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zum Marchese und Großkreuz des St. Georgs⸗Ordens er⸗ nannt worden. Aeayvpten. 4 4 (Fortsetzung.) 8 9 Eu Die innere Geschichte Aegyptens waͤhrend des groͤßten KCheils der neuern Zeit bietet nur das Bild eines durch Par⸗ theiungen zerrissenen und mit Schrecken und Graͤuel ange⸗ fuͤllten Landes dar. Seit der Mitte des 18ten Jahrhun⸗ dderts versank es uͤnter der rohen Herrschaft der Mamelucken in immer tieferes Elend, das sich besonders durch allgemein heerrschende bittre Armuth offenbarte, die Partheiungen un⸗ rter den Beis, wesche etwa seit dieser Zeit die Gewalt an sich gerissen hatten, und die gaͤnzliche Sorglosigkeit ihrer Re⸗ gierung fuͤr die Befoͤrderung des oͤffentlichen Rechts, dabei die schreckliche Tyrannei, mit welcher sie ihre Herrschaft uͤb⸗ ten, stuͤrzten das ungluͤckliche Land in immer tieferes Elend. In diesem Zustande fanden die Franzosen bei ihrer beruͤhm⸗ ten, gegen Ende des vorigen Jahrhunderts dorthin unter⸗ nommenen Expedition, das Land. Der Handel und alles damit in naher oder ferner Verbindung stehende, den Acker⸗
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dußkte, waren in einem so hohen Grade gesunken, daß Aegyp⸗
ren welches einst in alter Zeit aus seinen reichen Vorraͤthen jeder Art; die umliegenden Laͤnder in Ueberfluß versorgte, 8 daß dies Land jetzt kaum seine gegen fruͤher so sehr schwa⸗ I⸗chhe Bevoͤlkerung von ungefaͤhr 2½ Millionen Einwohner ddie nothwendigen Lebensbeduͤrfnisse darreichen, vielwe⸗ eniger die ungeheuren und verschwenderischen Ausgaben seiner Gewalthaber bestreiten konnte. Dies war der
Grund, warum es so bald, die Macht und den Einfluß ALnnderer über sich anerkenmetzt und dulden mußte. Mehemed⸗ All's Ehrgeiz konnte diese Untergeordnetheit nicht lange er⸗ tragen, und er fand in ihm einen Grund mehr, die verstopf⸗ ten Quellen des Reichthums und Wohlstandes von Aegypten wiederum zu eröoͤffnen, und somit die, seinen weiteren Plaͤnen entgegenstehende Hindernisse nach Moͤglichkeit zu beseitigen. Durch die Bereicherung seiner Schatzkammer sah Mehemed⸗ Ali sich bald in den Stand gesetzt, seine Eroberungsplaͤne im Innern von Afrika, seine Zuͤge gegen die Wechabiten und nach dem Grabe des Propheten auszufuͤhren, und dies gab ihm denn auch die Mittel in die Hand, jene den Griechen so verderbliche Macht, sowohl zu Lande, als zur See, deren Fuͤhrer sein Sohn Ibrahim ist, auszuruͤsten. Dieser Grad der Macht, welchen er erreicht hat, seine kraftvollen und kuͤhnen Maaßregeln haben ihm nicht nur das groͤßte und be⸗ deutendste politische Uebergewicht uͤber die benachbarten Staa⸗ ten gegeben, sondern lassen auch seine Abhaͤngigkeit von der Pforte — von den Religions⸗Verhaͤltnissen abgesehen — nur noch als nominell erscheinen. 