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chenlands Freiheit werden? Je mehr man Griechenland ver⸗ gröͤßert, desto schwieriger wird die Wahl einer Verfassung fuͤr dasselbe, und desto mehr Gefahren und Hindernisse tre⸗ ten seiner Regeneration entgegen. Ueberlaͤßt man die Grie⸗ chen den Gefahren, die ihnen vom Nachbar drohen, so muͤs⸗ sen sie, wenn sie nicht bald wieder untergehen sollen, sich vor Allem kriegerisch ausbilden, und lernen, wie man Andere be⸗ zwingt, ehe sie wissen, wie der Buͤrger frei und geachtet zu Hause lebt; sie wurden sonst eher Soldaten als Gesetze ha⸗ ben, und dem Vöͤlkerrechte Kanonen entgegen setzen, ehe sie die Pflichten kennen, welche ihnen dasselbe auferlegt. Die Griechen auf ihrem heutigen moralischen Standpunkte in eine Lage versetzen, wo sie genoͤthigt waͤren, in der Schule der Kriegskunst alle ihre Gedanken, ihren Gewerbfleiß und ihre Huͤlfsquellen zu entwickeln, das hieße, eine Colonie von Hunnen stiften und Ruͤckschritte in der Civilisation ma⸗ chen, statt ihre friedliche Herrschaft zu erweitern. Die Freiheit Griechenlands ist nicht von Griechenland selbst er⸗ worben worden; sie ist das Resultat eines philantropischen Gedankens und in dieser Beziehung ohne fruͤheres Beispiel in der Geschichte. Warum will man in diesem an und fuͤr sich so gluͤcklichen Gedanken Ruͤcksichten hineinziehen, die sein Gelingen hindern und ihn sogar zum Keim der Zwietracht und des Umsturzes machen koͤnnen? Man moͤchte gern das Alterthum wieder erwecken, aber diejenigen, die davon spre⸗ chen, huͤthen sich wohl, uns ein Bild desselben zu geben. Es ist in der That für die Griechen wuͤnschenswerth, diese glaͤn⸗ zenden Zeiten wieder aufbluͤhen zu sehen, wo die Zwietracht und der Haß in allen Städten herrschten, wo jene so hoch⸗ geruͤhmten Gesetze doch so schlecht waren, daß sie fortwaͤh⸗ rend geändert wurden, wo der Krieg zwischen zwei Staaten nur dann endigte, wenn bei dem Besiegten kein Krieger mehr auf den Beinen stand, und kein Stein auf dem andern lag. Wollt ihr die Wohlthaͤter der Griechen seyn, so gebt ihnen doch jene Verfassung wieder, durch welche Aristides verbannt, Phocion getödtet und Sokrates verurtheilt wurde, den Giftbecher zu trinken, nachdem Aristophanes ihn verhoͤhnt hatte; Verfassung, unter welcher die Amphictionen Griechenland an Philipp uͤbergaͤben, weil die einen dem Apollo heiligen Acker gepfluͤgt hatten. as Alles ist leicht wieder herzustellen die Griechen werden; bald dahin kommen, wenn man es wuͤnscht. Es fraͤgt sich aber, wie sie sich dabei befinden werden. Nach betraͤchtlichem Zeitverluste und nach so vielem vergossenen Blute wird man doch wiederum auf den Geist des Londoner Vertrags zuruͤck⸗ kommen müͤssen: eine Municipal⸗Verfassung unter dem Schutze einer duldsamen und friedlichen Nachbarschaft, man wird einsehen, daß ein kleiner Staat, von guten Gesetzen und einem rechtlichen neidlosen Manne regiert, besser ist als ein großes Reich mit einem glaͤnzenden Throne, der aber unaufhoͤrlich durch Zwiespalt im Innern und Eifersucht von außen erschuͤttert wird. Und warum wollte man das Alles nicht heute schon einsehen?“
n Archipel und die Inseln des Weißen Meeres.
