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liche Behoͤrden der Stadt, denen der Jubilar durch Herz,

Siilnn und Wandel verehrungswuͤrdig iſt, begruͤßten ihn. Bei

dder demnaͤchſt auf dem Betſaal des Gymnaſiums erfolgten

öffentlichen Feier ſetzte der Rector Danneil in einer Rede

die Verdienſte des Jubilars auseinander. Darauf uͤberreichte

3 der Herr Superintendent, Ritter ꝛc. Oldecop, dem Jubilar

ddas ihm von Sr. Koͤniglichen Majeſtaͤt verlichene allgemeine

Ehrenzeichen erſter Klaſſe und verlas das Gluuͤckwuͤnſchungs⸗

ſcchreiben Sr. Excellenz des Hrn. Staatsminiſters von Alten⸗

ſtein, durch welches der Jubelgreis zugleich ſeiner bisheri⸗

gen Schularbeiten, mit Beibehaltung ſeines genoſſenen Ge⸗

8 . halts, entbunden wurde, ferner die Gluͤckwuͤnſchungs⸗

ſcchreiben des Conſiſtoriums und Provinzial⸗Schulcollegiums

dder Provinz Sachſen und der Koͤnigl. Regierung zu Mag⸗

ddeburg. Bei einer Mittagstafel von mehr als 100 Couverts

wurde dem Jubilar einen Ehrenpokal von ſeinen aͤltern Schuͤ⸗

eern, und von den Univerſit ten Koͤnigsberg und Halle die

Diplome, von der erſten der philoſophiſchen, von der zwei⸗

ten der theologiſchen Doctorwuͤrde uͤberreicht. Die freund⸗

ſchaftliche Theilnahme der Lehrer des Gymnaſiums zu Sten⸗

dal ſprach ſich in einer herzlichen lateiniſchen Ode aus; ein

Scherzgedicht folgte dem Ernſt des Feſtes. Ein hebraͤiſches

SGSedicht von einem Primaner war ihm vorher ſchon von die⸗ * ſem beſonders eingehaͤndigt worden.

. I Noch ward dem Jubelgreiſe am Abend dieſes Tages

8e die Freude, ein Stipendium zur Unterſtuͤtzung huͤlfsbeduͤrfti⸗

Schuͤ er gegruͤndet zu ſehen, welches nach ihm das Wol⸗

tersdorffiſche genannt werden ſoll; ein dankbarer Schuͤler

und Verehrer hatte den Vorſchlag und das erſte Anerbieten

gethan, und gleichgeſinnte Nachfolger gefunden. Wer mit

Liebe und Treue im Tagewerke ſeines Berufs gearbeitet hat,

deem gehet heiter und rein, aber ſpaͤt am Abend die Sonne

eines Ledens unter!

8 4 ½% 2. 2. 8 BVermiſchte Nachrichten. Ddie laͤngſt gefaßte Idee eines Dampfwagens ſcheint Naͤchrichten aus London zufolge, nun in der That endlich verwirklicht zu ſein, und die neue Erfind.ug des Hrn. Gur⸗ ney (eines bekannten Chemikers und Mechanikers) die Frucht 2jaͤhriger unermuͤdlicher Verſuche, beſitzt einen ſo hohen 8 Grad von Veollkommenheit, daß es gar nicht unwahrſchein⸗ nhllſcch iſt, daß dieſer neue Fortſchritt in der Wiſſenſchaft auch in der Prarts feſten Fuß faſſen werde. Die groͤßere Wohl⸗ feilheit, Bequemlichkeit und Schnelligkeit eines Dampfwa⸗ ggens, in Vergleich zu einem mit Pferden gezogenen, liegen 8 vor Augen, und es kommt hier hauptſaͤchlich nur auf Einen Ppunkt an: die wirklich erwieſene Sicherheit. Einige Ver⸗ ſuchsfahrten, die ſor. Gurney binnen ganz Kurzem, erſt nach Windſor und ſodann nach Briſtol, mit ſeinem neu erbauten

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Wagen, ſowohl bei Tag als dei Nacht, veranſtalten wird, duͤrften uͤber die allgemeine Einfuͤhrung entſcheiden. Denn

8 1 es handelt ſich hier nur noch um die praktiſche Bewaͤhrung ſ‚/der Sicherheit, die theoretiſch unwiderleglich dargethan iſt. Die Hauptgefahr bei allen Dampfmaſchinen iſt bekanntlich das Verſten des Dampfkeſſels. Dieſen hat nun Hr. G. nach einem durchaus neuen Prinzip eingerichtet, wodurch alle Mrglichkeit eines Ungluͤcks ſchwindet; er beſieht aus unge⸗ * fäͤhr 40 zuſammen geſchweißten eiſernen Roͤhren, die in der GSeſtalt eines Hufeiſens uͤber einander liegen, in deren Mitte ſſiich der Ofen befindet, wodurch der augenſcheinliche Vortheil 8 8 entſteht, daß ſeldſt im ungluͤck ichſten Falle nicht der ganze Keſſel, ſondern nur eine oder 2 dieſer Roͤhren ſpringen koͤn⸗ naen, welcher ganze Schaden ſich darauf reducirt, daß ein Theil der Kraft verloren geht, und der noch obendrein in Zeit von 10 Minuten gaͤnzlich wieder gehoben werden kann. 1 Da indeſſen ſaͤmmtliche Roͤhren zuvor einem 500 mal ſtaͤrkern eDSruck ausgeſetzt worden ſind, als ſie nachher bei der Anwen⸗

