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England und Frankreich, nachdem ſie ſahen, daß alle ihre Be⸗ muͤhungen, um die ottomanniſche Pforte zum Beitritt zu den Bedingungen des Londoner Vertrags zu vermoͤgen, ver⸗ geblich waren, den Entſchluß gefaßt haben, Conſtantinopel zu verlaſſen und daß Hr. Strarſord Canning, ſo wie der Graf Guilleminot am 8. Dec. aus den Dardanellen geſegelt ſind, wohingegen Herr v. Ribeaupierre, der ſich am ſelbigen Tage eingeſchifft hatte, um nach Odeſſa zu gehen, durch widrige Winde im Kanal von Conſtantinopel zuruͤckgehalten wurde,
weshalb er denn, da die Winde ſich nicht aͤnderten, den Ent⸗ ſchluß faßte, ſeinen Collegen zu folgen und am 17. Decbr. nach dem Archipelagus unter Segel gegangen iſt. — Die
Verblendung der Pforte iſt zu beklagen; ſie kann jedoch in den Maͤchten, die den Londoner Vertrag unterzeichnet haben, nur den Entſchluß befeſtigen, mit bewährter Uneigennuͤtzig⸗ keit den heilſamen Zweck zu erfuͤllen, fuͤr welchen ſie ſich verbunden haben.
Der Capitain vom Regiment Preobraſchensky Garde, Fuͤrſt Dadianoff, desgleichen die Seconde⸗Capitaine Graf Lambsdorff von der Jsmailowskyſchen Garde und Felkerſam, von der Garde zu Pferde, ſaͤmmtlich Adjutanten des Be⸗ fehlshabers des abgeſonderten Armee⸗Corps vom Kaukaſus, Generals Paskewitſch, haben wegen ihres ausgezeichneten Benehmens bei der Belagerung von Sarda⸗Abad goldene Degen mit der Inſchrift „fuͤr Tapferkeit“ erhalten.
Tuͤrkei. Der Oeſterreichiſche Beobachter welcher letzt⸗ hin einen kurzen Abriß der, ſeit der Ankunft der erſten Nach⸗ richt von den Ereigniſſen zu Navarin bis zum 10. Novbr. in Konſtantinopel Statt gehabten diplomatiſchen Verhand⸗ lungen gegeben hatte, ſagt mit Bezug darauf in ſeinem Blatte ün om 6. Januar: Es liegt uns nun ob, den ferneren Ver⸗
folg dieſer Verhandlungen bis zur Abreiſe der Geſandtſchaf⸗
ten der durch den Londoner Vertrag verbuͤndeten 3 Hoͤfe, ſe meit uns ſelbiger bekannt worden iſt, mitzutheilen. Obgleich die Erklärungen vom 8. und 10. November zu keiner Annaͤherung gefuͤhrt hatten, dauerten dennoch an dden folgenden Tagen die Unterhandlungen fort, und zwar in peerſoöͤnlichen Zuſammenkuͤnften der einzeimnen Geſandten mit hdem Reis⸗Efendi. Zu dieſem Ende begab ſich General Guilleminot am 11., Hr. Stratford Canning am 15. und RHr. v. Ribeaupierre am 17. ohne Ceremoniell zu dem Otto⸗ 2³ Miniſter; und die lange Dauer ihrer vertraulichen Conferenzen, ſo wie das, was man allgemein von dem fried⸗ lichen und
freundſchaftlichen Charakter derſelben erzaͤhlte, be⸗ lebte nicht nur von Neuem die Friedens⸗Hoffnungen in der Saupäſtadt des türkiſchen Reiches, ſondern ward auch, da . 1616 gleichzeitig die theilweiſe Aufhebung des auf die euro⸗ peäͤiſchen Schiffe gelegten Embargo vernahm, die Veranlaſſung 8 zu den zahlreichen Friedens⸗Geruͤchten, die ſich durch einige
Wochen uͤber ganz Europa verbreiteten. E11““ Am 18. November kam Tahir Paſcha, der bei Navarin Cb1a tuͤrkiſche Flotten⸗Abtheilung kommandirt hatte, in der Hauptſtadt an; und durch ihn wurde die Pforte von den 8 ihr nur unvollkommen bekannt geweſenen naͤhern Umſtänden des Ereigniſſes vom 20. Oktober unterrichtet. 1 Der tiefe Eindruck, den ſein Bericht auf die Pforte und — liihre diniſter gemacht hatte, konnte nicht lange verborgen beihen; und ſowohl die Geſandten der drei verbuͤndeten B Hdöfe, als der Kaiſerliche Internuncius, der ſeine Bemuͤhun⸗ “ gen, die Gemuͤther zu beſaͤnftigen, mit raſtloſem Eifer ver⸗ folgte, uͤberzeugten ſich, daß von dieſem Tage an die Schwie⸗ eines friedlichen Einverſtändniſſes groͤßer geworden
ee.“ waren als je zuvor.
Am 22. begehrten die drei Miniſter eine gemeinſchaft⸗ Conferenz mit dem Reis⸗Efendi. Das Verlangen ſtand iimm Widerſpruch mit den hergebrachten diplomatiſchen For⸗ 2 2 8 Pforte ſich in keinem fruͤhern 2 zu einer 3 zeitigen Confere i tern fremden C “ 9 —3ö 2 7. 8 mehrern fü ſandten ver⸗
dder alten Regel ab, und die Conferenz hatte am 24. Nov. im Burrau des Reis⸗Efendi Statt. Die Geſandten erſchie⸗ nen in Begleitung ihrer Geſandtſchafts⸗Secretaire und Dol⸗
bisher
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jedoch, ohne alle Einwendung von ſ
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metſche. Der Reis⸗Efendi zog den Ameddſchi⸗Efendi (Ka⸗ binets⸗Secretair) und den Pforten⸗Drogman zu. In einem ausfuͤhrlichen Protokoll wurden die Aeußerungen und Ge⸗ genaͤußerungen der anweſenden Miniſter aufgezeichnet.
