1828 / 333 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Sons zu erlas⸗ Wohlhabenden,

erkannt werden, das 4pfuͤndige Brod fuͤr 16 sen. Die Verwaltung ist den Reichen, den so wie allen Einwohnern, deren Subsistenz durch ihren Han⸗ del, ihren Gewerbfleig, ihre Profession gesichert ist, die Ge wißheit schuldig, daß es denen, die ihre Lebensmittel baar bezahlen, daran nicht fehle; sie ist aber uͤberdies auch noch den Ungluͤcklichen Beistand schuldig, und mit diesen

muß sie sich vor Allem beschaͤftigen. 70,000 bei Armen⸗ Buüͤrcaux eingeschriebene Individuen haben bereits ei⸗ nen begruͤndeten Anspruch an ihre Sorgfalt. Unbemittelten Familien, deren bedraͤngte Lage durch die Theurung noch vermehrt wird, so wie Arbeitern mit zahlreicher Familie, denen es fuͤr den Augenblick an Beschaͤftigung fehlt, kann allmählig diese Gunst zu Theil werden. Schon sind die erforderlichen Maaßregeln dazu getroffen, und in allen Stadt⸗ vierteln treten Commifsionen, bestehend aus Armen⸗Verwal⸗ tern, Manufactur⸗Inhabern, Fabrik⸗Vorstehern und Unter⸗ nehmern, zusammen, um nach Recht und Billigreit uͤber die Anspruͤche, welche die Armuth, eine zahlreiche Familie oder Mangel an Arbeit geben koͤnnen, zu entscheiden. Alles, was die Ausfuͤhrung selbst betrifft, ist schon vorher bedacht und beschlossen worden. Vom 15. December an wird die erfor⸗ derliche Quantitat Mehl aus den Vorraͤthen nach der Ge⸗ treide⸗Halle verabfolgt werden; und von demselben Tage an

