Zweck der Selbſtbelehrung uͤber vorliegende Thatſachen duͤnk⸗ ten, in Anwendung zu ſetzen; da 125 man Beweiſe aller Art, Feuerprobe, Waſſerprobe ꝛc. Spaͤter ordneten die Ge⸗ richtshoͤfe durch erlaſſene Dekrete das Verfahren der Strei⸗ tenden. Man legte damals auf den Zeugenbeweis einen all⸗ gemeinen und unbedingten Werth. Aber auch daraus ent⸗ —— Mißbraͤuche, und man fand fuͤr noͤthig, den Beweis urch Zeugen auf gewiſſe Fäͤlle zu beſchraͤnken, Wie das

Geſetz die Organiſation der Gerichte, ihre Berechtigungen und die verſchiedenen Stufen ihrer Gewalt ordnet, ſo ſollte die Cipil⸗Gerichtsordnung die Art und Weiſe beſtimmen, nach welcher ſowohl in buͤrgerlichen als Handlungs⸗Sa⸗ chen die Rechts⸗Angelegenheiten zu behandeln ſind. Als nothwendig tritt hier die Verbindung ein, welche das Geſetz zwiſchen den permanenten Formen und der dem Rich⸗ ter zu vergoͤnnenden Willkuͤhr feſtſetzen muß. In Ruͤckſicht der letztern ließ ſich nichts ſchaffen; nur Gerechtigkeit und Wahrheit konnten zum Ziele fuͤhren. Es konnte nicht die Rede davon ſein, bei Aufſtellung einer ſolchen Gerichtsord⸗ nung etwas ganz Neues zu erfinden. Wo aber waren die

ſter, denen man vorzuͤglich zu folgen hatte? Deutſch⸗ land? So große Fortſchritte dieſes Land in Allem, was Wiſſenſchaft heißt, gemacht hat, ſo moͤchte es doch ſchwer ſein, ſchon vollendete Geſetzgebungen in den einzel⸗ nen Staaten, aus denen es gebildet wird, aufzufinden. Eng⸗ land? Wer weiß nicht, daß die Rechtskenntniß daſelbſt noch auf's Haͤufigſte aus dem Gedaͤchtniß ſchoͤpft und in den meiſten Fäͤllen ein ſchwer zu entwirrendes Chaos dar⸗ ſtellt! Dennoch haben wir auch das Fremde beruͤckſichtigt und i unter andern die Civilgerichtsordnung von Genf in manchen Fällen zu benutzen fuͤr gerathen erachtet.

In unſerer alten Geſetzgebung war nichts aufzufinden. Je⸗ der Gerichtshof hatte ſeine eigenen Dekrete ſchriftlich; keine Einheit, keine Anwendung auf die beſtehende Verfaſſung; und ſo muß man in der That, wenn man den vorliegenden Entwurf mit dem vergleicht, was vor dreißig Jahren be⸗ ſtand, üͤber die Fortſchritte erſtaunen, welche ſeit dieſer Zeit im Rechtsweſen gemacht worden ſind ꝛc.

Der Druck dieſer Rede ward genehmigt, wiewohl Herr van Reenen dem Redner verſchiedene Irrthuͤmer vorwarf, und unter andern die Meinung deſſelben, als ſei in Deutſch⸗ land kein Muſter guter Geſetzgebung aufzufinden, mit Recht (wie wir uns uͤberzeugen) tadelte. Nachdem nun noch an⸗ dere Redner uͤber verſchiedene minder anziehende Gegen⸗

