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rung beduͤrfte. Jeder hohen Idee war er hold, Handels⸗ freiheit und Freiheit des Eigenthums wie des Worts war ihm das Hoͤchste, und offene Geradheit und Biederkeit der Schmuck seines Lebens. — Als Schriftsteller war er beliebt, sein Vortrag war eben so buͤndig als klar, und den Nutzen den er durch seine hüü nser deutsches Vaterland, sondern uͤber die ganze civilisirte Welt verbreitet. — Als Lehrer war er ernst aber doch heiter und liechenswürdig, und wenn auch seine Schuͤler im Um⸗ gang mit ihm sich gewissermaaßen befangen fuͤhlten, so wurde doch jeder von seinem begeisternden Auge und belehrenden Worte unwillkuͤhrlich zu ihm hingezogen. Erwachsene Ju⸗ gend war sein Element, und selbst im Anfange seines Kran⸗ kenlagers war ihm der Kreis junger wißbegieriger Maͤn⸗ naer stets angenehm und erheiternd. — Als Gatte und Va⸗ ter war er zaͤrtlich, fuͤr das Wohl seiner Gelschten oft nur zu ängstlich besorgt, als Freund war er bewährt in Freuden Leiden. 1 1 *₰ Sanft ruhe die Asche des Mannes, dessen Andenken nie erlöͤschen wird.
Vermischte Nachrichten.
Indien von Reginald Heber, Bischof
Reise in von Calcutta.
(Schluß.)
Ueber die Art und die Fortschritte des Landbaues in Indien schreibt der Bischof Folgendes, was er von seinem Intendanten (Sircar auf Indisch), einem sehr unterrichteten Ind mit dem Zustande des Landes in dieser Hinsicht wohl⸗ bekannten Manne, gehoͤrt hatte. Die großen Land⸗Eigenthuͤ⸗ mer, Zemindar genannt, verpachten ihre großen Besitzungen, nachdem sie diese in dem Werthe nach gleiche Stuͤcke einge⸗ theilt haben, an große und reiche Paͤchter, welche die einzel⸗ nen Stuͤcke durch das Loos unter sich vertheilen. Jeder die⸗ ser Paͤchter verpachtet diese Stuͤcke nun wieder an andere, und diese nun zerstuͤckeln die groͤßeren Aecker noch einmal in kleine Theile, und verpachten wieder diese Theile an einzelne Arbeiter. Es kommt zwar vor, daß man die Pacht⸗Con⸗ rrakte fuͤr eine laͤngere Zeit abschließt, gewoͤhnlich werden sie ber von Jahr zu Jahr erneuert. In der Umgegend von LCalcutta ist der Pachtpreis fuͤr 1 Begah Land (ungefähr 12 — 15 Morgen), welches sich zum Reisbau eignet, 2 Ru⸗ pien. Das Land, welches sich zum Bau des Obstes beson⸗ ders eignet, wird zu 5 Rupien verpachtet. Landguͤter, welche in der Nähe von Calcutta liegen, bringen 50 Rupien sogar für den Begah, doch sind sie zu diesem hohen Preise erst ge⸗ stiegen, seitdem man angefangen hat, neue und bessere Stra⸗ ßen und Verbindungs⸗Wege anzulegen. Gerade durch diese Vorsorge und Einrichtungen der Regierung haben die Land⸗ Eigenthuͤmer sehr viel gewonnen. Ein mich auf meinen TDpazierfahrten, welche sich gewoͤhnlich auf die Umgebungen . von Calcutta beschränkten, oft aber auch tiefer in's Land hineingingen, begleitender Babu machte mich dabei oͤfter auf die sehr schoͤmen Landhaͤuser dieser Zemindars aufmerksam, welche in der letztern Zeit so reich geworden sind, daß sie noch mehrere der schönsten Haͤuser in Calcutta selbst besitzen. Eins dieser Haͤuser, dessen Eigenthuͤmer vom Lord Wellesley zum Rasa gemacht war, lag in einer Art von Park, der aus sehr schoͤnen Myrthenbaͤumen bestand, welche ie Hehe eines Kastanienbaums erreichten, aber leider ganz und gar verunstaltet waren, indem man sie in Kegelformen verschnitten hatte. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich ein anderes Gebäude, das in einem Bosquet von Kokospalmen 8 war, dessen Eingang eine hoͤlzerne Figur
bel 30 Fuß zu vertheidigen schien. Mein Sircar „ dies große Goͤtzenbild ist hier als Schild⸗ t aufgestellt, um die uͤbrigen Gottheiten, welche inner⸗
dieser Mauern eingeschlossen sind, zu bewachen, hier ist lich die Pagode von Karda. In geringer Entfernung hye bemerkte ich einen massiven Thurm von ungefaͤhr 16
6 er ruhte auf 8 oder 10 großen Naͤdern, welche reh n⸗ und roth angestrichen waren. Dies, sagte der
8.
Sircar, läͤchelnd, ist der Wagen unsers Got⸗ tes; da 2 — ist, in den Straßen der naͤchsten Sraͤdte gez zu we so lassen wir ihn auf der oßen Land D schoͤnes Schauspiel, die Be⸗
völkerung der ganzen Umgegend herbeilaufen und sich vor den
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riften gestiftet, hat sich nicht nur uͤber
Wagen spannen zu sehen, wenn das Bild des Brame 6 auf steht. Er fuͤgte hinzu, daß 300 Personen noͤthig er⸗ ren, um diesen kolossalen Wagen in Bewegung zu aee⸗ .
