1828 / 283 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

behalten zu ihren Rathgebern M ner der Preß⸗Freiheit bekannt sind. Die Kammer hat das Vil⸗ lelesche Ministerium in Anklagestand versetzt, und die Ver⸗ trauten desselben sitzen noch im Staats⸗Rathe. Heißt das nicht offenbar die Kammer verachten und sich uͤber unsere Institutionen lustig machen; und vergißt das Ministerium, wenn es so handelt, nicht, was Recht und Pflicht von ihm erheischen? Glauben die Minister denn etwa, daß sie durch hishre Maͤßigung die Congreganisten versoͤhnen werden? daß die 8 Priester⸗Parthei es —2 jemals vergessen werde, von ihnen zum Gehorsam ermahnt worden zu seyn? Herr von Feu⸗ rrier bleibt deshalb nicht minder heimlich excommunicirt. Nichts kann, in den Augen der Geistlichkeit, die angeblich empfangene Beleidigung wieder gut machen, als das Aus⸗ scheiden der Minister. Oder glaubt das Ministerium viel⸗ leicht, daß es sich aus den Werkzeugen eines Villèle jemals Freunde machen werde? Nicht doch; diese hassen es und be⸗ rrachten es nur als eine Art von welches unmaͤglich von Dauer seyn koͤnne. Auch machen sie, die sonst immer gewohnt waren, den Mantel nach dem Winde zu haͤngen, diesmal aus ihren wahren Absichten gar kein Ge⸗ heimniß; warum? weil sie sehen, daß Alle, welche zu ihrer Parthei gehoͤren, nichts desto weniger ihre Stellen behalten. Mlußte es 22. mit uns kommen? Zehn Monate nach dem Seturze Villèles wird sein System noch befolgt. Noch im⸗ mer haͤlt der maͤchtige Staatsmann das Ministerium fest uumschlungen, und dieses glaubt Wunder was es thut, wenn esVs, einem solchen Gegner gegenuͤber, sich uͤberhaupt noch auf⸗ reecht erhaͤlt. Man muß in der That die Verblendung unse⸗ reer Staatsmaͤnner bedauern, die sich auf solche Weise das Vertrauen ihrer Mitbuͤrger zu erwerben hoffen.“ Der Messager des Chambres äaͤußert: „Der Gang dder Regierung wird, trotz dem Geschrei einiger unruhigen Geister, richtig gewuͤrdigt. Stets herrschte in Frankreich ein tiefes Gefuͤhl fuͤr das Gerechte und Wahre, und dieses offenbart sich jetzt mit neuer Kraft. Nach den man⸗ nigfachen Unruhen, die unser Vaterland bewegten, nahm dasselbe die 2 als ein neues Zeitalter der Ein⸗ tracht und des Friedens auf. Die hohe Einsicht des Urhe⸗ bbers der Charte sah voraus, was die Zeit spaͤter erzeugt hat, naͤmlich dieses Annaͤhern der Geister, dieses Vergessen der 8 8 Vergangenheit, diese freie Annahme eines politischen Sy⸗ b welches den Ruhm und das Gluͤück des Landes be⸗ Dpynastie der Bourbons und die Freiheit, die zu den zahlrei⸗ 14 12 chen Wohlthaten derselben gehoͤrt. Dies ist der Wunsch der cerkenntlichen und treuen Unterthanen. Das neue Ministerium ssit durch das Koͤnigliche Vertrauen dazu berufen, diesem allgemei⸗ nen Beduͤrfniß der Geister zu entsprechen, die Liebe zu den Bour⸗ böonen, gleichsam als eine politische Religion allgemein zu machen. Alles, was Frankreich an Talent und Ruhm besitzt, um den Thron zu versammeln, und unseren Gesetzen die angemessene Entwickelung zu geben dies sind die Absichten desselben und es hofft mit Unterstuͤtzung der politischen Gewalten, die großherzigen Absichten des Koͤnigs zu verwirklichen. Dieser vpon einer aufrichtigen Ergebenheit gegen den Thron und von genauer Kenntniß der Zeit und des Landes vorgezeich⸗