ünde ſich hatten vernehmen laſſen, ward die Sitzung auf⸗ gehoben, und die Fortſetzung derſelben auf den folgenden Tag anberaumt. A. Wir haben in unſeren fruͤheren Blaͤttern einen von Sr. Maj. dem Könige der Niederlande den General⸗Staaten vorgelegten Geſetzesentwurf mitgetheilt, in Folge deſſen in den vorzuͤglichſten Handelsſtaͤdten der Niederlande allgemeine Waaren⸗Niederlagen, entweder auf Koſten dieſer Staͤdte oder auf Veranſtaltung des Staats, errichtet werden ſollten. Daruͤber ſpricht ſich die Handels, Zeitung von Antw. ſehr d aus, indem ſie die Vortheile darſtellt, die eine Einrichtung dieſer Art dem Gemeinwohl bringen werde. Wir glauben ſagt dieſelbe nur das Organ des gebil⸗ deten Handelsſtandes zu ſein, wenn wir bei dieſer Gelegen⸗ heit unſere aufrichtigſte Dankbarkeit gegen die vaͤterlichen Abſichten Sr. Maj. erklaͤren. Deutſchland.

In Weimar fand am 29. Jan. die ſeierliche Beleh⸗ nung Sr. Durchlaucht des Fuͤrſten Maximilian Karl von Thurn und Taxis, als Nachfolger im Fuͤrſtl. Thurn⸗ und Taxiſchen Hauſe mit der Wuͤrde eines Großherzogl. Erbland⸗ boſtmeiſters und der Verwaltung und dem nutzbaren Eigen⸗ Dum der ſaͤmmtlichen Poſten des Großherzogthums, als et, Die Belehnung ſelbſt wurde von dem

. Rathe und General⸗ʒPoſtdirektor Frei⸗

herrn von Vrints⸗Berberich als Fuͤrſtlichen Bevollmaͤchtigten

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* zigſten öffentlichen Sitzung der bairiſchen Abg ordnenen Kananer, am 7. Febr., ward, nach Verleſung des Ptotv 88 der porigen Sitzung, welches genehmigt ward, von dem Präſidſum die Diskuſſion vom Platze aus uͤber den Geſetz⸗Entwurf, den Malz⸗Aufſchlag betreffend, eroͤffnet. Es nahmen hierauf dreizehn Abgeordnete vom Platze aus das Wort. Bei weitem die Mehrheit der Stimmen er⸗ klärte ſich, mehr vder r unter Modifikationen und

Wünſchen für Amnahme des es

4₰ N. 85 4

ZITETöön,*“ 2 8.

nen des Ausſchuſſes wurden mehrſeitig unterſtuͤtzt, und ſich derſelben von mehreren Stimmen angeſchloſſen. Gegen die⸗ Annahme des Entwurſs aͤußerten ſich nur zwei Stimmen; die Gruͤnde hiebei wurden theils aus der materiellen Be⸗ laſtung des Volkes (durch Steuer ꝛc.), theils aus der for⸗ mellen durch die nicht zweckmäßig befundenen Beſtimmungen des Entwurfs hergenommen, welche zu vielfache Vexatio⸗ nen und laͤſtige, den Schuldloſen beengende, Formen herbei⸗ fuͤhren, und ſelbſt auf die Moralitaͤt nur nachtheilig einwir⸗ ken wuͤrden. 82

Augsburg, 7. Febr. Die Auswechſelung [der Ratifi⸗ cations⸗Urkunden des neuen zwiſchen den Regierungen von Baiern und Wuͤrtemberg am 18 Jan. d. J. abgeſchloſſe⸗ nen Zollvertrages hat am 1. Febr. zu Muͤnchen ſtatt gefunden.

Der Koͤnig von Baiern hat beſchloſſen ein Uebungsla⸗ ger fuͤr die erſte und zweite Diviſion ſeiner Armee im naͤch⸗ ſten Monat September in der Umgegend von Augsburg zu⸗ ſammenziehen zu laſſen. Der Tag und das Naͤhere in Hin⸗ ſicht auf Ort und Stelle der Uebungen ſind noch nicht be⸗ zeichnet. Die dabei zu verſammeinden Truppen werden aus 8 Linien⸗Infanterie⸗Regimentern, 3 Bataillonen Jaͤger, und 4 Kavallerie⸗Regimentern beſtehen, und moͤchten mit der Ar⸗ tillerie ein Corps von ungefaͤhr 14,000 Mann bilden.

