1828 / 338 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

7 u“ 8 4 „Briefe von Orsowa vom 19ten d. M. melden das Be⸗ ginnen von Widdins Bombardirung Und Belagerung, durch Geismar geleitet; die Russen machen Miene, sich in der Teske am rechten Donau, Ufer zu postiren, von wo dann die Blo⸗

kade von Neu⸗Orsowa beginnen soll.“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. Philadelphia, 13. Nov. Das Resultat der Präͤsi⸗ dentenwahl ist noch nicht bekannt. Beide Partheien, die fuͤr den Gen. Jackson und die fuͤr den Hrn. Adams, sind sich an Kraͤften fast gleich, und es ist daher im höͤchsten Grade zweifelhaft, wer der Sieger bleiben wird. Jeden falls kann der eine oder der andere Tandidat nur mit der Mazjo⸗ ritaͤt einiger wenigen Stimmen gewaͤhlt werden. Allem An⸗ schein nach wird diese Wahl auf die innere Politik Nord⸗

Amerikas von Einstuß seyn, und darin eine wichtige Periode bezeichnen. 8 Die im Mittelländischen Meere unter Commando des

Commodore Crane befindliche Amerikanische Escadre besteht aus einem Linienschiffe, einer Fregatte und drei Corvetten, welche uͤberhaupt etwa 240 Stuͤck Geschuͤtz fuͤhren.

8 Columbien.

Die Philadelphia⸗Zeitung vom 10. Nov. bringt uͤber die Verschwoͤrung gegen Bolivar noch zwei Privat⸗ schreiben aus Carthagena vom 14. und 15. Oet.: *) Das Schreiben vom 14ten lautet: „In Bogota ist am 26sten v. M. eine Verschwoͤrung ausgebrochen. Die gesammte Artil⸗ lerie, durch eine Menge von Einwohnern Bogota's, unter denen sehr angesehene Personen sich befinden, verleitet, em⸗ poͤrte sich in jener Nacht, und wollte den Befreier nebst allen seinen Freunden ermorden. Ein Theil marschierte nach dem Quartier von Vargas und feuerte mit Kanonen auf die Soldaten; ein anderer wendete sich nach dem Auartier Gran⸗ deros und ein dritter nach dem Regierungs⸗Pallaste. Die Wache in letzterem wurde uͤberrumpelt und niedergemacht. Bolivar entfloh durch ein Hinterfenster, und da er von mehre⸗ ren Bewaffneten verfolgt wurde, verbarg er sich unter einer Bruͤcke, wo er bis an den Leib im Wasser stehen mußte, bis seine Verfolger voruͤber waren. Es war sein Gluͤck, denn letztere waren Artilleristen, welche ausriefen: „Es sterbe der Tyrann Bolivar (muerte el tvyranno Bolivar)!“ Als er nach einer Weile den Ruf: „Der Befreier lebe (Viva el Libertador)!“ von dem Platze her hoͤrte, eilte er dahin, und fand ihn von selnem Freunde, Don Vargas, besetzt. Oberst Ferguson war gefallen, als er den Angriff der Aufruͤhrer auf den Pallast abschlug, und Oberst Bolivar, der den General Padilla be⸗ wachte, war von einem in das Haus gedrungenen Haufen ermor⸗ det worden. Die Lockspeise, womit die Verschworenen die Soldaten verfuͤhrt hatten, war die Pluͤnderung der Briti⸗ schen Haͤuser. Bolivar hat dem Regimente, das den Pal⸗ jast vertheidigte und die Verschworenen zersprengte, 20,000 Dollars geschenkt und den Anfuͤhrer desselben, den Oberst⸗ Lieutenant Whipple, der einer seiner Adjutanten ist, zum Obersten befoͤrdert. Sechs von den Haͤuptern der Verschwoͤ⸗ rung sind erschossen worden, und viele andere werden noch dieses Loos theilen.“

