1828 / 334 p. 7 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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tem Beifall aufgenommenen Beschluß der Regierung zuruͤck⸗ gerufen ist. Der Constitutions⸗Congreß von Peru sollte am 14. Juli aufgeloͤst werden; uͤber die neue Con titution von Chill wird noch berathschlagt./²).. ]

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Achen 5. Dec. Die hiesige Zeitung enthält uͤber das vorgestrige Erdbeben folgende, von einem unserer Mithuͤrger ihr mitgetheilte, vom 4. d. datirte Beobachtungen: „Gestern gegen 37 Uhr Abends saß ich allein in meinem Zimmer; alles um mich her war ruhig und die Stille ward nicht durch das leiseste Geraͤusch unterbrochen. Plötzlich empfand ich eine ziemlich starke Erschuͤtterung, die Bewegung war wellenfoͤr⸗ mig, und indem ich unwillkuͤhrlich die Augen nach der Seite des Zimmers hinwandte, woher diese zu kommen schien, er⸗ folgte ein weit heftigerer Stoß, wovon alles erbebte. Die⸗ ser Stoß war von einem furchtbaren Getoͤse begleitet, wel⸗ ches weder einem Geheul, noch dem Rollen des Donners glich, sondern es war vollkommen, als wenn durch das Nie⸗ derfallen eines außerordentlich schweren Koͤrpers das ganze Hans erschuͤttert werde. Dieses Urtheil uͤber das gehoͤrte unterirdische Getöse muß fast allgemein gewesen seyn, indem auf mehreren Gassen die Menschen aus den Haͤusern zusam⸗ menliefen, um sich zu erkundigen, welches große Gebaͤude eingestuͤrzt sey. Di ze Erschuͤtterung kann kaum laͤnger als 3 Sekunden 2* haben. Die Richtung der ersten wellenförmigen Bewegung war von Suͤdost nach Nordwest; fast möchte ich sagen in der Richtung des magnetischen Me⸗ ridians, wenn man es wagen duͤrfte, bei einem so augenblick⸗ lichen, unerwarteten und furchtbaren Ereignisse seine Beob⸗ achtung als bestimmt und genau anzugeben. Der letzte hef⸗ tige Stoß schien gerade von unten herauf zu kommen, und ein Gluͤck mag es fuͤr unsere Stadt gewesen seyn, daß dieser nicht anhielt und sich nicht wiederholte. Das Barometer, welches am vorigen Tage die ungewöhnliche Hoͤhe von 762 Millimeter (28 Zoll 2 Nneeh erreicht hatte, war am Mit⸗ tage des 3. auf 755 Millimeter (27 Zoll 11 Linien) gesun⸗ ken. So fand ich es gleich nach dem Erdheben, und so ist es auch bis heute Mittags unperändert geblieben. Die Luft war pollkommen ruhig, leichte Wolken uüberzogen, von Suͤd⸗ west langsam heranzichend, nur unvollkommen den Himmel, denn noch waren einzelne Sterne sichthar.

FKln, 4. Dec. Gestern wurde hier, Abends 62 Uhr, eine Erdbewegung wahrgenommen. Es waren 3 Schwin⸗

ve⸗, wodurch in v. aͤusern Meubles und eräthschaften umgeworsen w Ind. Aus Godesberg, Siegburg, Bonn und reren anderen Orten sind hier be⸗ reits Nachrichten eingetr