ö“ dung erleiden, ſo iſt die Gefahr ihres Berſtens gewiß fuͤr nichts zu achten. Der Waſſerbehaͤlter und der Ofen faſſen mehr als hinlaͤnglich iſt, um eine Stunde auszureichen, und die Wiederanfullung iſt ſo bequem wie moͤglich, wobei nur noch zu bemerken ſein duͤrfte, daß durchaus keine Unannehm⸗ lichkeit von Rauch oder Hitze fuͤr die Fahrenden obwaltet, da der Ofen ſeiner Lage nach die Hitze nicht bis zu ihnen verbreitet, und die Feuerung nur aus abgeſchwefelten Stein⸗ kohlen oder Holzkohlen beſteht, alſo gar keinen Rauch giebt. Die Kutſche ſelbſt nun gleicht den gewoͤhnlichen engliſchen Stage-coaches, nur daß ſie etwas groͤßer und hoͤher iſt; die Decke iſt 9 Fuß von der Erde, die Laänge iſt mit den vorderſten Lenkraͤdern 20 Fuß, der Wagen iſt auf 6 Paſſa⸗ giere inwendig und 15 auswendig berechnet. Das Ganze läuft auf 6 Rädern, deren 4 wie gewoͤhnlich angebracht ſind, die 2 andern aber (Lenkraͤder, pilot wheels) ganz vorne an einer 5 Fuß langen Deichſel. Mlt dieſen ſteht die Steuer⸗ ſtange in Verbindung, mittelſt welcher mit der groͤßten Leich⸗ tigkeit und Genauigkeit das Ganze gelenkt werden kann. Die Fuͤhrung iſt unlaͤugbar minder ſchwierig und zuverlaͤſſiger als mit Pferden. Mittelſt beſonderer Vorkehrungen kann der Wagen zum ploͤtzlichen Stilleſtehen gebracht werden, und zwar nicht nur durch eine beliebige (ſelbſt gaͤnzliche) Ablaſ⸗ ſung der Daͤmpfe, ſondern auch durch eine umgekehrte Dre⸗ hung der Raäder. Daß Hemmſchuhe angebracht ſind, ver⸗ ſteht ſich von ſelbſt. Das Gewicht des Wagens, einſchließ⸗ lich der Maſchinerie, iſt 1 ½ Tonne; die Maſchine iſt von 16 Pferdekraft, in der Regel werden aber nur 8, beim Berg⸗ ſteigen 12 Pferdekraft angewandt. Fuͤr dieſen letztern Fall iſt noch eine Vorrichtung von 2 Schiebern oder Fortſtößern angebracht, die ſehr zweckmaͤßig zu ſein ſcheint. Eine zitternde Erſchuͤtterung iſt ſo wenig vorhanden, als ein ſtoͤrendes Getoͤſe. Die Wege leiden weit weniger von dieſem Dampfwagen, als von Pferden, und man iſt begierig, welche Beſtimmungen hinſichtlich des Chauſſeegeldes gemacht werden moͤgen. Der Miniſter des Innern (Marquis v. Lansdown) ſoll auf des⸗ faͤllige Anfrage erklaͤrt haben, er werde nicht eher von der Sache Notiz nehmen, als bis 40 ſolche Waͤgen im Gang waͤren. Die Geſchwindigkeit iſt auf ebenem Boden von 2 bis zu 10 engliſchen Meilen, und ſelbſt hoͤher, die Stunde zu bringen. Zur Wiedereinnehmung von Kohlen und Waſ⸗ ſer ſind fuͤr die Probefahrten bereits alle Anſtalten auf dem Wege getroffen. Regenwaſſer wird vorzugsweiſe vor Fluß⸗ oder Brunnenwaſſer gebraucht werden, weil es keinen Kalk abſetzt.

Koönigliche Schauſpiele.

Sonnabend, 19. Januar. Im Schauſpielhauſe: „Der Bräutigam aus Mexico,“ Schauſpiel in 5 Abtheilungen, von H. Clauren. (Don Alonſo: Hr. Cruͤſemann. Sus⸗ chen: Mlle. Bauer.)

Sonntag, 20. Jan. Im Opernhauſe: „Wallenſteins Tod,“ Trauerſpiel in 5 Abtheilungen, von Schiller. (Herr Nolte, vom Hoftheater zu Stutrgard: Max Piccolomini, als Gaſtrolle.)

Im Schauſpielhauſe. Vorſtellung der Franzöſiſchen S8 Theatergeſellſchaft: t) Guerre Guverte, comédie en 3 aches et en prose. 2) Les deux precepteurs, vaude- . ville en un acte du theatre de varietés.

Montag, 21. Januar. Im Opernhauſe: „Nurmahal,“ oder: „Das Roſenfeſt von Caſchmir,“ lyriſches Drama in 2 Abtheil., mit Tanz. Muſik von Spontini. Ballets von Lauchery. I 4

Der Billet⸗Verkauf zu dieſer 8

Vorſtellung fängt am

Sonnabend fruͤh 9 Uhr an. —868* öö1n“] SöF .; 2 11u1“l”“

Redacteur John.