Das Schreiben aus Carthagena vom 15. Oct. sagt: „Im vergangenen Monate ist in Bogota eine Verschwoͤrung ansgebrochen, in welche, es thut mir weh es zu sagen, viele Mäaͤnner von hohem militairischen Range verwickelt sind. Unter Anderen der letzte Vice⸗Präsident, General Santan⸗ der, und General Padilla. Der Letztere war zu dieser Zeit ein Staatsgefangener und stand wegen seines Benehmens im vergangenen März unter Anklage. Nach den neuesten Nachrichten aus Bogota sind fuͤnf von den Raͤdelsfuͤhrern erschossen worden und dasselbe Schicksal wird den Vice⸗Präͤ⸗ sidenten und den General Padilla treffen. Bolivar entkam durch ein Wunder aus seinem Pallast, wo seine Wa⸗ chen und Adjutanten ermordet waren. Häͤtte nicht, das Regiment von Vargas, unter Anfuührung des Obersten Whipple, den Angriff der Artillerie auf die Kasernen zu⸗ ruͤckgeschlagen und die Rebellen voͤllig aus der Stadt getrie⸗ ben, so waͤre ein furchtbares Blutbad erfolgt, da man der

rtillerie, welche von den Verschwornen erkauft war, die Pluͤnderung der Stadt versprochen hatte; alle Fremden wä⸗ dabei gewiß niedergemetzelt worden, da sie bekanntlich 8 Befreier anhaͤngen. Mehrere Personen sind hier . Eeee r. lediglich 7 weil sie in die Sache schen und Aasachesbenen n 22 werden uns, wie ich glau —5 Das Journal bven vom 14ten.

Maaßregeln des Generals Montilla

du Commerce enthaͤlt nur das Schrei⸗

Die ra⸗ ibe, stets gegen Verschwoͤrungen in

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So gerecht dieser Schritt waͤre (vorausgesebt, daß Alles ge⸗

ist in beiden Faͤllen Bolivar von seinem furchtbarsten Feinde

keine von beiden Partheien beguͤnstigten,

diesem Theile unseres Landes schuͤtzen. Collte der Befreier den Tod des Generals Santander veranlassen, so wuͤrde dessen Parthei aus Mangel eines Hauptes gaͤnzlich fallen; doch hege ich Zweifel, daß *ℳ so weit gehen werde.

gruͤndet ist, was man Santander zur Last legt), so wenig ware er kiug, da Santander einen reichen und maͤchtigen Anhang im ganzen Lande besitzt. Sollte sich noch weiter etwas ereignen, so werde ich Sie davon benachrichtigen. Der Verkehr liegt ganz danieder und es ist keine Aussicht auf eine Aenderung vorhanden.“ 8

Alle obigen Nachrichten und Briefe hat das Schiff „Tampico“ von Carthagena nach New York gebracht, von wo sie dann durch das Nord⸗Amerikanische Packetboot „Don Auixotte“ nach Haͤvre gelangt sind.

Das Journal des Débats vom 7. Dec. giebt folgendes Privat⸗Schreiben aus Santa⸗Fé de Bogota vom 30. Sept.: „Fuͤnf von den Verschwornen, welche bei den Ereignissen vom 25. Sept. eine Rolle spielten, sind be⸗ reits hingerichtet worden, und heute soll der Oberst Guerra gehangen werden. Die Generale Santander und Padilla waren die Haupter der Verschwoͤrung; man betrachtet dies als voͤllig erwiesen. Santander wird zum Tode verurtheilt werden, und sey es nun, daß er wirklich das Leben verliere, oder daß er als Ausnahme, welche man übrigens nicht vor⸗ aussetzen darf, mit ewiger Verbannung davon komme; so

