1828 / 315 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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schoͤfe und Bischoͤfe zu der Verordnung vom 16. Junt nicht aufgenommen hatte, ist jetzt zu ihrem großen Verdruße von dem Polizei⸗Präfekten dazu amtlich aufgefordert worden; sie meint, sie koͤnne nicht wohl begreifen, was die Regierung zu einer solchen Aufforderung bewogen habe, da doch die Be⸗ kanntmachung an sich fuͤr Niemand von irgend einer Wich⸗ tigkeit seyn koͤnne.

Der diesseitige Gesandte in den Niederlanden, Baron von Fagel, ist vor einigen Tagen wieder auf seinen Posten nach Bruͤssel zuruͤckgekehrt. Der Courrier frangais legt dem Zwecke dieser Reise große Wichtigkeit bei.

Iberst Fabvier, der vor einigen Tagen aus Nancy hie⸗ her zuruͤckgekehrt ist, wird in Kurzem wieder nach Griechen⸗ land gehen. Die Talente des Obersten, seine Kenntniß der

dortigen Menschen und des Landes machen ihn ganz geeig⸗ net, bei der Emancipation der Griechen thaͤtig zu seyn. „Es wird uns angenehm seyn,“ füͤgt der Constitutionnel hinzu, „diesmal sagen zu koͤnnen: Nicht bloß um seines Ruhmes und seiner Gesinnungen als Privatmann willen, sondern fuͤr das Land ist Oberst Fabvier in Griechenland thaͤtig.“

Die in Toulon angekommene Brigg „Palinurus“ hat keine neueren Nachrichten, als die durch den Bericht des Generals Maison bekannten, mitgebracht.

Großbritanien und Irland.

London, 15. Nov. Uebermorgen Nachmittag wird im Schlosse zu Windsor Cour bei Sr. Majestaͤt seyn; Hoͤchst⸗ dieselben haben am Donnerstag Nachmittag eine Spazier⸗ fahrt gemacht.

Lord Hill ist von seinem Landsitze bei Shrewsbury an⸗ gekommen und Graf Bathurst nach dem seinigen zu Ciren⸗ cester abgereist.

Der General⸗Lieutenant der Artillerie, Sir W. Clinton, untersuchte am Sten die Königl. Artillerie zu⸗ Woolwich, uͤber deren Zustand er seine Zufriedenheit bezeugte.

Die Brighton⸗Gazette behauptet, der Herzog von

Wellington habe sich gegen die Braunschweig Clubs in Eng⸗ jand erklärt, da er sie als einen Versuch, das Land durch Vereine zu regteren, betrachte; dagegen begünstige er die Orange⸗CElubs in Irland, weil sie der katholischen Associa⸗ tion und deren Verzweigungen das Gegengewicht hielten.

Die Leiche des Capitains Canning ist mit dem „Alliga⸗ tor“ aus Madeira hier angekommen. Diese Insel befindet sich noch immer in einem krampfhaften Zustande. Die Zahl der eingekerkerten Portugiesen ist schon sehr groß und in fort⸗ waͤhrender Vermehrung begriffen.

Der Globe wundert sich und bedauert, daß der Herzog von Wellington so wenig bei dem Lord⸗Mayors⸗Feste, als bei dem (gestern erwaͤhnten) Gastmahle der Ostindischen Compagnie, seine Gesinnungen uͤber die außere Politik Groß⸗ britantens oder uͤber die Katholiken ausgesprochen habe, trotz dem, daß der Vorsitzer der Compagnte ihn dazu aufforderte, indem er die friedlichen Maaßregein des Ministeriums lobte. „Im Ganzen (fährt das genannte Blatt fort) glauben wir, daß das Stillschweigen des Herzogs jetzt volksthinnlich sey, und daß wenige Menschen so sehr wegen ihrer Beredsamkeit bewun⸗ dert worden sind, wie es der Herzog von Wellington des⸗

alb wird, weil er Nichts sagt: Mirantur ut unnum

Scilicet egregi mortalem altique silentii.

