1828 / 292 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

4 —2 1u““ E ehes das heutige eitizuholen. Die Gazette ist aber so ein⸗ aͤltig, daß sie diese ganz natuͤrliche Ansicht nicht einmal vor⸗ ausgesehen hat. Ueberdies muß man aber auch noch glauben, daß sie nicht einmal liest was sie druckt, denn ihr Londoner Correspondent erklaͤrt, daß es in Frankreich nur zweierlei consequente Maͤnner gebe, naͤmlich die Liberalen, welche Herrn Canning gelobt, und die Royalisten, welche ihn getadelt haäͤt⸗ ten. Da nun die Gazette sowohl als der vorige Praͤsident des Minister⸗Rathes stets mit Herrn Canning einerlei Sin⸗ nes gewesen sind, so waͤren wir wohl begierig zu wissen, ob sie als Royalisten oder als Liberale consequent gewesen zu seyn behaupten.“

Das Linienschiff „Duquesne“, die Fregatten „Venus“ und „Thetis“ und die Brigg „Alcibiades“, die schon seit geraumer Zeit in Brest auf guͤnstigen Wind warteten, haben am 14ten d. M. endlich die Anker gelichtet.

Einem Privat⸗Schreiben aus Navarin vom 28sten v. M. zufolge, war die aͤrztliche Commission, welche sich unter der Leitung des Dr. Pariset nach Aegypten begiebt, gluͤcklich in Morea angelangt, und hatte sich sofort, Behufs ihrer schleunigen Ueberfahrt nach Alexandrien, mit Herrn von Rigny besprochen.

Aus Kalamata schreibt man unterm 30sten v. M.: „Lebensmittel giebt es hier im Ueberflusse; sie kommen uns aus den Jonischen Inseln zu, welche unter einander wett⸗ eifern, um uns damit zu versehen; sie sind groͤßtentheils wohlfeiler als in Frankreich. Da um die jetzige Zeit hier bei Tage eine druͤckende Hitze herrscht, die Nachte dagegen sehr frisch sind, so hat der General Maison Vorkehrungen getroffen, daß der Soldat unter diesem schnellen Temperatur⸗ Wechsel nicht leide.“ 1

Im Departement des Goldhuügel haben die letzten Nach⸗ forschungen uͤber die Ausbreitung des Elementar⸗Unterrichts ergeben, daß von 3130 militairpflichtigen jungen Leuten aus der Klasse von 1827 195 nur lesen, 1064 aber weder lesen noch schreiben konnten.

In Orleans hat sich das Geruͤcht verbreitete der Mexi⸗ canische Congreß habe Herrn Laisné de Villevéque, Deputir⸗ ten des Loiret, 8 Meilen von Vera⸗Cruz ein Terrain von 600,000 Morgen als Belohnung fuͤr seine unausgesetzten Bemuͤhungen, Frankreich zur Anerkennung der neuen Suͤd⸗ Amerikanischen Staaten zu bewegen, und um einen Handels⸗ Vertrag zwischen Frankreich und Mexiko zu Stande zu brin⸗ gen, abgetreten.

Die Gazette de France meldet die Ruͤckkunft des Grafen von la Ferronnays, mit dem Bemerken: „derselbe werde einige Tage auf dem Lande zubringen und dann sein Portefeuille wieder uͤbernehmen. Auch der Courrier fran⸗ gais glaubt, daß von der Ernennung eines Präsidenten des Minister⸗Rathes in der Person des Herrn von la Ferronnays nicht weiter die Rede sey. Die Sache duͤrfte sich in weni⸗

een Tagen entscheiden, da der Minister am nachsten Sonn⸗ bend (25sten) zur Stadt kommen wird.

Man verkuͤndigt zum Namensfeste des Koͤnigs (4. No⸗ vember) große Befoͤrderungen in der Armee und im Justiz⸗ Departement.

