1828 / 305 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Schloßkirche ein. Mit dem von der Koͤnigl. Capelle und 8 den Koͤnigl. Saͤngern und Saͤngerinnen ausgefuͤhrten ersten Theile einer Cantate, und dem 120sten Psalm, wurde die kirchliche Feier eroͤffnet, wonach die Trauung von dem Con⸗ feessionarius Mynster vollzogen wurde. Um 6 Uhr war der feeierliche Act vollendet, worauf der zweite Theil jener Can⸗ tate und der 123ͤste Psalm zum Schluß gesungen wur⸗ denl. Ihre Majestaäͤten verließen sodann mit dem Braut⸗ Paare und den uͤbrigen Koͤniglichen und Fuͤrstlichen Herr⸗ schaften ungefähr um 7 Uhr die Schloßkirche, worauf sich aauch die aus den dazu eingeladenen hoͤchsten und hohen Hof⸗ und Staats⸗Beamten bestehende Procession wieder nach dem christiansburger Schlosse begab. Um 8 Uhr begaben sich Ihre Majestaͤten mit dem Braut⸗Paare u. s. w. zur Tafel. Außer der Koͤniglichen waren noch 10 Ise. an denen für 600 Personen servirt wurde. Die Tafel wurde üm 10 Uhr aufgehoben, worauf sich die Allerhoͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften in Ihre inneren Gemäͤcher zuruͤck⸗ zogen. 2 8 Die Beendigung des Trauungs⸗Acts wurde vom Ni⸗ 8 colai⸗Thurm durch die von Posaunen ausgefuͤhrte Melodie eines Psalms der Hauptstadt verkuͤndigt, und von dem Augenblick an war die ganze Stadt ein Luft⸗ und Feuer⸗ meer, daß der Horizont sich weit herum roͤthere. Bei der Illumination zeichneten sich aus: Der Nicolai⸗Thurm, von dessen 4 Seiten, gleichsam aus den Wolken haͤngend, die Ahnfangs⸗Buchstaben der Neuvermaͤhlten, F und W. mit einer brillanten Koͤnigl. Krone glaͤnzten; ferner das Schau⸗ sppielhaus und die Artillerie⸗Cadetten⸗Academie, als Tempel decorirt, in welchem mehrere Transparente angebracht wa⸗ ren; das Rath⸗ oder Stadthaus, das Koͤnigl. Lenghcus⸗, in weelchem zwei offene, mit blauer Flamme erleuchtete, außer⸗ ordent!«h schoͤn decorirte Waffensaͤle eingerichtet waren, die Palais der Staats⸗Minister von Schimmelmann und von Moͤsting ꝛc. Im Schauspielhause, dem Rathhause, dem ZeVughause ꝛc. waren unsichtbare Musik⸗Choͤre aufgestellt, die den ganzen Abend hindurch und bis spaͤt in die Nacht die beliebtesten Melodieen spielten. Prachtvoll und imposant war der Anblick des in der Naͤhe der Knippels⸗Bruͤcke lie⸗ genden, der Asiatischen Compagnie gehoͤrigen großen Schiffes, welches mit Tausenden von Lampen auf das Geschmackvollste erleuchtet war, und so auf dem Strome lag, daß es vom Christiansburger Schlosse aus gesehen werden konnte. Zu beiden Seiten der Holms⸗Bruͤcke waren ebenfalls zwei ge⸗

