1828 / 344 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

wir, mein Esel und ich, durch den Stadttheil, wo das Fest gefeiert wurde, um uns dann in den engen und gekruͤmm⸗ ten Straßen zu verlieren, durch welche Kairo das Aussehen eines Labyrinthes erhaͤlt. Das Gedraͤnge nahm nach und nach ab und Stille herrschte in diesem duͤstern Theile, und als ich durch fuͤnf bis sechs Thore und eben so viele Alleen gekommen war, und mich nun vor dem zu unserer Wohnung bestimmten Hause befand, glaubte ich in der einsamen The⸗ baide zu seyn. Dieser Contrast findet sich bei jedem Schritte in dieser Stadt wieder. Auf den Bazar's und in den Han⸗ dels⸗Straßen kommt man nur mit großer Vorsicht vorwaͤrts und laͤuft stets Gefahr, von Dromedaren umgestoßen zu werden oder sich an den scharfen Ecken der Steigbuͤgel das Knie zu zer⸗ stoßen. Die groͤßtentheils aus schoͤnen Quader⸗Steinen ge⸗ bauten Häuser haben oft eine erstaunliche Hoͤhe, und da sie meist noch mit ausgespannten Zelttuͤchern und Matten be⸗ hangen sind, so kann die Sonne nie in das Innere drin⸗ gen, wo eine angenehme Kuͤhle herrscht. Einen sonderbaren uͤberraschenden Anblick gewaͤhren auch die großen Moscheen, an denen man voruͤbergeht, ohne etwas Anderes, als die hohen Minarets und die bunten Mauern zu sehen, und ohne einen Plan oder ein regelmaͤßiges Ganze zu bemerken. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, daß die Denkmaͤler, und besonders die des Mittelalters, mehr Wirkung machen, wenn man sie in der Nͤhe und im engsten Raume sieht, als wenn sie von den großen Pläͤtzen aus betrachtet werden, die wir Neueren durchaus fordern, und in Kairo hat sich mir dies auf’s Neue bewaͤhrt. Keine Stadt vielleicht ist prachtvoller ausgeschmuͤckt worden als Katro, so lange es nationale Beherrscher hatte. Der Geschmack, der sich in den Gebaͤuden ausspricht, ist in jeder Beziehung eben so merkwuͤrdig, wie der irgend eines andern für die Kuͤnste organisirten Volkes, und diesen un⸗ umschraͤnkten Herren waͤre es leicht gewesen, auch die Stra⸗ ßen so nach der Schnur bauen zu lassen, wie sie es mit den Pläͤtzen und Pallaͤsten thaten, wenn sie Lust oder Beduͤrfniß dazu gefuͤhlt haͤtten. Man kann dieses Land nur heur⸗ theilen, wenn man sich zu einem andern Menschen umschafft und sich soviel wie möglich in den Kreis der Vorstellungen hineinstellt, aus denen seine Entwickelung hervorgegangen ist. Ich fuͤhle, wie viel mir dazu abgeht; mit den orientalischen Sprachen fast ganz unbekaunt, der Geschichte und Philoso⸗ phie dieser Laͤnder durch meine Studien entfremdet, kann ich uͤber das, was ich sehe, nur fluͤchtige Betrachtungen anstellen, die jedoch mit dem, was ich daruͤber gelesen habe, im groͤß⸗ ten Contraste stehen. In Betreff der Monumente befinde ich mich in meiner Sphaͤre; sie sind hier in Fuͤlle und gro⸗ ßer Auswahl vorhanden. Zum ersten Male habe ich gehoͤrig wuͤrdigen lernen, was die Araber in ihrer schoͤnsten Zeit ge⸗ leistet haben, und welcher Platz ihnen in der Kunst⸗Geschichte gebuͤhrt; ich bin in der That in Erstaunen versetzt worden. Be⸗ sonders die Gebaͤude aus dem zweiten und dritten Jahrhundert der Hedschra tragen den Charakter einer Groͤße und Einfach⸗ heit, der weit Alles das uͤbertrifft, was man uns als Ara⸗ dische Architektur giebt. Die Naͤhe der großen Aegyptischen Denkmäͤler scheint diese Kuͤnstler begeistert zu haben; wenig⸗ ist ausgemacht, daß zu der Zeit, wo die Moschee von ulocca und das Siegesthor, die beiden schoͤnsten Bau⸗ werke in Kairo, errichtet wurden, die bewundernswuͤrdigen Monumente von Memphis noch ganz vorhanden waren. Wie dem auch sey, es giebt hier Stoff zu reichen Betrach⸗ tungen, die ich in Eile sammele, da Champollion ungeduldig draͤngt, eine Stadt zu verlassen, wo ich Monate verweilen moͤchte, um mir alle Zweifel zu loͤsen, die mich druͤcken; den gröͤßten habe ich, Gott sey Dank, vom Herzen; ich weiß jetzt naͤmlich mit voͤlliger Gewißheit, daß der reine Spitzbogen, der bei unseren großen Gothischen Gebaͤuden angewendet ist, wenn er auch nicht den Arabern angehoͤrt, wenigstens von ihnen gekannt und am Ende des neunten Jahrhunderts ge⸗ braucht wurde. Die Moschee von Tulocea giebt das herr⸗ lichste Beispiel dafür. Ich wuͤrde kein Ende finden, wollte ich alle Gedanken niederschreiben, die mir in dieser schoͤnen 2 aufsteigen. Ich muͤßte Sie selbst an alle Orte führen Ihnen von der Citadelle herab diese wundervolle Aus⸗

Gedruckt bei A. W. Havn 8

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sicht zeigen, wo die wilde und duͤstere Schoͤnheit der Wuͤste

s Nil⸗Thals wetteifert und die

Pyramiden baute, Wuͤste 8 2

Koönigliche Schauspiele.

