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er in Catalonien iſt, ganz veraͤndert haben. Er iſt es, der eine allgemeine Amneſtie fuͤr alle ſeit 1808 hervorgetretenen Parteien vorgeſchlagen hat; und er ſoll oͤffentlich erklaͤrt ha⸗ ben, daß er, falls der Staatsrath nicht fuͤr dieſe Maaßregel ſtimmen ſollte, S. M. zu beſtimmen ſuchen wuͤrde, ſie auf den Grund Ihrer abſoluten Gewalt ſelbſt zu verfuͤgen, und daß er (Colomarde), wenn S. M. ſich hierzu nicht ſollten entſchließen koͤnnen, ſeinen Abſchied nehmen wuͤrde.

Der Kaiſerl. Ruſſiſche Geſandte, Hr. Oubril, iſt vor einigen Tagen hier angekommen.

Schon ſeit einiger Zeit waren die Truppen und die Ci⸗ vilbeamten der Armee von Catalonien benachrichtigt worden, daß letztere, in Folge der Vernichtung der revolutionaͤren Banden aufgeloͤßt, und die Haͤlfte der gazu gehoͤrenden Corps ihre fruͤhern Garniſonen wieder beziehen wuͤrden. Leider iſt aber die Ausfuͤhrung dieſer Maaßregel fuͤr den Augenblick unmoͤglich, da ſich taͤglich neue Banden zeigen und zu deren

Vernichtung Truppen erforderlich ſind. In dem Flecken

Abisbal iſt eine ungefähr 600 Mann ſtarke Bande aufge⸗ ſtanden, und hat auf das feierlichſte Carl V. zum Koͤnig von Spanien und von Indien ausgerufen. Auch in Alca⸗ nizas in Arragonien hauſet ein ſtarker Trupp Empoͤrer; au⸗ ßer dieſen beiden ſind die uͤbrigen, deren es noch fuͤnf geben ſoll, gen unbedeutende Zuſammenrottirungen. . iſſabonn, 26. December. Die Heirath der Prin⸗ zeſſin Anna iſt noch immer der Gegenſtand aller Geſpraäche. Der Patriarch von Liſſabonn ſoll ſich anfaͤnglich geweigert haben, die Ehe einzuſegnen; und nur die Vorſtellungen der Koͤnigin Mutter haben ihn dazu bewogen. Geſtern bewir⸗ thete der Herzog v. Loule die Köͤnigin; da aber die Großen des Reichs dieſe Ehe mißbilligen, ſo waren nur die Edelleute vom Hofe Sr. M. und die naͤchſten Verwandten des Her zogs zugegen. Ihre Maj. ſoll an den Kaiſer Don Pedro wegen Mittheilung dieſer Ehe, und um deſſen Gutheißung zu erlangen, geſchriehen haben. Dieſe Sache iſt aber ſo neu und ungewoͤhnlich, daß man ſehr begierig iſt, zu erfahren, wie der Kaiſer und der Infant D. Migna dieſe Nachricht aufnehmen werden. Die Miniſter haben ſich geweigert, den Contrakt zu unterzeichnen und die Infantin Regentin hat nur, um den Wuͤnſchen ihrer Mutter zu genuͤgen, als Schweſter, nicht aber als Regentin ihre Einwilligung gegeben. Amerika. Ein nordamerikaniſches Blatt ſpricht ſich uͤber die Rede, mit welcher der Praͤſident Adams den der⸗ maligen Congreß der Vereinigten Staaten eroͤffnet hat, fol⸗ gendermaßen aus: „Die Darſtellung des Zuſtandes, worin ſich unſere National⸗Angelegenheiten befinden, muß jeden auf⸗ richtigen Freund ſeines Vaterlandes mit inniger Freude er⸗ fuͤllen. Die Rede ſelbſt, als ein Staatsdokument, iſt gerade das, was ſie ſein ſollte, ein wohlgezeichnetes deutliches Bild von allen wichtigen Verhaͤltniſſen, die unſere Diplomatik, Finanzen und den allgemeinen Staatshaushalt betreffen; einfach und wuͤrde⸗ voll zeigt ſich der Styl, vollkommen der Wichtigkeit ſeines Ge⸗ genſtandes angemeſſen.“ Von dem Intereſſe, welches die ame⸗ rikaniſche Nation an der Rede ihres Praͤſidenten und an den Verhandlungen ihrer Reptaͤſentanten nimmt, möoͤgen fol⸗ gende zwei Beiſpiele dienen: Die Rede ging in New⸗York am 6. Dez. bei einer Zeitungsredaktion Abends gegen 8 Uht durch Expreſſen ein; um had 10 Uhr deſſelben Abends wa⸗ ren ſchon 19,500 Exemplare abgezogen und unter das Pu⸗ blikum vertheilt; daſſelbe einzige Blatt nur theilte am fol⸗ genden Morgen nicht weniger ais 6 verſchiedene Korreſvon⸗ denz⸗Artikel aus Washington uͤber das Verfahren des Kon⸗ greſſes u. ſ. w. gleich nach der Rede mit.