sschmackvoll erleuchtete Kutter hingelegt. Am 2ten Tage, den 2. Nov., wohnten die Allerhoͤchsten Herrschaften mit dem Braut⸗Paare ꝛc. dem Gottesdienste in der Schloßkirche bei, und speiseten darauf im Familien⸗Kreise. Die Abendfeier glich der vorigen in Ansehung der Ilu⸗ mination, denn auch nicht die kleinste Huͤtte unserer großen Stadt war unerleuchtet; aber verherrlicht und verschoͤnert wurde die Erleuchtung durch einen imposanten Fackelzug der Studenten, wozu sich gegen 1000 akademische Buͤrger veret⸗ nigt hatten, die, in zwei Abtheilungen, mit einem Musik⸗ Chor vor jeder Abtheilung, sich gegen 9 Uhr von dem akade⸗ mmischen Gebaͤude durch die lange Kaufmacher⸗Straße in einer feierlichen Procession, mit ungefaͤhr 300 Fackeln, nach dem Schlosse begaben, sich auf dem Schloßplatze in einen großen Faalbkreis stellten, mit beiden Musik⸗Choͤren und ungefaͤhr 200 Saͤngern in der Mitte, und darauf ein von dem Pro⸗ fessor Oehlenschlaͤger verfaßtes, von dem Studenten Kroͤger herrlich componirtes Lied anstimmten, welches zuvor von den fuͤnf Studenten⸗Repraͤsentanten den Allerhoͤchsten und Hoͤch⸗ 8 Herrschaften, so wie dem Braut⸗Paare, uͤberreicht war. Niach Beendigung des Liedes ertoͤnte ein vielfaches Hurrah! worauf die Proression in derselben Ordnung uͤber die Reit⸗ bahn, auf welche die Fackeln im Vorbeiziehen in zwei Hau⸗ 3 fen geworfen wurden, nach dem akademischen Gebaͤude zu⸗ euͤckging, und, dort angekommen, ein nochmaliges tausend⸗ stimmiges Vivat fuͤr das Koͤnigl. Haus erschallen ließ. Spä⸗ eter, ungefahr um 8 Uhr, geruhten die Koͤnigl. Herrschaften die Illumination in Augenschein zu nehmen und wurden al⸗ ler Drten von dem lautesten und herzlichsten Jubel begruͤßt. 3 Gestern, am dritten Tage war große Cour fuͤr die drei⸗ ersten Rangklassen bei den Neuvermaͤhlten und I. MM. Hente haben bn das junge Paar von Christians⸗ burg nach dem fuͤr Sie neu und hoͤchst geschmackvoll einge⸗ richteten Palais auf Amalitenburg gefuührt, und zwar in kanfh sHAlerlichen Staats⸗Aufzuge, bei welcher Gelegenheit ee hier garnisonirende 24 nebst der Buͤrger⸗ Vrrnalene den Marrosen⸗Divistonen in Spalier von g nach Amalienburg aufgestellt waren. Eine

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und den uͤbrigen Koͤnigl. und Fuͤrstl. Herrschaften in der Fenster der

8 ungeheure Menschen⸗Masse war dabei in Hewegung und alle

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ging, waren mit Damen besetzt.

Unterm 1sten d. M., am Vermählungs⸗Tage JJ. KK. HH. des Prinzen Friedrich Carl Christian, und der Prin⸗ zessin Wilhelmine, haben Se. Maj. der Koͤnig noch ferner zu ernennen geruht: Den Vice⸗Kanzler des Koͤnigl. Ordens⸗ Kapitels, geheimen Staats⸗ und Finanz⸗Minister v. Moͤsting, Ritter vom Elephanten, zum Kanzler des gedachten Kapitels; zum Range mit Nr. 10 der sten Klasse: Die Geheimen Conferenz⸗Raͤthe, General⸗Post⸗Direktor v. Hauch, den Ober⸗ Praͤsidenten von Kopenhagen, von Moltke, den K. Ge⸗ sandten am Kais. Oesterreichischen Pf⸗ Grafen v. Bernstorff, den Hof⸗Jäͤgermeister, Grafen C. H. A. v. Hardenberg⸗ Reventlow, den Grafen G. v. Moltke, den Ober⸗Jäger⸗ meister v. Sehestedt, den Ober⸗Kammerjunker Grafen v. Yöldi und den Ober⸗Hofmeister J. M. der Koͤnigin, Herrn v. Brochenhuus.

Ferner haben Se. Maj. eine große Befoͤrderung in der Land⸗ und Seemacht vorgenommen. Unter Andern sind er⸗ nannt worden: der dienstthuende General⸗Adjutant und Chef des General⸗Adjutanten⸗Stabes, General⸗Major von Buͤlow, zum General⸗Lieutenant; der Chef des Koͤnigl. Leib⸗Jäͤger⸗ Corps, Oberst von Holstein, der Chef des ersten Leib⸗Regi⸗ ments, Oberst v. Sundt, der Koͤnigl. Gesandte am Koͤnigl. Franzoͤsischen Hofe, General⸗Adjutant von Juel, der Chef des Artillerie⸗Corps, va⸗ von Haffner, der Commandant in der Festung Nyborg, Oberst von Staffeldt, zu General⸗ Majoren ꝛc. Ferner die Commandeurs, Barone von Hol⸗ sten und Wleugel, zu Contre⸗Admiralen; die Commandeur⸗ Capitaine Hoppe und Stephansen, zu Commandeurs ꝛc.