Sonntag, 21. Dec. Im Opernhause: Euryanthe, große historisch⸗romantische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Helmina von Chezv. Musik von C. M. von Weber, Bal⸗ lets vom Koͤnigl. Balletmeister Telle. (Mad. Devrient, vom 88 Hof⸗Theater zu Dresden: Euryanthe, als letzte Gast⸗ rolle.)

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen des Koͤnigl. Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.

Im Schauspielhause: Das Epigramm, Lustspiel in 4 Abtheilungen, von Kotzebue. Hierauf: Die Mäͤntel, oder: Der Schneider in Lissabon. Lustspiel in 1 Aufzug, frei nach Seribe, von C. Blum.

Montag, 22. Dec. Im Schauspielhause: Das Leben ein Traum, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Calderon.

In Potsdam: Die großen Kinder, Lustspiel in 2 Ab⸗ theilungen, in Versen, von A. Muͤllner. (Neu einstudirt.) Hierauf: Concert auf der Holzharmonika, ausgefuͤhrt von Herrn Armonist, aus St. Petersburg, Erfinder dieses In⸗ struments. Dann: Solotanz. Und: Nummer 777, Posse in 1 Aufzug, nach dem Franzoͤsischen, von C. Lebruͤn.

Königsstädtsches Theater. 18 h Sonntag, 21. Dec. Die Schwestern von Pra misches Singspiel in 2 Akten; Musik vom Kape

mit der reizenden Landschaft de Menschenhand, indem sie die Thal noch uͤbertroffen hat.“

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b Ko⸗ 6 . meister Muͤller. Hierauf; Das Ehepaar aus der alten Zeit.

Berliner Börse. 2. 8 Den 20 Dec. 1828. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. A.s 8 2IAIEI- vI. vela. §r.-Schuld-Sch.] 4 91 90 ¼ s[Pomm. Pfandbr. 4 103 ½4 Pr. Engl. Anl. 18 5 102 102 [Kur- u. Neum do. 4 104 ¾ 104 ½ Pr. Engl. Anl. 22 5 102 Schlesische do. 4 106 8 Bo. Ob-incl. Litt. HI 2 99 Ponun. Dom. do. 5 1 en Kurm. Ob. m. l. C. 4 90 [DMxrk. do. do. 5 106 Neum. Int. Sch. do.] 4 90 [Ounpr. do. do.] 5 106 . Berlin. Stadt-Ob. 5 101 ½ [Rüöcks. C. d.Kmk. —- 55 ½ dito ano 4 100¼ 99 ¾ 40. 40 4 Nmb. 55 ½ * Königsbg. do-. 4 9114 Zins-Sch. d. Kmk. 56½ Elbinger de. 5 1011 [dito d. Nmk.— 567¾ e 8 Danz. de. in Th.Z. 32 ½ 32 ½ 1 Weatpr. Pfdb. A. 4 95 dio dito B. 4 93 ½ 93 i [Holl. vollw. Duc. 19 Grolshz. Pos. do. 4 99 ½ 99 Priedrichsd'or. †—]1 13 ½ 12 ¾ Ostpr. Pfandbrl.] 4 941 [Discontio mecheel- und Geld-Cours. Preuss. Cour. (Berlin, den 20. Dec.) Rrief. Celd. Amngh,xVxbbebö 250 Fl Kurz 141 ½ ebee1.“ 250 FI 2 Mx. 140 140 eeb. 800 Mk. [Kurz 149 FSISIEEESEEEEEEE 300 Mk. [2 Me. 8 Londs,h . be., .e. . 1 LSd. [3 Me. 6 20 Pori .Zxö .. 300 Fgc. 2 Mr. 80 Wien in h Ar. .„ . 150 FL [2 Me. 102½ 2 Aesbang. 150 Fl. [2 Me. 102 ½ —— Dreslag .. .. 100 Thl. [2 Mr. 99 Leiprig . . . . . . 100 Thl. UL. [102 ½ Frankfurt a. M. WZ. 150 Fl. [2 Mt. 102 ½ Peuterabunt. DJN... 100 Rbl. 3 Wch. 29 % Riga- wveee. Eq 100 Rbl. [3 Wch. Auswartige Börsen. 2 London, 13. Dec. 2 Consols 87 %. Schatzkammer-Scheine 61 63. Ruzs. 95 ⁄½. 95 ¾

Dessil. 638,64. Port. 53 ½. 54. Meaie. 32⁄. Columb. 22½. Spen.

10 ⁄. Griech. 173⁄.

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Reedacteur John, Mitredacten

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