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wird dem Vernehmen nach im Monat November eingesam⸗ melt werden; anstatt der Haus⸗Collecte aber haben die Hohen Ministerien der geistlichen Angelegenheiten und des Innern zu einer Einsammlung von Beiträgen durch einen Privat⸗ Verein die Erlaubniß gegeben. Die unterzeichneten Mitglie⸗ der dieses Vereins hoffen, daß der Zuruf des Herrn Gene⸗ ral⸗Consul Theremin, zu welchem sie auch ihre dringenden Bitten hinzufuͤgen, nicht vergeblich seyn wird. Noch nie ist eine irdische Noth, wenn sie zur öͤffentlichen Kenntniß ge⸗ bracht ward, unter uns ohne Abhuͤlfe geblieben; und das geistige Beduͤrfniß hat eine noch viel lebhaftere Theilnahme gefunden. Dies beweist der reiche Ertrag der Colleecten, die fuͤr die Waldenser und fuͤr die Lüͤtherischen Gemeinen in Nord⸗Amerika veranstaltet worden sind. Durch diese Bei⸗ spiele ermuntert, und dem Schutze der goͤttlichen Vorsehung vertrauend, hoffen die Unterzeichneten, daß auch die erste evangelische Gemeine in Suͤd⸗Amerika dereinst den Herrn fuͤr den Segen wird preisen koͤnnen, der ihr durch ihre evan⸗ gelischen Mitbruͤder in den Preußischen Landen zu Theil ward. Von den Unterzeichneten ist ein jeder bereit, die zu diesem Zweck bestimmten Gaben in Empfang zu nehmen. Moͤge die Erndte reich seyn, wie das Beduͤrfniß groß ist; und moͤge der Herr alle Diejenigen, die das geistige Heil dieser ihrer entfernten Mitchristen nach Kraften befoͤrdern, mit der Fuͤlle seiner Gaben im Geistigen und im Irdischen erfreuen!
Beerlin, den 27. October 1828. S. Elsner. P. A. Jordan.
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Mathis, Stadt⸗Justiz⸗Rath.
Michaelis, v. Olfers v. Schoͤnberg, Geh. Legations⸗Rath. Legations⸗Rath. Ober⸗Praͤsident. Theremin, Theremin,
Ober⸗Consistorial⸗Rath. Justiz⸗Commissarius.
Literarische Nachrichten.
Zur Vermittelung der Extreme in den Mei⸗ nungen; von Fr. Ancillon. Erster Theil. Ge⸗ schichte und Politik. gr. 8. Berlin, Duncker und
* Humblot.
Ueber dieses Werk enthaͤlt die Allgemeine Litera⸗ tur⸗Zeitung (Nr. 225) nachstehende Recension. Nachdem näͤmlich der Beurtheiler zuvoͤrderst die Bemerkung gemacht, daß eine Schriftstellerei „die in die Deutsche Literatur wie eine Schmarotzer⸗Pflanze sich eingedraͤngt hatte“ schon bedeutend vermindert worden, fährt derselbe folgendermaßen fort:
„Der groͤßte Theil der Nation, und was noch mehr sa⸗ gen will, der edlere und gebildetere Theil derselben will weder Revolution noch Reaction, sondern rastloses Fortschrei⸗ ten in der geistigen Entwickelung, wie in der Erstrebung einer sicheren Unterlage der oͤffentlichen Wohlfahrt, und ver⸗ langt von den Regierungen bloß die Gewaͤhrleistung dieses
Fortschreitens in dem Erreichen und Behaupten der, durch
hoͤhere Kraftanstrengung erworbenen, geistigen und sinnlichen
Guter. — Unter den Schriftstellern aber, welche, noch mit⸗
ten im Kampfe fuͤr die beiden Extreme, den sicheren Mit⸗