erhalten die in den⸗Armen⸗Buͤreaux eingeschriebenen Inbivi⸗

duen die Karten, mitteist welcher sie fuͤr das 4pfuͤndige Brod nur 16 Sous entrichten. Im Uebrigen, so hatte der Ma⸗ gistrat die Erhoͤhumng des Brodpreises nicht erst abgewartet, um die huͤlfsbedürftige Klasse durch andere Mittel zu unter⸗ stuͤtzen. Die Vertheilungen fuͤr den Winter beginnen in der Re⸗ gel erst mit dem Monat December; in diesem Jahre haben sie einen Monat früher angefangen, und die Unterstuͤtzungen an Geld und Brod sind um ein Drittheil erhoͤht worden. Ueber⸗ dies ist ein Fonds gebildet, um in den Monaten Derember, Januar, Februar und Maͤrz die bisher zu den Brod⸗Vertheilungen monatlich bewilligten 711 Sacke Ge⸗ treide, bis auf 1067 zu vermehren, und um unter die Huͤlfs⸗ bedürftigsten zahlreiche Portionen von Suppe zu vertheilen⸗ Die arbeitende Klasse wird ebenfalls die nuͤtzlichste und wohl⸗ berechnetste Unterstuͤtzung erhalten, nämlich Arbeit. Die städtische Behörde will während des Winters keine einzige der von ihr unternommenen Arbeiten aussetzen, sondern so⸗ gar deren neue beginnen lassen, bei welchen ausschließlich die gegenwaͤrtig in Paris anwesenden Arbeiter beschaͤftigt wer⸗ den sollen. Solchergestalt wird die Verwaltung kein einzi⸗ ges der ihr zu Gebote stehenden Mitrel verabsäumt haben. Es steht nicht in der Macht des Menschen, die Witterung regelmaͤßig und die Erndte ergiebig zu machen; gluͤcklich muß er sich aber schätzen, wenn er dazu beitragen kann, durch Beschaäftigung der arbeitenden, durch Unterstuͤtzung der noth⸗ leidenden Klasse und durch Erhaltung des allgemeinen Ver⸗ trauens, einer voruͤbergehenden Bedraͤngniß abzuhelfen.“ 1 Im Constitutionnek findet sich solgender Artikel: „Die Gazette hat sich in einer ihrer setzten Nummern eines sechr merkwuͤrdigen Ausdrucks bedient, der nicht fuͤglich un⸗ erörtert bleiben darf. Es handelt sich um die Municipal⸗ Verfassung, mit der sich gegenwaͤrrig Alles beschaͤftigt. „Man wiederholt“, sagt die Gazette, „daß sich bei der letzten Be⸗ rathung eine Spaltung uͤber dies Gesetz, welches Frankreich in kleine Republiken theilt, offenbart habe! Man fuͤgt hinzu, der Koͤnig habe die Berathung mit den Worten: „„wir wol⸗ len schen⸗“ aufgehoben.“ Das Blatt der Congregation klagte sonst die constitutionnelle Presse an, als diese letztere dem Publikum wichtige Nachrichten mit Maͤßigung und ge⸗ wöhnlich in einem zweifelnden Tone ankuͤndigte. Wie hat es das, was beute meldet, wissen koͤnnen, und wie kaun solches in stimmter Weise versichern? Vor wenigen Ta⸗ gen warf es der Regierung vor, daß sie den Cabinets⸗Rarh aus Revolutionairs recrutirt habe. Wahrscheinlich werden es nichk diese gewesen seyn, welche die Gazette so gut unter⸗ richtet und ihr wiederholt haben, daß der Koͤnig gesagt habe: „Wir wollen sehen.“ Man wird selbige daher wohl unter einer andern Farbe suchen muͤssen. Unter dem vorigen Ministe⸗ rium ging einer ihrer Haupt⸗Redacteurs alle Abend zu einem der einflußreichsten Minister, um von demselben Erkundigungen einzuziehen. Sollte sich dieser Gebrauch erneuern und ein anderer Gendude einen neuen Villele auffinden? Die Entscheidung dar⸗ ber kommt uns nicht zu. Gewiß ist, daß halbe Zustuͤsterungen, welche vielleicht auf keiner festen Grundlage beruhen, der gemachten Mittheilung schon vorangegangen sind. Die chen, zur Sitzung vom 28. Nov. berufen gewesenen, Personen sind, sagt man, in zwei streitende Partheien getheilt gewesen. g glauben jedoch, daß bei einer so ernsthaften Eröͤrterung, 2 28% seen a

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politischen Ansichten erklaͤren; England aber hat ein unmittelbares

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gen weniger getheilt gewesen seyen, als man es vermuthen laͤßt, und daß unter den Raͤthen uur die geringere Anzahl es uͤber sich vermocht hat, Lehren zu vertheidigen, welche sich mit den zur Feststellung der gesetzlichen Ordnung am meisten gecigneten Maaßregeln nicht vereinbaren lassen. Wenn es im Uebrigen Theilungen im Rathe gegeben hat, so, werden die Gazette und die Congregation nicht ohne Kummer ver⸗ nommen haben, daß ein kraͤftiges Gesetz und tief begruͤndete, auf 1G den Interessen des Landes und der constitutionnellen Monarchie 9 beruhende Argumente einigermaaßen die Oberhand üͤber zier⸗ liche und geistreiche Phrasen erlangen und bewahren konnten; daß es der Sache der Nation nicht an alten Verfechtern der mo⸗ narchischen Sache gefehlt hat, und daß die Municipal⸗Ordnung nicht ohne Vertheidiger geblieben ist. Die Erwartung eines neuen geheimen Conseils, welche freilich dem Artikel der Ga⸗ zette nicht mehr Wichtigkeit verleiht, und die Ungewißheit, in welcher uns die gewoͤhnlichen Organe des Ministeriums in dieser Ruͤcksicht lassen, berechtigen uns zu dem Glauben, daß, wenn das Wort „wir wollen sehen“ wirklich ausgesprochen worden ist, der Sinn desselben kein anderer war, als der, welcher in dem vom Lande in Anspruch genommenen und von den aufgeklärtesten Dienern des Thrones anerkannten Grunde; saͤtzen liegt.“ 3 8 Der Courrier francais enthaͤlt folgendes Privat⸗ schreiben aus London vom 28. Nov.: „Die in Plymouth befindlichen gefluͤchteten Portugiesen sollen in Kurzem Eng⸗ 1.5 land verlassen, um sich nach Brasilien zu begeben; man hauxr sogar schon zu diesem Zweck mehrere Schiffe angenommen. Dieser Beschluß ist das Resultat einer Mittheitung des Her⸗ zogs von Wellington an den Marquis von Palmella, welche die Absicht der Britischen Regierung enthält, die Portugie⸗ sischen Officiere von den Soldaten zu trennen, und letztere in verschiedbene Gegenden von England zu vertheilen. Der Marquis von Palmella hat es in Folge dieser Mittheilung vorgezogen, seinen Landsleuten einen Zufluchtsort in Brasilien anzuweisen, wo ihrer Seitens Dom Pedro gewiß eine Auf⸗ nahme wartet, die mit ihrer an den Tag gelegten treuen Ergebenheit im Einklange steht. Das Benehmen des Engli⸗ schen Cabinets in Hinsicht der Portugiesischen Fluͤchtlinge ist in der That sehr auffallend; denn im Jahre 1826 unterstutzte England auf eine kraftvolle Weise die Sache, fuͤr welche jene sich opferren, und wie benimmt es sich gegen die ungluͤckli⸗ chen Individuen derselben Nation im J. 18282 durch ein Ver⸗ fahren, das dem aͤhnlich ist, welches das Cabinet von Ma⸗ drid befolgte, als sich vor einigen Monaten die Portugiesen nach Spanten zuruͤckzogen. Spaniens Benehmen ließe sich vielleicht aus

