* 2 1 5
Der Messager des Chambres stimmt diesen Ansichten völlig bei. „Wir haben alle Ursache zu glauben,“ sagt das⸗ selbe, „daß die Documente, worauf das gedachte Blatt sich stuͤtzt, authentisch sind; es ließ sich nicht fuͤglich etwas Wei⸗ seres und Vorsichtigeres von Seiten des Papstes und unse⸗ rer Geistlichen erwarten; die Absichten eines so frommen und aufgeklaͤrten Fuͤrsten, als Carl X. ist, sind von dem Heiligen Vater erkannt worden, und dieser hat dadurch, daß er der Gottesfurcht des aͤltesten Sohnes der Kirche die Sache nheimgestellt hat, jenen unruhigen Schriftstellern, welche im Namen einer Religion des Friedens und der Eintracht Auf⸗ ruhr und Empoͤrung anstiften wollten, ein großes Beispiel gegeben. Der Gang der Regierung in dieser Sache ist seht einfach gewesen; die Regierung mußte die Landesgesetze in Ausfuͤhrung bringen und die heiligen Rechte der Koͤnigl. Praͤrogative aufrecht erhalten; da spaͤter eine Religions⸗ Frage damit verknuͤpft wurde, so war es ihre Pflicht, sie der Autorität des Papstes zu unterwerfen; dies erheischten Klugheit und Frömmigkeit. Die Regierung hat nicht ver⸗ gessen, daß die katholtsche Religion die Religion des Staa⸗ tes, und daͤß der Papst das Oberhaupt derselben ist. Die⸗ jenigen öͤffentlichen Blaätter, die sich uͤber diesen Re⸗ curs an den heiligen Stuhl wundern, haben nicht hin⸗ läͤnglich erwogen, daß durch Maaßregeln, welche die Aus⸗ führung der Landesgesetze zum Gegenstande hatten, die — nichts weniger als die Religion verletzen, soöndern sie vielmehr vor einem sichtbaren und allgemein gefuͤhl⸗ ten Uebel, nämlich vor jenen, unaufhoͤrlich wiederholten Beschuldigungen bewahren wollte, welche die Gemuͤther beun⸗ ruhigen und die Gewissen truͤben; weit entfernt die katholi⸗ sche Hierarchie verkennen zu wollen, hat die Regierung sich vielmehr aller in ihren Haͤnden befindlichen Mittel bedient, um derselben Achtung zu verschaffen; dies beweist ihr Recurs an den paͤpstlichen Stuhl. Dieses Verfahren, wir muͤssen es laut verkuͤnden, ist dem Koͤniglichen Gewissen unseres Fuͤrsten, nicht sowohl von einer Besorgniß vor einem mate⸗ riellen Widerstande, den die Regierung Kraft genug hatte zu besiegen, als von seiner innigen Ueberzeugung von den Pflichten gegen die katholische Religion eingegeben worden. Plus Zeitungen, welche aus dem von ihnen verursachten Laͤrm großen Vortheil zu ziehen gedachten, die Quotidienne und die Gazette de France, haben all' das Religioͤse was in dem Verfahren der Regierung, und all; das Weise, das
in der Antwort des Papstes liegt, sehr wohl gefuͤhlt;
