1828 / 271 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

S8 . 8 ü8 - * 8 F. Irland unverwandt im Auge zu behalten; und die Irlaͤndi⸗

sschen Catholiken selbst haben wir beschworen, auf constitu⸗ tionelle Weise ihren Antheil an die Constitution zu verlan⸗ gen, um dadurch zu beweisen, wie sehr sie das Gut schaͤtzen, nach dem sie streben. Wenn die Crisis da ist, so fand sie unsere Zeitung

nicht unvorbereitet. 1

8 Wie wir hoͤren haben die Minister der Disposition des Loord Anglesea die Regimenter uͤberlassen, die sich vor eini⸗ gen Monaten nach der Westkuͤste Englands begaben, und . n. die, (wie man es nannte) ein Observations⸗Corps in 11 Bath, Manchester und Chester bildeten. Der Himmel 8 verhuͤte, daß irgend eine positive Gelegenheit sich darbieten ssollte, um ihre Dienste in Anspruch zu nehmen! Doch das Resultat, das man von der letzten Cabinetssitzung verbreitete, heat die sorgfaltigen Beobachter der Zeitbegebenheiten miß⸗ erauisch gemacht. In einem Schreiben an den Herausgeber der Times heeiißt es uͤber die zu Maidstone versammelt gewesenen Pro⸗ ceestanten: „Hr. Canning wuͤrde uͤber diese „Leute in steifer Lceinewand gelacht haben; der Herzog von Wellington wird

iihhren Versuch, die Regierung ins Bockshorn zu jagen, ver⸗ aachten. Diese „Leute in steifer Leinewand“ haͤtten einen, wie der dicke Ritter (Falstaff) war, in Schrecken setzen koͤn⸗ keine Lust zum Fechten hat und der, durch das SGlas seiner Furcht sehend, sich leicht uͤber ihre Zahl taͤuschen kann. Der große Feldherr an der Spitze der Verwaltung läßt sich nicht auf diese Weise taͤuschen. Er sieht, welches

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ihre eigentliche Anzahl ist, und wird sie behandeln, wie sie es verdienen. Auch vuͤrfen sie nicht vermuthen, daß sie durch ihre eitlen Prahlereien, ihre unnuͤtzen Drohungen und ihre heftigen Bannfluͤche gegen Jeden, dessen Meinung in Be⸗ ug auf die Emancipation von der ihrigen verschieden ist,

8 das darzuthun faͤhig sind, um dessen Beweis sie so eifrig be⸗ muüͤht sind ihren Muth, wenn sie von „knietief in Blut Fechten“ sprechen. Waͤhrend sie mit ihren Schatten fechten, 88 4 moͤgen sie immerhin Gegenstaͤnde, die ihnen nicht schaͤdlich verden koͤnnen, zum Kampfe herausfordern. Die Tage des

8 Ritterthums sind vorbei und werden schwerlich durch die Knatchbulls, Winchelseas oder Brydges, die modernen Hel⸗ den des entarteten Kent, wieder herbeigefuͤhrt werden.“

Wenn es keinem Zweifel unterliegt, daß Irland nicht beits zur naͤchsten Parlaments⸗Sitzung in seinem jetzigen Zu⸗ stande von Mißvergnuͤgen und Unordnung bleiben koͤnne, so scheint es eben so gewiß, daß England den groͤßten Theil sei⸗ ner Colonieen verlieren wird, wenn es in Beziehung auf die⸗ selben seine bisherigen Regierungs⸗Prinzipien nicht aͤndert. 88 Wir sind zu sehr daran gewoͤhnt, von officiellen und bei 8 Lefs angestellten Personen Aeußerungen uͤber die Rechte der Krone und uͤber die Interessen der Regierung Sr. Majestaͤt und zwar als Gegensaͤtze der Interessen des Volkes Sr. 8 Maj. zu hoͤren; und ungluͤcklicher Weise bediente man sich 88 . ihrer so oft gegen einen Theil der Koͤniglichen Unterthanen, der mit Eifersucht sein Auge auf den Geist richtet, mit dem ddie Interessen der Regierung Sr. Maj. wahrgenommen wer⸗ 8 den wir meinen die Bewohner der Britischen Colonicen. Noch eine Art von Unsinn findet sich im Geschaͤftsgange mit diesen Colonieen die sonst so haͤufig gegen Nord⸗Amerika gebrauchte Phrase die Interessen des Mutterlan⸗ des. Wenn wir es den Bewohnern der Colonieen immer vorsagen wollen, daß ihr Interesse dem Interesse der Regie⸗ rung und dem des Mutterlandes nachstehe wenn wir ih⸗ ren Klagen nie Gehoͤr geben wollen so werden sie gewiß 3 antworten, wenn nicht mit Worten, so mit Hand⸗ ungen.