Interresse, daß Portugal selbststandig bleibe und eines ge⸗ wissen Wohlstandes genieße, damit der Handel dort mehr * Gelegenheit finde, die Erzeugnisse Englischen Bodens und⸗ 8 Gewerbfelhes abzusetzen. Wir vermoͤgen uns daher sein Verfahren um so weniger zu erklären, als es anderer Seits klar zu seyn scheint: daß das Englische Cabinet, indem es die Regierung Dom Migucl's unterstützt, nicht nur das In- teresse seines aͤltesten Bundesgenossen, sondern auch das seinige * aufopfert. Das letzte in Falmouth von Lissabon angekommene Packetboot har Briefe mitgebracht, welche den Zustand Doim Miguel's als beinahe hoffnungslos schildern. 32 Eben dieses Blatt aͤußert sich folgendermaaßen uͤber die Lage der Dinge in Portugal: Auf diplomatischem Wege sind Berichte aus Lissabon eingelaufen, die das bestaͤtigen, was wir bereits gestern uͤber den bedenklichen Zustand Dom Miguels und die Gefahr sagten, in welcher sein Leben zu schweben scheint. Seine Anhaͤnger sind in großer Unruhe, und zittern schon bei dem Gedanken an die Reaction, zu der sein Tod das Signal geben koͤnnte; ihre Blicke und Hoffnungen sind von jetzt an auf die Koͤnigin Mutter ge⸗ richtet, die sich von ihrem muͤtterlichen Schmerze gewiß nicht F. in dem Maaße uͤberwaͤltigen lassen wird, als es die Gegner Dom Miguels wuͤnschen. Der Pallast von Queluz ist der 2.

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Sitz der Regierung geworden. Man proclamirt schon zumm voraus die Regentschaft der Koͤnigin Mutter, und schmeik- chelt sich, Donna Maria zum zweitenmale zu verdraͤngen, und sie durch einen Infanten von Spanien zu ersetzen, dese sen Namen man sich ganz leise in die Ohren fluͤstert. Der Tod Dom Miguels wuͤrde fast unvermeidlicherweise das Verderben seiner Parthei nach sich ziehen.

Der Courrier frangais meldet uͤberdies, es habe sich an der Boͤrse das Geruͤcht verbreitet, daß ein Gesandter heutr fruͤh auf außerordentlichem Wege die Nachricht erhalten, Dom Miguel sey an den Folgen des Unfalles, der ihn betroffen, gestorben.“ (2) (Siehe Portugal.) 2 Die Akademie der Wissenschaften hat in ihrer vorgestri⸗

die Stelle des verstorbenen