1828 / 332 p. 7 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nannt, das andere, welches Herr Duchesne befehligen wird, hat den Namen Athyr erhalten. Der Doctor Rahbi wird uns verlassen, um in der Libyschen Wuͤste auf die Schmetter⸗ lings⸗Jagd zu gehen. Unser Gesundheits⸗Zustand ist gut, und die Probe, die wir im hiesigen Klima bestanden haben, dient als gutes Vorzeichen. So eben habe ich mich beim Vice⸗Koͤnig beurlaubt, welcher aͤußerst gnaͤdig war. Er bat mich um eine Uebersetzung der Hieroglyphen auf den Obelis⸗ ken von Alexandrien, welche ihm morgen zugestellt werden wird. Se. Hoheit versprachen mir, daß wir uͤberall auf un⸗ serer Reise Ehrenbezeugungen und Schutz finden wuͤrden. Die guten Muselmaͤnner haben uns mit einer Offenheit be⸗ handelt, welche uns entzuͤckt.“ Das folgende Schreiben ist von Kairo vom 27. Sept. „Wir fuhren“ (heißt es darin) „von Alexandrien aus auf dem Kanal Mahmoudieh, welcher der Haupt⸗Richtung des alten Kanals von Alexandrien folgt, aber auf einem geraderen Wege zur Rechten am See Mareotis, zur Linken am See dku vorbei in den Nil geht. Am 15ten kamen wir in den Strom, und begriffen ganz die Freude der occidentalischen Araber, wenn sie aus den Lybischen Sandwuüͤsten Alexan⸗ driens in den Canopischen Arm treten und die gruͤnenden Ufer des Delta erblicken, auf denen sich Hunderte von Mi⸗ narets und von bluͤhenden Doͤrfern erheben. Zu Touan hielten wir kurze Zeit an, kamen sodann vor Desouk voruͤ⸗ ber und landeten am 16ten in der Nachbarschaft von Ssa et Hagard. Meine Absicht war, die ungefaͤhr eine halbe Stunde von dort entsernten Ruinen von Sais zu besuchen. Wir lenkten unsere Schritte daher nach einem mit einer ho⸗ hen Mauer umgebenen Raume, den wir seit dem Morgen in der Ebene bemerkt hatten. Die Ueberschwemmung, welche einen Theil des Landes bedeckte, nothigte uns, einige Um⸗ wege zu machen, und wir gelangten zu einer Aegyptischen, von ungebrannten Ziegelsteinen gebauten Todtenstadt; die Oberflaͤche ist mit Ueberresten von Toͤpfer⸗Arbeit bedeckt, und ich sammelte dort mehrere Ueberreste von kleinen Grab⸗Figu⸗ ren; die große Mauer war nur durch eine ganz moderne Thuͤr ugänglich. Unter dieser ersten Todtenstadt findet sich eine andere. en mißt nicht weniger als 1400 Fuß in der Lange und 500 in der Breite. In ihren colossalen Truͤmmern erkennt man noch mehrere Stockwerke kleiner Todten⸗Kammern. An den Waͤnden einiger dieser Kammern findet man eine große Vase von gebrannter Erde, welche dazu diente, die Eingeweide auf⸗ zubewahren. Auf dem Boden einer derselben haben wir Erd⸗ pech entdeckt. zwei Huͤgel, auf welchen wir Truͤmmern von mehreren Ar⸗ ten Granit und von weißem Marmor fanden. Auf dem weißen Marmor sind Pharaonische Inschriften eingehauen, von welchen ich schöͤne Proben eingesammelt habe. Ich ver⸗ leß diesen Ort um 5 Uhr Abends; indeß wird dieser Besuch nicht der letzte seyn. Am folgenden Tage kamen wir vor Shabour vorbei; am 18ten machten wir zu Nader halt, wo⸗ selbst uns Almehs ein Vocal⸗ und Instrumental⸗Concert, von Luft⸗

spruͤngen und Gesängen begleitet, gaben. Am 19ten Morgens sahen.

