1828 / 291 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

* Kd. H. seiner mit gleicher Gnade gedenken werden. leicht erlangt die Universität zur Vermehrung ihres Glanzes Rkeeine eigene staatswirthschaftliche Facultat mit dem Rechte,

Muͤnchen, 21. Oct.

Deutschland. Aus Weimar wird gemeldet: Am Reformations⸗Feste wird unser verehrter Großherzog, wie sein verewigter Herr Vater, das Rectorat der Universität Jena antreten, was diesem Musensitz die frohesten Aussichten bereitet, —2 Viel⸗

akademische Wuͤrden wie Wuͤrzburg zu ertheilen.

1 Der in vergangener Woche da⸗ ier angekommene Kais. Russ. Staatsrath und Kammerherr von hat die Ehre gehabt Sr. Maj. dem Koͤnige sein Beglaubigungs⸗Schreiben als Gesandter Sr. Maj. des Kaisers aller Reußen zu uͤberreichen.

JJ. KK. Hoheiten der Kronprinz, die Kronprinzessin Mathilde und der Prinz Otto, welche vor einigen Tagen nach Tegernsee abgereiset waren, sind gestern wieder von dort hieher zuruͤckgekommen. 1

Se. Maj. der Koͤnig haben die große Zahl Ihrer Kunstschaͤtze durch eine neue, uͤberaus köͤstliche Acquisition bereichert, naͤmlich mit einem Gemaͤlde von Raphael, worauf, vor allen andern Madonnen dieses unsterblichen Kuͤnstlers, der Ausdruck himmlischer Mutterliebe am unuͤbertrefflichsten dargestellt ist. (Man kann dieses Gemaͤlde in der Koͤnigl. Bildergallerie taͤglich von 9 bis 12 Uhr, bis zum 1. No⸗ vember sehen.)

Gestern Vormittags um 11 Uhr wurde in der hiesigen Studienkirche der Anfang des neuen Schuljahres fuͤr die hiesige Universitaͤt, unter Anstimmung des Vem sancte Spi- ritus, gefeiert. Nachmittags um 3 Uhr versammelten sich die Professoren in der Universitäts⸗Aula zur wiederholten Wahl eines Rectors. Dieselbe sfiel auf Prof. Dr. Meilin⸗ ger und wird nunmehr Sr. Maj. dem Koͤnig zur Bestaͤti⸗ gung vorgelegt werden.

Die neue Maynzer Zeitung enthäͤlt Folgendes: Wie es ehemal, aus viel einleuchtenderen Gruͤnde, zum gu⸗ ten Tone gehoͤrte, das Waffengluͤck der Franzosen durch er⸗ dichtete Niederlagen zu demuͤthigen, so scheint sich jetzt eine Klasse speculativer Politiker zu erheben, um die Meinung in Europa zu verbreiten, daß der Halbmond die Russischen Adler uͤberall besiege. Die Tuͤrkischen Buͤlletins, einzig dar⸗ auf berechnet, den Fanatismus und die Zuversicht der Ottomanen zu wecken, werden in christlichen Zeitungen, mit Commentarien begleitet, zur aͤchten Muͤnze gestem⸗ pelt, jede Fliege wird zum Elephanten gemacht, und die kleinsten Kriegs⸗Ereignisse, die im Gebirgs⸗Kriege unvermeid⸗ lich sind, werden zu entscheidenden Gefechten ausgedehnt, die eine voͤllige Vernichtung des Russischen Ruhmes zur erwuͤnsch⸗ ten Folge haben muͤssen. Noch vor wenigen Monaten sah man die Russen vor Konstantinopel und das Tuͤrkische Reich am Abgrunde; weil sich diese sanguinischen Ansichten nicht in der kurzen Zeitfrist bestaͤtigt haben, so glaubt man sich berechtigt, das Kind mit dem Bade auszuschuͤtten. Aller⸗ dings sind wir seit 30 Jahren gewoͤhnt an schnelle Resul⸗ tate auf dem Kriegs⸗Theater; Siege haben sich immer an Siege gereiht, gleichviel auf welcher Seite; genug, unsere Zeitungen glichen den Zauber⸗Opern mit rascher Handlung und wunderbarer Entwickelung; sogar die militairischen Spazier⸗ gänge nach Neapel, Turin und Cadir fuͤgten die neuere Zeit an die aͤltere, und der Sieg behielt seinen gewoͤhnten Flug. Auf dem Schlachtfelde wurden die Festungen gewonnen, sel⸗ ten durch den Hunger erzwungen, noch seltener erstuͤrmt. Diese koͤnnen nicht dieselben seyn gegen eine Na⸗ tion, welche sich nicht im Felde zeigt, als wo ihre Zahl die dop⸗ pelt staͤrkere ist, gegen meistens undisciplinirte Truppen⸗Theile, die mit ihrem persoͤnlichen Muthe, der allen Fanatikern ge⸗ mein ist, sich hinter den Waͤllen ihrer Verschanzungen ber⸗ gen, und es abwarten, bis die Brust des unbedeckten Fein⸗ des sich ihnen bloß stellt. Dies ist ihre einzige Art zu krie⸗ gen, und daß bei dieser Art der Sieg nicht schnell erfolgen kann, wird jedem Besonnenen einleuchten. Haben es die

