1828 / 294 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ABriefe aus Korfu verstichern (wie bereits gestern nach

der Gazette de France gemeldet worden ist) daß die fe⸗ sten Plaͤtze Morea's vor Ibrahims Abzuge nicht neu verpro⸗ viantirt worden sind. Im Gegentheile war schon fruͤher sti⸗ pulirt worden, daß nur so viel Lebensmittel als die Aegyp⸗ tier bis zu ihrer Einschiff⸗ brauchen wuͤrden, ausgeschifft werden sollten. Deelltsen Briese fuͤgen indessen hinzu, daß Patras vielleicht von der Landseite verproviantirt worden sey.

Die Zeitung von Korfu meldet, daß der Baron Sermet, Unter⸗Militair⸗Intendant der Franzoöͤsischen Armee auf Morea, in der Absicht dort angekommen sey, mit ver⸗ schiedenen Handlungshaͤusern wegen der Verproviantirung des Heeres zu unterhandeln; er soll zu diesem Behufe eine monatliche Summe von 700,000 Fr. angeboten, jedoch auf den Jonischen Inseln nicht hinlaͤnglich Huͤlfsquellen zur Er⸗ reichung seines Zweckes gefunden haben.

Herr von Rayneval ist vorgestern nach Montigni, dem Landsitze des Grafen von la Ferronnays, abgereist. Beide Minister werden heute Abend hier erwartet. G

Die Gazette drohte in ihrem gestrigen Blatte den Ministern mit einer allgemeinen Opposition der Royalisten in der bevorstehenden Sitzung der Kammern. „Die näͤchste Sitzung,“ sagte sie, „wird reich an Ereignissen seyn. Alles schickt sich an, sie zu einer der Denkwuͤrdigsten zu machen, die wir seit 1815 gehabt haben. Alles ist in diesem Angen⸗

licke in Bewegung; die Royalisten werden der Stimmfuͤh⸗ rer nicht ermangeln; die Läiberalen wollen die Geschaͤfte an sich reißen; das Ungewitter donnert schon von ferne. Das Ministerium ist nicht stark genug, es abzuwenden. Alle diese Symptome geben sich durch die Journale der ver⸗ schiedenen Partheien kund“. Der Messager des Chambres nennt diese Anhäufung von Redeusarten Un⸗ sinn, auf den er Folgendes erwidert: „Die kommende