Was will man heute in Frankreich? Die erlauchte

8 8 1 6 * nete Plan hat indessen Gegner efunden. Wenn die Maͤn⸗ 8 ner von richtigem Urtheil und klaren Ansichten sich mit der S— Regierung vereinigt haben, um die Absichten derselben, die

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man eben so royalistisch als national nennen muß, zu unter⸗ stuͤtzen, so haben Andere an dieser Wendung unserer oͤffent⸗ lichen Fesrbaten keinen Antheil nehmen wollen; Einige 1“ wollten dieselbe uͤbereilen, Andere schrieen, dieselbe fuͤhre d. ggerade Weges zur Revolution. Wir haben bereits mehrmals dSdiese abweichenden Meinungen gepruͤft, welche vielleicht durch thren Widerspruch selbst das vollkommenste Lob des Systems der Maͤßigung und Unpartheilichkeit aussprechen, und wollen heute nur die Thatsache herborheben, daß dieses Geschrei wenig Wirkung auf die Gesellschaft gemacht hat, die in der Re⸗ ierung ihre Stuͤtze und Befriedigung findet. Es ist ein großer Vortheil dder constitutionnellen Systeme und der Preßfrei heit, die Gei⸗ stter zu einer richtigen Würdigung der * ähig zu ma⸗ chen. Wenn sich eine oͤffentliche Meinung uͤber einen Gegen⸗ stand der Politik oder uͤber den Gang der Regierung gebil⸗ det hat, so traͤgt die freie Presse vielleicht dazu bei, sie in den Geistern zu befestigen. Die Journale machen jetzt nur noch Eindruck, wenn sie Wahrheit enthalten, sie finden an ihren Lesern Richter, und das Publikum loͤscht, wie durch Instinkr, in ihren Kolonnen alle unwahren Uebertreibun⸗ 22 se werden z. B. die beiden Gesetze uͤber die Wah⸗ len und die Presse, der lebhaften Opposition ungeachtet, als woeesentliche Verbesserungen unseres öͤffentlichen Rechts aner⸗ fannt, und in dieser Bezi h* ¹ ezichung haben die Behauptungen

aͤnner, die als eifrige Geg⸗

des Courrier⸗francais eben so wenig wie die der Quoti⸗ dienne und der Gazette die oͤffentliche Ueberzeugung ge⸗ aͤndert. Die Blaͤtter also, welche sich noch von dem Gang einer gerechten und verbessernden Regierung entfernen, taäuschen sich uͤber unsere Zeit und uͤber den Geist des Staates. Es gab eine Epoche, in der die Opposition populair war, die Staatsverwaltung sich von den constitutionnellen Grundsäͤtzen entfernte; damals wurden die Journalisten, welche dieses System bekaͤmpften, durch die Einmuͤthigkeit zusammengehalten, welche stets die Vertheidiger eines bedrohten großen Interesses beseelt. Jetzt aber, wo die Regierung sich mitten in die oͤffentlichen Inter⸗ essen hinein gestellt hat und denselben mit Vorsicht genuͤgen will, ist die Opposition zu einem Kampfe ohne Feind gewor⸗ den, der wohl die Neugierde erregen kann, aber auf die Mei⸗ nung keinen Einfluß hat. Wir begreifen sehr wohl, daß die beiden Anhaͤnger eines gefallenen Systems sich der Verzweif⸗ lung hingeben, weil der Staat ihre Dienste abweist, aber die Freunde des Koͤnigs und der Charte haben eine edlere Ab⸗ sicht, sie wollen die Regierung des Koͤnigs unterstuͤtzen, das heißt heut zu Tage, sie wollen populair seyn.“

An der Ausbesserung des Saales der Deputirten⸗Kam⸗ mer wird mit großer Thaͤtigkeit gearbeitet, um dieselbe bis zur Eroͤffnung der naͤchsten Sitzung zu beendigen. In einem der Neben⸗Saͤle soll in diesen Tagen das große Gemäͤlde des Herrn Delaval aufgehaͤngt werden, welches die Feierlich⸗ keit der Kroͤnung Carls X. in dem Augenblick darstellt, wo der Koͤnig den gewoͤhnlichen Eid leistet. Diese große histo⸗ rische Composition enthaͤlt uͤber 60 Personen, lauter sehr aͤhnliche Portraͤts, zu welchen die Originale selbst gesessen haben, und war dem Kuͤnstler von dem Minister des Innern, mit Zustimmung der Quaͤstoren, fuͤr die Deputirten⸗Kam⸗ mer besonders aufgetragen worden.

