1828 / 284 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Wappen gleich einem Medusen⸗Haupte dem verwegenen Mi⸗ nister entgegen zu halten, der ohne von altem Adel zu seyn es wagt, einem Fuͤrsten der Kirche, der aus vielen Jahrhun⸗ derten Ahnen aufzuweisen hat, von den Gesetzen des Staats zu sprechen. Der Minister des Cultus, der jetzt als ein Apostat und excommunicirter Praͤlat zu betrachten ist, hat keinen Anspruch mehr auf die Ruͤcksichten, die man einem Privatmanne schuldig ist. Nie haben Spott und Nicht⸗ aachtung sich in bitterern Formen ausgesprochen. Wenn auch dder Papst die Bischoͤfe an die Froͤmmigkeit des Koͤnigs ver⸗ weist, und Herr von Latil dieselben aus Ruͤcksicht fuͤr den Peabst zum Gehorsam gegen den Koͤnig veranlassen will, Hr. von Clermont⸗Tonnerre laͤßt dergleichen Unterhandlun⸗ gen nicht zu, er bildet fuͤr sich allein in Frankreich eine Macht, die uͤber allen andern steht, er ist Papst und Koͤnig zugleich. Den Gesetzen stellt er seinen Willen entgegen, den 8 Aufforderungen des Staats seine Wappenschilder. Wenn der Cardinal Clermont⸗Tonnerre noch Minister des Krieges im Namen seines Neffen waͤre, wuͤrde er vielleicht zu den Wmaaffen rufen, wie es sonst die großen Vasallen machten, ddeeren unbeugsamen Stolz er nachahmen will. Jetzt, sollte man glauben, werden die auf solche Weise abgewiesenen Ge⸗ setze —, erhalten, und der Praͤlat, der sich schon uungestraft uͤber Beschluͤsse des Staatsraths hinwegsetzen konnte, werde nicht so unverletzbar seyn, wenn er einem Staatsminister offenen Widerstand leistet. Und dennoch wird wahrscheinlich Herr von Clermont⸗Tonnerre fortfahren, dem Clerus das Beispiel des Ungehorsams gegen die Gesetze u geben, er wird fortfahren, unbeschraͤnkter Herr in Tou⸗ , seyn, wo alle Behoͤrden vor ihm zittern.“

8 uch die Quotidienne macht jetzt auf die veraͤnderte Form aufmerksam, in welcher der Moniteur die allmaͤhlige Ausfuͤhrung der Verordnung vom 16. Juni bekannt macht. 8 das gestr. Blatt der St. Z.) „Vergleicht man die⸗ elbe“ sagt jene Zeitung, „mit der fruͤhern, so ergiebt sich die wichtige Abweichung, daß jetzt nicht mehr, wie damals,

der beiden Bestimmungen der Verordnung vom 16. Juni

in Betreff der Zahl der Seminarien und der Bestaͤti⸗ gung der Superioren erwähnt wird. Hieraus muß man schließen, daß diejenigen Bischoͤfe, die zuerst der an sie er⸗ gangenen Aufforderung Genuͤge leisteten, sich allen Formali⸗ taäten unterwerfen zu muͤssen glaubten. Die obige bemer⸗ kenswerthe Abweichung zeugt aber von einer Aenderung in dem Betragen derjenigen Präͤlaten, die spaͤter beigetreten sind; es ist jetzt keine Rede mehr weder von einer be⸗ schraͤnkten Zahl noch von einer Bestaͤtigung, d. h. von jeenen beiden Bedingungen, die wir zuerst beklagt haben, und deren Ausfuͤhrung das erben der Franzoͤsischen Kirche 8 herbeigefuͤhrt haben wuͤrhe. Wie jetzt auch die Antwort der Bisischoͤfe ausgefallen seyn oder noch ausfallen moͤge, so darf man immer sagen, daß der Koͤnig ihre Schulen autorisirt hat, ohne daß eine solche Autorisation in irgend einer Art das fruͤhere Recht ihrer Existenz beeintraͤchtigt. Alles die⸗

ses aber setzt noch andere Dinge voraus. Das Ministerium sieht naͤmlich die materielle Unmoͤglichkeit ein, die Verordnungen vom 16. Juni zu vollziehen. Wir hatten es

