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en Staats⸗Zeitung Nr. 35.
85 1132 424911 Breslau, 4. Febr. In dem ſo eben erſchienenen Ja⸗ nuarheft der ſchleſiſchen Provinzialblaͤtter befindet ſich ein ſehr leſenswerther Aufſatz uͤber den von mehreren Mitglie⸗ dern der vaterländiſchen Geſellſchaft zu Breslau ſeit Kurzem gebilderen techniſchen Verein. Das Streben dieſes Vereins ſſt hauptſachlich darauf gerichtet, zur Erhoͤhung der Indu⸗ ſtrie und des Gewerbfleißes unſerer Provinz durch alle moͤg⸗ liche ihm zu Gebote ſtehenden Mittel mehr Sinn fuͤr na⸗ turwiſſenſchaftliche und techniſche Kenntniſſe, richtigere Ein⸗ ſiicchten in den Arbeiten der Gewerbe, Bekanntſchaft mit den neueſten Erfindungen, Maſchinen, Apparaten und Hand⸗ werkszeugen in der Gewerbskunde, und ſo ein regeres geiſti⸗ ges Leben bei allen Profeſſioniſten und uͤberhaupt im ge⸗ ſammten Buͤrgerſtande hervor und empor zu bringen. In demſelben Blatte iſt zugleich von den bisherigen Leiſtungen des Vereins, von der durch ihn herauszugebenden Wochen⸗ ſchrift fuͤr das Gewerbsweſen, und von der Theilnahme Nachricht gegeben, die der Verein bereits von Seiten meh⸗ rerer achtungswerthen Buͤrger unſerer Stadt erfahren hat. Dieſe freundliche gegenſeitige Annaͤherung des Gelehrten⸗ und des Buͤrgerſta des Breslau's, iſt eine der erfreulichſten Erſcheinungen unſerer Zeit und wird fuͤr die künftige Ent⸗ wickelung des vaterlaͤndiſchen Gewerbfleißes nicht ohne heil⸗ ſame Foigen bleiben, ſobald es dem Vereine gelingt, die all⸗ gemeine Theitnahme des geſammten gewerbtreibenden Stan⸗
des fuͤr den zu erreichenden Gegenſtand zu wecken.
Muͤnſter. Der Fuͤrſt von Salm⸗Horſtmar hat die Chauſſee von Coesfeld nach Muͤnſter von erſterem Orte aus auf einer Strecke von 270. Ruthen mit 210 der beſten Obſt⸗ böume bepflanzen, und durch Einſetzen in dazu beſonders be⸗
reitete Erde, den Erfolg der Anpflanzung ſichern laſſen. Poſen. In der Schule fuͤr verwahrloſ’te Kinder zu Rawicz, welche der Oberprediger Altmann daſelbſt aus eige⸗ nen Mittein gegruͤndet hat, werden bereits gegen 100 Kin⸗ dder unterrichtet und mit den noͤthigen Schulbuͤchern und Kleidungsſtuͤcken verſehen. Mit einem aͤhnlichen Inſtitute zu Frauſtadt, um welches der Superintendent des Frauſtaͤd⸗ ter Kirchenkreiſes, Paſtor Gerlach, vorzuͤgliches Verdienſt hat, iſt auch eine Arbeitsſchule fuͤr verwahrloſete Kinder verbun⸗ den. Die Beitraͤge zu ihrer Erhaltung werden von den
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Einwohnern der Stadt aufgebracht. W
Literariſche Nachrichten.
Geſchichte der Koͤniglichen Bibliothek zu Berlin von Friedrich Wilken, Berlin, verlegt bei Dunker und Humblot. 1828. Bei der ausgedehnten Benutzung, deren ſich die Koͤnigl. Bibliothek als eines der ſprechendſten Zeugniſſe von dem *. wiſſenſchaftlichen Zuſtande unſeres Staates erfreut, wird eine Geſchichte dieſer öͤffentlichen Anſtalt nicht nur dem vater⸗ ländiſchen Intereſſe, ſondern auch dem Wunſche Vieler, welche ihr die Foͤrderung ihrer Bildung verdanken, in rei⸗ chem Maaße entſprechen. Zugleich eignet die angenommene Darſtellungsweiſe dieſe Schrift zu einem Beitrage zur Re⸗ gierungegeſchichte des Preuß. Staates. Die bisher noch ungedruckten Cabinetsbefehle Friedrichs II. ſind eine erwuͤnſchte Beigabe; und die Anzeige einiger Handſchriften und Selten⸗ heiten der Königl. Bibliothek, ſo wie das Reglement der Benutzung derſelben, erhöͤht die Brauchbarkeit des Buches ſowohl fuͤr Fremde, welche die Anſtalt kennen zu lernen, als fuͤr Einheimiſche, welche ſie zu benutzen wuͤnſchen. . Die Gruͤndung der Koͤnigl. Bibliothek iſt nicht durch fruͤhzeitige Bildung und alten Buͤcherreichthum des Landes befördert worden. Der literariſche Ruhm des Biſchofs Anſelm von Havelberg im 12. Jahrh. hat in der Mark erſt nach einem Zwiſchenraum von 3 Jahrhunderten in der Gelehrſamkeit Srephan Bodeckers, Biſchofs von Bran⸗ denburg, eine Nachfolge geſunden. Neben deren Werken pflegten die Kloſterbibliotheken ſo wenig Bedeutendes zu ent⸗
