1828 / 340 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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densten Interessen beruͤhren, zur Berathung gekommen und werden Unverzuͤglich den Kammern vorgelegt werden. Mit einem Worte, die fuͤnf Monate, die seit dem Schlusse der letzten Sitzung verflossen, sind lediglich als eine Fortsetzung der in derselben gepflogenen parlamentarischen Verhandlun⸗ gen zu betrachten.“ Das Journal du Commerce ußert sich in folgender Art: „Durch die Feststellung des Zeitpunktes der Eröffnung der Kammern will man zu ver⸗ stehen geben, daß die Mitzlieder des Cabinets nicht entzweit, sondern vielmehr mit ihren Arbeiten so weit vorgeschrit⸗ ten sind, daß sie dieselben der gesetzgebenden Berathung uͤbergeben und von ihrer Verwaltung Rechnung ablegen koͤn⸗ nen. Wir wollen dies glauben, obgleich wir Ursache haben zu zweifeln, daß bereits alle Gegenstaͤnde, womit die Kam⸗ mern sich beschäftigen sollen, vorbereitet seyen. Die naͤchste Sitzung wird wichtiger werden, als wir noch je eine erlebt haben. Außer den vielen Gesetzen, die uns bevorstehen, außer der Anklage der vorigen Minister, wird auch noch die Aus⸗ fuͤhrung der im vorigen Jahre votirten Gesetze, so wie die ganze Verwaltung einer strengen Pruͤfung unterworfen wer⸗ den; so wird z. B. die Verwendung der 80 Millionen, fuͤr die Expedition nach Morea, reichen Stoff zur Untersuchung unserer auswäͤrtigen Politik bieten; auch wird man wohl die Vertheilung der, den Schuͤlern der kleinen Seminarien bewilligten Stipendien von zusammen 1,200,000 Franken

ur Sprache bringen muͤssen, und dies wird wieder zelegenheit zu kitzeligen Discussionen uͤber den Streit

der Bischöfe mit der Regierung und uͤber den Recurs an den Paͤpstlichen Stuhl geben. Von den vorzulegenden Gesetzen werden die finanziellen die zahlreichsten seyn; sie sind es, welche die Verantwortlichkeit der Minister am meisten in Anspruch nehmen. Man spricht von einem Gesetze zur Aus⸗ zahlung des ruͤckstaändigen Gehaltes der Mitglieder der Ehrenle⸗ gion; von einem Gesetze wegen der Haitischen Schuld; von einem Gesetze zur Befriedigung der Glaͤubiger des Koͤnigs aus einer fruͤhern Zeit. Die Untersuchungen der Handels⸗ Commission werden ferner die Revision der Zolltarifs, viel⸗ leicht gar ein Gesetz uͤber die indirecten Steuern zur Folge haben. Ist nun das Ministerium auf eine wuͤrdige Erledi⸗ gung aller dieser Ge enstaͤnde bis zum 27. Januar gehoͤrig vorbereitet? Wir wuͤnschen es zu seinem Ruhme, wie fuͤr das allgemeine Beste.“ Die Auotidienne stellt dagegen die Frage, ob das Ministerium es wohl wagen wuͤrde, die nächste Sitzung zu eroͤffnen, ohne sein bisheriges Verhal⸗ ten zu modificiren. Die Minister, fuͤgt sie hinzu, haͤtten, ümso san sie mit der Majoritaͤt der Kammern regieren muͤßten, nicht mehr die erforderliche Eigenschaft dazu, da diese Majoritat ihnen entginge. Sie bemuͤht sich hierauf, diese Behauptung zu beweisen und meint, daß sie den Mi⸗ nistern doch noch so viel gesunde Vernunft zutraue, um ein⸗ zuschen, daß sie sich mittelst eines sogenannten Schaukel⸗Sy⸗ stems, vermoͤge dessen sie sich durch Concessionen die Majori⸗ tat zu sichern suchen möͤchten, auf die Dauer unmoͤglich hal⸗ ten koͤnnten; man spreche daher auch schon von einigen Ver⸗ aͤnderungen, namentlich hinsichtlich der Minister der geistlichen Angelegenheiten und des öͤffentlichen Unterrichts (2); so viel sey gewiß, daß diese Veraͤnderungen nothwendig, ja unaus⸗ bleiblich waͤren. Einen Beweis, daß man auch schon mit einer solchen Modification des Ministeriums umgehe, will die Auotidienne in dem Umstande finden, daß die Organe der linken Seite und des linken Centrums der Deputirten⸗ Kammer den Ministern seit *† Zeit wieder arg zusetzen. „Noch vor dem 27. Januar,“ so schließt dieselbe, „werden sich Begebenheiten zutragen, die unsere Prophezeihung recht⸗ fertigen; entweder werden wir dann mit der linken Seite der Kammer, das heißt mit der Revolution, gemeinschaft⸗ liche Sache gemacht, oder wir werden uns zu der rechten Seite unter monarchischen Bedingungen geschlagen haben. Zwischen diesen beiden Extremen ist es eine absolute Unmoöoͤg⸗ lichkeit, sich zu halten.“ Der Courrier frangais erinnert die Deputirten an die Wichtigkeit ihrer Sendung. In der vorigen Sitzung sey ein großes Werk begonnen wor⸗ den; viel sey gethan, mehr noch zu thun. Der Aufenthalt der Deputirten in ihren Departements werde sie uͤber die wahren Interessen des Landes und die Wuͤnsche ihrer Com⸗ mittenten aufgeklärt, und sie üͤberzeugt haben, daß der bei den letzten Wahlen wieder erwachte Gemeingeist noch in sei⸗ ner ganzen Kraft bestehe. Auch von dem Ministerium sey zu erwarten, daß es vor den Kammern eine den Hoffnun⸗

