1828 / 285 p. 8 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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häͤlt.

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ETZ““ den Untergang der Gesellschaft mit sich fuͤhren.“ Voltai⸗ re’s Widerlegung ist lebhaft, aber nicht tief.

Diese in dem System der Natur ausgesprochene Ansich⸗ ten finden sich bei sehr vielen Schriftstellern des 18. Jahr⸗ hunderts wieder. Es ist hier der Ort, an das Daseyn eines Werks zu erinnern, welches, wiewohl kein einziges Zeichen eines großen Genies in sich traͤgt, doch einen großen Einfluß uͤbte, die Encyeclopädie naͤmlich. Niemand zweifelt, daß Di⸗ derot ein Mann war, selten durch die Beweglichkeit seines Geistes, durch seinen Reichthum an Ideen, und noch weni⸗ ver zweifelt man, daß d'Alembert, mit einem mathematischen und feinen Geiste ausgeruͤstet, eine große Verschiedenheit von Kenntnissen umfaßte. Die Vereinigung dieser beiden Maͤnner schien ein großes Werk zu versprechen. Und wirk⸗ lich, die Encyelopaͤdie charakterisirt darin das 18te Jahrhun⸗ dert, daß sie die Fortschritte der menschlichen Erkenntniß und das Verlangen sie zum Wohl und Heil der Menschheit zu gebrauchen, bezeugt; aber zugleich ist sie auch voll von jenem Scepticismus, der um der Gesellschaft zu aͤn⸗ dern, welcher in Widerspruch stand mit dem Zustand des Geistes, die Prinzipien aller Gesellschaft und oft auch die aller Moral aufhebt. Das Buch ist stellenweise schlecht ge⸗ schrieben, aber dies ist in einem Werke, welches 50 Folian⸗ ten umfaßt nicht zu vermeiden. Nichts ist natuͤrlicher, als was Voltaire davon sagt: „Ich finde jaͤmmerliche Artikel darin, die mich erroͤthen machen, daß ich auch einer von den Dienern in diesem großen Laden bin.“ Laͤcherlich ist, was Diderot ruͤhmt, daß er diesem Werke die Welt zur Schule und die Menschheit zur Schuͤlerin gehabt habe.

Was konnte man dieser thaͤtigen Kraft entgegensetzen, welche die alten Meinungen untergrub? Konnte die Sor⸗ bonne gegen diesen neuen Geist ringen, der unter Voltaire's Feder so piquant geworden, sich hinter den großen und schweren Baͤnden der Encyclopaäͤdie verschanzte, und dem Aergerniß eine Art von Gravitäͤt gab? Marmontel schrieb ein Buch, Belisar, welches recht gute Sachen ent⸗

Es wird darin gesagt, daß man menschlich seyn

müsse, die Voͤlker nicht unterdruͤcken, den Handel be⸗

Pnstigen, die Menschen nicht der Religion wegen verfolgen. ie Sorbonne, Marmontel fuͤr einen verwegenen Philoso⸗

phen haltend, wollte einen Hauptschlag thun; sie zog aus

dem Belisar 32 Sätze, erklaͤrte sie fuͤr Leberisch und ließ dies

Anathema drucken. Im 17ten Jahrhundert hatte Bossuet

dder fuͤr sich allein eine Sorbonne war, aͤhnliche Sachen nicht so behandelt, sondern sie widerlegt, aber als dieser große Leh⸗

rer und mit ihm die Verkaͤmpfer der Kirche verschwunden waren, gestaltete sich die Sache ganz anders. Die Censur, welche die Sorbonne gegen Marmontel hatte ergehen lassen, fand sogleich einen furchtbaren Vertheidiger in Turgot, einen der aufgeklaͤrtesten und kluͤgsten Maͤnner des 18ten Jahr⸗

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Die Sorbonne hatte die Zusammenstellung der Säͤtze, gegen welche sie das Anathema erlteß, dem Gebrauch gemäß indiculus genannt, Turgot fuͤgte als Beiwort hinzu ridicu- lus. Die Sorbonne hatte unter die gefaͤhrlichen Saͤtze eine Redensart angefuͤhrt, welche gewöͤhnlich genug ist, um einer weitern Bemerkung oder Ruͤge zu entgehen. Die nämlich: „es sey nicht das dicht der Scheiterhaufen, das den Geist aufklaͤren solle“, Turgot schloß daraus, daß nach der Logik der Sarbonne der Satz heißen muͤsse: „das Licht der Schei⸗ terhaufen solle zur Aufklaͤrung leuchten.“

(Schluß folgt.)

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Donnerstag, 23. Oct. ren: Correggio, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Oehlen⸗ schlaͤger. . en.

Freitag, 24. Oct. Im Opernhause: Der Hausirer, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Onslow. (Herr Cramolini, vom K. K. Hoftheater zu Wien: Alexis, als Gastrolle.) Hierauf: Das Heirathsgesuch, Localposse in 1 Aufzug, von J. E. Mand.

Im Schauspielhause. Les acteurs frangais auront l'hon- neur de donner: 1) La seconde représentation de: Le jeune Mari, comédie nouvelle en 3 actes et en prose, par Mr. Mazeres. 2) La première représentation de: L'Oncle d'Amerique vaudeville nouveau en 1 acte, par Secribe.

Koͤnigsstaͤdtsches Theater.

Donnerstag, 23. Oct. Zum Erstenmale wiederholt: Die Saͤngerin Montag, oder: Die falsche Nachtigall. Posse mit Gesang, in 3 Akten. Seitenstuͤck zur falschen Prima Donna; Musik von verschiedenen Meistern. (Herr Kirch⸗ ner: Eduard Montag, als Gastrolle.) Vorher: Der Mann von vier Frauen. Zwischen beiden wird Madame Pollini, bei ihrer Durchreise, Variationen von Maiseder auf der Violine vortragen. .

Freitag, 24. Oet. Die Wunderlampe. Hierauf: Die Hasen in der Hasenheide.

8 Sa Auswärtige Börsen. 8*

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Amsterdam, 17. Oct. Oesterr. 58 Metalliq. 90 Bank-Actien 1295. Partial- Oblig. 370. Russ. Engl. Anleihe 84 ½. Russ. Anl. Hamb. Certißc. 84 ½. 1

Wien, 17. Oct. 5pCt. Metall. 94 ½., Bank-Actien 1078. 8971; ] 4 v K. * X.

hn, Mitredacteur Cottel

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Königliche Scauspiele. Im Schauspielhause, auf Begeh⸗