darum verlaͤugnen sie auch die Macht, von der diese Letz⸗ tere ausgegangen ist); diese Ultra⸗Katholiken verkennen die Autorität des Papstes, wie die Ultra⸗Royalisten juͤngst die Autoritaͤt des Koͤnigs verkannten. Beide Blatter ersuchen demnach die Bischöfe, den Einfluͤsterungen — so nennen sie das Paͤpstliche Schreiben — kein Gehoͤr zu lei⸗ hen; sie berufen sich auf die Rechte der Gallicanischen Kirche, die sich, der Gazette zufolge, nie so sehr, als in der letzten Zeit illustrirt hat; wir uͤberlassen es dem Gewissen des Pu⸗ blikums, eine solche Sprache zu wuͤrdigen. Wie! dieselben Maͤnner, die noch kuͤrzlich die Gesellschaft durch die Einfuͤh⸗ rung einer National⸗Kirche zu erschrecken suchten, fordern jetzt die Bischöfe auf, sich von den Grundsatzen des Roͤmi⸗ schen Hofes loszusagen! und warum? weil diese Grundsäͤtze mit dem Willen des Koͤnigs und den Maaßregeln seiner Re⸗ gierung uͤbereinstimmen. ie Franzöoͤsischen Bischoͤfe werden, wir sind dessen gewiß⸗ dem doppelten Aufrufe der Autoritat des Papstes und der des Koͤnigs entsprechen, und ihre Un⸗ terwerfung wird, mehr als der ihnen angerathene Widerstand eine chrenvolle Epoche in der glorreichen Geschichte der Gal⸗ licanischen Kirche ausmachen.“”“)
De. von der Regierung gefaßte Beschluß, die alte Ca⸗ thedrale von St. Vannes zu Verdun abtragen zu lassen, hatte kuͤrzlich die Quotidienne zu der Bemerkung veranlaßt, daß es schiene, als pb der Revolutions⸗Vanhalismus wieder im Aumarsche waͤre, und als ob die Baumeister sich gegen
„) Beide Ovpositions⸗Blaͤtter naͤmlich, die Quotidienne so⸗ wt eehe Boaerte de France, geben zu verstehen daß, da das eingegangene Schreiden nicht von dem Papste seldst, sondern nur von dem Cardinal Bernetti (dem Staats Sceretair Sr. Heilig⸗ cit) unterzeichnet sey, dasselde auch fuͤr die Französische Geist⸗ lichkeit durchaus keine Autorität baben koͤnne; die Bischofe moͤch⸗ ten sonach um so mehr bei ihrem Widerstande beharren, als es leicht möglich wäre, daß der Inhalt jenes Schreibens üͤber kurz oder lang von Sr. Heiligkeit selbst desavonirt wuͤrde;: der Papst sep, wie aus dem Schretben kar bervorgehe, in die Sache felbst nicht weiter eingegangen, und baue seine Hoffnungen nur guf die Frommigkeit des Köͤmigs: allein in einem verfassungsm gen Staate machten die Minister die Regierung aus, und diesem, nicht mit dem Könige hatten die Bischöͤfe es zu thun.
2
11q1“ 81 * † = „
anlaßt haben, so koͤnnen wir der Gazette in Voraus versi⸗
marschirte, nachdem sie abgeloͤst worden war, durch die T
11““
„ 8 85 8 *
die schoͤnen Kuͤnste gleichsam verschworen haͤtten. Sie wird dieserhalb heute von dem Monitenr zurechtgewiesen. „Haͤtte,“ sagt derselbe, „die Quotidienne sich die Muhe gegeben, vor⸗ her Erkundigungen einzuziehen, so wuͤrde sie erfahren haben, daß die große Baufalligkeit der gedachten Kirche, die dunchaͤus keine Reparatur mehr zuläßt, schon im Jahre 1817 die Nothwendigkeit erkennen ließ, dieselbe abzutragen, und daß man jetzt endlich nicht laͤnger damit zoͤgern durfte, da die Gesimse sich bereits abzuloͤsen anfangen, und die umste⸗ henden Haͤuser beschaͤdigen. Wollte man das gothische Ge⸗ baͤude erhalten, so waͤre nichts weiter uͤbrig geblieben, als dasselbe von Grund aus neu aufzufuͤhren.“ .