äknb

Breslau, 13. Jan. Se. Majeſtät der Koͤnig hatten mittelſt Allerhoͤchſter Kabinetsordre vom 13. Okt. 1827, die ſammlung des zweiten Provinzial⸗Landtages der, den

ſtaͤndiſchen Verband der Provinz Schleſien bildenden Lan⸗ destheile zu beſehlen, und die Eroͤffnung dieſes Landtages am heutigen Tage anzuordnen geruhet. Nachdem der, von des Koͤnigs Majeſtaͤt, auch fuͤr dieſe zweite Staͤndeverſamm⸗ lung wieder zum Landtags⸗Marſchall ernannte Herr Fuͤrſt zu Anhalt⸗Coͤthen⸗Pleß Durchlaucht, ſo wie deſſen Allerhoͤchſten Orts ernannter Stellvertreter, Hr. Ferdinand Graf zu Stoll⸗ berg⸗Wernigerode, desgleichen auch die Herren Fuͤrſten und Standesherren, ſammt den Herren Abgeordneten der Rit⸗ terſchaft, der Staͤdte und der Landgemeinden bereits geſtern ſich hier eingefunden hatten, wurde heut, nach Beendigung des Gottesdienſtes, welchem die Herren Staͤnde und Depu⸗ tirten beigewohnt, der zweite Provinzial⸗Landtag durch den Herrn Oberpräſidenten der Provinz als Koͤnigl. Commiſſa⸗ rius mit einer kurzen Anrede, auf die vorgeſchriebene Dauer von 5 Wochen feierlich eroͤffnet und den verſammelten Staͤn⸗ den das, die Allerhoͤchſten Propoſitionen enthaltende Koͤnigl. Decret de dato Berlin, den 30. Dezember 1827 ſeinem ganzen Inhalte nach bekannt gemacht. Se. Durchlaucht der Herr Landtagsmarſchall Fuͤrſt zu Anhalt⸗Coͤthen⸗ Pleß beant⸗ worteten die Eroͤffnungsrede des Koͤnigl. Kommiſſarius mit kraͤftiger Gegenrede, beſtimmten ſodann, damit die Verhand⸗ lungen ungeſaͤumt beginnen koͤnnen, nicht nur das Erforder⸗ liche uͤber die dabei zu beobachtende Geſchaͤftsordnung, ſon⸗ dern Sie uͤberwieſen auch alsbald an die verſchiedentlich da⸗ zu beſtimmten Deputationen, die einzelnen Propoſitionen, welche von denſelben vorbereitend bearbeitet werden ſollen. Hierauf waren ſaͤmmtliche Stände, mit den hieſigen

oberſtem Militär⸗ und Civilbehoͤrden und mehreren angeſche⸗

nen Einwohnern bei dem Koͤnigl. Landtags⸗Commiſſarius zum Mittagsmahle verſammelt. Die innigſten und treueſten Wuͤnſche aller Anweſenden fuͤr das Wohl Sr. Maj. des Königs, Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen und des gan⸗ zen Koͤnigl. Hauſes, als erneuerter Ausdruck erprobter Treue und Ehrfurcht und unvergänglicher Liehe und Dankbarkeit, ſprachen ſich dabei im enthuſtaſtiſchen Lebehoch mit Schleſi⸗ ſchrr Treuherzigkeit aus. 1

Stralſund. In ſämmtlichen Haͤfen des hieſigen Ro gierungs⸗Bezirks ſind im Monat Dezember eingelaufen 33 Schiffe, wovon 26 mit Ballaſt und nur 7 beladen. Ausge⸗ laufen ſind dagegen nur 5 Schiffe, wovon 3 beladen und 2 mit Ballaſt. Die Ladung der 3 Schiffe beſtand in Getralde und Malz.

Vermiſchte Nachrichten.

Aus Longwy wird (wie die Cazette des Pays-bas mel⸗ det) unterm 8. Januar berichtet, daß ein Phenomen eigner Art die Aufmerkſamkeit des Publikums errege. Um den Augen eines Maͤdchens von 33 Monaten bemerkt man ganz deutlich die Schriftzuͤge eines franzoͤſiſchen 50 Ceutimesſtücks Napoléon empereur, und zwar von einer grauen Silber⸗ farbe. Man will die Urſache in der Anhanglichkeit der Mutter dieſes Kindes an ein 50 Centimesſtuͤck finden, von welchem ſie ſich waͤhrend der Schwangerſchaft trennen mußte,

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und welches ihr bisher ſehr werth geweſen war.

Konigliche Schaufpiele. Freitag, 18. Jan. Im Opernhauſe: „Heinrich der Vierte,“ (erſter Theil) Schauſpiel in 5 Abthetlungen, von Shakespeare, nach A. W. Schlegels Ueberſetzung fuͤr die Buͤhne beardeitet, von Friedrich Baron de la Motte⸗Fouquc. Im Schauſpielhauſe. Vorſtellung der franzoͤſiſchen Thea⸗

ter Geſellſchaft: 1) Frontin Nari Gargon. 2) Le Mari et l'amant. 3) Philibert marié. Sonnabend, 19. Januar. Im Schauſpielhauſe: „Der Bräutigam aus Mexico,“ Schauſpiel in 3 Abthetlungen,

ven H. Ceauren. (Don Alonſo: Hr. Cruͤſemann. Sus⸗ . Ml 2 11““ chen: Mlle. Bauer n h e

Gedruckt ——

bei Feiſter und Eiſersdorff.

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