5

hundertmal vorhergesagt und jetzt trifft unsere Prophezeihung entsprungen, die Bestimmungen jener Verordnungen zu er⸗ maͤßigen, jedoch unter der Bedingung, daß die Bischoͤfe Roͤmischen Rescripte die Rede war, und welches ihnen so natuͤrlich ist. Wir wollen uns nicht das Ansehn geben, als ten Interesse sind, unterrichtet waͤren. Loben muͤssen wir aber die weise Festigkeit des Episcopats. Dieses hat nie Reiches unter seine Aufsicht zu nehmen; eine solche Forderung ließe sich nur von dem Liberalismus erwarten, der von dem bhäaauf sein Recht verzichtet, Geistliche fuͤr die Kirche zu bilden, unnd die Verordnungen hatten das Peß⸗ Unrecht, daß sie die ten, die Autoritaͤt des Koͤnigs aufrecht zu erhalten, der die GSeeiistlichkeit doch so ehrfurchtsvoll ergeben ist. Hoffen wir einfache Förmlichkeit der Autorisation von Schulen, welche schon autorisirt sind, beschraͤnken, und daß von Buonapartes uͤberstiegen haben wuͤrden, und die unter dem veaͤterlichen Scepter Carls X. vollends unmoöͤglich sind, keine 8 Der Messager des Chambres ent folgen⸗ den bemerkenswerthen 38806

ein. Aus dieser Verlegenheit der Minister ist der Wunsch

dem Koͤnige jenes Vertrauen bewiesen, von welchem in dem

ob wir uͤber geheime Dinge, die fuͤr die Kirche von dem groͤß⸗

1 dem Koͤnige das Recht streitig gemacht, alle Institute seines

Miinisterium so thoͤrigt beschuͤtzt wird; aber es hat auch nie

Biischoͤfe dieses Rechtes unter dem Vorwande berauben woll⸗

daher, daß dieser ganze Larm sich fuͤr alle Dioͤcesen auf die

jenen gewaltsamen Inquisitionen, welche die eiserne Macht 9 Rede mehr seyn werde.“

4

ö11“““

82*

Was England anbetrifft, dessen Stellung uns naͤher an⸗

Unsern Lesern wird es nicht; gluͤck gehabt, vor

entgangen seyn, mit welcher Sorgfalt und Gewissenhaftig⸗ keit wir die auswartige Politik behandeln. Bei Nachrichten uͤber das Ausland ist es nicht hinreichend, daß man die Neu⸗ gierde befriedige, man muß auch das Urtheil nicht irre leiten. Viele oͤffentliche Blaͤtter vergessen aber nur zu sehr, daß es sich jetzt nicht sowohl darum handelt, das Auge der Muͤßig⸗ gaͤnger durch dramatische Scenen zu ergoͤtzen, als dem Han⸗ delsstande und dem Privat⸗Interesse genaue Notizen uͤber die seine Lage der Dinge in Europa zu verschaffen. Die tt zu prophezeihen, verbunden mit der Sucht, den amtli⸗ chen Mittheilungen vorzugreifen, muß zuletzt das Publikum dergestalt irre fuͤhren, daß es ihm geht, wie dem Leser der alten classischen Literatur, der, wenn er sich bloß an die Commentare haͤlt, zuletzt den Text gar nicht mehr versteht. Nicht alle Tage kommen Couriere an, und doch will man alle Tage Neuigkeiten auskramen. Daher so viele Raison⸗

nements ins Gelache hinein, uͤber Morea, Rußland, Eng⸗ land ꝛic. Wenn man weniger emsig waͤre, so würde man sich nicht so oft taͤuschen. Man sollte zum Beispiel,

