zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Nr.
EEEE
’“ * e EEeEe1nqp.‘‧
8
—67—.
Lissabon verhindern koͤnnen? Wir zogen unsere Truppen zu⸗ ruͤck, weil sie ihren Zweck erfuͤllt hatten. Wir haͤtten sie aber dort lassen sollen, um Dom Miguel, dessen feindliche Stimmung gegen die Charte und die liberale Parthei be⸗ kannt war, mit dem Bajonet zu zwingen, die Charte zu re⸗ spectiren. So spricht eine Parthei, die uͤber einen Britischen
Kinister aufgebracht ist, welcher der Ueberbringer der Charte war, weil sie aus diesem Umstande folgert: wir haͤtten den Plan 52 einem unabhaͤngigen Volke, das zu unseren treuesten Verbuͤndeten gehoͤrte, eine Regierungsform und eine Constitution vorschreiben zu wollen.
Es sind, aͤußert der Courier, mit Bezug auf den (gestern bereits von uns mitgetheilten) Artikel der Times, in Ruͤck⸗ sicht der Brasilianischen Blokade einige falsche Vorstellungen verbreitet worden, welche zu berichtigen, nothwendig ist. Es ist nicht wahr, daß England den Verlust einer ungeheuren Anzahl von Schiffen und von Waaren bis zum Betrage mehrerer Millionen in Folge der Blokade von Buenos⸗Ayres geduldet habe. Ob die Vereinigten Staaten sich jener Blo⸗ kade unterwarfen oder nicht, geht uns Nichts an. Was Frankreich anbetrifft, so kuͤndigte die Franzöͤsische Regierung nur ihre Absicht an, eine Flotte nach Rio zu senden, und nach Ankunft derselben wurde die gefordete Genugthuung gegeben. Sollten wir gleich auf einmal zu dem Aeußersten, zum Kriege, greifen? Giebt es keine anderen Mittel, Ent⸗ schaͤdigung zu erlangen, welche freundschaftlicher und unsern Verhaͤltnissen zu einer befreundeten Macht angemessener sind? Wir haben zuerst freundliche Maaßregeln zur Anwendung gebracht. Sollten sie fehlschlagen, so werden wir allerdings unsere Zuflucht zu anderen nehmen. Aber auf jeden Fall werden unsere Kaufleute volle Entschädigung erhalten. Ueber die Blokade im Allgemeinen scheint man irrige Begriffe zu
ben. Wir haben immer unsere Kaufleute von Blokaden, welche fremde Maͤchte anstellten, in Kenntniß gesetzt. Da⸗ durch erkennen wir aber die, eine solche Blokade anordende, Regierung noch nicht an, sie sei de jure oder de facto. Es wird den Kaufleuten bloß gesagt, daß sie ihre Fahrzeuge und Waaren der Wegnahme und Consiscation aussetzen, wofern sie die Blokade verletzen, und daß ihre Regierung im Falle eines solchen Ereignisses nicht die Restitution oder Heraus⸗ gabe des Genommenen erzwingen kann, weil die Anstellung einer Blokade nicht hinreichenden Grund gewaͤhrt, Krieg anzukuͤndigen. Wenn die Regierung diese Warnung unter⸗ lüecze, so wuͤrde man ihr Vorwuͤrfe machen und Schadlos⸗ haltung von ihr verlangen. Um dies zu vermeiden, giebt sie von solcher Blokade eine Nachricht, die nichts Politisches, und keine Anerkennung der (dieselbe veranlassenden Regierung Beziehung auf die Blokade der Dardanellen bemerkt der — Zwei Wege waren unserer Regierung in Hin⸗ sicht der Blokaͤde der Dardanellen oͤffen — der eine war der, sie ruhig Statt finden zu lassen, der andere der, sich ihr zu widersetzen und einen Krieg zu wagen. Die Voraussetzung, als hätten wir die Mittel nicht, Krieg zu fuͤhren, waͤre durch⸗ aus laͤcherlich, und doch liegt etwas Ungewoͤhnliches darin, diesen kriegerischen Rathschlag von Privat⸗Personen herkom⸗ men zu sehen. — Lange schon, und leider mit nur zu gutem Erfolge, haben diese sich bemuͤht, das katholische Landvolk mit der heftigsten Sprache zur Rebellion zu verleiten. Und jetzt werfen sie der Regierung vor, daß sie nicht mit Rußland Krieg anfängt, wäͤhrend sie zur selben Zeit behaupten, Ir⸗ lands Zustand sey so, daß es unmoͤglich waͤre, einen Krieg wagen. Sie empfehlen hier eine Maaßregel und versichern — zugleich, 875 unausfuͤhrbar sey. — Es mag der Na⸗ tur einiger Schriftsteller ganz gemäß seyn, andere Regierun⸗ ee auf Kosten ihrer eigenen zu erheben. Wir wuͤrden es onst viel natuͤrlicher gefunden haben, mit dem Tadel gegen die Britische Regierung nicht zu voreilig zu seyn. Denn wie siehen die Sachen eigentlich.? Rußland hatte sich mit uns zur Wiederherstellung der Ruhe in Griechenland verbunden. Nachdem es in diese politische Maaßre⸗ gel eingegangen war, küͤndigt es der Tuͤrkei den Krieg an. — Wir erklären unserer Seits die Unmoͤglichkeit, zur Befreiung Griechenlands mitzuwirken, ohne daß es seiner Kriegsrechte im Mittellaͤndischen Meere entsage. Spaͤ⸗ ter siehet sich dasselbe jedoch seiner Seits zu der Erklaͤrung veranlaßt, daß es nothgedrungen sey, von seinen Kriegsrech⸗ ten Gebrauch zu machen. Der Graf von Aberdeen erklart:
e11e““ 2. “
„bevor der Kaiser nicht dem Charakter einer kriegführenden
Macht im Mittellaͤndischen Meere entsage, koͤnnen die bei⸗
den Neutralen unmoöͤglich den Tractat mit der im Kriege be⸗ griffenen Macht halten.“ Se. Kaiserliche Majestaͤt thaten, was man wuͤnschte, und unsere Flotte handelte mit der sei⸗ nigen in Gemeinschaft. Die Umstaͤnde machen andere Dis⸗ positionen von Seiten Rußlands noͤthig, und unsere Flotte muß sich von der seinigen trennen. Ob wir haͤtten weiter gehen sollen, ist eine andere Frage, auf deren Beantwortung wir nicht noͤthig haben, uns einzulassen — der Rath in⸗ dessen, Krieg anzufangen, steht denen schlecht an, die sich von dem Glauben nicht trennen koͤnnen: daß wir zum Kriege außer Stande seyen.“ .