hat oft daruͤber nachgesonnen, in wie fern ein Land

bestehen könne, ohne das zu haben, was man gewoͤhnlich

Regierung nennt. Die näͤchste Annaäͤherung an einen Ver⸗

such dieser Art, welche nur irgend erwartet werden kann, ist vorhanden, wenn man Nichts von dem hört oder weiß, was eine Regierung beabsichtigt oder thut.“

Im Globe heißt es: „Der Verfasser eines Aufsatzes in einem Morgenblatte sucht zu beweisen, daß die katholi⸗ schen Regierungen von Europa, im Vergleich mit der Eng⸗ lischen, nicht illiberal sind. Der Verfasser beruft sich hiebei nicht nur auf Frankreich, Oesterreich oher andere glͤckliche und bluͤhende Staaten, sondern auch auf Spanien und Por⸗ tngal; dann geht er auf die neuen Suͤd⸗A ischen Staa⸗ ten uber, die er als illiberal gegen die Proßestanten schildert. S, ansch d gegen ihn sprechenden Thatsachen, föhrt e Ausn an, und zieht daraus den Schluß, daß E e ur in solchen Reichen vorherrsche, die im Verfall 8sber durch inm 85 1

Rir, an ere Zwistigkeiten zerrissen ind, wogegen man

1 en Sraaten, die 8* volltommehe Welh le an Macht und Reichthum zunchmen, „Er giebt in bee würde. Am Schluß sagt er:

land, was Macht na en katholtschen Staat, der mit Eng⸗

steht, und der michend harakter betrifft, in gleichem Range

; diesen na immen tolerant gegen Protestanten üen geztemt sich fuͤr Engiand, nicht

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digen,

Chiel’s gedruckter Rede enthalten, was man nicht in einem

aber darf es jenen schwankenden Regierungen folgen, deren Bahn zu betreten es sich vielmehr sehr huͤten muß.

In Irland hat die Regierung die wesentliche Macht verloden, die katholischen Assoctationen haben einen großen Theil davon an sich gerissen, und des Restes haben sich die Braunschweig Clubs, bei ihren Versuchen, die Sache zu ver⸗ bessern, bemaͤchtigt. Wenn dieser Zustand der Dinge fort⸗ dauert, so haͤngt die Entscheidung der Frage, ob Krieg oder Frieden in Irland seyn soll, nicht mehr von der Regierung, sondern von den Anfuͤhrern der verschiedenen Clubs ab. Auf jeden Fall ist dies eine Lage der Sachen, welche keine Regie⸗ rung, der das Wohl des Landes am Herzen liegt, ansehen kann, ohne die ernstlichsten Versuche zu machen, sie auf ir⸗ gend eine Weise zu endigen.

In einer Versammlung zu Parsentown, welche die Bit⸗ dung eines Braunschweig⸗Clubs beabsichtete, begann ein Geistlicher, Herr Kennedy, gegen diesen Zweck zu sprechen. Kaum hatte er einige Worte geäußert, so ward er von den erzrnten und fanatischen Orangisten aus dem Zimmer ge⸗ worfen. Dagegen ist eine Versammlung, welche sich zu einem aͤhnlichen Zwecke in Dundalk vereinigen wollte, gänzlich fehl⸗ geschlagen, da die angesehensten Bewohner der Nach 285 unter andern auch der Lord Ferrard und Hr. Leslie Foster, sich weigerten, daran Theil zu nehmen. Die Geistlichkeit der Didcese von Rochester hat eine von 115 ihrer Mirglie⸗ der unterzeichnete Erklaͤrung abgegeben, worin sie ihre den Katholiken feindlichen Gesinnungen ausspricht. In High⸗ Park in der Grafschaft Wicklow hörte man kuͤrzlich in einer Nacht einen großen Laäͤrm und den Ruf: „0'Connell sfor ever? (O' Tonnell für immer!) Die Bewohner des Hauses, in dessen Naͤhe sich dies zutrug, bewaffneten sich und ergrif⸗ fen einen von den Ruhestoͤrern, welchen man Anfangs fuͤr einen Katholiken hielt. Allein man wunderte sich nicht we⸗ nig, als man fand, daß es ein Braunschweiger war. Noch schwebt ein geheimnißvolles Dunkel uͤber diese Be benheit, aber viele Anzeichen sprechen dafuͤr, daß die Me