In den letzten Jahren sind die Canadier anf eine Art behandelt worden, die sie aufreizen und entfremden mußte. Wir sind weit entfernt davon zu behaupten, als waͤre es jemals die Absicht der Regierung oder des Parlamems ge⸗ wesen, die Canadier in ihren Rechten zu kürzen oder die

Verbesserung ihrer Lage und ihre Wohlfahrt nicht zu beföͤr⸗ ddern. Wir glauben aber, daß eine ungluͤckliche Mischung

von legislativer Unwissenheit und hochfahrenden Benehmens, so wie der Grundsatz der Colonial⸗Beamten, jeden Wider⸗ stand gegen die ausuͤbende Gewalt zu unterdruͤcken in diese schönen Provinzen dieselbe Wirkung hervorgebracht hat, als wären ste schlecht regiert worden, und eine so allgemein ver⸗ breitete unzufriedene Stimmung gegen England aufkeimen ließ, daß nichts als nur eine schickliche Gelegenheit fehlen moͤchte, um eine offenbare Empoͤrung ausbrechen zu sehen.

Ueber die Blokade der Dardanellen spricht sich die Ti⸗ mes in folgenden Worten aus: „Der Fall stellt sich ganz einfach System der Politik, welches die verbuͤndeten aͤchte im Mittelmeere beobachten sollten, hatte die Freiheit Grie⸗

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chenlands zum Zweck. Der Angriff auf die Tuͤrkei, welcher von der Donau her gemacht wurde, ist durch Veranlassung motivirt, die hauptsaͤchlich aus den alleinigen Berechnungen Rußlands zur Pforte herruͤhren. Auf England's Vorstellungen soll, wie man uns versichert, sich Rußland bereit erklaͤrt haben, in dem Mittelmeere keine solche Kriegs⸗Vorbereitungen zu ma⸗ chen, welche fuͤr seinen Feldzug an den noͤrdlichen Graͤnzen der Tuͤrkei, zweckdienlich sein koͤnnten. Die directe Folge einer Blokade der Dardanellen wuͤrde nun aber gerade die seyn, daß die Tuͤrkische Hauptstadt dadurch in ein Elend ge⸗ stuͤrzt wird, welches mehr als zugewiß eine Niederlage ihrer Truppen beim Balkan herbeifuͤhren muß. Wir zweifeln da⸗ her daran, ob die Britische Regierung eine solche Blokade, die Aushungerung von Konstantinopel und die Unterwerfung der Tuͤrkei zugeben darf. Wenn der Zustand der Griechi⸗ schen Frage eine so starke Maaßregel, als die Blokade der Dardanellen ist, noͤthig machte, so wuͤrde dieselbe eben da⸗ durch gerechtfertigt seyn, indessen werde sie alsdann eine vereinter Act der verbuͤndeten Regierungen, nicht der einer einzelnen von ihnen seyn muͤssen.“ 8