Ich fragte ihn, ob man zu Kaida eben so, wie zu Ja gernaut, Menschenopfer braͤchte, er versicherte mir aber, der X chen nie besehen zu haben. Bei dieser Gelegenheit — wir auch bei dem alten Palaste des Nawal von Chitpur vor⸗ bei, in der Stadt gleiches Namens; die Europaͤer nennen ihn jetzt den Nawal von Murehedabad, dem Orte seiner jetzigen Restdenz. Dieser Nawal ist ein Abkömmling jener Mahomedanischen Fuͤrsten, welche diese Gegend beherrschten ehe sie von den Englaͤndern in Besitz genommen wurde. Er hat sich eine reiche Apanage an Land zu bewahren gewußt welche, verbunden mit der Penston, die der Gouverneur ihm zugestanden hat, ihm eine monatliche Einnahme von 100,000 Rupien gewaͤhrt. Er besoldet jetzt noch eine Ehrenwache und sucht uͤberhaupt so viel als moͤglich immer. noch die For⸗ men des Koͤnigthums aufrecht zu erhalten. Auch hatte ihm der Gouverneur genug Ehrenbezeugungen erwiesen. Indem mein Sircar mir dieses erzaͤhlte, bemerkte er zugleich den Unterschied in der Behandlung, welche bei unserer Eroberung die Mahomedanischen Fuͤrsten von uns erfahren, und derje⸗ nigen, welche diese Mahomedaner denen von ihnen besiegten Raja's hatten widerfahren lassen, indem sie jeden Fuͤhrer jedes Haupt des Landes, wo sie ihrer nur habhaft werden konnten, zum Tode verdammten. Ich weiß nicht, ob er dies fuͤr ein Compliment gelten lassen wollte, aber ich habe oft Ursache gehabt, mich zu uͤberzeugen, daß diese Ansicht, welche mein Sircar eben ausgesprochen hatte, von einer großen Zahl der Indier getheilt wird, welche es alle nicht ungern gesehen haͤtten wenn wir eine geringere Liberalitaͤt gegen ihre fruͤheren Un⸗ terdruͤcker bewiesen und ausgeuͤbt haͤtten. Aber das Gou⸗ vernement hat sich sehr weise gezeigt, indem es, selbst große Kosten nicht scheuend, diese Ueberbleibsel Muselmaͤnnischer Herrschaft aufrecht erhielt, denn es ist sehr zu wuͤnschen daß die Voͤlker Indiens niemals vergessen moͤgen, daß wir nicht die ersten Eroberer ihres Landes waren, und daß wir sie als Unterthanen von Fuͤrsten gefunden haben, die ihnen an Blut und Religion eben so fremd waren, wie wir, die ihnen aber ein weit druͤckenderes Joch auferlegt hatten. Mein Begleiter machte mich mit spoͤttischer Miene auf einen Soldaten (secapoy) aufmerksam, der sehr reich unifor⸗ mirt war, und als Waffe eine Persische Flinte trug; es war dies einer von der Leibwache des reichen Babhn Budinath⸗ Roy, welcher in der Nachbarschaft wohnte. Dieser Budi⸗ nath⸗Roy ist vom Lord Amherst zum Raja gemacht, und seine Freigebigkeit ist es, der man groͤßtentheils die Gruͤn⸗ dung der Central⸗Schule zu Calcutta verdankt, welche fuͤr die Erziehung und den Unterricht junger Indischer Madchen be⸗ stimmt ist. Budinath⸗Roy hat dazu 20,000 Rupien herge⸗ geben, und traͤgt außerdem noch bedeutend zu allen uͤbrigen Wohlthaͤtigkeits⸗Anstalten bei. Das Privilegium, bewaffnete Leute in seinem Sold zu haben, wird in Indien sehr hoch taxirt, und gewöhnlich nur Leuten des ersten Ranges zuge⸗ standen. Kein Europaͤer zu Calcutta hat dies Recht, nur den Gouverneur und den Ober⸗Richter ausgenommen, welche sich, wenn sie oͤffentlich erscheinen, von 5 oder 6 Lanzenträ⸗ gern begleiten lassen, außer den Péons der gewoͤhnlichen Polizei⸗Garde. 2
Unter andern erhielt der Bischof auch einen merkwuͤrdi⸗ gen und interessanten Besuch von dem Sohne eines als un⸗ ermeßlich reich bekannten Babu, welcher allgemein in sehr hoher Achtung stand. Die Art, wie dieser junge Mann sich enimmt, ist sehr liebenswuͤrdig, sagt der Bischof; er spricht das Englische mit Leichtigkeit und kennt den groͤßten Theil unserer Lieblings⸗Schriftsteller, besonders aber die Geschichts⸗ schreiber und Geographen. Er leht ganz auf Europaͤtschem Fuße und thut aus seinen so großen Mitteln alles nur Moͤg⸗ liche, um hen Unterricht und die Belehrung seiner Landsleute zu beguͤnstigen und zu heben. Er ist freiwilliger Secretair der Gesellschaft fuͤr die Verhreitung der Schulen und als Verfasser einiger in Bengalischer Sprache geschriebenen Ele⸗ mentar⸗Werke bekannt. Ohngeachtet dieses Allen sagt man doch, daß er den aberglaͤubischen Gebraͤuchen seiner Religion mit außerordentlich festem Glauben ergeben sey; etwas unter den reichen Babus sehr Seltenes. Als der Indische Adel zu Calcutta sich versammelte, um uͤber eine Dank⸗Adresse an Lord Hasting, welcher uag England zurückkehrte, abzu⸗