en der Nation entsprechende Stellung annehmen werde.

beim Beginn der vorigen Sitzung sey es nicht vorbereitet

ewesen, und habe darum Anspruch. auf die Geduld und Rachsich der Deputirten gehabt; es sey unmoͤglich gewesen,

innerhalb weniger Monate alle Beschwerden abzustellen, allen

ster muͤßten jetzt handeln, sie kannten alle Wuͤnsche und Be⸗

eren Zeiten die groͤßten Koͤnige und Staatsmäaͤnner die Theil⸗

Beduͤrfnissen zu genuͤgen. Fuͤr die bevorstehe Sitzung aber koͤnnten diese Entschuldigungen nicht 1 * 8

2 duͤrfnisse Frankreichs; was sie diesesmal nicht 8 muͤßte angenommen werden, daß sie es nicht —— * Die Zusammenberufung der Kammern beweise, daß der Keim —* einer Zwietracht unter den Ministern erstickt sey; Eintracht sey ihuen auch noͤthig. „Sie werden,“ àußert der Courrier am Schlusse, „ihre Stellung richtig beurtheilen, und, ihre Pflichten wie ihre Interessen erkennend, dem Monarchen 8

rößten Beweis ihrer Treue geben, wenn sie treulich mit der Nation und mit den Kammern Hand in Hand gehen.“ 1