Auch die Expedition nach Morea findet, wie alle Maas⸗ regeln der Regierung, in der Quotidienne und der Gazette de France eifrige Gegner. „Man muß“ meint der Messa⸗ ger des Chambres, „einen recht ungluͤcklichen Organismus haben, um Alles zuruͤckzuweisen was den Stempel des Edel⸗ . muths und der Hochherzigkeit an sich traͤgt. Die Expedition nach Morea, jener herrliche Beschluß eines christlichen und Franzoͤsischen Fuͤrsten, findet Tadler und Gegner in Zeitun⸗ gen, die sich ausschließlich fuͤr Vertheidiger des Kreuzes, das man beschuͤtzen will, ausgeben. Man droht uns mit einer Untersuchung, welche die Kammern in ihrer naͤchsten Sitzung uͤber die Verwendung von Summen anstellen werden, die man ab⸗ sichtlich uͤbertreibt, bloß um die Ersparnisse der vorigen Verwal⸗ tung hervorzuheben, da diese uns doch nichts als ein Desicit ver⸗ macht hat. Man muß die Gesinnungen einer Kammer, wo die Grie⸗ chische Sache alle edle Herzen in Bewegung setzt, schlecht ken⸗ nen, um zu glauben, daß ein so großmuͤthiger Entschluß ein — Gegenstand des mindesten Tadels seyn koͤnne. Frankreichs Deputirte werden sich ohne Zweifel erkundigen, ob Alles auch mit gehoͤriger Ordnung und Sparsamkeit vor sich gegangen sey; sie haben dazu das Recht und die Pflicht; was aber die Expedition selbst, und die Gefuͤhle anbetrifft, welche sie vera
chern, daß daruͤber nur eine Stimme herrschen wird.“ öe
Die Gazette de France behauptet, daß man hier von einem Tage zum andern der Bekanntmachung einer Erklaärung— der drei in Korfu vereinigten Botschafter uͤber den Zweck dor Franzoͤsischen Expedition nach Morea entgegensehe. 1
Der Messager des Chambres selbst bemerkt jetzt, daß in den Beschluͤssen der General⸗Conseils (wovon bekanntlich mehrere fuͤr die Wiederherstellung der Jesuiten gestimmt ha⸗ ben) die oͤffentliche Meinung sich nicht ausspraͤche, da meh⸗ rere von ihnen ihr Bedauern uͤber Verfuͤgungen zu erkennen gegeben haͤtten, die in der letztern Zeit gerade von dem Volke mit dem groͤßten Beifalle aufgenommen worden waͤren.
In dem Journal de Toulouse liest man folgenden, aus 1 dem Lager von Petalidi vom 5. Sept. datirten Brief: „So eben geht die Meldung ein, däß sich Koron ohne Aufforde⸗ rung ergeben habe; dasselbe wird wahrscheinlich auch mit Modon und Navarin der Fall gewesen seyn. Wir sind bis unter die Mauern dieser beiden Plaͤtze vorgedrungen, ohne daß man eine einzige Kanone gegen uns abfeuerte. Patras allein moͤchte vielleicht einigen Widerstand leisten: zman sagt, daß einige tausend Tuͤrken sich dort eingeschlossen haben, aber ich glaube, daß sie nicht lange zogern werden, dem Beispiele der Uebrigen zu folgen. Wir haben unser Lager auf den Ruinen mehrerer, vor Kurzem noch bluͤhender und ansehn⸗ licher Staͤdte aufgeschlagen. Calamata, Nisst sind jetzt Nichts als Ascheuhaufen, die ganze Bevoͤlkerung dieser ungluͤcklichen Gegend ist verschwunden. 1
2 Großbritanien und Irland. 3
London, 27. Sept. Der Gouverneur und Unter⸗ Gouverneur der Bank von England haben kuͤrzlich eine lange. Conferenz mit dem Kanzler der Schatzkammer gehabt. Man glaubt allgemein, daß sie sich auf die neuerlich stattgefundene Ausfuhr edler Metalle nach dem Continent und auf die im Falle der Fortdauer dieser Ausfuhren zu ergreifenden Maaß⸗ regeln bezogen habe. Es ist unerläßlich, daß fuͤr das Zu- ruͤckbehalten vieles Goldes im Lande gesorgt werde, da die Landbanken im naͤchsten Fruͤhlinge dasselbe sehr noͤthig haben werden, um die Stelle der kleinen Noten auszufuͤllen. 2
Dieser Tage meldet der Devonport⸗Telegraph, daß im Plymouth ein Offizier vom großen Artillerie⸗Depot in Wool,. wich angekommen sey, um die Kanonen⸗Lafetten auf allen 8 Kriegs⸗Schiffen im Hafen nachzusehen. Im Arsenale befinde sich alles in groͤßter Vollstaͤndigkrit und man halte alles be⸗ reit, um auf der Stelle neun Linien⸗Schiffe ausrüͤsten zu koͤnnen, sobald die Regierung ihrer zu beduͤrfen glauben — —
Ein Umstand, der uns ganz zufäͤllig gewesen 8 h 1 scheint, (heißt es in der Times) liefert einen Beweis von der Reizbarkeit der Dubliner Katholiken. Die Schloßwache
se