„Wir wuͤnschen uns dahin zu verstaͤndigen,“ sagt die Morning⸗Chronicle, „daß wir bei der festen Meinung blei⸗ ben, daß der Herzog von Wellington sehr klug daran that, das Land nicht in Krieg zu verwickeln.“”“ „Wir sind davon uͤberzeugt,“ setzt dasselbe Blatt hinzu, „es kann unserer Wuͤrde keinen Eintrag thun, daß wir nicht die Schiedsrich⸗ ter der Zwistigkeiten anderer Nationen seyn wollen.
In einem andern, diesen Gegenstand betreffenden Arti⸗ kel bemerkt dieses Blatt, unter Mehrerem: Vom Schwar⸗ zen Meere her konnten die Tuͤrken keine Kriegsmunitionen erhalten; aber die Unterbrechung der Communication auf jener Seite war von keinem Nutzen, so lange die Durch⸗ fahrt durch die Dardanellen offen war und Zußuhr von Korn und Kriegsbedarf aus Aegypten und aus andern Haͤfen er⸗ halten werden konnte. So war der Kaiser eines großen Mittels beraubt, seinen Feind zu ermuͤden und zum Frieden geneigter zu machen. Außerdem hatte die Kenntniß davon, daß er seine Kriegs⸗Rechte im Mittelmeere aufgegeben habe, den Sultan veranlaßt, alle seine Truppen von den Forts und den Kuͤsten der Dardanellen zu entfernen und seine Haupt⸗Armee damit zu verstaärken. Wir wissen, daß es Leute giebt, welche meinen, wir haͤtten nicht in die Blokade einwilligen, sondern lieber einen Krieg mit Rußland wagen sollen. Was wir zu thun hatten, war, uns selbst conse⸗ quent zu bleiben. Wir haben nicht in die Blokade einge⸗ willigt. Bis jetzt ist noch keine foͤrmliche Ankuͤndigung an uns ergangen. Nur Se. Maj. Absicht ist verkuͤndet wor⸗ den, und diese Anzeige haben wir zu Lloyd's befoͤrdert.
Das Schiff Spartiate von 74 Kanonen hat Befehl er⸗ halten, nach dem Mittelmeere abzusegeln.
Sir Pulteney Malcolm hat Sir Edward Codrington abgeloͤst, welcher gegen Ende des August seine weiße Flagge auf den „Wellesley“ steckte, um sich nach Malta zu begeben.
Nach dem Courier wird der Contre⸗Admiral Sir Gra⸗ ham Stamond bestimmt dem Admiral Gage im Commando der Britischen Escadre in Indien folgen.
Das Packet⸗Boot „Salamander“ ist aus Brasilien an⸗ gekommen. Der HOesterreichische Gesandte beim Hofe von Brasilien, Angerstein, befand sich auf demselben.
Das Packetboot Sandwich ist aus Lissabon in Falmouth angelangt. Es hat den Marquis von Larradia, der als Ge⸗ sandter nach Rom geht, Dom Joao Almeida, Sir John Doyle, Capitain Johnson, Herrn Sampico und mehrere Ar dere mitgebracht.
Laut einer Nachricht im Courier, waͤre der Krieg zwi⸗ schen den Bewohnern von Guatimala und S. Salvador von Neuem ausgebrochen. 2
Die Eigenthuͤmer der Londoner Universitaͤt hielten vor kurzer Zeit eine Versammlung. Es befanden sich unter den⸗ selben der Herzog von Sommerset, Lord Sandon, Lord John Russel, Dr. Lushington ꝛc. Das Universitaͤts⸗Gebaͤude ist jetzt so weit fertig, daß der Unterricht in demselben beginnen kann. Hr. Campbell wird uͤber die Geschichte der Literatur Vorlesungen halten; die Professuren fuͤr Geschichte, Logik, Moral und politische Philosophie sind noch unbesetzt. Die medicinischen Klassen sind am 1. October eroͤffnet worden. Herr Brougham zeigte der Gesellschaft durch ein Schreiben an, daß Kränklichkeit ihn verhindert habe, zugegen zu seyn.
Herr Bell hat am 1. October seine erste Vorjejanng uͤber Chirurgie und Physiologie in der neuen Universität gehalten.
Unter den Anwesenden befanden sich Sir J. Mackintosh;
Dr. Lushington, Herr Hume, Herr Spring Rice und Ge⸗ neral 2n. 6 .
Nachrichten aus Cadix vom 12. Sept. zufolge, werden die Franzoͤsischen Truppen am 20sten Ere⸗ ha⸗
E. 272.
2