1828 / 275 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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troffen, wird sich jedoch heute nach Compidgne begeben und

daselbst bis zum 17ten verweilen. Der Herzog von Bor⸗

wird bis zum naͤchsten Sonnabend in Saint⸗Cloud eiben.

Der gestrige Moniteur enthaͤlt eine (bereits in Nr. 244 der Staats⸗Zeitung im Auszuge mitgetheilte) Koͤnigl. Ver⸗ ordnung vom 31. August wegen Reorganisation des bisher hier bestandenen Vervollkommnungs⸗Rathes des Conservato⸗ riums und der Kunst⸗ und Gewerbschulen.

Der Messager des Chambres aäußert sich uͤber die von der Gazette de France heftig angefochtenen Festmahle, welche die liberale Parthei ihren Deputirten bereitet, in folgender Art: „Es ist seltsam, daß man gewisse Wahl⸗Ovationen, die uͤbrigens unter der 8 Verwaltung eben so haͤufig, eben so ungezwungen und eben so geraͤuschvoll waren als un⸗ ter der jetzigen, der Regierung zur Last legen will. Kann man den Waͤhlern wehren sich zu Gastmahlen zu vereinigen und Meinungen auszusprechen, die wir gewiß nicht billigen, aber deren Verkuͤndigung man nicht wuͤrde hindern koͤnnen ohne in eine erbaͤrmliche Inquisttion zu verfallen? Und was hat die Regierung von dergleichen Dessert⸗Wuͤnschen und aufruͤhrerischen Toasts zu befuͤrchten? Wir haben mehr Ver⸗ trauen in die Staͤrke der Regierung, als jene Furchtsame von Profession und wir besorgen nicht, daß dergleichen Liba⸗ tionen ihr Gefahr bringen koͤnnten. Uebrigens sind diese Versammlungen gar nichts Neues; nicht zum ersten Male ist Herr von Lafayette in Meaur festlich bewirthet wor⸗ den. Warum schwieg denn damals das ministerielle Blatt? warum ergriff das Ministerium nicht selbst Maaßregeln um einem Gebrauche zu stelꝛern, den die jetzigen Redactoren der Gazette ein großes revolutionaires Aergerniß nennen. Sie sahen also damals in dergleichen Festmahlen nichts als eine jener Gewohnheiten unter einer verfassungsmaͤßigen Regie⸗ rung, wie sie in England ebenfalls bestehen. Warum denken sie denn heute anders?“

Eben dieses Blatt macht in seinem neuesten Blatte auf die merkwuͤrdige Veraͤnderung aufmerksam, die sich in der Sprache der Quotidienne seit dem Antritte des jetzi⸗ gen Ministeriums zugetragen hat. „Man wird sich viel⸗ leicht noch erinnern,“ außert dasselbe, „welche Kunstgriffe dieses Blatt damals anwandte, um die neuen Minister, ab⸗ wechselnd durch Tadel oder Lob, dahin zu bringen, sich auf Maͤnner von seiner Parthei zu stuͤtzen, wie aber das Ministerium, um seine Unabhaͤngigkeit zu bewahren, alle jene Anerbietungen standhaft zuruͤckwies. Seit diefer Zeit hat die Quotidienne nicht aufgehoͤrt dem Ministerium alle und jede Grundsaͤtze abzusprechen, warum, weil es die ihri⸗ gen nicht befolgen wollte, und ihr seitdem stets zunehmender Opposttions⸗Geist laͤßt sich sonach aus ihrem Verdrusse leicht erklaͤren. Das Ministerium ist jetzt in ihren Augen ein Schmeichler des Liberalismus, ein Sklave der Revolution; es hat nicht Kraft genug das Uebel zu beherrschen, sondern laͤßt sich von demselben beherrschen, und was der leichen mehr ist. Wir fragen aber nochmals: was nennt die Quotidienne Repolution? Aufrichtig gesagt, versteht sie darunter nichts als die Charte und Alles, was durch sie geheiligt worden ist: Die Gewissens⸗Freiheit, das Petitionsrecht, die Gedanken⸗ freiheit. Wer sonach die jetzige verfassungsmaͤßige Ordnung der Dinge verdammt, kann natuͤrlich auch kein Freund eines

