.“ EEE“; Wo keine Stetigkeit iſt, werden auch dergleichen Plane ſeh⸗ en; denn Maͤnner, die nicht auf die Dauer ihres Einfluſ⸗ ſes rechnen koͤnnen, werden ſich nicht der Verantwortlichkeit ausſetzen wollen, Maßregeln anzurathen, denen der [Erfolg gebrechen kann, weil vielleicht andere, weniger geſchickt oder von der Nuͤtzlichkeit jener Maßregeln minder uͤberzeugte Per⸗ ſonen mit deren Ausfuͤhrung beauftragt worden. In einem ſolchen Zuſtand der Dinge wird man lieber voruͤbergehende Maßregeln, die nur geeignet ſind, die Maſchine im Gange zu erhalten, anwenden, als jene nothwendigen Maßregeln hdeäurch die alle Kraͤfte in Bewegung zu ſetzen. Aus dieſem Grunde bedauern wir das Ausſcheiden des Hrn. v. Vilsle unne die Auflͤſung ſeines Miniſteriums, indem wir zugleich moaunſchen, daß nicht noch andere Gruͤnde des Bedauerns vor⸗ handen moͤgen. Ueber die Frage: inwiefern dermalen ein Krieg mit der pforte von unſerer Seite als populair anzuſehen ſein moͤchte? ſpricht ein Privatſchreihen (in öͤffentlichen Bläͤttern) ſich fol⸗ gendermaßen aus:
„Unſere ſtets guͤnſtigen Handelsverhaͤltniſſe mit der Tuͤr⸗ kei haben nun ſchon eine lange Reihe von Jahren beſtanden und ſowohl die Regierung als der ausgebreitete Handels⸗ ſtand wuͤrden eine Unterbrechung derſelben gewiß ſehr un⸗ gern ſehen. In England entſcheidet aber das Wort „Han⸗
deel“ die meiſten politiſchen Fragen, und ſo greift er in die ge⸗ genwaͤrtigen Betrachtungen um ſo tiefer ein, da fuͤr den Verluſt ſIdees levantiſchen Handels kein Erſatz aufzufinden ſein waͤrde. — ₰ Es iſt wahr, daß der Tractat vom 6. Juli hier allgemeine ö3 uſtimmung fand, weil ein theilnehmendes religieuſes Mit⸗ gefuͤhl fuͤr die Leiden der Griechen in der bloßen Vermitt⸗ — 82 lung drei ſo großer Maͤchte das Ende derſelben hoffen ließ. Ann einen Krieg, der daraus jedoch entſtehen konnte, dachte aber niemand; denn wie konnte man ſich einen ſolchen be⸗ 8 harrlichen Widerſtand der Pforte gegen jene Maͤchte nur als 88 wahrſcheinlich denken! Ueberdem war man zu ſehr daran ge⸗ woͤhnt, in den Maßregeln der Regierung nur immer eine pooſitive und richtige Berechnung der Erhaltung jedes Han⸗ ſdelsintereſſes vorauszuſetzen. Man uͤberließ ſich alſo den Hoffnungen eines theilnehmenden Gefuͤhls, aber keinen Be⸗ ſorgniſſen. Der nur vom Schickſal geleitete Ausgang des erwarteten Reſultats hat ſich aber nunmehr anders geſtaltet und damit ſind auch die Anſichten verändert. Sie finden ihre Leiter in mancherlei Umſtänden, namentlich aber auch in der 1. jetzt erſt recht zur Sprache kommenden eigentlichen Kenntniß des griechiſchen Volks, das man bisher hier nur von einer 2* ganz andern Seite zu kennen glaubte. Seit wir durch un⸗ I ſern eignen Befehlshaber im mittellaͤndiſchen Meere die un⸗ geheuren Seeraͤubereien und die darin liegende faſt natio⸗ nelle Undankbarkeit fuͤr alle zu ihrem eignen Beſten unter⸗ noommenen Anſtrengungen wahrnehmen;. ſeit wir ſehen, zu ſweelchen Maaßregeln gegen die Griechen die Admiraͤle ge⸗ 8. zwungen ſind, deren Anweſenheit nicht einmal dem ge⸗
8— triebenen Unweſen von allen Nationen ſteuern konnte; ſeit wir uns uͤberzeugen muͤſſen, daß der Tractat der ver⸗ mittelnden Maͤchte und die Erſcheinung ihrer Flotten ei⸗ A. 8 gentlich gar keinen Einfluß auf die verderbten Haupter der
griechiſchen Regierung bewirkt hat — ſeitdem hat das In⸗ tereſſe fuͤr die Griechen hier eben ſo abgenommen, wie von der andern Seite eine gewiſſe Achtung fuͤr die gleichfalls unerwartete Maͤßigung der Muſelmaͤnner in allen Theilen Tuͤrkei viele Proſelyten zu machen im Begriff ſteht.
