und Stimmen⸗Raͤkler anbetrifft: „die trafgesetze wieder in Kraft zu setzen,“ so moͤge der Him⸗ mel solchen Rathgebern e. denn ste wissen nicht, was sie anrathen. Wenn die Regierung nicht eilig die Versoͤh⸗ nung herbeifuͤhrt, so wird das Volk zum Kampfe schreiten ö. Hoffnung Irland als ein mit uns vereinigtes Koͤ⸗ nigreich zu besitzen, verloren seyn. Wenn Personen, wie der Senhep ven Newcastle, davon sprechen, daß die Katho⸗ siken die Versassung des Kbnigreiches umzustürzen wuͤnsch, ee; nen nie eingefallen seyn, daß es denselben viel 7

en und ihnen vergöͤnnt werde, daran Theil zu nehmen.

danach zu streben, daß die Verfassung beibehal⸗

E.n In Bezug auf den Brief des Herzogs von Neweastle aͤußert sich ein Englisches Blatt solgendermaaßen: Der erzog von Wellington wird augenscheinlich in der naͤchsten

8G eine Aufgabe zu loͤsen haben, die den Beweis lie⸗

fern wird, ob er als Staatsmann eben so fest und aus⸗ dauernd ist, wie er sich als Feldherr gezeigt hat. Von der

Tory⸗Parthei, deren Gesinnung der Herzog von Neweastle

ausspricht, hat er schon bedeutende Fingerzeige erhalten, wie

sehr sie sich in ihren Erwartungen von ihm getaͤuscht findet, und daß er ohne Gnade abgedankt wuͤrde, wenn er sein

System nicht schnell aͤndere. Ohne von irgend einem be⸗

stimmten Schritt zu friedlicher Beilegung der Irlaͤndischen

Angelegenheiten zu sprechen, wird er durch einen nur passiven

Widerstand gegen die katholischen Angelegenheiten jene Par⸗

thei eben so wenig zufrieden stellen. Die Strafgesetze muͤssen

in Irland wieder erneuert werden. Ihm ist es vorgeschrie⸗ ben, die Unzufriedenheit in Irland auf den hoͤchsten Punkt zu bringen, und sie bestaͤndig zu unterhalten, waͤhrend er sich be⸗ müht, den Einfluß Englands auf die Angelegenheiten Europa's zu behaupten. Ob es ihm erlaubt werden wird, die Wiederein⸗ fuͤhrung der Test⸗ und Corporations⸗Acten nicht wieder in Vor⸗ schlag zu bringen, daruͤber verlautet nichts Bestimmtes. Diese

Torys sind fest entschlossen, den Herzog von Wellington ent⸗

weder zu einem sehr großen, oder sehr kleinen Minister zu machen.

Das Schreiben des Herzogs von Neweastle enthaͤlt einen

Punkt, den man nicht uͤbergehen darf, nicht nur weil er un⸗

begruͤndet ist, sondern weil er, als solcher ein Licht uͤber die

wahren Gesinnungen des Schreibers verbreitet. Es ist naͤm⸗ lich die Behauptung, daß unter den Verwaltungen seit Per⸗ ceval's Zeit, die, obgleich weit entfernt alle Wuͤnsche zu erfuͤl⸗ len, gegen das gegenwartige System gehalten, verhoͤhnend waren, die feindliche Stimmung der Nation gegen die Con⸗ stitution und die Kirche zugenommen habe; und daß die

Kraft unserer Einrichtungen im Verhältnisse mit den verhoͤh⸗

nenden Maaßregeln sich verminderen. Nach unserer eigenen

Erfahrung und dem Zeugnisse noch viel besser unterrichteter

Maͤnner, spricht diese Behauptung gerade zu gegen beste⸗

hende Thatsachen. Wenn der bittere Haß einer großen

Masse der Nation gegen Kirche und polktische Institutionen

auch nicht ganz aus England verschwunden ist, so bewegt er

sich doch in einem immer viel engeren Kreis, je guͤnstiger sich die Aussicht zu practischen Verbesserungen zeigen. Auf jeden

Fall ist die Nation, was speculative Meinungen betrifft, be⸗

deutend maͤßiger in ihren Forderungen geworden, als die

Regierung.

Deam Sun zufolge, ist jetzt die Frage wegen der Briti⸗

schen Anspruͤche an Spanien bis auf den Zahlungspunkt

vollkommen beendet.

Die Times legt es bei der Erzäͤhlung des ungluͤcklichen Vorfalls in Exeter⸗Street der Regierung dringend ans Herz, eine verbesserte Obsicht und groͤßere Aufmerksamkeit auf den Zustand der Haͤuser eintreten zu lassen. Die eingefallenen Gebaͤude in jener Gegend der Stadt seyen nicht die einzi⸗ gen, welche schon seit Jahren zusammenzustuͤrzen drohten. Wenn nicht kraͤftige Maaßregeln ergriffen wuͤrden, so habe man von mehreren andern ein Gleiches zu befuͤrchten.

Mehrere der angesehensten Einwohner von Port⸗Louis (Mauritius) haben unterm 13. Mai dem Gouverneur Sir G. Lowny Cole, eine Schrift uͤberreicht, in welcher sie sich, in einer zwar energischen aber achtungsvollen Sprache ge⸗ gen die Vorwuͤrfe auslassen, die der Gouverneur in seiner letzten Proclamation der ganzen Bevöoͤlkerung der Insel in Hinsicht der Beleldigungen macht, die dem Lord Hudson Lowe bei seinem letzten Besuch in Port⸗Louis widerfuhren. Sie sagen, daß einige wenige Personen zufaͤllig und unab⸗ sichtlich dem Lord begegnet waren, und nichts weiter gethan haätten, als ihren Haß gegen ihn auszudruͤcken, was mit⸗ hin durchaus nicht mit der ganzen Nation und mit der Regierung in Verbindung zu bringen sey, in deren Dienste er stehe. Die Verfasser dieser Schrift schließen mit der Versicherung ihrer Treue und Anhaͤnglichkeit an den Koͤnig von Großbritanien, dessen Namen der Gouverneur fuͤr gut befunden hat, durch seinen „Regierungsbefehl“ in diese Sache einzumischen; und geben ihr festes Vertrauen zu er⸗ kennen, daß kein Tadel auf die Einwohner einer Colonie zuruͤckfallen koͤnne, von denen 8 Theile, unter den beste⸗ henden Verhaͤltnissen, so wenig im Stande waren als die Absicht haben koͤnnten, an einem Ereigniß Theil zu nehmen, das den Gouverneur zu einer so allgemeinen Aeuperung seines Mißvergnuͤgens berechtigen konnte.

Deutschland.

Muͤnchen, 27. Sept. Se. K. Hoheit der Kronprinz von Preußen trafen gestern Morgens 5 Uhr hier ein und stiegen bei Sr. Excellenz dem Koͤnigl. Preußischen Gesand⸗

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