1828 / 302 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

. ßen wimmeln von Menschen, und viele Haͤuser sind mit Guirlanden von Blumen geschmuͤckt. Es ist der Regsamkeit

kein Ende und ganze Wagen voll von Blumen sind zur Ver⸗

schoͤnerung der Illumination zur Stadt gebracht.

Deutscchland.

1 Muͤnchen, 31. Oct. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz

Leeopold von Sachsen⸗Koburg sind hier angekommen und ha⸗

ben im Gasthofe zum goldenen Hirsch Ihr Absteige⸗Quartier

genommen, wo sich waͤhrend Ihres Aufenthalts eine Ehren⸗ woache von 2 Grenadieren befand. Hoͤchstdieselben wurden aam Donnerstage von Sr. Maj. zur Jagd, welche im Schleiß⸗ bheifmer Forste statt hatte, eingeladen, nahmen das Mittags⸗

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mahl bei Hofe ein und erschienen Abends in Gesellschaft Ihrer Masestäͤten des Koͤnigs und der Koͤnigin im Theater. Se. Koͤnigl. Hoheit begeben sich, dem Vernehmen nach, zum Besuche bei Ihrer Maj. der Koͤnigin Wittwe und der Kö⸗ nijglichen Prinzessinnen nach Tegernsee, und werden von da Ihre Reise nach Italien fortsetzen, wo Hoͤchstdieselben den WVinter zuzubringen gedenken.

Leipzig, 5. Nov. Der Enckesche Comet, welcher im vergangenen Monate nur mit ausgezeichnet guten Fernröͤh⸗ 2* 8 ren zu erkennen war, ist jetzt auch mit dem einfachen Come⸗ ecensucher zu sehen. Hiermit wurde er gestern Abends, nach mehreren Tagen truͤber Witterung, als ein immer noch sehr lichtschwacher Nebel von etwa 3 Minuten im Durchmesser, auf

hiesiger Sternwarte beobachtet. Sein Lauf ist jetzt suͤdwest⸗ wärts gerichtet und betragt täͤglich Grad. Morgen, als

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am 6ten d. M., wird der Comet Abends sehr nahe bei „. *†1 Pegari stehen. 1 2 4 2 ; 5 18* sagaaas des Urtheils, das der Rath von Kastilien gegen die Magistrats⸗Personen von San⸗Sebastian gefäͤllt hat, die vpor einiger Zeit Missionäre, welche dort predigen wollten, mmit bewaffneter Gewalt aus der Stadt wiesen. Obgleich die ZI Municipalitaͤt jener Stadt hier der Fuͤrsprache von Seiten Feeem⸗ Beamten genoß, so hat der Rath von Kasti *

Spanien. Madrid, 23. Oct. Man erwartet die Koͤnigliche Be⸗

sien dennoch dem Köͤnige vorgeschlagen, den Alcalden zum Verluste seines Amtes und zu einer Geldstrafe von 12000 Realen (3000 Fr.) und jeden Regidor zu 100 Ducaten (300 Fr.) Geldstrafe und sechsjaͤhriger Absetzung zu verurtheilen, außerdem solle den Missionaͤren erlaubt seyn, nach Oan Se⸗ bastian zuruͤckzukehren und dort zu predigen. Der letzte Punkt „dieses Urtheils wird hoffentlich nicht die Köͤnigl. Genehnn⸗ gung erhalten. Die erste Abtheilung der von Cadir kommen⸗ den Französischen Truppen ist vorgestern in der Nahe unserer Hauptstadt vorbeimarschirt, nur der commandirende General BPZicomte Gudin und einige Stabsoffiziere sind hier ange⸗ immen; die Haltung und Disciplin der Truppen sind aus⸗

