1828 / 273 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Nr. 273.

Deutschland.

Stuttgart, 5 Oet. Ihre Majestäten der Koͤnig und die Koͤnigin erhoͤheten die, am 29. Sept. zum elftenmale seit seiner Entstehung begangene Feier des landwirthschaftlichen Festes zu Kannstadt, durch Allerhoͤchst Ihre Gegenwart, un⸗ erachtet die Witterung jene weniger beguͤnstigt hatte. Nach⸗ dem Se. Maj. der Koͤnig unmittelbar nach Allerhoͤchst Ihrer Ankunft auf dem, mit vielem Geschmack und wieder mit neuer Abwechselung dekorirten Platze die verschiedenen Thier⸗ Gattungen und aufgestellten technischen Gegenstaͤnden besich⸗ tigt und Allerhoͤchst Ihrer Aufmerksamkeit gewuͤrdigt hatten, begann die Preis⸗Austheilung auf die besher uͤbliche Weise, an welche sich sofort das gewoͤhnliche Pferde⸗Wettrennen an⸗

schloß. 4

Baͤlle, Taͤnze, Illumination, Feuerwerke beschlossen den festlichen Tag, und am folgenden Tage fanden noch Belusti⸗ ungen durch Vogelschließen, Kunstreiter, Seiltaͤnzer, Was⸗ ꝛc. statt.

Freiburg, 1. Oct. Gestern trafen Se. Koͤnigl. Hoh. der Prinz Christian von Daͤnemark mit S-n. von Genf kommend, hier ein, und setzten heute Ihre Reise nach Kopen⸗

hagen fort.

Spanien.

Die Quotidienne theilt aus Madrid vom 22. Sep⸗ tember Folgendes mit: Man sprach seit einigen Tagen da⸗ von, daß der Kriegsminister in Ungnade gefallen sey, und derselbe war, am vergangenen Sonnabend, als er sich nach dem Escurial begab, um mit dem Koͤngge zu arbeiten, be⸗ reits auf seine Entlassung gefaßt. Es ist noch nichts Amtliches daruͤber bekannt gemacht; es hieß, der Gene⸗ ral San⸗Juan sey zum Nachfolger des Herrn Zambrano bestimmt. Die Reglierung soll den General⸗Capitain von Arragonien, St. March, ermaͤchtigt haben, Maaßregeln zu treffen, welche die Gaͤrtner zwar nicht von dem Zehnten fuͤr Gemuͤse gänzlich freisprechen, ihnen aber die Zahlung erleichtern. Die Ruhe der Provinz ist dadurch hergestellt. Herr Antonio Ugarte wollte Anfangs nach Valladolid, dann nach dem Escurial gehen, und den Koͤnig um eine Audienz bitten, hat aber den Befehl erhalten, nach seiner Vaterstadt zuruͤckzukehren.

Am 1. Hct., als dem Jahrestage der Befreiung des Koͤ⸗ nigs aus Cadix im Jahre 1823, wird ein Bataillon Koͤnig⸗ licher Freiwilligen im Escurial den Dienst versehen; dieses Batalllon hatte gestern Parade und zeichnete sich durch gute Haltung aus.

Der Herzog von Alba, welcher unter dem Koͤnig Jo⸗ seph in der Buͤrger⸗Miliz und unter den Cortes unter den freiwilligen Milizen diente, hielt vor Kurzem um das Com⸗ mando des Regiments der Provinzial⸗Milizen von Monterey an. Einer der Hofleute, der gerade im Zimmer des Koͤnigs war, machte die Bemerkung, daß der edle Herzog, wenn er das Regiment erhielte, keine seiner alten Uniformen werde brauchen koͤnnen. Dieser Scherz war vielleicht die Ursache, daß der Herzog eine Fehlbitte that. Der Spanische Gou⸗ verneur von Cadix, Hr. Aymerich, hat den Posten eines Ge⸗ neral⸗Capitains der Balearischen Inseln ausgeschlagen. Mit naͤchstem October wird im Tollegium der Jungfrau Maria von Arragonien ein Katheder fuͤr Philosophie nach dem Muster des fruͤher dort vorhandenen errichter. Nach⸗ richten aus Malaga zufolge hat der Gouverneur der Stadt, General Manso, den Sanitaͤts⸗Gesetzen gemäß, befohlen, fünf bis sechs Individuen von einem Schiffe, das, von Gibraltar kommend, in den Hafen einlaufen wollte, zu er⸗ schießen, die Waaren zu verbrennen, und das Schiff selbst zu versenken. 1

De Corregidor von Madrid versieht die Geschaͤfte eines General⸗Polizel⸗Intendanten, welche nach dem Sturze Re⸗ cacho's der Zustizminister Calomarde uͤbernommen hatte.

er General, Capitain von Katalonien, Graf Espanna, Chef der Garde⸗Infanterie, hat als solcher ein Reglement uͤber den Eintritt der Officiere von der Linie in die Garde und umgekehrt erlassen; koͤnnen die Obersten der Armee nie als solche in die Garde eintreten, da diese Stellen den Oberst⸗Lleutenants der Garde vorbehalten bleiben. adrid, 21. Sept. Den neuesten Lissaboner Zei⸗ tungen zufolge hat Dom Miguel eine allgemeine Aushebung im ganzen Königreiche angeordnet; alle Unterthanen vom

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16ten bis zum 60sten Jahre werden zu den Waffen 8 I Manche halten die Ankunft der Donna Man ö.