8 Es wird nicht * Interesse seyn auf die Verbesserung des Zustandes von Aegypten durch Mehemed⸗Alt, und auf die Art und Weise, wie er sie vollbracht hat, naͤher einzu⸗ gehn. Den Ertrag des Bodens, die eigentliche Grundlage worauf Aepyptens Weohlstand beruht, war der erste Gegen⸗ stand, auf welchen die Regierung ihre Aufmerksamkeit rich⸗ tere. Die durch den Despotismus der fruͤhern Regierung, durch die Kriege der Partheien welche das Land verwuͤsteten und zerstoͤrten, theils zerstreuten theils traͤge und sorglos ge⸗ wordene Ackerbauer, bebaueten von ihrem Boden nur so viel als die äußerste Noth erforderte, und die fruͤhere Regierung hatte weder die Groͤße und den Umfang, noch die Beschaf⸗ fenheit der angebauten Felder gekannt. Schon hieraus geht hervor, daß an eine gleichmaͤßige und gerechte Besteuerung unter der vorigen Herrschaft nicht zu denken war. Ali ließ Geometer aus Europa kommen, um alles Grundeigenthum und Bodenbesitz zu vermessen, es wurden eine Art von La⸗ gerbuͤchern angelegt, worin der Areal⸗Inhalt die Be⸗ schaffenheit des Bodens der gemessenen Felder eingetragen wurde. Um die Guͤte des Erdreichs zu bestimmen, wurden die angesehensten Scheiks und die erfahrensten eidgeschwor⸗ nen Richter zu Rathe gezogen, und alles dieses wurde in einer fuͤr Aegypten sehr kurzen Zeit durchgesetzt und vollen⸗ der. Darauf machte es der Vice⸗Koͤnig den Ackerbauern zur Pflicht, eine bestimmte Strecke Landes zu bearbeiten, und seden Theil ihres Bodens nach seiner natuͤrlichen Be⸗ schaffenheit anzubaun, und zu besͤen. Um dies alles zu un⸗ terstuͤtzen, so viel er von seiner Seite thun konnte, befahl er zugleich theils eine Menge neuer Kanäͤle anzulegen, theils die alten vorhandenen, welche Nieder⸗Aegypten bewaͤssern, und die niedrigen Gegenden an den Nil Muͤndungen be⸗ fruchten sollen, zu reinigen und auszubessern. Die naͤchste Folge davon war, daß das Land bald bei weitem mehr hervorbrachte, als dessen Bebauer fuͤr ihr Leben bedurf⸗ ten, und so war der erste Grund zum Wiederaufwachen des
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beau und die sonstige Benutzung des Bodens und seiner Pro⸗
2191 WW““ 2 1 e. Handels gelegt, der eben vorher durchaus todt gewesen war weil Niemand etwas hatte, womit er handeln oder wofuͤr * sich etwas haͤtte einhandeln koͤnnen. Aber diese Bemuͤhungen den Ackerbau und die Benutzung des Landes zu heben, waren trotz der sich so bald zeigenden erfreulichen Resultate dem
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Pascha moch nicht genug; um noch mehr dafuͤr zu thun, lud er verf ne Beduinen⸗Staͤmme aus dem wuͤsten Arabien
ein, die an der Graͤnze gelegenen Felder zu pachten, und der Regierung dafuͤr einen billigen Zins zu entrichten. Von vie⸗ len Seiten wurden diese Einladungen angenommen, und hier⸗ aus entsprang dem Lande ein doppelter Vortheil, denn ein⸗ mal wurde es bebaut und die Regierung erhielt ihre Abgaben, andrerseits wurden die nomadischen Horden, welche fruͤher die friedlichen Bewohner beunruhigt und oft sogar gepluͤndert hatten, und den Aufsorderungen und Drohungen der Regie⸗ rung gespottet, nun ansaͤssige Ackerbauer, welche den Wohl⸗ stand des Landes mehren halfen. Friedlich bearbeiten sie jetzt das Land, welches sie fruͤher verheerten und pluͤnderten, und dienen zugleich auch als Vormauer gegen andere aus der Wuͤste drohende Horden. .