Dasselbe Blatt aͤußert uͤber Sir E. Codrington: Kein Offizier befand sich je in einer schwierigeren Lage und er⸗ fuͤllte dennoch die Absichten der Regierung und die Wuͤnsche seiner Landsleute vollstaͤndiger, als Sir E. Codrington. Ob unser alte Bundesgenosse, der Tuͤrke, durch die Stärke der Argumente oder durch die Schwere unseres Eisens genoͤthigt werden sollte, sein Betragen unserem Wunsche gemäaͤß ein⸗ zurichten, die Schwierigkeit, mit einem Ibrahim zu thun zu haben, war dieselbe, und die Materialien, mit welchen Sir Edward ans Werk gehen mußte, bestanden aus den einan⸗ der widerstreitendsten Elementen. Nur seine Maͤßigung, Urtheilskraft und Einfachheit des Characters konnten eine solche gegenseitige Achtung und Herzlichkeit unter den drei Befehlshabern der combinirten Flotte moͤglich machen, als seiner Zeit zum Gelingen der Sache noͤthig und nuͤtzlich war. Doch, was waren die Schwierigkeiten, welche Sir E. Co⸗ drington im Auslande zu bekaͤmpfen hatte, im Vergleich mit denjenigen, welche uͤber ihn von seinem Vaterlande her her⸗ einstuürmten und welche aus Parthei⸗Streitigkeiten und per⸗ söͤnlicher Eifersucht hervorgingen, welche unserem Staate wenig Ehre machen? Sir Edward hat sich die Achtung un⸗ serer Nebenbuhler erworben; er hat den mit ihm kaͤmpfen⸗ den Barbaren niedergeschmettert; die Raͤumung Morea's und die Herausgabe der Griechischen Gefangenen haben den Ruhm seines Vaterlandes und seinen eigenen auf die hoͤchste Stufe emporgetragen, und nur das Geschrei, die Verwir⸗ rung und die Eifersucht dreier auf einander folgender Ver⸗ waltungen bringen es endlich dahin, ihn zu einem Leben der Unthaͤtigkeit, wenngleich nicht der Ruhmlosigkeit, zu ver⸗ dammen. 1

Wie sehr sich auch, äͤußert die Times, die Minister be⸗ muͤhen moͤgen, ihre in Bezug auf Portugal befolgte Politik zu entschuldigen, so werden doch selbst ihre kuͤhnsten Anhaͤn⸗ ger nicht behaupten, daß dieselbe von der Beschaffenheit ge⸗ wesen sey, Englands Charakter emporzuheben, die Zahl nr⸗ ner Freunde in fremden Laͤndern zu vermehren, oder endlich, Großbritanien weniger dem Tadel seiner Feinde auszusetzen. Wenn man sich auf die geringste Spitzfindigkeit berufen konnte, um Großbritaniens Hande zu binden und Dom Mi⸗ guel uebst seinen Organen zu ermuthigen, so ließ man die Gelegenheit nie voruͤbergehn. Die Englischen Minister ha⸗ ben Alles gethan um ihre Politik so zu lenken, daß ihre sowohl als ihre Unterlassungen die Sache Dom Miguels beguͤnstigen mußten. Allein unter den widerwaͤrti⸗ gen Wirkungen dieses Systems war eine, auf welche dessen Urheber offenbar nicht gerechnet haben. Sie verwarfen die Meinungen der Geistvolleren und Aufgeklaͤrteren unter ihren Landsleuten, aber sie erwarteten nicht, daß ihre Beweggruͤnde gerade von denjenigen am wenigsten gebuͤhrend anerkannt wuͤrden werden, deren Sache sie unterstuͤtzten, und daß man ihr passives Betragen gegen Dom Miguels Person und Regierung nicht einer gewissenhaften Achtung seiner Rechte, sondern der bloßen Gewalt der Ohnmacht zuschreiben wuͤrde. Was der, dessen Absichten das Cabinet beförderte, fuͤr dasselbe fuͤhlte, daß laͤßt sich fast von dem Tage an wahrnehmen, an welchem er in den Besitz der Krone kam. Indem er. Sir J. Doyle und Herrn Young festnehmen ließ⸗ bedankte er sich dadurch auf eine charakteristische Weise fuͤr das Lob, welches Lord Aberdeen der Freundschaft Dom Miguels fuͤr die Briti⸗ sche Nation, gespendet hatte. Wie sehr diese Hintansetzung der Englischen Wuͤrde das Englische Volk erbitterte, sieht man aus den vielen haͤufigen an Lord Aberdeen ergangenen

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