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8 AKeeechnen Sie nun dieſe ſo natuͤrlichen Bemerkungen, wie kbkbben ſo viele Argumente, die allen nach der Levante handeln⸗ ſ‚;den Kaufleuten, und dadurch einer großen Menge anderer Menſchen, in ihren Wünſchen, den Status quo zu erhal⸗ een, zu Huͤlfe kommen, und Sie werden begreifen koͤn⸗ nen, daß man hier keinen Krieg mit der Pforte wuͤnſcht. Aber ſelbſt der Regierung kann ein Krieg mit der Tuͤrkei nnur ſehr unwillkommen ſein; denn dies wuͤrde ein Krieg ganz eigner Art werden, der England viel koſten aber nicht: einbringen kann. Er wuüͤrde überdem einen neuen bedeuten⸗ den Ausfall in der Staa 8 8
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e 1622— 6 hn 8 1.““ — *
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EEE Saak n 8 b desfalls einen neuen Gegenſtand der Vorwuͤrſe im Parla⸗ ment ausmachen. Im Allgemeinen wuͤrde es ſchwerlich zu begreifen ſein, wie die Regierung vor dem Parlament die Maßregel eines ſolchen Krieges rechtfertigen und das Parla⸗ ment zur Bewilligung der dazu erforderlichen Koſten vermoö⸗ gen moͤchte. England kann, von tauſend Beweggruͤnden ge⸗ trieben, ſich nur in Kriege von rein⸗politiſcher Tendenz ein⸗ laſſen. Jeder andere muß ihm zum großen Nachtheil ge⸗ reichen.“
Conſols auf Abrechnung 84 ½, 1.
Bruͤſſel, 12. Jan. Die zweite Kammer der Gene⸗ ralſtaaten wird ihre ungen unverzuͤglich wiederum begin⸗ nen. Die erſte iſt auf den 16. Jan. feſtgeſetzt.
St. Petersburg, 8. Januar. Vorgeſtern, (am 25. December a. St.) wohnten Ihre Kaiſerl. Mafeſtäten nebſt Ihren Kaiſerl. Hoheiten dem Großfuͤrſten Thron⸗Erben und dem Großfuͤrſten Michael in der Kapelle des Winterpallaſtes, zur Weihnachts⸗Feier, einer feierlichen Meſſe bei, nach wel⸗ cher zur Jahresfeier der Räumung des Landes von feindli⸗ chen Truppen im Jahr 1812, ein De Deum geſungen ward. Der Hof, die Miniſter, die Ober⸗Offiziere der Garde und der Armee und eine große Anzahl von ausgezeichneten Per⸗ ſonen, wohnten dieſer feierlichen Handlung ebenfalls bei. In allen andern Kirchen der Hauptſtadt ward gleichfalls zur Feier der Raͤumung im Jahre 1812 ein Te Deum geſun⸗ gen; und Abends war die Stadt erleuchtet.
Der Kaufmann Joſeph Riana iſt zum ruſſiſchen Conſul in Barcelona ernannt worden. — 1
Das Journal von Petersburg giebt in Verfolg fruͤherer Mittheilungen uͤber die Schlacht bei Navarin den A eines Briefs von einem Offizier am Bord des Aſſow fol⸗ genden Inhalts:
„Einige Zeit vor unſerer Ankunft in den griechiſchen Gewaͤſſern, war dort die Nachricht im Umlauf geweſen, daß widriger Winde halber, die ruſſiſche Flotte bei Malta zuruͤck⸗ gehalten werde. Die verbuͤndeten Admiräle glaubten uns in Malta beſchaͤftigt, die erlittenen Havarien wieder herzuſtellen, als wir in beſter Ordnung und im vollen Segeln vor Zante erſchienen. Ungeachtet der weiten Reiſe von Kronſtadt aus, ſchien die Flotte ſo eben erſt aus dem Hafen zu ſein. Die gute Ordnung und die Schnelligkeit, mit der wir in der Naͤhe der Aſta beilegten, muß die engliſchen und feenbeafchen Seeleute in Erſtaunen geſetzt haben, und von die⸗ ſem Augenblick an, hat das erfahrne Auge des Admiral Codring⸗ ton —9 weſſen er ſich von ſolchen Alliirten zu verſehen habe. Wäaͤhrend der 8 Tage, daß wir vor Navarin kreutzten, folg⸗ ten die fremden Offiſtere genau unſern Schiffe⸗Bewegu und ergingen ſich in Lobeserhebungen, wenn ſie mit demm Ad⸗ miral von Heyden oder einem unſerer Capitaine zuſammen trafen. Bei einem von Admiral Codrington ſeinen Co in Vorſchlag gebrachten Manoͤver, welches die groͤßte Accu⸗ rateſſe und Schnelligkeit erforderte, näͤmlich durch plotzliches Einriffen aller Segel bis auf eins, um damit beizulegen, war zwar unſer Volk am erſten Tage etwas langſam; am zwei⸗ ten Tage machten ſie es aber ſchon ſo raſch, wie die Alüürten und am dritten Tage waren ſie ſelbſt einige Minuten vor mehreren andern Schiffen damit fertig. Dieſelbe Nacheife⸗ rung beſeelte unſre Matroſen waͤhrend des 20. Octobers. Schon am Tage vorher wiederholten ſie die Worte des Ad mirals unter ſich: „Kinder, ihr werdet der Ehre der ruſſiſchen Flagge nicht abſtehen“ und verſprachen ſich gegen. ſeitig dieſe Meinung zu rechtfertigen. In ihrem ſetz⸗ ten ſie hinzu: Wir werden die Tuͤrken allein auf uns men. Die Matroſen des Aſſow, welche ſich an den pforten verſammelten, zeigten mit den Fingern auf die tuͤr⸗ kiſche Flotte, weiche einen Wald von Maſten darbot, indem ſie unter ſich ſagten: was thut ihre Zahl, man laſſe uns nur machen! Der erſte Kanonenſchuß und der Anfang der Schlacht verbreitete allgemeine Munterkeit. Als der Anker ausgeworfen ward, und der Admiral ſelbſt den Befehl Feuer zu geben, ſo waren es keine Men mehr, ſom⸗ dern unermuͤdliche Löwen, welche zum 2
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