„wonach diese Erdbewegung in

jener Gegend ebenfalls stattgefunden hat. In Sieghurg bemerkte man sogar drei wellenförmige Erdschwingungen, weiche auch mit einem Sausen in der Luft verbunden waren. Aus Remagen ist folgendes Privatschreiben eingegangen: „Am Iten d., gegen 6 ½ Uhr Abends, zeigte sich hier nnhe tiges Erdbeben. Man verspuüͤrte vorher einen gewaltsamen Luftstoß, als wollte der Sturm mit Gewalt die Fenster auf⸗ wehen, wobei die enster Vorhaͤnge sichtlich in die Hoͤhe ge⸗ weht wurden! Hierauf gegen 4—5 Secunden danernd, mehrere gewaltige Schwingungen von Nord⸗ West nach Süd⸗Ost, wobei der Tisch, an dem ich eben schrieb, start wankte, so daß das Licht auf demselben in dieser Rich⸗ tung sich stark hin⸗ und her bewegte; die Fenster fingen an zu klirren und das ganze Haus krachte gewaltig. Das Varo⸗ meter stand 28. 2, und das Thermometer 1. Der Him⸗ war von Sternen erleuchtet und nur nach Norden hin mit dunkein Wolken bedeckt. Die Luft wehte, sedoch nicht sehr gewaltsam, aus Suͤd Ost.“ In Duͤsseldorf gewahrte man in einem Zwischenraume von beinahe 2 Minnten meh⸗ rere Erdstöße. Zu Mechernich, am Bleiberge in der Eifel, gab sich der Erdstoß chenfalls mir bedeutender Heftigkeit kund. b ur Zeit des Enobehems war hier starker Zrost mit ziem⸗ lich scharfem Ostwind, dald nach dem Erddeben trat sehr ge⸗ lindes, feuchtes Wetter mitz Suüͤdwest⸗Wind ein. Der Him⸗ mel war waäͤhrend des Erdbedens rein, und die Luft ruhig⸗ Erfurt. Der zehmzaͤhrige Sohn des Einwohners Zent⸗ graf zn Rappelsdorf im Kreiss Schleufingen, Namens Frie⸗

wohnere Paul Dreßler daselbst mit cigener Lebensgefahr vom und dadurch einen lohens Fegheen von Besonnenheit und Muth ene; Von der Koͤniglichen Regierung hieselbst ist ihm da

willigt worden.

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drich, hat die am 7. 8. J. in den vom Regen⸗ wetter stark gefallene und uͤber 100 Schritte mit fortgerissene, hrige Tochter des Ein⸗

Memel, 8. Dec. Unweit des Leuchtthurms ist so eben ein Schiff gestrandet, welches mit Stuͤckguͤtern beladen ge⸗ wesen und bereits ganz zertruͤmmert ist. Die Mannschaft wurde bis auf 2 gerettet. Jedoch wußte man den Namen des Capitains und des Schiffs noch nicht anzugeben, auch nicht, woher das Schiff gekommen. S

Stralsund. Die Prediger in der Synode Bergen haben, um der Huͤlfsbeduͤrftigkeit ihrer nachbleibenden unvere sorgten Toͤchter wenigstens einigermaaßen abzuhelfen, eine Unterstuͤtzungs⸗Kasse unter sich errichtet, zu wescher jeder der jetzt lebenden Prediger einen jährlichen Beitrag von 2 Rthlr. Preuß. Courant entrichten muß. In diese Verpflichtung * tritt jeder neu hinzu kommende Prediger vom Tage seine 2 Institution ein, und muß derselbe uͤberdies noch von jeden 100 Rchlrn. bestätigten Capitals 1 Rthlr. als Eintrittsgeld, 8

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das aber nie die Summe von 10 Rthlrn. uͤbersteigen darf,

an die ꝛc. Kasse erlegen. An den Capitals⸗Zinsen haben all be⸗ unverheirathete und unversorgte Toͤchter der mit Tode ab⸗ gegangenen Prediger der Synode ihre Lebenszeit hindurch ein gleiches und begruͤndetes Recht. In eben dieser Synode ist es den Bemühungen der Geistlichkeit und des Magistrat der Stadt Bergen gelun

en, die daselbst bisher getrennt ge wesenen Pripat⸗Toͤchter⸗Schulen zu einer oͤffentlichen in der Art zu verbinden, daß sie kuͤnftig in zwei Klassen aus vi Abtheilungen, zur stufenweisen Bildung der weiblichen J b gend, bestehen wird. *

Vermischte Nachrichten.