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halten, daß Leonhard Thurneiſer kein Bedenken trug, die Pergamenthandſchriften des ihm zur Wohnung eingeraͤumten Grauen⸗Kloſters zu Einbanden zu gebrauchen. Noch in dem Stiftungsjahre der Univerſitat Frankfurt (1505) konnte der Abt Joh. Tritheim aus Berlin ſchreiben: „Selten findet man einen Mann welcher Buͤcher liebt, ſondern aus Mangel an Erziehung und an Lebensart lieben ſie mehr Geſellſchaf⸗ ten, Muſſiggang und Trinkgelage.“ Doch ſchon 1516 ward die Bibliothek zu Frankfurt gegruͤndet, und Berlin hatte an Chph. Weiß ſeinen erſten Buchdrucker (1539); an R. Vöͤl⸗ ker ſeinen erſten Buchhaͤndler im J. 1659. In eben die⸗ ſem Jahre erließ der große Kurfuͤrſt Friedrich Wilhelm (wie ſich Hendrich in der notitia bibliothecae ausdruͤckt) „mitten im Laͤrmen der Schlachten und im Laufe ſeiner Siege fuͤr die Wiſſenſchaften ſorgend“ aus ſeinem Haupt⸗ quartier zu Wiburg in ZJuͤtland den Befehl, an J Rave, als Bibliothekar, die ganze kurfuͤrſtliche Bibliothek zu uͤber⸗ geben, welche er, kaum einem Privatmann genuͤgend, ererbt, aber reichlich ſelbſt vermehrt hatte. In dem geraͤumigen und geſchmuͤckten Saale des auf dem Luſtgarten gelegenen Seitengebaͤudes des Schloſſes, uͤber der Hofapotheke, ward ſie 1601 zur oͤffentlichen Benutzung aufgeſtellt; in welchem Gebaͤude nun, nach der witzigen Bemerkung des welſchen Grafen Immanuel Teſoro, die Mittel zur Pflege des Koͤr⸗ pers und Geiſtes vereinigt waren. Die beſtaͤndigen Einkuͤnfte der Btbliothek, aus den Gefällen fuͤr Dispenſation von mehr⸗ maligem Aufgebot ꝛc. machten es nebſt den beſondern Ge⸗ ſchenken des Kurfuͤrſten und der Vereinigung mit ganzen Bibliotheken, als der der Berliniſchen Donkirche, des Stiftes zum heiligen Grabe zu Wittſtock, der Kurfuͤrſtin Henriette Louiſe, und der des Herzogs von Croy, am Ende der Re⸗ gierung des großen Kurfuͤrſten moͤglich, daß ſie den erſten Bibliotheken beigezaͤhlt und von J. G. Graͤvius eine Ne⸗ benbuhlerin der alten Buͤcherſchaͤtze der Attaler und Alexan⸗ driniſchen Herrſcher genannt werden konnte. Der Plan
dem Luſtgarten zwiſchen der Hofapotheke und der Grotte aufzufuͤhren, ward durch ſeinen Tod 1688 vereitelt.
An dem koͤniglichen Namen und Glanz der Regierung Friedrichs I. nahm auch die oͤffentliche Bibliothek Theil.
ſeit 1699 unentgeltlich uͤberſandr, ihre Einkuͤnfte mehrten ſich und wurden durch die verbundene Einſicht des Bibliothekars Beger und des beruͤhmten Ezechiel v. Span heim, wel⸗ cher nach einer neuen und weſentlichen Einrichtung die Stelle
voller Bereicherung des Buͤcherſchatzes verwendet. Die Privatbibliothek dieſes gelehrten Miniſters, von 9000 Baͤn⸗ den, ward (1701) vom Koͤnige gekauft und in dem großen Saale des Conſiſtorial⸗Gebaͤudes in der Bruͤderſtraße zur öffentlichen Benutzung aufgeſtellt. Bayle nennt die Biblio⸗ thek in dieſer Zeit une de plus belles bibliothêeque de l'Europe. Doch koͤnnen wir nicht ohne Dank gegen die Freigebigkeit unſerer jetzigen Regierung leſen, wie der ge⸗ lehrte La Croze 1697 mit der geringen Beſoldung von 50 Thlr. an der Koͤnigl. Bibliothek angeſtellt, und 1702 mit einem Jahrgehalt von 100 Thlr. zum Bibliothekar erhoben wurde. Waͤhrend der Regierung Friedrich Wilhelms 1. ward die Anſchaffung neuer Werke von den Bibliothekaren verabſäumt; daher der Koͤnig ihre Beſoldungen ganz ſtrich, und dem General v. Glaſenapp eine jaͤhrliche Penſion von 1000 Thlr. aus den Bibliothekgeldern anwies. Lange wur⸗ den nun keine Buͤcher angeſchafft; auch wurden die mathe⸗ matiſchen und mediciniſchen Werke an die Königl. Societaäͤt der Wiſſenſchaften abgegeben, deren Platz ſeit 1735 die Span⸗ ng Te einnahm. z riedrich II. verwandte nach den erſten ſtürmi drei Jahrzehnten ſeiner Regierung auf die netembhe thek ſo — als reichliche Geld⸗ ſummen, die ſeit dem Jahre 1775 auf 80 2 net 2, ₰ Bibliothek —I glänzenden Werken und zugleich an Umfang ſo nur ein ſo bedeutendes Gebaͤude, als 8 „Se0,2 einer Zeichnung des Wiener Baumeiſters Fiſcher von Ehren⸗
Friedrich Wilhelms, ein prachtvolles Bibliothekgebaͤude auf Die neuen inlaͤndiſchen Erzeugniſſe der Literatur wurden ihr I
eines Oberaufſehers bekleidete zu zweckmaͤßiger und glanz⸗ ö
wuchs an werthvollen und