lieder eines benachbarten Braunschweig⸗Clubs sich verbunden 8 die Katholiken durch eine Spiegelfechterei in Miß⸗ credit zu bringen.

Alle Irlaͤndische Zeitungen und einige Provinzial⸗Blaͤt⸗ ter, heißt es im Courier, welche die kat olische Parthei neh⸗ men, fahren nicht nur fort, Hrn. Shiel deshalb zu verthei⸗ baß er es erlaubte, eine von ihm nicht aͤbgehaltene

Rede drucken zu lassen, sondern auch zu behaupten, daß seine angegebenen Gruͤnde neu, uͤberzeugend und unwidersprechlichd waͤren. Es erscheint nur gerecht, ihnen zu eroͤffnen, daß sie, was diese Gruͤnde betrifft, ebenso sehr im Irthum sind, als in Hinsicht seiner Rede. Es ist durchaus nichts in Herrn

kleinen, vor 4 oder 5 Jahren von einer Irländischen obrig⸗ keitlichen Person, Namens Baldwin, uͤber die katholische Angele⸗ genheit herausgegehenen Aufsatz finden koͤnnte, mit Ausnahme dessen, was Hr. Shiel uͤber die herrschende Kirche sagt. Aus dieser kleinen Schrift hat nicht nur er geschöpft, sendern sie ward auch von aͤllen andern Rednern der Association, ja so⸗ gar von dem großen Aufwiegler selbst benutzt, und lieferte Allen, ohne daß sie es je eingestanden haͤtten, die besten Ar⸗ gumente fuͤr ihre Sache.

Ueber die in Rewton Abhey vor einigen Tagen statt gefundene Versammlung hebt ein Englisches Morgenblatt. Folgendes aus der Exeter⸗Weeklo⸗Times heraus: „Wir ver⸗ buͤrgen uns dafuͤr, daß nicht Einer von 50 Personen, die in Newton zugegen waren, das Geschichtliche aus der Epoche bekannt war, in welcher man Zwangsmaaßregeln fuͤr not wendig hielt, und die Redner, welche mir ihr vertraut war ren, nahmen sich wohl in Acht, eine richtige Schllderung von ihr zu machen, sondern suchten nur die Leidenschaften ihrer Zuhoͤrer durch Angaben aufzuregen, deren Unrichtigkeit ihnen nicht unbekannt seyn konnte.“ Dieselbe Zeitung, fährt das Morgenblatt sort, sagt: „Es waͤren nicht wensger als 15 Personen gegenwaͤrtig;“ und bemerkt dabet⸗ daß eine solche Versammlung den in Rede stehenden Gegenstand .g; mehr wie Sectirer als Polltiter behan mußte.

In Nottingham ward der Johres’ Tag der Putvar⸗

8. 1 Verschwoͤrung anadeie, und Pesgafter als gewöhnlich begangen, was dem Geiste zuzuschreiden ist, den die Pavisten in der Aeoten Zeit an den Tag gelegt haßen. Schon feunt Maäzgens wehte die Fahne vom St. Marien⸗ Thurm, und den Panzen Tag üͤber hörte man das Gelzure der Glecken.

Abends wurden Freuden⸗Feuer anf den Straßen gemacht⸗ 8 8 Schwärmer u. s. w. 19896

und von den Straßen⸗Jungen