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- zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Nr.
1 88
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Schweiz. Zuͤrch, 19. Oet. Eine abermalige Bis ums⸗Conferenz zwischen den die Dioͤscese Basel bildenden Lantonen findet sich auf den 29. Oct. nach Luzern ausgeschrieben. Die Be⸗ rathungs⸗Gegenstaͤnde werden vorzuͤglich seyn: die Bestim⸗ 3 mung desjenigen, was die Staͤnde bei der jedesmaligen Wahl 89* eines Bischofs zu beobachten und wie sie von dem ihnen ein⸗ ggeraͤumten Recht zu Behinderung der Wahl eines ihnen 8* mißfälligen Subjekts im vorkommenden Fall Gebrauch ma⸗ cheen koͤnnen. Je mehr man sich der Vollziehung des Con⸗ coordats naͤhert und je mehr sich die daraus hervorgehenden Verhaͤltnisse entwickeln, um so mehr bedauert man die Los⸗ reißung von Constanz. Seit einiger Zeit geht die Sage, daß der Abt von St. Urban, Friedrich Pfluger von Solo⸗ thurn, zum Bischof des restaurirten Bisthums Basel ge⸗ waͤhlt werden duͤrfte. Spanien. Madrid, 16. Oet. An der Kuͤste von Alicante hat sich ein sehr beunruhigendes Ereigniß zugetragen, das bis ins Innere des Landes Furcht und Besorgnig verbreitete; im Hafen von Santa Pola ist naͤmlich vor Kurzem ein Schiff eingelaufen, von dessen Mannschaft am Tage der An⸗ kunft vier Leute starben. Das Fahrzeug ist sogleich nach dem Lazareth von Mahon gebracht und dadurch weiteren Anstek⸗ kungen vorgebeugt worden. Vorgestern ist im Koͤnigl. Re⸗ sidenzschlosse von San Lorenzo (gewoͤhnlich Escurial genannt) zur Zeier des Geburtstages Sr. Fqcce des Koͤnigs große Galla und Handkuß gewesen. Die Versammlung war sehr glanzend und der Koͤnig ertheilte mehreren hiesigen ausge⸗ zeichneten Kuͤnstlern verschiedene Gunstbezeugungen. Waͤhrend dieses Hoffestes kam ein außerordentlicher Courier aus Eng⸗ land an, welcher den Vertrag zwischen England und Spa⸗ nien uͤber die Reclamationen der beiderseitigen Unterthanen uͤberbracht hat. Unser außerordentlicher Gesandter beim Ca⸗ binet von St. James, Graf Ofalia, hat eine Reduction der von der Englischen Regierung geforderten Summe von 100 auf 70 Millionen Realen zu Stande gebracht. Es wird ier nunmehr eine Liquidations⸗Commission fuͤr die re⸗ pectiven Reclamationen eingesetzt werden. Graf Ofalia hat bereits seine Beglaubigungs⸗Schreiben als Gesandter am Franzoͤsischen Hofe erhalten, und war nach den neuesten Lon⸗ doner Nachrichten, die jener Courier mitgebracht hat, im Begriff, nach Paris abzugehen. Der Hof wird auf den 6ten kommenden Monats in hiesiger Residenz erwartet; er kuͤrzt seinen Aufenthalt im Escurial wegen der nahe bevorstehenden Niederkunft J. K. H. der Infantin Donna Luisa Charlotte, Gemahlin des Infanten Don Francisco, ab. Es hieß auch, Se. Maj. der König wuͤrde noch fruͤher kommen, um dem Durchzuge der Franzoͤsischen Truppen beizuwohnen. Wir wissen noch immer nichts Gewisses daruͤber, ob diese Trup⸗ pen wirklich durch Madrid kommen werden. Nach einiger Offtziere der Franzoͤsischen Division ist es keinem weifel unterworfen, daß sie drei bis vier Tage hier ausru⸗ — werden. Aus dieser Ungewißheit werden wir bald kom⸗ men, da die ersten Abtheilungen der Franzoͤsischen Truppen am lsten oder 22sten hier eintreffen muͤssen. — Die Besorg⸗ nisse üͤber die neuesten Vorfälle in Barcelona und uͤber die Gerichtspflege des General Espahna bestaͤtigen sich; auf seinen Befehl sind auf zwei Fahrzeugen uͤber 100 Personen aus allen Staͤnden eingeschifft worden, um sie, man weiß nicht wohin, zu bringen; die Schiffe wurden von einer Kriegs⸗ Brigantine escortirt. Alle diese Individuen werden füͤr Mitschuldige an der wahren oder falschen Verschwoͤrung, die der General in Barcelona entdeckt haben will, ausgegeben. Wenige Stunden nach ihrer Abfahrt wurden die Schiffe durch einen heftigen Sturm zerstreut. Fuͤr einen solchen Fall war ihnen Carthagena oder Alfagues als Sammel⸗ plat angegeben. Die Brigantine, welche sie escortirte, versuchte im ersteren Hasen einzulaufen, wurde jedoch durch den widrigen Wind und die hohlgehende See genoͤ⸗ thigk, nach Alfagues zu segeln, wo sie die beiden ver⸗ schlagenen Schiffe zu treffen hoffte; sie fand dieselben aber nicht, nnd da man im Verlauf mehrerer Tage gar nichts von ih⸗ nen vernommen hat, so sind sie wahrscheinlich mit Mann und Maus untergegangen. Diese Nachrichten sind aus dem Berichte des Capitains jener Brigantine an den General⸗ Director der Armada entnommen. Das Schicksal dieser
4 lörer Familien ist um so mehr zu b
Briefen
segelte die erste Abth
en, als aus den Briefen von Barcellona hervorzugehen scheint, daß mehr Privathaß des Grafen Espana als — anderes ihre Deportation veranlaßt hat. ie kurze Zeit, welche zwischen der Verhaftung dieser Personen und ihrer Verurtheilung liegt, laͤßt auf die Eile der Untersuchung schließen, bei welcher die von den Gesetzen vorgeschriebenen Förmlichkeiten nicht beobachtet worden seyn koͤnnen.