und die Abaͤnderung ihrer Reise⸗Route, welche beweise, da die Englaͤnder sich fuͤr die junge Koͤnigin interessiren, fuͤr den Grund dieser Maaßregel. Der allgemeinern und richtigern Ansicht nach ist jedoch diese militairische Ruͤstung eine bloße Großsprecherei Dom Mignel's, der unmoͤglich die Kosten eines solchen Unternehmens bestreiten kann, da er schon für die noͤthigsten Sraats⸗Beduͤrfnisse zur Freigebigkeit des Vol⸗ kes seine Zuflucht nehmen muß. Diese Bekanntmachung wird auch nicht die geringste politische Wirkung hervorbrin⸗ gen, da der Geldmangel und der auch im Ganzen traurige

Zustand Portugals hinlaͤnglich bekannt sind. Briefe 9 Santaader melden die Ankunft einer Spanischen Fregatte und zweier andern Kriegsschiffe derselben Flagge. Der Gou- verneur des Flcce⸗ hat die Schildwachten auf den ge.

sten Posten der Festungswerke verdoppelt und auch das Ge⸗ schuͤtz verstaͤrkt. Er soll diese Anordnungen aus Furcht vor Algierischen Corsaren getroffen haben, die neulich in der Nahe der Kuͤste einige Franzoösische Fahrzeuge genommen v Die Einwohner von Santander sind durch diese riegerischen Anstalten in lebhafte Unruhe versetzt worden. 2 Das Journal des Débats schreibt aus Barcelona vom 24. Sept.: Unser General⸗Capitain, Graf Espanna, ist in groͤßter Eile nach Tortosa abgegangen, welches zum weiten Male von starken Banden aus Nieder⸗Catalonien edroht wird, die sich in der Naͤhe dieses Platzes gesammel haben. Man hegt den gegruͤndeten Verdacht, daß die Haͤup⸗ ter dieser Unruhestifter in Tortosa selbst zu suchen sind. Den Agraviados soll ihr letzter Angriff auf Peniscola gelungen seyn, und sie sich der Festung bemaͤchtigt haben. Waͤhrenrnd dieser Ereignisse in Nieder⸗Catalonien werden die ausgezeich, netsten Liberalen, unter dem Vorwande von versch ss mn und Buͤndnissen, verfolgt, und vor den Thoren unserer Stadt organisiren sich Haufen von Agraviados, die stets der. gleichen Verfolgungen . Vor seinem Abgange nach Tortosa soll der General Espanna in Montsuich einen Mann, Namens Joseph Sans aus Reus ohne gerichtliches Verfahren und Urtheil haben erschießen lassen; er war ein vertrauter Freund des Grafen Mirasol, und besorgte dem⸗ selben zahlreiche Auftraͤge bis nach Figueras. Nachrichten aus Griechenland. Die Pariser Blaͤtter geben Nachrichten von der Expe-⸗ dition in Morea, welche zwar saͤmmtlich nicht uͤber den 10. Sept., und die von uns bereits in Nr. 270 der Staats⸗ Zeitung mitgetheilten Ereignisse hinausreichen, aber interese sante Details uͤber den Zustand und die Operationen der Ar⸗ mee enthalten. Wir theilen solche daher nach der Reihefolge ihres Datums mit: 5* Brief eines Matrosen von der Fregatte „Echo““ an seine Familie: 8 Auf der Rhede von Navarin, am 6. Sept. 1828. Wir kreuzten auf der hohen See vor Navarin und w⸗-⸗- ren die ersten, welche dem Admiral das erste von Toulon kommende Geschwader 22983 Es war am 28. August um 7 Uhr Morgens. Die zweite Sendung langte am 31. August an. Vor der Ankunft der Expedition fanden der Franzoͤsische so wie die anderen Admirale fuͤr noͤthig, di Einfahrt in die Bai von Navarin zu erzwingen. Wir be wirkten dieselbe am 26. Aug., ohne Widerstand zu finden, indem die Tuͤrkischen Forts nicht auf uns feuerten. Die Schiffe der drei verbuͤndeten Maͤchte gingen sodann auf hie⸗ siger Rhede vor Anker. Diese Rhede, welche ungefaͤhr die Gestalt eines Hufeisens hat, ist ,— mit Franzöoͤsischen, Russischen, Englischen und Tuͤrkischen Fahrzeugen angefullt, und die Menge der Schiffe wie die Mannigfaltigkeit der Flaggen gewaͤhrt den schoͤnsten und imposantesten Anblick. Das Aegyptische Geschwader ist am 2. Sept. hier eingelau fen; die Gesammtzahl der Tuͤrkischen Fahrzeuge betraͤgt un-⸗ gefaͤhr vierzig, man erwartet aber mit jedem Tage noch einig dreißig Schisse aus Aegypten, auf welchen sich Ibrahims Truppen einschiffen sollen. Von den drei Bothschaftern der verbuͤndeten Maͤchte, die am 20sten vorigen Monats in Korfu angekommen sind, befinden sich getzt der Franzoͤsis⸗ 4 und Englische hier. Graf Guilleminot ist auf der Fregatte Juno. Morgen fruͤh werden sie sich am Bord des Admiral⸗ Schiffes versammeln, um die Schwierigkeiten, welche Ibra⸗

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him gemacht hat, zu beseitigen. Ich befuͤrchte aber sehr, daß

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