dinisteriums seyn, welches sich, mehr wie alle seine Vor⸗ 82 die Erfuͤllung unseres Grundvertrages angelegen eyn laͤßt. Weil dieses Ministerium sich genau an der Charte haͤlt, behaupten jene kleinen Geister, daß es gefäahrliche Zu⸗ gestaͤndnisse mache, da doch die von demselben veranlaßten Gesetze nichts als Folgen der Charte, als Verbesserungen

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sind, die bisher verkannt oder vertagt worden waren. Das Ministerium also, das Ihr in Eurer Bedanken⸗Verwirrung,

dem Resultate Eures ersten Vorurtheils gegen die Verfassung selbst einen Sklaven der Revolution nennt, ist nichts als ein Sklave seiner Pflichten, die ihm vorschreiben, dem Koͤ⸗ nige in dem Sinne der von ihm selbst dem Volke zuer⸗ kannten Freiheiten zu dienen. Wollten wir nun jene Oppositions⸗Maͤnner auffordern, uns doch die monar⸗ chischen Grundsätze, die angeblich verletzt worden seyn

llen, zu erklaͤren, so wuͤrden s selbst es nicht koͤnnen. Und zer sind die Grgane derselben? die Gazette und die Quoti⸗ dienne, Blaͤtter, die sich fuͤr royalistisch ausgeben und die Presse taglich mißbrauchen, wovon das eine die vorige Ver⸗ waltung noch vertheidigt, das andere sie beschuldigt, das eine den Herzog von Richelieu als einen Revolutions⸗Mann, das andere den Vicomte v. Chateaubriand, als einen Atheisten be⸗ zeichnet. Es ist noch nicht lange her, daß dag eine dieser Blaͤtter sogar das andere als revolutionair verschrie; ja noch heutiges

Tages erklaͤren die Royalisten der Quotidienne die Royalisten

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der Gazette, oder, was auf eins hinauslaͤuft, die Anhaͤnger des Vill ⸗leschen Systems, fuͤr Feinde der Monarchie; und die Royalisten der Gazette ihrer Seits schildern unausgesetzt wieder die der Quotidienne als Feinde des Thrones, Ver⸗ raͤther und Abtruͤnnige. Was ist aus dem Allen zu schließen? Dieses, daß der Royalismus sich nicht in Cotterieen zeigt, die nicht wissen, was sie sagen, noch was sie denken, sondern daß er in dem Herzen des Volkes liegt, und daß man als Muster dieses Volkes alle solche Staatsmaͤnner betrachten muß, die ihren Koͤnig, die Verfassung und ihr Vaterland lieben.“*

Das diplomatische Mittagsmahl, welches der Kaiserlich⸗ Oesterreichische Botschafter vorgestern, als am Namenstage seines Monarchen, gab, bestand aus 42 Counverts. Die fremden Botschafter, Gesandten und Geschäͤftstraͤger, ferner die dirigenden Staats⸗Minister, die großen Hofchargen und einige andere ausgezeichnete Fremde waren dazu eingeladen Herr von Rayneval brachte die Gesundheit des Kaisers von

sterreich, und der Graf von Appony die des Koͤnigs von Frankreich aus. Nach beiden Toasts spielte das Musikchor der Gardes⸗du⸗Corps resp. das Oesterreichische und das Fran⸗ zoͤsische Volkslied.