wir die Pyramiden, am Abeied um 5 Uhr landeten wir im Hafen von Boulay. Der 20ste ging mit Vorbereitungen zur Abreise nach Kairo voruͤber. Um 5 Uhr setzte ich mich mit meiner Caravane in Marsch. Ueberall wurden wir mit Herzlichkeit aufgenommen und oft hoͤrten wir den Ruf: Fransaoni ertoͤ⸗ nen. Wir langten zu guter Zeit in der Stadt an. Dieser und der folgende Tag waren Feste, welche die Muselmaͤnner zu Ehren der Geburt des Propheten feiern. Die Moscheen waren mit Kränzen geschmuͤckt, die oͤffentlichen Plaͤtze mit Zelten geziert, unter denen man gottesdienstliche Handlungen verrichtete, während sich in weiterer Ferne Gruppen von Tänzern, Sängern und Freudenmäaͤdchen zeigten. Man hat viel Uebles von Kairo und vor Allem von den Stra⸗ ßen gesagt. Was mich betrifft, so befinde ich mich hier ganz wohl. Auch scheinen mir die Straßen, welche nur acht bis zehn Fuß breit sind, auf den Schutz gegen zu

roße Hitze berechnet zu seyn. Obgleich sie kein Pflaster ha⸗ 2 sind sie dennoch äußerst reinlich; der groͤßeste Theil der Häuser ist von Stein und gut gebaut. Der Aublik der gan⸗ zen Stadt hat etwas denkmalartiges. Am 22. Sept. ging ich zur Citadelle hinauf, um dem Aubid Effendi, dem Gouverneur, auf welchen der Vice⸗König viel haält, mei⸗ nen Besuch abzustatten. Er empfing mich sehr freundlich, plauderte viel mit mir uͤber die Monumente Ober⸗Aegyptens und gab mir selbst einige Rathschläͤge, um sie mit mehr Be⸗ quemlichkeit studiren zu koͤnnen. Nachher durchstrich ich die Citadelle, wo ich mehr als einen seltenen und merkwuͤrdigen Stein und Block fand. Morgen gehe ich nach Memphis ab. Wir werden bei Mit⸗Rahini, woselbst ich mich festsetzen werde, ausschifen; dort aus werde ich 8 8 2* 8. 8 8 5

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Rechts und links von dieser Todtenstadt sind

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chungen nach Sakkara, Dachschour und die ganze Ebene von Memphis bis nach den Pyramiden von Gizeh ausdehnen, von wo ich meinen naͤchsten Brief zu datiren hoffe.“

Ueber die Memoiren des Herzogs von Rovigo, von Varnhagen van Ense.

(Aus den Jahrbuͤchern der Kritik. *)

Der Verfasser dieser Memoiren kuͤndigt sich ohne Hehl

als ein Buonapartist an, und wir wissen Alle, daß er dieser Farbe bis zuletzt mit Eifer treu geblieben ist. Vor 5 Jah⸗ ren, als er bei besonderem Anlasse mit solchem Bekenntnisse hervortrat, knuͤpfte er daran die Behauptung, deshalb um nichts weniger mit gleichem Eifer und Erfolge den Bourbons dienen zu koͤnnen, eine Behauptung, die sich, was den Fall im Allgemeinen betrifft, durch viele glaͤnzende Beispiele be⸗ staͤtigt findet. Heute jedoch, indem er sich als Seide Napo⸗ leons nochmals willig angicht, verbindet er damit die be⸗

stimmte Erklarung, er habe keine Grenzen in den ihm durch

solches Verhaͤltniß auferlegten Pflichtleistungen erkannt, weil er begriffen habe, daß die Kraͤmpfe, von welchen die Welt unter Napoleon's Einwirken erschuͤttert worde, nichts anders gewesen, als das Ringen der Grundsaͤtze der Franzoͤsischen Revolution gegen die alte Europaͤische Aristokratie.