Ueber die Memoiren des Herzogs von Rovigo von Varnhagen van Ense. (Fortsetzung.) I113“] Von des Verfassers Aufenthalt in St. Petershirg, 2 wohin er gleich nach dem Tilsiter Frieden eine Sendung er. hielt, erfahren wir manches Merkwuͤrdige. Was er in freiem Sinne mittheilt, ohne daß ein unmittelbarer Bezug aut Napoleon Poͤrend einwirkt, ist so dankenswerth als anziehend, und laͤßt erkennen, aus wie vielfachen und guten Auellen ein Mann in seinen Verhaͤltuissen schoͤpfen konnte. Die Darstellung der Kriegs⸗Ereignisse in Spanien, durch welche die Baurbons eine Zeitlang vom Throne verdraͤngt waren, vis IWoen deshalb, weil der Verfasser einen aͤußerst mitthäͤti 96, „Antheil daran harte, von großem Juteresse, in manche Beziehung neu, wichtig, und wenn man den Ausdruck e lauben will, gewiß auch swebrhe e halac. Der genauere Fo scher wird aus den Zusammen ellungen dieser Angabe mit denen von Cevallos, Escoiquiz, Pradt und Ande⸗„ ren ein neues Licht gewinnen. Schon vor dem Frie⸗ den von Tilsit hatte die Stunde Spaniens geschlagen, Napolcon sah es reif, ihm zur Beute zu werden, die Art und Weise war freilich Anfangs anders gemeint, als sie st nachher bestimmte. Franzoͤsische Truppen durchzogen das K nigreich nach allen Richtungen, Provinzen sollten abgetreten der Friedensfuͤrst Godoy ein souverainer Hert werden, di ganze Monarchie war der eigennuͤhigen Verabredung eines treulosen Guüͤnstlings mit einem arglistigen auswaͤrtigen Herr⸗ scher preisgegeben. Der von der traurigen Guͤnstlings⸗Re⸗ gierung theils wissentlich veranlaßte, theils in, Verblendun nicht eingesehene, aber dem Volke in untruͤglicher Klarheit offene Zustand des Landes war es, der die Auftritte von Aranjuez herbelfuͤhrte, in deren Folge Karl IV. der Krone entsagte und Ferdinand VII. sie aufsetzte. Zwischen Vater und Sohn stand nun der franzöͤsische Kaiser mit seinen Trup⸗ pen und Bundesverhaͤltnissen moͤchtig eingedraͤngt, nicht als Schiedsrichter, um zu beguͤtigen und zu ordnen, sondern als Laurer, um seinen Vortheil zu erspähen, und je nach seinen persöͤnlichen Hoffnungen dem Einen oder dem Andern den Ausschlag seiner Zusemegg. als ein doch nur treuloses Geschenk zu geben, unbeküͤmnert um das Recht selbst, unbe⸗ kuͤmmert um die Stimme der Nation, vergessend, daß auch die absoluteste Monarchie nicht in dem Hofe allein besteht, sondern auch Volk und Land begreift. Den Sinn einer solchen Vermittelung läßt der Verfasser den Französischen Kaiser unumwunden aussprechen: „Si je ne puis m'arran- ger avec le fils ni avec le pèere, je ferai maison ueite.“. Die loͤblichen Absichten, Spanien wieder zu heben, im Geiste der Zeit den Staat neu zu begruͤnden, lassen wir dahinge⸗ stellt; aber dieser Zweck selbst, was wird er bei solchen Mit⸗ teln, in welchen er auftritt, bei der Betrachtungsweise, die ihn begleitet? Es heißt hier: „Si Charles IV. et son fils eussent convenus à ce grand projet, Pempe- reur les aurait gardé“* freilich nur „pour w'aplanir les ilecultés.“ aber auch dieser Schein konnte nicht beibehal⸗ b“ .“ 4 8

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