und, man kann sagen, von seinem einzigen Gegner, befreit. Von jetzt an mit einer unbestrittenen und unbegraͤnzten Ge⸗ walt bekleidet, kann Bolivar seinem Vaterlande viel Gutes und viel Boͤses zufuͤgen; er kann eine despotische Herrschaft oder eine nationale Verfassung einrichten, mit einem Worte, das Schicksal Columbiens liegt jetzt in seiner Hand. Viele Personen von rechtlicher und guter Gesinnung wurden durch die allgemeine Richtung, welche Bolivar in seinen Handlun⸗ gen nahm, in Bestuͤrzung gesetzt, und glaubten Gefahr fůr die Freiheit darin zu sehen. Sie bemerkten bei ihm eine Tendenz, auf den Truͤmmern der Republik einen Thron zu erbauen, um einem Beispiel nachzuahmen, das einen traurigen Ausgang genommen hat, diese Leute fanden eine Aehnlich⸗ keit zwischen der Aufloͤsung des Congresses von Ocana und dem 18. Bruͤmaire; zwischen dem organischen Decrete der Columbischen Praͤsidentschaft und der Verfassung des Fran⸗ zoͤsischen Kaisekreichs; auf beiden Seiten fanden sie denselben Geist der Ruhmsucht und dasselbe Streben nach der Supre⸗ matie, wodurch die Freiheit des Einzelnen und das allge⸗ meine Wohl gefaͤhrdet werden. Daß diese Besorguisse gegruͤn⸗ det waren, wollen wir nicht bestreiten. Es ist bekannt, wie leicht die Macht gute Absichten verdirbt, wie leicht der, wel⸗ cher Alles thun kann, durch die verraͤtherischen Rathschläͤge seiner Schmeichler auf Abwege koͤmmt. Doch verzweifeln wir nicht an Bolivar, wir hoffen vielmehr, er werde seine Rolle großartig auffassen, und um so mehr Gutes thun, je unbeschraͤnkter seine Gewalt ist. Man darf den mora⸗ lischen und materiellen Zustand Columbiens nicht aus dem Auge verlieren. Ein starker Pfeiler ist noͤthig, um die Last eines solchen Staates zu tragen. Man kann unser Land nicht nach denselben Principien beurtheilen, wie die Verei⸗ nigten Staaten Nord⸗Amerika's und die Europäͤischen Staa⸗ ten. Die Civilisation ist hier noch unendlich zuruͤck; die Ketten des Moͤnchthums und des Absolutismus, die Jahrhunderte lang auf uns lasteten, haben einen tiefen Ein⸗ schnitt zuruͤckgelassen, der nur mit der Zeit ganz verschwinden kann. Wo so wenig Elemente des Lichtes und der Kraft vorhanden sind, da bedarf es einer in sich einigen und ener⸗ gischen Macht, um den Willen der Einzelnen zu bändigen. Die isolirten Bestrebungen zweier Oberhaͤupter schwächten den Staat; Bolivar und Santander konnten aber nicht in Eintracht leben, da sie Beide nach Alleinherrschaft rangen; Einer mußte also von der Buͤhne abtreten, und insofern es ein Gluüͤck, daß Bolivar gesiegt hat. Die Verwaltu Santanders ist besonders durch Geld⸗Verschlenderungen v derblich gewesen. Der Präͤsident besitzt dagegen nach d 1 allgemeinen Urtheil einen hoͤchst uneigennuͤtzigen Charakter, man 1 kann ihm Einsichten und standhafte Liebe zum Vaterlande, das er großentheils befreit hat, nicht absprechen. Die unbescholtensten Buͤrger Columbiens, welche nur die Freiheit wuͤnschen, und „sprachen sich fuͤr Bolivar aus, als sie sahen, daß die Frage unvermeidlich eine persoͤnliche werden mußte, und verschafften ihm auf dem Con⸗ greß von Ocana den Sieg. Unter diesen steht der Doctor Castillo obenan. Das Volk folgte mehr oder minder frei⸗ willig ihrem Beispiele, und es ist als der competenteste Rich⸗ ter in diesem großen Prozesse zur betrachten. Die Reaction 8 F

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