statt sich in Vermuthungen uͤber das Ausbleiben von Buͤlle⸗ tins aus Morea zu verlieren, getrost der Vorsicht der Re⸗ gierung vertrauen und sich sagen, daß ein Feldherr wie der General Maison es nicht fuͤglich angemessen finden kann, etwa uͤber eine Parade oder den Gesundheits⸗Zustand sei⸗ ner Truppen Buͤlletins herauszugeben. Um die Raͤumung Morea's von den Aegyptiern anzukuͤndigen, bedurfte es kei⸗ nes Buͤlletins. Was die Gefahren anbetrifft, welche eine Kriegs⸗Erklärung der Pforte gegen Frankreich unseren Trup⸗ pen bereiten moͤchte, so ist dies Sache des Cabinets. Unsere Expedition nach Morea ist eine Folge des Vertrages vom 6. Juli, welcher den Tuͤrten bereits durch die Schlacht bei Navarin notisicirt worden ist. Wenn die Pforte sich nach diesem Ereignisse nicht gegen Frankreich erklaͤrt hat, warum sollte sie es jetzt in Folge eines Unternehmens thun, welches leichsam nur eine Fortsetzung jenes Ereignisses ist. Diese ermuthung ist natuͤrlicher als die entgegengesetzte, und sie hat noch das fuͤr sich, daß sie durch keine einzige, zur Kenntniß unseres Kabinets gelangte, Thatsache widerlegt wird. Der Kampf zwischen Rußland und der Tuͤrkei zieht sich in die Laͤnge. Dieselben Meinungen, welche fruͤher das alte Reich der Osmanen als so hinfaͤllig schilderten, daß es bei dem ersten Zusammentreffen mit dem Moscowitischen Co⸗ losse in Truͤmmer versinken wuͤrde, sind ploͤtzlich ganz entgegen⸗ gesetzten Sinnes geworden und verkuͤndigen heut mit eben der Gewißheit die Nieberlage der Russen, als sie vor ei⸗ nigen Monaten das Gegentheil behaupteten. Statt eines Marsches von Petersburg auf Konstantinopel, sprechen sie jetzt von einem dem gesammten Europa bevorstehenden Kriege.

geht als ein Kampf in fernen Gegenden, so hat man aus den Erklaͤrungen des Londoner „Couriers“ leicht entnehmen koͤnnen, daß es bei seiner freundschaftlichen Politik gegen Frankreich beharrt. Wenn England einige Schisse ausrustet, so ist die Bestimmung derselben in Paris kein Geheimniß; weder kann sie Besorgnisse erregen, noch deutet sie auf eine veraͤnderte Politik hin. Im Uebrigen giebt es eine Di⸗ plomatie, fuͤr die wir uns verbuͤrgen koͤnnen: es ist die un⸗ srige. Bei den Tractaten betheiligt, deren Ausfuͤhrung jetzt begonnen hat, frei, unabhaͤngig und seiner Rolle eines Ver⸗ mittlers treu, ist unser Cabinet ein Mittelpunkt fuͤr Alle, und ein Gegenstand des Argwohns fuͤr Niemand. Unsere Stellung ist loyal, weise und fest, und, so man um sich blickt, fuͤr Frankreich ehrenvoll.“ Der Koͤnig hat dem Straßburger Muͤnster ein sehr gre⸗⸗ ßes Gemaͤlde, Maria Himmelfahrt vorstellend, geschenkt. Die Truppen von der hiesigen Garnison haben vorgeste n auf dem Marsfelde, unter den Befehlen des General⸗Inspec⸗ tors, Grafen Claparede, im Feuer exereirt. der Graf von la Ferronnays wird zwischen dem 22sten und Listen d. M. hier zuruͤckerwartet. Der „Freund der Charte“, ein Blatt, welches in Nan⸗ tes erscheint, meldet die dortige Ankunft des See⸗Ministers,

Herrn Hyde de Neuville. 1 „Der Orden der Ehrenlegion bestehet gegenwärtig, die Auslaͤnder mit eingerechnet, aus 33,400 Mitgliedern. Hiei⸗

unter sind 4200 Officiere, 700 Commandeurs, 224 Grone Officiere und 52 Großkreuze. Die uͤbrigen sind bloß Ritter. Der General⸗Lieutenant Graf Pälle, chemaliger Kriege⸗ Minister, ist am 7ten d. M. in Soissons in seinem 79sten Jahre mit Tode abgegangen. Herr Jobez, einer der Deputirten des Departements des Doubs, hat, von einer kleinen Reise zuruͤckkehrend, wens Minuten von seinem Wohnorte Lons⸗le⸗Saulnier, das d seinem Pferde abgeworfen und mit solcher

8 *

8