In Gibraltar nimmt die Krankheit zu, und waren am 3., 4., 5. und 6. Oct. 99 Personen an derselben gestorben, 421 Personen mit derselben befallen und 245 als genesen entlassen worden. Die Anzahl der Fieber⸗Kranken belief sich am 6. Oct. Abends auf 668 Personen; auch lagen 18 Offi⸗ ziere von der Englischen Garnison an derselben krank. Der General Don hat am 6. Oct. folgende Bekanntmachung er⸗ lassen: „Da in hiesiger Stadt eine fuͤr die oͤffentliche Ge⸗ sundheit hoͤchst gefaͤhrliche Krankheit herrscht, so wird es noͤ⸗ thig, uͤberaus energische Maaßregeln zu ergreifen, um zu ver⸗ hindern, daß solche nicht auf eine heimliche Art in die be⸗ nachbarten Ortschaften verpflanzt werde, weshalb ich ver⸗ biete, daß irgend ein Schiff oder kleines Fahrzeug unter vierzig Tonnen, ohne ausdruͤckliche Erlaubniß von mir erhalten zu haben, den 85 von Gibraltar verlasse.“
Der uͤble Geruch in Gibraltar, zumal bei Nachtzeit, ist unertraͤglich. Täglich nimmt die Niedergeschlagenheit zu, und es giebt wenige Familien, welche nicht einen ihrer Angehoͤ⸗ rigen oder einen vertrauten Freund verloren haͤtten.
üͤrkei und Griechenland.
Der Oesterreichische Beobachter vom 24. Oct. enthaͤlt Nachstehendes:
„Zu Smyrna hatte man am 23. Septemher folgende Nachrichten aus Morea erhalten:“
„Am 3. Sept. wurde Ibrahim⸗Pascha die zwischen sei⸗ nem Vater und dmiral Codrington am 9. August zu Alexan⸗ drien abgeschlossene Convention in Betreff der Raͤumung Morea’'s von saͤmmtlichen drei Admiraͤlen, die kurz zuvor in den Hafen von Navarin eingelaufen waren, mit dem Be⸗ deuten mitgetheilt, daß in 14 Tagen 6000 Mann seiner Truppen auf dem Ruͤckwege sich befinden muüͤßten; daß fer⸗ ner alle Griechischen Gefangenen sogleich auszuliefern seyen. Ibrahim stellte vor, daß 27 Transport⸗Schiffe (so viele wa⸗ ren bis dahin aus Alexandrien angekommen) nicht Raum fuͤr 6000 Mann hatten, ohne sie bei der Ue eerfahrt in Ge⸗ fahr zu setzen; die Admiraͤle bestanden auf ihrer Forderung, und drohten die Lebensmittel zuruͤckzuhalten, welche die Ae⸗ gyptischen Transport⸗Schiffe mitgebracht hatten, und die wirklich von den Admiraͤlen in Beschlag genommen, und fuͤr Ibrahim und seine Armee nur nach dem eaͤglichen Bedarf taͤglich verabfolgt wurden.“
Am 7. Sept. wurde zwischen den drei Admiraͤlen und Baki Efendi, dem Bevollmaͤchtigten Ibrahim⸗Pascha's, Fol⸗ endes uͤber die Einschiffung der Truppen verabredet: „1)
ienstag den 9. Sept. beginnt die Einschiffung der Truppen, nehbst Pferden und Bagage. 2) Da fuͤr die eingeschifften S kein Futter da ist, so wird man von Zante 500 Ar⸗ debs Korn und Gerste, welche dort im Depot liegen, kom⸗ men lassen. 3) Da saͤmmtliche Truppen nicht auf der ersten Abtheilung der Flotte eingeschifft werden koͤnnen, so soll es Ibrahim⸗Pascha frei stehen, Lebensmittel von einem seiner Fahrzeuge zu beziehen, um die Truppen, welche erst bei An⸗ kunft der zweiten Flotten⸗Abtheilung aus Aegypten abgehen koͤnnen, Tag fuͤr Tag zu ernaͤhren. 4) Da Ibrahim⸗Pascha 3 bis 400 Kranke, zu Patras gelassen hat, so kann selber eins oder zwei Schiffe dahin schicken, um sie abzuholen; er verpflichtet sich, daß keine Lebensmittel von diesen Fahrzeugen ausgeschifft werden. 5) Die Einschiffung der Truppen 11““ schieht zu Navarin, und da erklaͤrt worden ist, daß kein Grie chischer Gefangener mitgenommen werden darf, so werden 8 Offiziere mit Dolmetschen am Einschiffungs⸗Orte zugegen seyn, um sich von der Vollziehung dieser Disposition zu uͤberzeu 8 gen. 6) Die Einschiffung, welche am 9ten beginnt, wird, wenn der Zustand der See nicht entgegen ist, ohne Unter⸗ 8 brechung fortgesetzt. 7) Unter keinem Vorwande duͤrfen an⸗ dere Lebensmittel als die, welche zum Unterhalt der Truppen 3 die den zweiten Conpoi erwarten, bestimmt sind, ausgeschift 2 werden. 8 g5 - „Dieser Verabredung zufolge wurde am 9ter schiffung der Truppen der Anfang gemacht, und ung (ein 8
mit Ein⸗ am 16ttim nach der Katastrophe von