Sitzung wird in der denkwürdig seyn, wenn man noch bei uns die ven Bestrehungen der Koͤnigli⸗ chen Regierung und politischen Gewalten fuͤr die Befestigung und Entwickelung unserer Landesgesetze, mit je⸗ nem edlen Beiworte bezeichnet. Unter diesem Gesichtspunkte wird die Sitzung allerdings denkwuͤrdig seyn, und die Re⸗ gierung ist davon überzeugt. Will man aber neue Kaͤmpfe und leidenschaftliche Verirrungen des politischen Ehrgeizes vorhersagen, so g1 wir, daß das in Rede stehende Journal sich uͤber unsere Zeit so wie uͤber den Charakter der heiben Kammern taͤuscht. Als das Ministerium 8 in der letzten Sitzung vor den Kammern zeigte, suchte es seine Majorität nicht in den Menschen, sondern in den Sachen, und wurde von den ächt Franzoͤsischen Kammern verstanden. Der Erfolg der Sitzung hat die feste und gewissenhafte Stellung der Minister nicht Luͤgen gestraft; denkwürdige Gesetze haben in unserem öͤffentlichen Rechte Aufnahme ge⸗ funden. Warum sollte es in diesem Jahre nicht dieselhe ve⸗ versicht in seine Handlungen setzen? Ist die Zwischenzeit der beiden Sitzungen für die Gesetzgebung verloren ge⸗ wesen, und sind die in der Thronrede gemachten Verspre⸗ chungen nicht vollständig erfüͤllt? Welche Gesetze hatte man verletzt, und welches Recht nicht anerkannt? Die Kammern werden sich als Freunde ihres Landes und der Staatsgewalt versammeln. Die Zeit ist hin, wo üͤber politischen Kaͤmpfen die kostbareg Augenblicke verloren gingen, welche man jetzt dazu üumelihet, gute Gesetze zu gehen. Ueber die gro⸗ ßen poltthhcthzhen Fragen ist alle Welt einverstanden, und das, wätz hen allgemeinen Nutzen und reelle Verbesserungen betrifft, findet in der oͤffentlichen Meinung mehr Theilnahme als zwecklose Erörterungen uͤber Theoricen und Prinzipien. Man sagt, die royalistische Parthei werde der Stimmfuͤh⸗ rer nicht ermangeln. Gegen wen? Will man die Regierung als Gegenstand für die Angriffe der Royalisten bezeschnen? Die Krone sollte nicht mehr wuͤrdig seyn, diesen achtungs⸗ werthen Theil der Kammer zu leiten, der zu allen Zeiten der Krone ergeben war? Man sagt ferner, die Liberalen wol⸗ len sich der Gewalt bemaͤchtigen; die Deputirten, die man mit diesem etwas veralteten Ausdruck bezeichnet, kennen ihre Zeit zu gut, um nicht zu wissen, daß es sich nicht um eine persönliche Sache, sondern um Grundsätze handelt. Man wärhe die Opposition für sehr kleinlich halten, die sich, einem Pein gegenuͤber, mit der Absetzung einiger

880 ate beschͤsti wollte. Die Sachen sind heut zu sich um dn⸗ eselt. „Es mag seyn, daß ein isolirter Ehrgeiz constitutkonmelle Spegegeschäfrig zeigt, daß aber eine royalistisch⸗

roßen Interessen d 1282 che Kammer die ihr anvertrauten sasen werde, i reiner lichkeiten willen im Stiche

nicht zu glauben. Es ist ei 8 ehrenwerthes Verlangen g Es ist ein edeles und Staateg Vaterlande zu dienen; die

Form u

der Bourbons und der Charte ruhen.“

her oder spaͤter wird jeder berechtigte Ehrgeiz seine Befrledi⸗ gung erhalten. Dagegen wuͤrde eine Politik, die den SDieg einiger Personen zum Gegenstande haͤtte, keinen Beifall bei der Nation finden, sie wuͤrde von einer loyalen und kräfti⸗ gen Kammer nicht verstanden werden. Man droht uns mit einem Gewitter in der naͤchsten Sitzung. Wie so? Verlangt das Land mehr als es hat, und wuͤrde eine unruhige Kam⸗ mer in Mitten eines ruhigen und gluͤcklichen Volkes lange bestehen? Die Zeiten der Ungewitter sind zum Glͤck

weit von uns weggeflohen, und Alle wollen unter dem Schutze

Der Courrier francais erkennt in einem Aufsatze

veganen Absichten des Ministeriums an, wirft demseihen a

ter Schwäͤche und vor, und warnt das⸗ selbe gegen die Gefahren, welche ihm seibst daraus entstehen duͤrften. Dieses Blatt will wissen, daß diejenigen hohen Beamten des vorigen Ministeriums, denen das jetzige ihr Amt und ihren Cinfluß gelassen hat, beides anwenden, um im Geheimen einen Widerstand gegen die jetzigen Minister zu organisiren. Ein gewesener Poltzei⸗Chef habe die Leitung

dieser geheimen Manveuvres uͤbernommen; er ziehe Erkundi⸗

gungen ein, unterhalte Correspondenzen, und eine hohe Per⸗ son habe sich sogar dazu verstanden, den Vermittler bei Hofe zu machen. Das Hauptquartier der Verschwoörung sey in Ville d'Avray. Der Courrier fuͤgt üahe die Behoöͤrde habe be⸗ reits den Faden dieser unterirdischen Machinationen gefun⸗ den, und bemerkt am Schlusse: „Das Ministerium sehe sich vor, es gilt jetzt nicht nur die Sache der öffentlichen Frei⸗ heiten, sondern die eigene Existenz zu vertheidigen. Die Parthei des Clerus wird ihm nie vergeben, daß es zur Ge⸗ walt gelangt ist.“