(Fortsetzung.) — Adassy, Zea oder Zia, Ceos, noͤrdlich von Vaterland des als Dichter und als Erfinder beruͤhmten Simonides. Diese Insel ward
Blicke auf de
Thermia, das der Mnemonik unter der Regierung Suleyman II., Johann Franz von Summaripa, achten und letzten Herzoge von Andros, Schwiegersohn Jakob Crispo's, letzten Herzoge des Archi⸗
Murted
pels, entrissen. Sie enthaͤlt heute kaum einige Hundert Seelen, die alle dem Griechischen Ritus zugethan sind; im Alterthum war sie so uͤbervöͤlkert, daß man, wie Strabo be⸗ richtet, alle Einwohner, welche uͤber sechszig Jahre zaͤhlten, den Schierlings⸗Becher zu leeren zwang, um den Nachge⸗ bornen Platz zu machen. Der Hafen von Zea ist geraͤumig, aber wenig tief, und bietet nicht hinlaͤngliche Sicherheit ge⸗ en die rauhen Aequinoctial⸗Stuͤrme. Der Boden ist frucht⸗ — und fleißig bebaut; die Hauptzweige der Cultur sind Seide, Wein und Velani, eine Gattung Eicheln (pinguiae Ceae Iquercus calice echinato glande majore]), die in den Färbereien und Lohgerbereien verwendet werden und deren sährliche Ausfuhr sich auf mehrere Tausend Centner beläuft. Die in der ganzen Levante gebraͤuchliche Caprisication der Feigen wird dier in ihrer groͤßten Ausdehnung angewendet.
Aus dem Ziegen⸗Haare wird eine Gattung angeblich wasser⸗ dichter 8.Zreehnet verfertigt, deren sich die meisten In⸗ sulaner bedienen. Orten, wird aber nicht benutzt. unzähliger Menge vorhanden.
Blei und Kreide B Rothe Die Insel hat einen
eeigt sich an mehreren e Rebhuͤhner sind in
ischof
—
und fuͤnf Moͤnchskloͤster. Der Gemeinde⸗Rath drei jaͤhrlich beneh 2N— 2
Zea war gleich beim Ausbruch der Insurrecti Schauplatz schrecklicher Grausamkeiten, 2 dae Eitihder an unbewaffneten Tuͤrkischen Gefangenen veruͤbten.
Termiié, Thermta, Cythnus, zwischen Zea und Ser⸗ fanto, hat seinen Namen von den heißen Quellen salzigen Wassers, welche sich auf der nordoͤstlichen Seite befinden, und nach dem Meere ausfließen. Tournefort hat noch Ueber⸗ bleibsel der alten Bader auf Thermia gesehen und meint, die Quellen haͤtten ihre heilsamen Kraͤfte keinesweges verlo⸗ ren; gewiß ist, daß sie heut zu Tage nicht mehr im Besi der fruͤheren Beruͤhmtheit sind, und selbst von den Ieafl Bewohnern nicht mehr benutzt werden. Thermia enthaͤlt uͤber drei Tausend Einwohner, die sich alle zum Griechischen Ritus bekennen und deren Seelsorge einem Bischof uͤbertra⸗ gen ist. Zwei Haͤfen bieten hinlaͤnglich Raum und Sicher⸗ heit fuͤr Kauffahrtei⸗Schiffe. —
Thermia zeichnet sich vor allen Eilanden des Archipels dadurch aus, daß seine Ufer weniger felsig sind und eine weniger schroffe Abdachung haben. Der sehr gute Boden erzeugt Gerste, wenig Weizen, Fruͤchte und Seide. Auch hier ist Ueberfluß an rothen Rebhuͤhnern. Man findet hier in Menge die Staude (Medicago trifolia frutescens incana), deren Holz die Tuͤrken vorzugsweise zu den Griffen ihrer Saͤbel verarbeiten.
Auch hier besteht die auf allen Inseln eingefuͤhrte, mehr oder minder beschraͤnkte Municipal⸗Verfassung.