Die Akademie der schoͤnen Kuͤnste hielt gestern Nach⸗ mittag um 3 Uhr unter dem Vorsitze des Herrn Thévenin ihre Jahres⸗Sitzung. Herr Quatremdre de Quincy eroͤffnete dieselbe mit einer historischen Notiz uͤber das Leben und die Werke des ausgezeichneten Bildhauers, Barons Lemot. Dem⸗ naͤchst statte Hr. Garnier einen Bericht uͤber die von den Koͤnigl. Pensionnairs in Rom eingesandten Gemäaͤlde ab, die im Palaste der Akademie der schoͤnen Kuͤnste aufgestellt, in diesem Jahre aber fast sammtlich nur hoͤchst mittelmaͤßig ausge⸗ fallen sind, weshalb auch Herr Garnier in seinem Vortrage den Schuͤlern der Maler⸗Akademie in Rom nicht sowohl Lob spendete, als sie zu einem Fortschreiten in der Kunst aufmunterte. Nach Beendigung seines Berichts erfolgte ie Vertheilung der Preise. Ein einziger zweiter großer Maler⸗Preis wurde einem gewissen Jourdy aus Dijon zuerkannt. Demnaͤchst wurden zwei Bildhauer, zwei Architectur⸗ zwei Kupferstecher⸗ und drei Preise fuͤr musikalische Compositionen vertheilt. Den Beschluß der Sitzung machte die Auffuͤhrung einer, nach dem Urtheile des Messager des Chambres oͤchst gedankenarmen .g eines gewissen Ermel, ehemaligen Penstonnairs in Rom. 1

Der General⸗Lieutenant Graf von Autichamp hat vom ;sten d. M. an das Commando der 11ten Militair⸗Division, von welchem er im Jahre 1823 abberufen worden war, um die erste Division des Expeditions⸗Heeres in Spanien zu befehligen, wieder uͤbernommen und sofort aus Bordeaux einen Tages⸗Befehl erlassen, worin er dem General⸗Major Baron Janin seinen Dank fuͤr das von ihm interimistisch gefuͤhrte Commando bezeigt, und den Truppen seine Zufrie⸗ denheit mit dem waͤhrend seiner Abwesenheit bewiesenen Diensteiser und der von ihnen beobachteten guten Manns⸗ zucht zu erkennen giebt. .

Im Monat Juni v. J. hatte sich zu Sancerre im De⸗ partement des Cher eine Gesellschaft zu dem Zwecke gebil⸗ det, in dieser Stadt eine Schule des wechselseitigen Unter⸗ richts zu errichten; doch konnte sie damals die Erlaubniß von der Regierung nicht erhalten. Nachdem in Folge der Ver⸗ ordnung vom 21. April d. J. neue Comités zur Beaufsich⸗ tigung des Elementar⸗Unterrichts ernannt worden sind, ist es jener Gesellschaft nunmehr gelungen, das Werk in's Leben treten zu lassen und die Schule ist am 2ten d. M. durch den Grafen von Montalivet eröͤffnet worden. Vorher gaben die Waͤhler von Sancerre und der umliegenden Gegend den an⸗ wesenden Deputirten Herren Devaux, von Larochefoucauld und Duvergier de Hauranne ein glaͤnzendes Mahl. b

Man spricht seit einigen Tagen von der Entlassung der beiden Praͤfekren des Droͤme⸗ und des Isere⸗Departements.

Nicht der Praͤfekt des Seine⸗Departements, Graf von Chabrol, sondern der Vicomte von Chabrol ist vor einigen Tagen in der Gegend von Montargis von Straßenräubern angefallen worden.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Oct. Bei der Anzeige von der Eroͤffnung der Vorlesungen der Londoner Universitaͤt, bemerkt die Times: „Es ist unmoͤglich, diese Thatsache anzuzeigen, ohne die Freude auszusprechen, welche wir, so wie alle Freunde der Erziehung, deren Sache die des Gluͤcks und der Tugend ist, daruͤber empfinden, daß die sanguinischesten Hoffnungen, unter welchen jene große Unternehmung begonnen ward, so schnell und un⸗ ter so guͤnstigen Umstaͤnden erfuͤllt worden sind. Hrn. Bell's (vorgestern erwaͤhnte) Eroͤffnungs⸗Rede floͤßt großes Vertrauen zu den Talenten derjenigen ein, welche die Directoren der neuen Universitaͤt zu Professoren ausersehen haben.

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