Der Courrier francais enthaͤlt einen Aufsatz, worin er abermals zu beweisen sich bemüht, daß die Vererbung der Pairs⸗Wuͤrde dem Geiste dieser Institution völlig zuwider sey und das Ansehen derselben nothwendig beeinträͤchtigen muͤsse. Der Handels⸗Minister hat eine besondere Commisstet ernannt, welche ihr Votum uͤber die Wahl eines angemesse⸗ nen bleibenden Locals zur Ausstellung der vaterländischen Kunst⸗ und Indnstrie⸗ lisse abgeben soll. An der Spitze derselben steht raf von Tournon. Wahr⸗ scheinlich wird der V cht werden, zu jenem Be⸗ hufe ein ganz neues Ge zufuͤhren.

Der Praͤfekt des Dep les Nieder⸗Rheins, Staag rath Esmangart und Herr Pichon, welche beide zu diessei gen Commissarien fuͤr die Unterhandlungen mit Halti ernannt worden sind, haben gestern mit dem Abgeordneten der Re⸗ publik, Herrn von Saint⸗Macary, im Hotel des Ministe⸗ riums der auswaͤrtigen Angelegenheiten, ihre erste Conferer 3 gehabt, worin zuvoͤrderst die Vollmachten ausgewechselt wur⸗ den. Man glaubt, daß wenn beide Theile sich nur uͤber die Pesenras. einigen, die Reise der Herren Esmangart

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und Pichon nach Haiti nicht statt sinden werde. 8

Koͤnig von Spanien hat den Franzoͤsischen Jesut⸗ ten die Erlaubniß ertheilt, in der Naͤhe von San⸗Sebastian ein Collegium zu stiften.

Aus London meldet man, daß der General Saldanha das Commando des Portugiesischen Truppen Depots in Plo⸗ mouth üͤbernehmen werde; mehrere Portugiesische Officiere, die sich hier in Paris aufhalten, schicken sich demzufolge an, sich jenem Depot schließen. Die hier anwesenden SHe waren 68 Bsten d. M. zum Portugiesischen

eschaͤftsträger, Ritter von Barbosa, berufen worden, um daselbst eine gegen Dom Miguel gerichtete Adresse an den Kaiser Dom Pedro zu unterzeichnen. Diese Adresse soll, wie der Courrier frangais wissen will, dem Kaiser durch eine Deputation uͤberreicht werden, die naͤchstens von Londen aus nach Rio⸗Janeiro abgehen, und aus dem Grafen ven und den Herren Thomas Moraes de Sarmento und Antonio Joag. de Mag⸗ s bestehen wird.

Der junge List, berühmt in der musskalischen Welt dur seine Virtuositaͤt auf dem Fortepiano, ist hieselbst mit Tote 8g,Sn. . 1

roßbritanien und Irland.

London, 23. Oct. „Wie man sagt“ (heitzt es in der News,) „sehen sich die Mintster dadurch, daß Ce. Mas. außer Stande sind, nach London zu kommen und cinen Geheimen Rath zu halten, sce in Verlegeuhrit gesetzt. Vielleicht ist es nicht allgemein bekannt, daß außerhalb der Grafschaft Middlesser wegen der zum verurtheilten Gefangenen, welche sich in Newgate be⸗ kein Berich t an den Kaͤnig abgestattet werden kann. Se. Maz. muͤssen daher in die Stadt kommen, sey es auch nur, um einige

jener Elenden von ihren Zweiseln zu befreien. Aeber möhe