Ungeachtet der oben von dem Messager des Chambres wiederholt gegebenen Versicherung, daß die Verordnungen vom 16. Juni uͤberall in Ausfuͤhrung kaͤmen, behauptet der Constitutionnel neuerdings in einem Aufsatze 3 daß dies nicht der Fall sey, wie er se koͤnne; namentlich wuͤrden noch immer in den kleinen Se minarien solche Zoͤglinge entweder als Convietoristen ode als Extranen, aufgenommen, die sich nicht dem geistlichen Stande widmen, obgleich den Seminarien, fuͤr den Verlust 2 dieser Klasse von Schuͤlern allein, von den Kammern eine jaͤhrliche Zubuße von 1,200,000 Fr. bewilligt worden wäre; hieran, so wie an aͤhnlichen Mißbraͤuchen, sey aber lediglich de Umstand Schuld, daß man ein Ministerium der geistlicher Angelegenheiten gestiftet und die Leitung desselben einem Bi⸗ schof anvertraut habe. „Die Stellung des Herrn Feutrier“, 4 fuͤgt der Constitutionnel hinzu, „dem man uͤbrigens alla gemeine Duldsamkeit und gesunde Grundsaͤtze zugesteht, bekam 2* von dem Augenblicke an eine schiefe Richtung, wo er den Clerus in die Graͤnzen seiner geistlichen Gerichtsbarkeit zu; . ruͤckweisen mußte; ein „„Hebe Dich hinweg““ erscholl als bald gegen ihn in allen Bischoͤflichen Pallaͤsten; seine Salons wurden leer; man behandelte ihn fast wie einen Excommuni⸗ cirten, und der Charakter des Ministers litt durch den Charakter des Bischofs; er mußte wie ein Repraͤsentant des Koͤnigs sprechen; er hat wie ein Repraͤsentant der Kirche gehandelt. Wenn man bedenkt, daß der Langef 2* von Paris, in seiner Eigenschaft als Metropolitan, das In 4 spections⸗Recht uͤber den Bischof von Beauvais, 32 in Betreff der Erhaltung und Stiftung der kleinen Semi⸗ narien, hat; und daß dagegen wieder der Bischof von Beau⸗ vais, in seiner Eigenschaft als Minister, gleichsam der Chef des Erzbischofs von Paris ist, muß es da nicht Jederman klar einleuchten, daß dieses complicirte Verhaͤltniß allein das Resultat jener wunderlichen Vermengung der geistlichen mit den politischen Angelegenheiten ist? Wir fragen Jedermann . aufrichtig, ob in diesem Verhaͤltnisse nicht etwas Falsches, um nicht zu sagen Abgeschmacktes, liege? ob nicht in fruͤhe⸗

nahme der Geistlichkeit an den Welthaͤndeln stets als das groͤßte Ungluͤck fuͤr den Staat betrachtet haben? Der Mann, der gleichzeitig ein Unterthan zweier Maͤchte ist, deren In⸗ teressen sich so oft kreuzen, als die weltliche und geistliche, wird nie ein guter Minister seyn. Diese Wahrheit leuchtetr. aller Welt ein. Ohne Zweifel wird die Galle der Congregag-. nisten sich daruͤber in Stroͤmen ergießen; die Gazette wird uͤber Revolution, die Quotidienne uͤber Atheismus schreien. Nichts destoweniger aber werden alle kluge Leute von der Nothwen⸗ digkeit durchdrungen seyn, die Minister⸗Stellen hinfuͤhro nur Laien anzuvertrauen, weil der Friede des Landes wie der Friede der Kirche, die Wuͤrde des Thrones wie das Inter⸗ esse der Religion selbst, eng damit verbunden sind.“

Aus Toulon meldet man unterm 3ten d. M.: „Au der Fregatte „Galathea,“ die morgen in See gehen soll,

werden so eben 300 Mann nach Morea eingeschifft; 3 b spricht man davon, daß diesem kleinen Corps naͤchstens noch 8 drei Infanterie⸗Regimenter folgen wuͤrden. (2) Der Oberst Fabvier geht heute auf der Goblette „Daphne“ nach Grie⸗ chenland ab. Man versichert, daß er zum General⸗Major ernannt worden sey. Briefe aus Navarin melden, daß 2 8 Schiffs⸗Abtheilung unter den Befehlen des Contre⸗Admirals 8 von Rosamel gluͤcklich daselbst angelangt ist. Gleich nach der Ankunft dieses Letztern ging der Vice⸗Admiral von Rigny nach Smyrna ab, angeblich in Angelegenheiten, welche die Befestigung der Griechischen Regierung auf Morea betref⸗ sen. Das Geruͤcht von einer baldigen Ruͤckkehr der Expedi⸗ tions⸗Armee wird von Allem, was sich hier in Toulon unter unsern Augen zutraͤgt, Luͤgen gestraft. Einige behaupten, daß die Raͤumung von Morea in einem neuerdings in Lon⸗ don unterzeichneten Vertrage zwischen den drei Maͤchten sti⸗ pultrt, Andere, daß dieses Geruͤcht bloß von einigen mißguüͤn⸗ 8 stigen Speculanten verbreitet worden sey, welche an den Lie⸗ ferungen nicht Theil nehmen, und unter die Lieferanten Un⸗

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