Vor Kurzem ist in Toulon ein Reisender, Namens Caillé, angekommen, der ins Innere Afrika’'s bis nach Tombuetu vorgedrungen seyn will. Der Messager des Chambres theilt folgenden Auszug aus zwei Briefen desselben, an die Ceutral⸗Commisston der geographischen Gesellschaft mit: „Toulon, 10. Oct. Als ich im Jahre 1824 am Senegal war, faßte ich den Plan, aus meinen eigenen Mitteln eine Forschungsreise nach dem mittleren Afrika zu unternehmen, und die Staͤdte Jenné und Tombuctu zu besuchen, deren Aufsuchung schon so vielen beruͤhmten Reisenden das Pehem

ekostet hat. Am 19. April 1827 verließ ich 88978 am

zugnez⸗Flusse und folgte einer Karawane von Mandingos⸗ Kaufleuten, welche auf dem Niger reisten. Mit Huͤlfe mei⸗ nes Arabischen Costuͤms und der genauen Beoabachtung der religiöͤsen Gebraͤuche gelang es mir, diese gefaͤhrliche Reise gluͤcklich auszufuͤhren. Ungehindert stieg ich uͤber die hohen Berge von Senegambien und Futa⸗ Dhialon, ging durch die Landschaften Kankau und Wasulo u. s. w. und kam nach Timé, einem von mahomedanischen Mandingos bewohnten Dorfe im suͤdlichen Theile von Bambara; dort wurde ich durch eine schwere Krankheit fuͤnf Monate lang festgehalten. be 9. Januar dieses Jahres setzte ich meine Reise fort; ich die Insel und Stadt Jenné und schiffte mich auf

8 r auf einem nach Tombuctu bestimmten Fahrzeuge

von 60 Tonnen ein E.v- b ein. Nach einer schwierigen Fahrt von einem Monat langte ich in dieser Stad b ltegt 5 Meilen noͤrdlich von Kabta i Stadt an; sie tegt 5 Meile 5 in einer Ebene von Flugsand, auf wel⸗

cher nur schwaches

Strauchwerk wäͤchst. Vierzehn Tage

ö BmmneEEEEö11.“; 2891. u, studirte die Sitten und Gebraͤuche der Einwohner, untersuchte den Handel und die Huͤlfsquellen des Landes und sammelte alle Nachrichten, wesche ich mir ver⸗ schaffen konnte. Darauf wendete ich mich nach Norden, um durch die Wuͤste zu ziehen, und kam in El⸗Arawan an. Diese Stadt liegt in einer duͤrren ganz baumlosen Gegend, sechs Tagereisen noͤrblich von Tombuctu und ist der Lager⸗ platz fuͤr das Salz, was nach Sansanding und Yamina ge⸗ bracht wird; ein versengender Ostwind weht dort fortwaͤhrend. Auf meiner weitern Reise nach dem Norden kam ich zu dem Brunnen von Téeligue, acht Tagereisen von El⸗Arawan. Von dorten drang ich tiefer in die Wuͤste nach Nord⸗Nord⸗ Ost zu. Der Boden besteht gaͤnzlich aus Flugsande und Quarzfelsen. Nach einer Reise von zwei Mo , die mit den härtesten Entbehrungen verbunden war, langte ich end⸗ lich in Tafilet an, und ging von da nach Fez, Mequinez, Rabat und Tanger, wo ich bei dem Franzöͤsischen Vice⸗Con⸗ sul Delaporte den freundlichsten Empfang fand. Eine Goe⸗ lette hat mich von dort nach Toulon geführt, wo ich meiner Genesung entgegensehe.“ Die Central⸗Commission hat auf diese Mittheilungen einstimmig beschlossen, dem ꝛc. Caillé vor der Hand eine Geld⸗Unterstuͤtzung zu schicken. Großbritanien und Irland.