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gezeichnet. Ein merkwuͤrdiger Vorfall ereignete sich mit dreißig FXFXranzoͤsischen Lanciers, welche den Vortrab bildeten, und einer Anzahl schoͤner Pferde aus den besten Gestuͤten Andalustens so wie einigen Geldern zur Bedeckung dienten Als sie ohng 1 Verdacht zwischen Ecija und Cordova ritten, sahen sie sich ploͤtzlich von 20 Reitern umringt, wesche wie Schmuggler ge⸗ 8 kleidet, und mit großen Dolchen und Flinten bewaffnet, sie 8 E aufforderten, sich zu ergeben; jene folgten im ersten Schrecken dieser Aufforderung, worauf ihnen ihre Lanzen zerbrochen, und saͤmmtliche Pferde nebst dem Gelde abgenommen wur⸗ den. Die Raͤuber eilten mit ihrer Beute in die Berge. Heͤchst wahrscheinlich sind es keine Schmuggler, sondern auf Halbsold gesetzte Spanische Officiere (indefinido-) gewesen, vpon denen viele im Zustande gröpter Dürftigkeit im Lande umherirren. Der Graf von Villomar, ein Amerikaner, der 1 2* sich mit einem seiner Landsleute eines bedeutenden Prezesses moegen hier aufbielt, hat auf höhern Befehl sogleich nach Ca⸗ dix und der Havana abreisen muͤssen; die Ursache seiner Verweisung ist unbekannt. Vor einigen Tagen langte ein Mohr als Abgcordneter des Kaisers von Marocco hier an; er verlanat uͤber eine Million Realen Entschaͤdigung fuͤr sden Verlust eines Schiffes, das von einem Spanischen Fahr⸗ zenge genommen und von dem See⸗Tribunale fuͤr gute Prise elaͤrt wurde. Der Koͤnig hat ihm im Escurtal hereits eine

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Audienz ertheilt, deren Resultat aber nicht bekannt ist. Madrid, 23. Oct. Einigen Franzoͤsischen Offizieren

den nach Frankreich zuruͤckkehrenden Truppen sind hier Eene sc 82 als grundlose Beschimpfungen zugefuͤgt worden. KFi at. pselben warf man am hellen Mittage in der Alcala r 5e Deuptstraße von Madrid) mit Steinen, und schwerte, wude ein solches Benchmen, wie billig, laut be⸗ ringt, unter aare löhlich von einer Menge Menschen um, Schnurrbärte veaesehs dan mehrere sehr wohlgekleidete und lichste gemißhanbeie“ Fodwwidnen demerkte, und aufs gröͤb⸗ eeeeeen im Ofszter der Spanzschen Garde⸗

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Cuirassiere, ein geborner Franzose, kam zufällig dazu und ent⸗ zog ihn dem Poͤbel. Von Seiten der Spanischen Behoͤrden sind gegen die Schuldigen, dem Vernehmen nach noch keine Maaßregeln getroffen, indem dieselben unbekannt und nicht

ausfindig zu machen.

Tuüͤrkei und Griechenland.

Der Courier de Smyrne bemühet sich angelegent⸗ lich, darzuthun, daß den in Morea gefangenen Griechen mit ihrer vertragsmäͤßig stipulirten Freilassung durchaus nicht gedient sey, vielmehr Maͤnner, Frauen und Kinder sehnlichst wuͤnschen, mit ihren Wohlthaͤtern nach Aegypten abzuzie⸗ hen. Er giebt zu dem Ende Nachstehendes aus Cerigo vom 18. September: „Eine glaubwuͤrdige Person, welche in Modon gegenwaͤrtig war, als die Maaßregeln in Betreff der Raͤumung Moreas vollzogen wurden, erzählt, daß die ver⸗ buͤndeten Admirale durch eine ziemlich beträͤchtliche Anzahl Griechischer Frauen in große Verlegenheit versetzt wurden, welche durchaus den Aegyptiern folgen wollten. Auch einige Kinder, welche ihre Eltern verloren hatten und von den Aga's und Offizieren Ibrahim's adoptirt worden waren, wollten sich von diesen nicht trennen. Demselben Beispiel folgten sogar einige Manner, welche erklärten, sie wollten die ihnen gegebene Freiheit benutzen, um mit nach Aegypten zu gehen. Alle Griechischen Haͤuptlinge, Haggi Christo, Tissini u. s. w., welche Ibrahim in Modon gefangen hielt, wurden zur Verfügung der Admirale gestellt, welche sie dem Grafen Capodistrias zugeschickt haben. Es wird versichert, daß saͤmmt⸗ liche Europäͤische Offiziere, die der Raͤumung beiwohnten, in das größte Erstaunen geriethen, als sie sahen, daß die freige⸗ lassenen Griechen nicht den Booten zueilten, um ihre Frei⸗ heit einen Augenblick fruͤher zu genießen, sondern groͤßten⸗ theils es vorzogen, in Aegypten nene Dienstverhältnisse zu suchen.“ Vorstehendem 88 das genannte Blatt noch fol⸗