telweg der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des allmaͤh⸗ ligen Fortschreitens im inneren Staatsleben empfahlen, nachwiesen, und fuͤr dessen Verwirklichung nachdrucksvoll thaͤ⸗ tig waren, behauptet der Geh. Legations⸗Rath Ancillon eine der ersten und ehrenvollsten Stellen. Denn in seiner geistigen Individualitaͤt vereinigen sich eben die drei Haupt⸗ eigenschaften, ohne welche das gesprochene und geschriebene
Wort der Macht des Eindruckes auf die Gemuͤther denken⸗
der Zeitgenossen ermangelt. Diese dret Eigenschaften sind:
Philosophischer Geist ohne Schul⸗Philosophie; Prag⸗
matismus in der Geschichte, ohne Mikrologie in Na⸗
men und Zahlen, und ein klarer, wuͤrdevoller, kraͤ tiger, Ver⸗ nunft und Gefuͤhl gleichmäͤßig ergreifender Styl in der
Darstellung. Niemand der Ancillo ns Schriften kennt,
ist daͤruͤber in Zweifel, daß diesem Gelehrten die Meister,
chaft in den drei genannten Eigenschaften zukommt, und daß eden durch deren innigste Verbindung die schriftstelleri⸗ sche Individualitaͤt desselben bezeichnet wird. In sei⸗ nen Schriften findet sich eine gelaͤuterte Philosophie, ohne irgend den Anklang eines Systems. Durchgehends steht zugleich mit seiner Philosophie die tiefste Kenntniß und die pragmatische
Behandlung der Geschichte in Verbindung, ohne je die kleine
Jagd nach losgerissenen Thatsachen, Anerdoten oder schielenden
Beispielen zu treiben. Gelstvoll, großartig und aufgeboten fuͤr
den beabsichtigten politischen Treffpunkt, ist seine Anwendung
der Thatsachen der Geschichte stets berechnet auf das, was den
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keine Wahrheit gebe, welcher nicht etwas
Staaten und der Menschheit im Ganzen und Großen
.
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frommt, ohne bei Einzelheiten zu verweilen, welche sehr leicht bald fuͤr, bald wider die aufgestellten politischen Lehren und Ergebnisse gebraucht werden koͤnnen. Dazu kommt end⸗ lich ein Styl, gediegen wie bei den Classi thums und doch voll deutscher Eigenthuͤmlich lehrsamkeit, Haltung und Wuͤrde die stylistische Farbengebung der Franzosen uͤberragt, ein Styl, in wel der Belehrung mit trefflicher Periodirung und den feinsten Schattirungen, deren unsere hochgebildete Sprache faͤhig ist, in der innigsten und gleichmaßigsten Verbindung steht.
keit, die an Ge⸗
Schriftstellers anschlagen moͤge — die Achtung fuͤr den Ve fasser ist allgemein genug, um die nung fuͤr sehr verbreitet zu halten wer wird daß Besonnenheit, Maͤßigung, Kraft der Rede und der Ge sinnung entschievene Parthei⸗Maͤnner gewinnen und ihre An triebe beschwichtigen werde. Der Verf. selbst erwartet woh nur, daß er Irrthuͤmer, nicht daß er Interessen mi Gluͤck bekampfen werde. Er sagt in der Vorrede: sich zu keinem der feindseligen Banner, die leider ü litischen Welt sich bekampfen, bekennt, selbst aber jeden Frage den extremen Meinungen die Spitze in der Regel beide kriegfuͤhrende P gegen laͤuft Gefahr, von beiden verkannt und verschrieen zu wer⸗ den. Allein gerade dieses Schicksal muß ihn erfreuen, weil es ihm die Wahrheit seiner ög ha s gewissermaaßen