Der Verfasser hat gewis die ehrenwerthe, redliche Ab⸗ sicht, das Wahre und Richtige, wie es sich ihm in dem Er⸗ lebten darstellt, nach eigenster Ueberzeugung ossen heraus zu sagen. Dieses Wollen wird auch von Seiten aͤußerer Ver⸗ haͤltnisse durch das ausgezeichnetste Koͤnnen unterstuͤtzt; er war ein Guͤnstling und Vertrauter des Kaisers, bei zahlrei⸗ chen Vorgaͤngen ein Haupt⸗Ausfuͤhrer; in den Thatsachen, die er mictheilt, ist gewiß nach seinem Sinn die reinste Wahrhaftigkeit, auch fordert er voll Zuversicht jeden Wider⸗ spruch heraus, und nennt als einen wesentlichen Grund, der ihn bewogen, schon jetzt seine Denkwuͤrdigkeiten bekannt zu machen, den Wunsch und die Bereitwilligkeit, ihren Inhalt gegen etwanige Angriffe noch selber zu vertreten. Wir muͤs⸗ sen anruͤhmen, daß wirklich sein Buch im Ganzen den Ein⸗ druck der Freimuͤthigkeit und Offenheit auf uns gemacht hat, es ist ein freier, ungekuͤnstelter Vortrag, mehr aus dem Ge⸗ daͤchtnisse als aus gesammelten Papieren, und in Allem, was auf unmittelbarer Anschauung beruht, vollkommen

uf unmi ruht, 1 laubhaft; diesen Eindruck geben hauptsächlich diejenigen Abschmere wo

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es nicht Dinge gilt, die noch jetzt irgend einen bedenklichen

Bezug haben, und selbst bei diesen kann man den Verfasser kaum einer absichtlichen Entstellung oder ‚Verhüllung zeihen, wenn man ihn nicht zugleich beschuͤldigen will, es sehr grod und ungeschickt gethan zu haben. seiner wahren Meinung. Was aber die innere Befähigung des Verkassers, das heißt, seine Geistesart uͤberhaupt Und be⸗

Nein, er redet gewiß nach

sondere Geschaͤfts⸗Ansicht anbelangt, so koͤnnen wir diese freilich 88

nicht auf gleiche Stufe mit seinem guten Vorhaben stellen; im Gegentheil, wir glauben, daß dieses von jener im Gan⸗ zen wie im Einzelnen den groͤßten Schaden leidet. Hier fin⸗ den wir Befangenheit, Verblendung, Einseitigkeit, als vor⸗ herrschende Leiterinnen, und zwar in ihrer Wirkung wie in ihrer Quelle ganz offen, so daß wir, indem wir sie erkennen, keine Gefahr davon haben. Ein starkes persoͤnliches Gefuͤhl, wie das des Verfassers, kann die Ereignisse unmoͤglich anders aufneh⸗

men, als in staͤtem Bezug auf die eigene Stellung; da findet S.

sich von selbst alles Recht und alles Licht auf dieser Seite, auf der des Gegners alles Unrecht und aller Schatten; hier⸗ aus folgt, daß das Vortheilhafte auch in der Schilderung

hervorgehoben, das Nachtheilige zuruͤckgedraͤngt und unter⸗

geordnet wird; das Erzaͤhlte indeß ist immer noch wenn auch nicht die ganze Wahrheit, und der Fehler, welcher dabei statt findet, fallt nicht derschreibenden zur Last,

*) Ueber die Societaͤt für wissenschaftliche Kritik, von wel⸗

. erst dem Nie⸗ er lag vielmehr schon in der Art des Erlebens und Aufnehmens der Ereignisse selbst. Die

cher diese Jahrbuͤcher ausgehen, geben wir Fb 1““

tizen: Sie wurde vor zwet d h Mitglieder. Ein aus diesen gewaͤhlter Ausschuß

schaͤfte und biͤdet den in Berlin fuͤr die Redaction bestehenden engeren Verein. Jeder Artikel, Soctetaͤt aufgenommen werden soll, muß mit dem Verfassers unterzeichnet seyn. Die Societaͤt Situngen, in welchen ihre Geschaͤfte offen vor allen Mitglie⸗ dern, welche daran Theil nehmen wollen, verhandelt werden

fahren gestiftet und 84

Namen seines

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haͤlt regelmaͤßige

welcher in die Jahrbuͤcher der

Die Recensionen selbst werden entweder vorgelesen, oder einer

Commission zur Bericht⸗Erstattung angewiesen, und erst nach

guͤnstigem, durch Stimmen⸗Mehrheit bestaͤtigtem Aussoruch zum

Druck befördert. Diese Pruͤfung ündet obne Ausnahme dei i’ete.,. Artikel att, der in die Jahrbuͤcher aufgenommen werden ser.

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