= Ehe diese so nuͤtzliche Einrichtung getroffen worden, 5 noch nicht lange her ist, kam es haͤufig vor, daß Haufen von diesen umherirrenden Staͤmmen ihre verwuͤstenden Raubzuͤge bis an Cairo's und Alexandrien's Mauern ausbehnten, be⸗ sonders aber waren sie fuͤr die der Kuͤste zunaͤchst liegenden Doͤrfer furchtbar. So hat das Land durch die Unterwuͤrsig⸗ keit dieser Horden außer einer bedeutenden Vermehrung sei⸗ ner Bevoͤlkerung und einer ausgedehnteren Benutzung seines Bodens, noch eine Menge tapferer und muthvoller Krieger bekommen, denn der Beduine geht immer, selbst beim Acker⸗ bau, bewaffnet. Was nun den Boden Aegyptens selbst be⸗ trifft, so ist dieser sehr verschieden, aber wenn man einige morastige Gegenden und einige um die Wuͤste grenzenden Felder ausnimmt, so ist er uͤberall uͤöppig und fruchtbar, be⸗ sonders aber gilt dieses von dem Delta in Unter⸗Aegypten und von der Gegend von Fryum und Fajum in Ober⸗ und Mittel⸗Aegypten. Getreide und alle Arten von Huͤlsen⸗ und Garten⸗Fruͤchten wachsen im Ueberfluß in allen Theilen des Landes, besonders aber in Nieder⸗Aegypten. Ober⸗Aegypten ist nicht sowohl durch die Menge als durch die bessere Aua⸗ litaͤt seiner Produkte ausgezeichnet. Das dort gewonnene e fuͤr schwerer und besser gehalten, als das von Nieder⸗Aegypten, auch faäͤllt die Baumwolle dort feiner aus.
(Fortsetzung folgt.) 8⸗ v E In aen . .
Breslau, 22. Oct. Am vorigen Montage geschahe die oͤffentliche feierliche Uebergabe und Uebernahme des Rec⸗ torats der hiesigen Universitat in der Aula Leopoldina. Der zeitherige Rector Herr Professer Dr. Treviranus erwaͤhnte in einer Lateinischen Rede zuerst der wichtigsten Ereignisse des abgewichenen Universitaͤts Jahres, proclamirte darauf seinen Nachfolger den Herrn Professor Dr. Gravenhorst, nebst den neuen Decanen und Senats⸗Mitgliedern, und uͤber⸗ reichte zuletzt dem nunmehrigen Herrn Rector die Statuten, die Stiftungs⸗Urkunde, die Scepter, das Album der Univer⸗ sitaͤt, und die Decoration des Rectors unter den besten Se⸗ genswuͤnschen.
Die dann folgende Rede des neuen Hrn. Rectors ent⸗ hielt eine Aufforderung an die Mitglieder des akademischen Senats, den Rector in seinem Amte zu unterstuͤtzen. Der Herr Regierungs⸗Bevollmaͤchtigte beschloß diese Feierlichkeit durch eine Anrede an die Herrn Rectoren und an die Stu⸗ direnden, worin er die letztern aufforderte, zur Ausrottung des Duellirens mitzuwirken, und etwa vorkommende Zwistig⸗ keiten auf dem gesetzlichen Wege beizulegen. 4 E
Stettin, 23. Oct. Der Heringsfang auf den Inseln Wollin und Usedom ist in diesem Jahre nicht so ergiebig gewesen, wie im verflossenen. Bis zu Ende des Monats September sind nemlich nur 163727 Tonnen gesalzen, waͤh⸗ rend im vorigen Jahre in einem gleichen Zeitraume 2290, mithin 652 1½ Tonnen mehr gesalzen worden sind.
Swinemuͤnde, 21. Ockober. Gestern trafen hier zwei Matrosen von der Englischen Brigg Waterlov, Kapitain James Wishard, von Petersburg nach London bestimmt, ein, welche allein von der 14 Koͤpfe starken Mannschaft ihr Leben gerettet haben, als das Schiff bei dem farchtbaren
Sturme in der Nacht vom 17. zum 18. d. M. auf den Außenriffen von Swinehoft gestrandet, das große Boot so⸗
gleich zertrümmert und das kleine, worin sich der Kapitain mit 5 Mann zu retten suchte, bei Neuendorf umgeschlasen 1 war. Die Brigg zertruͤmmerte und sank mit den darauf