verbuͤrgt. Mit der Zeit legt sich die Hitze des die bewegten Gemuͤther gelangen zur Ruhe, ten kuͤhlen sich ab, die Interessen, so wie die Ideen, chen sich durch Nachdenken aus, Wahrheit doch allein Recht.“ Eine nicht genug erkannte W ebenfalls aus, wenn er, die Gruͤnd sche und Einseitige, der Tummelplatz der Meisten, so ver⸗ derblich wirke, entwickelnd, in der Vorrede sagt: „Leibnitzens Ausspruch — daß es im ganzen System unserer Kenntnisse Irriges oder Fal⸗ Irrthum, in welchem — bewaͤhrt sich noch
ven ungetruͤbten
sches beigemischt waͤre, und keinen nicht etwas Wahres enthalten sey alle Tage, und leuchtet einem jed ein. Vielseitigkeit allein fuͤhrt zur Wahrheit, keit ist die Auelle der meisten Irrthuͤmer, unendlichen Mannigfaltigkeit der und verschiedene Seiten darbieten. In der jeder Mensch nur eine oder einige Seiten d auf und diese bestimmen oder veranl Ansichten. In so fern es
Einseitig⸗
Regel faßt ein
alassen seine individuellen sich auf diese von ihm wahrge⸗
bietet, hat artheien gegen sich, und
Kampfes, die Leidenschaf⸗ und am Ende behaͤlt die
ahrheit spricht der Verf. e, warum alles Excentri⸗
weil in der Natur alle Dinge viele
ter Gegenstaͤnde
kern des Alter⸗
chem Gruͤndlichkeit
*
Wie hoch man nun freilich diese Eigenschaften eines
hier ausgesprochene Mei⸗ erwarten,
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Auge
nommene Seite des Gegenstandes bezieht, hat sein Urtheil 8 —
einige Wahrheit; aber in so
h fern ihm die anderen Seiten des Gegenstandes entgehen un
d, von ihm vernachlaͤssigt oder uͤbersehen, nicht in Anschlag gebracht werden, verliert sein Urtheil an. Wahrheit. Mehr oder minder bedeutende Irr⸗ thuͤmer schleichen sich auf diese Art in das serer Vorstellungen ein, und koͤnnen nur durch eine vollstän⸗ dige Kenntniß aller Bestandtheile der Dinge und ihre gruͤnd⸗ liche Vergleichung mit einander, beseitigt werden. Auch steht im Weltall kein einziges Wesen von allen anderen abgeschnit⸗ ten und isolirt da. Die verschiedenen Wesen uͤben auf ein⸗ ander eine ununterbrochene Wechsel⸗Wirkung aus. Diese Wechsel⸗Wirkung, die erste Bedingung ihres Daseyns, ist von ihnen unzertrennlich, und es ist unmoͤglich, sie wahrzu⸗ nehmen, zu verstehen, zu begreifen, wenn man nicht ein je⸗ des einzelne Wesen in allen seinen Beziehungen zu der das⸗ selbe umgebenden Welt zu erkennen trachtet. Koͤnnte ein Wesen von allen anderen abgeschnitten werden, so wuͤrde dessen Daseyn aufhoͤren. Koͤnnte man auch eine solche Tren⸗ nung in Gedanken zu Stande bringen, so wuͤrde man doch in der Idee ein solches isolirtes Wesen nicht fassen und fest⸗ halten koͤnnen. Nur in seinem Zusammenhange mit allen an⸗ deren Theilen der Natur findet es seinen wahren Sinn und die ganze Entfaltung seines Daseyns.“ — „ Jedesmal also wenn wir irgend eine Vorstellung, einen Begriff, einen Grundsatz von allen anderen mit ihm verwandten absondern, ihn allein aufstellen, ihn von allen Beschraͤnkungen befreien, und ihm eine unabhaͤngige, unbedingte, allgemeine Wahrheit zuschreiben oder andichten, buͤßt er nothwendig einen Theil seiner Richtigkeit und Wahrheit ein, eben so wie ein auf diese Art isolirtes Wesen sein Daseyn verlieren wuͤrde. Denn die Realitaͤt ist die Wahrheit der Wesen, so wie die Wahr⸗ heit der Ideen die Realitaͤt derselben ausmacht.“ b.
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ganze System un⸗