Der zum Englſchen Geſandten am Koͤnigl. preußiſchen Hofe ernannte Herr Brook Taylor wird dem Vernehmen nach noch im Laufe dieſes Monats Muͤnchen verlaſſen, um ſich nach Berlin zu begeben.

Herr von Pfeffel, ehemaliger baieriſcher Bundestags⸗ Geſandter, iſt zum baieriſchen Geſandten in Paris ernannt worden, und ſteht im Begriff, von Muͤnchen dahin abzugehen.

Spanien.

Am 26. Jan. kamen in Madrid fuͤnf Wagen mit den von der Fregatte „Perla“ nach Cadix gebrachten Geldern an. Man glaubt, daß mit oieſer Summe vor allen Dingen das ruͤckſtaͤndige Gehalt der Beamten des Koͤnigl. Hauſes, welches ſich monatlich auf 900,000 Realen belaufen ſoll, bezahlt werden wird. Alle Briefe aus Sevilla ſprechen von der bevorſtehenden Raͤumung von Cadix von den fran⸗ zoͤiſchen Truxppen. Aus Navarra meldet man daſſelbe in Betreff der Feſtung Pampelona. Seit einigen Tagen ſieht man bei dem Hofjouvelier Martinez in Madrid ein praͤchtiges ſilbernes Tabernakel, angeblich im Werthe von 140,000 Realen, welches die Gemahlin des Infanten Don Carlos dem Kloſter der Saleſianerinnen bei Gelegenheit der Einkleidung einer Novize, deren Pathe die Infantin iſt, zum Geſchenke macht. Nach Brieſen aus Barcelona vom 39. Jan. verlaͤßt der Koͤnig das Zimmer nicht mehr. Se. Maj. waren ſchon faſt gaͤnzlich wiederhergeſtellt, als Sie einen neuen Gichtanfall in der Huͤfte hatten, der ſich durch die angewandten Mittel von dort auf die eine Ferſe warf. Es ſcheint als ob die Verkuͤndigung einer allgemeinen Amneſtie bis zur Ruͤckkunft des Koͤnigs nach Madrid aus⸗ geſetzt worden ſei. Der Rath von Caſtilien ſoll ſich dagegen vorgenommen haben, den Koͤnig in einer beſondern Dant⸗ ſchriſt die Wiederherſtellung der Inquiſition als das einzige Mittel anzuempfehlen, dem Partheigeiſte in Spanien eine Graͤnze zu ſetzen. Es hat ſich neuerdings wieder das Geruͤcht verbreitet, daß Ihre Maj. dle Koͤnigin Sich in geſegneten Umſtaͤnden befinden.

Portugal.

In der Sitzung der Pairs⸗Kammer vom 19. Januar wurde der ſchon im vorigen Jahre von der Deputirten⸗ Kammer angenommene Geſetzentwurf, in Betreff der Gruͤn⸗ dung zweier großer Niederlagen fuͤr alle auslaͤndiſche Waa⸗ ren in Porto und Liſſabon, neuerdings wieder zur Sprache gebracht, mußte aber wegen der heftigen Oppoſition des Grafen von Sct. Michel und ſeiner Parthei ajournirt wer⸗ den. Die in ihrer 15ten Sitzung einſtimmig, eine utation zu ernennen, um den Dom Miguel, am Bord des Schiffes, das ihn nach Portugal bringt, zu komplimentiren. Die apoſtoliſche Parthei iſt im hoͤchſten Grade erbittert. Gewiß iſt es (ſo ußert ſich wenigſtens ein Privatſchreiben im Courr. fr.) daß Alles zu einein Aufſtande vorbereitet war, der bei der Ausſchiffung des Infanten ausbrechen ſollte, von welchem indeſſen die Regierung noch fruͤhzeitig genug unterrichtet wurde, um demſelben durch die Entfernung mehrerer, der apoſtoliſchen Parthei beſonders ergebener Offiziere vom Ge⸗ neralſtaabe vorzubeugen. Mittlerweile iſt Alles zum Emp⸗ s. Infanten bereit. d

Auch die engliſchen Nosae.. .