Tuͤrken doch selbst an Missolunghi und Athen erfahren, an⸗

Gegnern, deren Kriegs⸗Methode der ihrigen glich. Die Tuͤrken fuͤhlen wohl, daß in den Festungen ihre einzige Stärke liegt, daher haben sie auch keine eigentliche rmee, sondern zahlreiche Garnisonen, die durch ihre Waͤlle 2 von Europaͤischen Offizieren geleitete Artillerie, ihre shweüchverdoppeln und auflauern, wo der Feind entweder Bloͤße geen⸗ als sie, oder zum vortheilhaften Ausfall eine we 29 IHnna ihre blinde Wuth ihnen meistens schadet, Feind zurückzudrzuch augenblicklich gelingt, den schwaͤcheren ner Festun fuͤr n Daher ist aber auch der Verlust ei⸗ 9 ie wichtiger, als eine verlorne Schlacht,

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weil sie keine Hoffnung haben, wegen ihrer Unerfahrenheit in Belagerungen und wegen des Mangels schnellwirkender Huͤlfsmittel, eine Festung wieder zu erobern. Daher folgt gewoͤhnlich einem solchen Schlage eine foͤrmliche Entmuthi⸗ gung, wie es bei diesen Verlusten (Ockschakow, Ismael ꝛc.) in den vorigen Kriegen der Fall war. Es ist im Charakter des Tuͤrken, im Gluͤcke uͤbermuͤthig und kuͤhn, im Ungluͤcke unentschlossen zu werden. Darum liegt dem Sultan Alles daran, durch Uebertreibungen den Muth seines Volkes zu wecken und zu unterhalten. Der Sultan thut daran ganz wohl, aber daß man durch sogenannte Privat⸗Correspondenz diese Dichtungen als wahre Ereignisse ausposaunt, und daß es Leute giebt, die ihnen Glauben beimessen, koͤnnen bloß die Boͤrsen⸗Spekulationen und der unserer Zeit eigene Tri nach dem Unwahrscheinlichsten zu angeln, erklaͤren. Tyrol.

Trient, den 10. Oct. Am 9. d. um 3 Uhr 20 Mi⸗ nuten Morgens wurde man sowohl hier, als zu Roveredo von einer bedeutenden Erderschuͤtterung in der scheinbaren Richtung von Osten gegen Norden, doch ohne allen Schaden, in Furcht gesetzt.

It alien.