In dieſer fuͤnfſtuͤndigen Conferenz war man ausſchlie⸗ ßend mit der Eroͤrterung folgender drei Punkte beſchaͤftigt: 1) der von den Miniſtern der drei Hoͤfe verlangten Wieder⸗ herſtellung der diplomatiſchen Verhaͤltniſſe, deren Suſpenſion der Reis⸗Efendi (falls die auf Genugthuung fuͤr das Ereig⸗ niß zu Navarin gerichteten Forderungen der Pforte nicht befriediget werden wuͤrden), am 8. Nov. angekuͤndigt hatte; 2) der Einwilligung der Pforte in einen Waffenſtillſtand mit den Inſurgenten; 3) der Beſtimmung der von dem Sultan den Inſurgenten zu bewilligenden Hegnadizungear⸗ tikel, wobei die vorhergehende Unterwerfung derſelben von beiden Theilen vorausgeſetzt ward. Nach glaubwuͤrdigen Zeugniſſen ſoll waͤhrend der ganzen Verhandlung von der Kataſtrophe zu Navarin keine Erwaͤhnung geſchehen, auch das der Pforte ſo mißfällige Begehren einer Vermittlung nicht ausgeſprochen worden ſein. .
Ueber die beiden erſten Punkte war man bereits in der erſten Hälfte der Sitzung bedingter Weiſe einig geworden. Der Reis⸗Efendi beſtand näͤmlich anhaltend darauf, daß die Miniſter dem Vorhaben, Konſtantinopel zu verlaſſen, entſa⸗ gen, ihren Hoͤfen von dem dermaligen Stande der Dinge Bericht erſtatten und deren Entſcheidung abwarten moͤchten. Unter dieſer Bedingung erklarte er ſich ermaͤchtigt, nicht nur die diplomatiſchen Verhaͤltniſſe fortbeſtehen zu laſſen, ſondern auch eine einſtweilige Einſtellung der Feindſeligkeiten von Seite der Pforte zu verſprechen, indem, nach ſeiner Aeuße⸗ rung, ein Waffenſtillſtand in vollem Sinne des Wortes nur zwiſchen rechtmaͤßig anerkannten Kriegfuͤhrenden Mächten Päatz greifen koͤnne.
An dem dritten Punkte ſcheiterte jedoch die dem An⸗ ſchein nach weit gediehene wechſelſeitige Annäherung. Was der Reis⸗Eſendi im Namen des Sultans verhieß — unein⸗
geſchraͤnkte thums — Wiederherſtellung der alten Rechte und Imm
täten — eine gerechte und milde Verwaltung — und Vor⸗ behalt ſolcher Verguͤnſtigungen, als der Großherr ſelbſt in der Folge zulaͤſſig finden wuͤrde — ward von den Miniſtern der 3 Hoͤfe fuͤr ungenuͤgend, den Erwartungen und Forde⸗ rungen der Inſurgenten nicht entſprechend, und mit den Stipulationen des Londoner Vertrages unvereinbar erklärt Nach vielfaltigen Verſuchen, den Reis⸗Efendi zu einer * friedigendern Erklärung zu vermoͤgen, die dieſer Miniſter theils mit ſtaatsrechtlichen Gruͤnden, theils mit Argument
aus der es Geſetzgebung, und aus der Unm güchkeit ohne eine gaͤnzliche Auftoͤſung des Reiches in jene Forderun⸗ gen einzugehen, — zuletzt mit Beruſung auf die ·5 üͤberſchreitenden Grenzen ſeiner Vollmacht ablehnte 2 die Conferenz, ohne daß das gewuͤnſchte Reſale „ mußte worden waͤre, geſchloſſen werden. iltat erreicht
Gleich am folgenden T Schritte, die ihre baldige Abree — E ließen ſie den Reis⸗Efendi foͤrmlich um Ausfertigung der dazu erforderlichen Fermane erſuchen. Der Reis⸗Efendi weigerte ſich beſtimmt, die Ausfuͤhrung eines, mit den Wuͤn⸗ ſchen der Pforte ſo wenig übereinſtimmenden Vorhabens durch irgend eine von ihm ausgehende Maaßregel zu befo⸗ — dern, und beſchränkte ſich auf die Erklärung, daß * — Abreiſe der Herren Miniſter unwiderruflich beſchloſſen ſein ſollte, die Pforte derſelben kein Hinderniß wuͤrde. Als er am 29. ſeine Weigerung wiederholte nete er zugleich den Dollmetſchen, daß der Sultan
r auf dringende Vorſtellung des „ und aus
ſicht auf die Verwendung der hohen Maͤchte — ſich ent⸗
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ſich coſen habe, den Griechen, außer den ber nen Begnadigungen, jede Verguͤ des 1 rektion dem Reiche zugefuͤgten Seben —
Amneſtie — Reſtitution alles conſiscirꝛen Ei
Jahren ruͤckſtändige Steuern zu erlaſſen, ihnen 2½ 2 86 —
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