Die Insel hat an der Insurrection Theil genommen.
Serfos, Serfo, Seriphus. Nordwestlich von Si⸗ phanto. Die Menge steiler Felsen, welche diese kleine Insel durchschneiden, haben zu der Fabel des Perseus Veranlassung ge⸗ eben, der, wie bekannt, alle Einwohner in Stein verwandelt ha⸗ en soll. In fruͤhester Zeit schon waren die Bewohner von Serfo wegen ihres Hanges zum Muͤßiggange beruͤhmt, und haben heute noch gerechten Anspruch auf dieselbe Beruͤhmt⸗ heit. Getreide, Wein und Fruͤchte findet man nur wenig, dagegen aber Saffran in Menge und besonders viel Zwie⸗ beln, die um ihrer vorzuͤglichen Schmackhaftigkeit willen allge⸗ mein gepriesen werden. Auch hier ist Ueberfluß an rothen Rebhuͤhnern.
Die sehr geringe Bevoͤlkerung bekennt sich zum Griechi⸗ schen Ritus. Die Moͤnche des Klosters zum heiligen Mi⸗ chael sind im Besitz des besten Theils der bebauten Laͤnde⸗ keeee, ugs . — v 7 unbewohn⸗ ten kleinen Eilande Serfo⸗Poulo eine bektraͤchtliche Ziegen und Schweine. iSUgex0.
Der vortreffliche Hafen von raͤumig.
Unter der Roͤmischen Herrschaft diente Seriph Verbannungs⸗Orte. en
Fuͤr Serfo und Sifanto war ein Kadi bestimmt, der sich abwechselnd bald hier bald dort aufhielt, dessen Autori⸗ taͤt aber durch die, den Griechischen Primaten uͤbertragene Municipal⸗Verwaltung so enge Grenzen gesteckt waren, daß sie kaum noch dem Namen nach bestand.
Die Insel hat an der Insurrection Theil genommen.
Sifnos, Syphnos, Syphantus; noͤrdlich von Milo, stand fruͤher unter der Botmaͤßigkeit der Herzoge von Naxos, und ward spaͤter das Eigenthum der Familie Gozadini, wel⸗ cher es Suleimans II. beruͤhmter Groß⸗Admiral Chaiteddin⸗ Pascha, der Gruͤnder der Osmanischen Seemacht, in Europa allgemein unter dem Namen Barbarossa bekannt, entriß.
Von den, wegen ihrer großen Ergiebigkeit fruͤher be⸗ ruͤhmten Gold⸗ und Silber⸗Bergwerken findet sich heute keine Spur mehr. Die Insel hat Ueberfluß an Marmor und Granit. Blei von vorzuͤglicher Guͤte ist in großer Menge vorhanden und liegt offen am Tage, uͤberall wo der Regen die Erde wegspuͤhlt.
In den letzten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts hatte die Tuͤrkische Regierung mehrmal sachverstaͤndige Juden nach Syphnos abgeordnet, um die Blei⸗Minen zu untersu⸗ chen und den Gold⸗ und Silber⸗Gruben nachzuspuͤren, allein die Insel⸗Bewohner, welche voraus sahen, daß sie, wenn der Bericht guͤnstig ausfiele, zum Bergbau angehalten wer⸗ den wuͤrden, haben jedesmal Mittel gefunden, die Abgeordneten aus dem Wegezu raͤumen; seitdem haben weder Tuͤrken noch Juden gewagt, neue Versuche anzustellen. Syphnos zeichnet sich vor den mehresten Inseln aus, durch eine milde und gesunde Temperatur; auch erreichen ihre Bewohner ein ungewöhnlich hohes Alter. Luft, Wasser, alle Erzeugnisse des Bodens, Gefluͤgel und Wildpret sind hier gleich vortrefflich. Die Trauben werden besonders geruͤhmt, eignen sich aber des zu starken Erdgeschmacks wegen nicht zur Bereitung des Weins.
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St. Nicolo ist sehr ge⸗
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