Der Marquis von Lavradio, ein Abgeordneter Dom Miguel's, ist, aus England kommend, auf dem Packetboote Camilla in Havre eingetroffen. Auf seiner Ueberfahrt hat er sich mit Niemandem unterhalten und sich allen Nachforschun⸗ gen von Seiten seiner Reisegefährten geschickt zu entziehen gewußt. Gleich nach seiner Landung setzte er seine Reise fort, so daß er bereits vorgestern hier angelangt ist.

Auf den Schiffswerften zu Cherbourg herrscht große Thaͤtigkeit, seitdem der See⸗Minister diesen Hafen besucht hat. Vier Linienschiffe, worunter „der Herzog von Bor⸗ deaux“ von 130 Kanonen, imgleichen eine Fregatte von 60 Kanonen, liegen fast segelfertig da. Eine zweite Fregatte und zwei Corvetten sind im Bau begriffen, und das von der Regierung angekaufte Dampfschiff „le commerce du Havre“ wird nächstens nach Morea unter Segel gehen, nach⸗ dem es in Toulon 6 zwoͤlfpfuͤndige Caronnaden an Bord genommen. Es ist dies das erste bewaffnete Schiff der Art, welches in der Franzoͤsischen Marine gebraucht wird.

Der Erfolg des Wettrennens, welches vorgestern zwischen der „Vittoria“ des Herzogs von Guiche und dem „Linkboy“ des Lord Seymour statt gefunden hat und worauf von bei⸗ den Theilen eine Summe von 6000 Fr. gewettet worden war, ist abermals zu Gunsten des ersteren Pferdes ausgefal⸗ len. Der „Linkboy“ erreichte das Ziel zwei Secunden spaͤ⸗ ter; es muß indessen bemerkt werden, daß dieses Pferd drei Pfund mehr zu tragen hatte, als sein Gegner.

Der Oberst Fabvier ist am 8ten in Lyon angelangt, wo er von einer großen Anzahl der vornehmsten Bewohner em⸗ pfangen wurde und festlich bewirthet werden sollte. Am fol⸗ genden Tage, Morgens um 5 Uhr, setzte er jedoch schon seine Reise nach der Hauptstadt fort.

In Straßburg wurde am 8ten d. M. den drei Deputirten des Departements des Nieder⸗Rheins, Herren Benjamin Constant, Saglio und v. Tuͤrkheim, von 140 Wahlern und angesehenen Buͤrgern von Straßburg ein glaͤnzendes Mahl gegeben. An demselben Tage fand in Neufchateau ein aͤhnliches Fest statt, welches die dortigen Einwohner dem durchreisenden Deputir⸗ ten des Departements des Wasgaus, Obersten von Jacque⸗ minot, bereiteten. Irlanb

Großbritanien und Irland.

London, 9 Oct. Es sind sehr beunruhigende Ge⸗ ruͤchte uͤber den Gesundheits⸗Zustand Sr. Maj. zan⸗ Umlauf.

Am Donnerstage versammelte sich die katholische Asso⸗ ciation zu Dublin. Herr Lawleß erschien in derselben, mit der geer. und dem Orden der Befreiter geschmuͤckt, um von seiner Reise Bericht abzustatten. 873

Ein Leüeshen Blatt giebt folgende Beschreibung vom gegenwaͤrtigen Zustande des Koͤniglichen Schlosses in Wind⸗ sor und seiner Umgebungen.

Die fuͤr Se. Mazestäͤt ganz vollendet. Die neue,

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bestimmten Privatgemaͤcher sind einen Halbzirkel bildende

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