lende Bemerkungen hinzu: „Der Torrespondent in Cerigo 2 nicht alle Details erwähnt, die sich auf die Befreiung der im Lager Ibrahim Pascha's befindlichen Griechischen Sklaven beziehen; es sind uns noch einige nähere Umstände davon berichtet worden, die wir als Zoll der Wahrheit mit⸗ theilen. Von 600 Gefangenen, die sich bei der Aegyptischen Armee befanden, wollten nur 11 die Freiheit annehmen; die uͤbrigen 589 gaben Aegypten den Vorzug vor Griechenland. Wiewohl der 5te Artikel des Vertrags von Alexandrien sich in dieser Beziehung deutlich ausspricht, glaubten die Admi⸗ rale dennoch Alles anwenden zu muüͤssen, um die Frauen und Kinder zuruͤckzuhalten. Man mußte fast Gewalt braucheng um die Zahl deren zu vermindern, welche darauf bestanden, mit den Aegyptischen Schiffen abzureisen. Man wird und in Europa beschuldigen, diese merkwuüͤrdige Scene in unseret Erzählung entstellt zu haben, und wird die üblichen De clamationen gegen unsere Meinungen und Gefuühle er⸗ neuern. Wir erwiedern mit unserem Correspondenten in Cerigo: Kommt und sehet! Wir berufen uns auf das Zeugniß aller der Offiziere von verschiedenen Nationen⸗ welche wahrend der Dauer dieses Krieges öfter mit der Be⸗ freiung Griechischer Sklaven beauftragt waren. Hahen nicht jedesmal denselben Widerstand gefunden? Woher kommt es, daß die Thatsachen fast bei jedem Schritte die uͤber diese Gegenden herrschenden Vorstellungen widerlegen, und die Augenzeugen in Verwunderung setzen? Der Grund dar ist, daß die Meinung sich in Europa nach einer völligen kenntniß der Menschen und der Titten des Orients gebildet t, und daß man sich an eine Geschichte der Worte hölt. Sklave! Das Herz empöͤrt sich bei diesem Ausdrucke; man denkt dabei sogleich an die ungluͤcklichen Neger auf den An⸗ tillen, welche von Christen ihren heimathlichen Ufern entris sen werden, um sie in christlichen Colonieen zu geißeln. Man weiß nicht, daß ein so grausamer Gedanke niemals in der Kopfe eines Muselmannes Wurzel faßte. Ein Sklave ist in der Tuͤrkei nichts anderes als die Diener (Zendon) der alt 3 Griechen; er wird zum inneren Hausdienste gebraucht, un sein Herr sorgt zur Vergeltung fuͤr Nahrung, Pflege und alle Beduͤrfnisse desselben. Wenn die Weider schöm fund⸗ und oft auch, wenn sie es nicht sind, dienen sie als Stlavinnen wie Briseis im Zelte des Achilles, und man sich keine richtigere Vorstellung von der Sklaverei in der Tuͤrkei machen, als wenn man dies Wort in dem Homerischen Sinne nimmt. Unsere Pflanzer auf den Antillen sind nicht mehr auf diesen Standpunkte, und wenn im Alterthume der Krieg des Exss tacus fuͤr gerecht galt, was soll man 1s bem in St. 2 mingo sagen? Bietet die Geschichte der Turket ein Vess von aͤhnlichen Ausschweifungen und Repressalien dar7*

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