London, 22. Oct. Die Times bemerkt in Betrei der Verhaftung des Hrn. Lawleß: „Es muß noch etw mehr geschehen, als bisher der Fall war, wenn sich Lord Anglesea's Verwaltung von allem Verdacht einer Parthei⸗ lichkeit in Sachen der Katholiken und ihrer Gegner reinigen wisl. Ließ Hr. Lawleß sich aufwiegelnde Reden zu Schulden kommen, so fuͤhrten auf der andern Seite die Orangisten eine noch kuͤhnere und gefahrlichere Sprache. Waͤhrend er mit seiner Zunge drohete, droheten andere, den Frieden des Koͤnigreiches mit Flinten und Bayonetten zu stoͤren; hun⸗ derte von Braunschweiger Insurgenten erschienen bewaffnet

in Monaghan und an anderen Orten, und erklärten laut

ihre Absicht, ihre Mitbuͤrger mit Gewalt zu unterwerfen, ohne auf die Gesetze Ruͤcksicht zu nehmen. Es ist nur ein Gefuͤhl der Rechtlichkeit, wenn man Lord Anglesea und seine Rathgeber darauf aufmerksam macht, daß, wenn sie sich auf die Verhaftnehmung des Hrn. Lawleß beschraͤnken, sie sich der Partheilichkeit schuldig machen. Sie wuͤrden das alte, gegen des Koͤnigs Regierung bestehende Vorurtheil bestaͤti⸗ gen, daß, was auch seine Mitglieder vorgeben moͤgen, sie in⸗ nerlich und unerschuͤtterlich den Orangisten anhaͤngen und die Katholiken hassen. Doch im Vertrauen auf den maͤnnlichen und rechtlichen Charakter des Lords Anglesea sind wir uͤber⸗ zeugt, daß er sich nie zum Werkzeuge einer parthelischen Po⸗ litik wird brauchen lassen, und noch weniger, daß er im Stande seyn sollte, zu einer solchen Politit anzurathen.“

Aus Dublin schreibt man, daß Irland ein militairisches Ansehn erhalte. Nach dem Suͤden und Norden dieses Kö⸗ nigreiches sind Artillerie⸗Depots beordert worden. Aus Eng⸗ land kommen noch immer neue Truppen an. In Clonmel, wo sonst nur anderthalb Compagnien standen, liegen jetzt ein ganzes Infanterie Regiment und eine starke Cavallerie⸗Ab⸗ theilung. Zu Kilkeney begleitete die Garnison am letzten Sonntage die Andaͤchtigen mit aufgestecktem Bayonnet in die Kirche. Natuͤrlich machte dies auf die Einwohner keinen allzu guͤnstigen Eindruck. Die Protestanten des Nordens ind auf gefaͤhrliche Weise mit Waffen versehen, waͤhrend seein Katholik solche ohne besondere Genehmigung der Obrig⸗ keit in seinem Hause haben darf. Daher sind alle Wunden, welche Katholiken von Hrangisten empfangen, Flinten⸗Schuͤsse oder Bayonnetstiche. Besonders traurig ist Fetheven Monaghan, wo die Orange⸗Parthei, bei dem el an Polizei, den groͤßesten Unfug ungestraft begeht. Einen K iken, der ihnen kein Leids zugefuͤgt hatte, stieß neulich eine bewaffnete Bande⸗ derselben waͤhrend der Messe zu Clones in Gegenwart eines zahlreichen Yeomanry⸗Corps nieder und wuͤrde ihn ermordet aben, wenn sich nicht einige protestantische Maͤnner in's Mittel geschlagen haͤtten. Den Uebelthaͤtern wurde keine Strafe zugefuͤgt. Ein anderer Haufen dieser Menschen drang am letzten Sonntage in die Kirche des vorgenannten Ortes, stoͤrte ruͤcksichtslos den Gottesdienst, spielte Parthei⸗ Lieder und schoß mit scharfer Ladung auf die nach Hause ge⸗ henden Katholiken. Auf die Vorstellungen, welche ihnen Oberst Madden daruͤber machte, d gehe ihn nichts an, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten bekuͤmmern.“ Es versteht sich, daß man bei solchem Ver⸗ fahren auf Wiedervergeitung von Seiten der Katholiken reck⸗ nen muß, und daß dieselben an Hrten, wo sie die staͤrkere Parthei ausmachen, ihre unterdruͤckten Mitglieder zu raͤchen bereit sind. Man sagt, die Regierung von Irland sey mit den Ministern uͤber die ruͤcksichtlich dieses Landes zu ergrei⸗

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antworteten sie: „die Sache