Deutschland.

Karlsruhe, 5. Nov. In dem (vorgestern von uns erwaähnten) Handschreiben Sr. Koͤnigl. Hoheit des Groß⸗ herzogs wegen der Feier des 22. Nov. hatten Hoöͤchstdieselben die Ueberzeugung ausgesprochen, im ganzen Umfange des Großherzogthums der freudigsten Regung fuͤr die wüͤrdige Gedaͤchtniß⸗Feier Karl Friedrich's zu begegnen. Dieser Ausspruch des geliebten Regenten findet bereits die vollste Bestaͤtigung. Von allen Seiten wird der Wunsch laut, durch Stiftungen im Geist und Sinn des unvergeßlichen Fuͤrsten, also 1 Anstalten fuͤr Volksbildung und Volks⸗ wohl, mit neuem Schmuck Seinen Namen den kommenden Geschlechtern, zum Bild der Eintracht, der Liebe und Ver⸗ ehrung, zu uͤberliefern. Es hat sich hier bereits ein freiwil⸗ liger Verein von Einwohnern aus allen Staͤnden und Ge⸗ genden des Landes gebildet, deren edle Absichten eine beson⸗ dere Verkuͤndigung demnaͤchst unsern Mitbuͤrgern mittheilen wird, damit durch Einheit des Plans und der Bestrebung ein großartiges, allen Buͤrgern Badens frommendes, haupt⸗ saͤchlich aber der aͤrmeren Klasse nutzbringendes Werk, in’'s Leben trete.

Von dem Wirklichen Geheimenrath, Freiherrn v. Drais, ist eine Schrift: „Gemäͤlde uͤber Karl Friedrich, den Mark⸗ grafen, Kurfuͤrsten und Großherzog von Baden, ein Beitrag zur Saͤcular⸗Feier dieses unvergeßlichen Fuͤrsten,“ verfaßt worden, welche sich dermalen unter der Presse befindet, und noch vor dem eintretenden Feste erscheinen wird.

Zur Feier des Namens⸗Festes seines erhabenen Monar⸗ chen gab der Koͤnigl. Franzoͤsische Gesandte am Großherzog⸗ lichen Hofe, Herr Graf von Montlezun, gestern ein Gast⸗ mahl, wozu die Mitglieder des diplomatischen Corps, und die obersten Hof⸗ Militair⸗ und Civil⸗Chargen eingeladen

waren. Oesterreich.

Wien, 1. Nov. Vorgestern wurde der I. ader verstorbene General der Cavallerie, Freiherr von ayr, an welchem das Vaterland einen seiner ausgezeichnetsten Feld⸗ herrn verloren hat, feierlichst zur Erde bestattet. Der com⸗ mandirende General der Cavallerie, Marquis v. Somariva, fuͤhrte den Leichenzug an.

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Chambéry, 20. Dect. Die Badezeit von Aix ist nun beendigt. Ungeachtet der wenig guͤnstigen Witterung fanden sich dort uͤber zweitausend Badegaͤste ein, und darunter mehrere ausgezeichnete Familien aus der Fremde. Die Ge⸗ genwart der Köoͤniglichen Familie, die mehrmals von hier hinging, trug viel zu der Festlichkeit dieser Zeit bei. Die Koͤnigliche Familie hat hierauf den Lago⸗maggiore und die Borromaͤischen Inseln besucht. Ueberall sah sie den unbefoh⸗ lenen Jubel der Einwohner. Bei dieser Gelegenheit kam auch eine Deputation des Schweizer⸗Cantons Tessin, um den Koͤnig in der Naͤhe ihres Landes zu bekomplimentiren.

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2 8 1““ 8 b Haͤuser in den Straßen, durch welche der Zug