Mailand, 9 Oct. In der verflossenen Nacht, beilaͤr⸗ fig um 3 Uhr 20 Minuten, verspuͤrte man hier ein Erdbe⸗ ben, welches bei 10 Sekunden mit heftigen aber langsamen von 3 zu 3 Sekunden wiederholten Stoͤßen dauerte. In einigen Orten schwankten die Betten, die Balken des Getä⸗ fels an der Zimmerdecke schienen zu zwei verschiedenen Malen sich zu spalten, und nach dem letzten Stoß hoͤrte man eine Art Glockenklang. Der Himmel war heiter, doch mit ein wenig Nebel verhuͤllt; der Barometerstand war 27 Z. 8 v., und die Atmosphaͤre war ruhig. In der naͤmlichen Nacht und zur naͤmlichen Stunde bemerkte man das Erdbeben auch in Lugano und der ganzen dortigen Umgebung. Aus mehre⸗ ren Gegenden laufen Berichte ein von Erdbeben, die sich theils fruͤher, theils gleichzeitig mit jenem von Mailand er⸗ eignet haben. Am 8. Oct. Abends um 11 ½ Uhr spuͤrte man zu Forli im Kirchenstaate einen sehr heftigen Erdbebenstoß, welcher in verschiedenen Zwischenraͤumen bis um 3 Uhr des folgenden Tages fortdauerte, in welchem Zwischenraume man 40 Stoͤße bemerkte, welche von Blitz und Donner, und ei⸗ nem heftigen Winde und Platzregen begleiter waren. In⸗ dessen geschah, außer dem Einsturz einiger Kamine, kein Schaden. Der Bischof ließ in der Domkirche das Bild der Mutter Gottes, del Fuoco genannt, aussetzen, um das Auf⸗ hoͤren dieser Geißel zu erflehen. Zu gleicher Zeit spuͤrte man dieses Erdbeben auch zu Imola, Faenza, Cesena, Bertinoro, und in andern angrenzenden Gegenden. In Genua fand (wie wir bereits gemeldet) ebenfalls in der Nacht vom 8. auf den 9., mithin zur naͤmlichen Zeit wie in Mailand, ein Erdbeben statt.

Livorno, 14. Oct. Am 10ten d. M. ging aus dem hiesigen Hafen das Nord⸗Amerikanische Linienschiff „der De⸗ laware“ von 100 Kanonen, mit dem Ober⸗Befehlshaber saͤmmtlicher im Mittellaͤndischen Meere befindlichen Seekraͤfte der Vereinigten Staaten, dem Commandeur William Crane unter Segel. Derselbe hat, wegen einer Hautkrankheit die Baͤder von Casciana mit dem heilsamsten Erfolge gebraucht.

Florenz, 16. Oct. Auch hier sind in der Nacht vom 8ten auf den 9ten d. M. einige Erdstoͤße verspuͤrt worde die aber so schwach waren, daß nur wenige Personen diesel⸗ ben gefuͤhlt haben. Eben so hat man in Lucca und Veron in derselben Nacht Erschuͤtterungen des Erdbodens in Richtung von Suͤdwest nach Nordost gefuͤhlt; dieselben ha⸗ ben aber keine Zerstoͤrungen angerichtet.

Turin, 15. Oct. Aus allen Gegenden gehen Berichte uͤber gefuͤhlte Erderschuͤtterungen ein. An den meisten ten haben dieselben zum Gluͤck keinen Schaden verursacht. Desto trauriger lauten aber die Nachrichten aus Voghera vom 11ten d. M. In der Nacht vom S8ten auf den 9ten fühlten die Bewohner dieser Stadt und der Umgegend einen starken Erdstoß, dem eine ungewoͤhnliche Helle der Atmo⸗ sphaͤre gegen Osten und die Erscheinung einer Feuerkugel vor⸗ anging. Die ganze Einwohnerschaft war in einem Augen⸗ blick erwacht und lief bestuͤrzt auf den Straßen zusammen. Das Schwanken des Erdbodens dauerte 15 bis 20 Serun⸗ den und alle Gebäͤude wurden mehr oder weniger beschödigt, die bedeutendsten darunter sind das Jefuiter⸗Collegium, von dem ein Theil einstuͤrzte und ein anderer Risse erhielt, meh⸗ rere Kirchen und das in ein Gefaͤngniß umgewandelte alte Kastell. Menschen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. In dem Dorfe San⸗Paolo in der Gemeine Montesezale ist von vierzehn Haͤusern nur ein einziges unbeschaͤdigt geblic⸗ ben, 7 Personen wurden unter den Truͤmmern ihrer Wah.