thwendigkeit eines neuen voll 2
Man betrachte daher auch ihr Werk; jene Verhaftungen,
Bedruͤckungen, angebliche Verſchwoͤrungen, Herausforderungen beſoldeter Agenten und thoͤrichte Verſchwendungen. Ueberdies duͤrfen wir nicht vergeſſen, daß jemehr Fehler ein Miniſterium begangen haben wird, je lieber wird es zur Cenſur ſeine Zuflucht nehmen. Ein weiſes Minſſterium bedarf derſelben nicht; auch das vorige, ſo lange es noch einen ſchwachen Schein der Maͤßigung und Klugheit hatte, nahm dazu ſeine Zuflucht nicht, und erſt als es durch eine ſtaͤrkere und kurz⸗ ſichtigere Parthei gleichſam dazu geſtoßen wurde, haͤufte es Gewalt auf Gewalt, Betrug auf Betrug und rief den Gott der Finſterniß an. Die Cenſur iſt ſonach einzig und allein die Waffe untuͤchtiger Miniſter; fuͤr ſolche iſt ſie geſchaffen, für ſolche wuͤrden Sie ſie fortbeſtehen laſſen Aber, wird man mir ſagen, iſt ſie denn niemals von Nutzen? Kann ein Krieg, koͤnnen innere Unruhen ſie nicht fuͤr den Augen⸗ blick rechtfertigen? Ich laͤugne es unbedingt. Der Krieg macht ſie nicht nothwendig, denn jemehr man den National⸗ geiſt wecken will, je weniger darf man zu der Cenſur, die ihn tödtet, ſeine eüue nehmen. Innere Unruhen ent⸗ ſchuldigen ſie ebenfalls nicht, und es waͤre unſinnig, wenn man durch ein ſolches Mittel die Aufgeregtheit der Ge⸗ muͤther, der Reglerung, deren Pflicht es iſt den Be⸗
ſchwerden abzuhelfen, verbergen, und ſtatt ihr die Wahr⸗
heit zu ſagen, ſie mit Finſterniß umgeben wollte. Meine Herren, unter der Cenſur haben ſtets wirkliche oder erdich⸗ tete Verſchwoͤrungen ſtatt gefunden; unter der Freiheit nie⸗ mals. Dieſe Beweisgruͤnde werden in Ihren Augen ein noch hoͤheres Gewicht erlangen, wenn Sie in Erwaͤgung zie⸗ hen, daß hier von einer facultativen, von einer nach Vene ben einzufuͤhrenden Cenſur, ohne Regel, ohne Zuthun der Kammern, und allein nach dem Gutduͤnken des Miniſteriums, die Rede iſt. Ich verlange daher in dem Intereſſe der Re⸗
gierung und des geſammten Landes, daß Sie den Miniſtern
eine Befugniß verweigern, die deren Vorgaͤnger ſtets mit unedlen Haͤnden ausgeuͤbt haben; — eine Befugniß, welche Fuͤrſt und Volk von einander trennt, beiden verderblich iſt, und eine wahre Schmach fuͤr ihre Committenten ſein wuͤrde; und eben ſo beſchwoͤre ich die Miniſter ſelbſt, daß ſie auf dieſe Befugniß verzichten. Sie mögen unſere Rath⸗ ſchlaͤge nicht verſchmähen; eine ſolche Geringſchäͤtzung wäͤre gleichzeitig ein Mangel an Schicklichkeit und eine Pflichtvergeſſenheit. Uebrigens wuͤrde ſie uns von unſerm Wege nicht abfuͤhren, denn wenn wir einen offenen Gang des Miniſteriums wünſchen, ſo geſchieht es wahrlich nicht fuͤr uns, die wir unſere , mit Vor⸗ theil wieder uͤbernehmen wuͤrden. ber wir wollen keine Oppoſition auf 2₰ des Landes, und ſo lange wir daher noch hoffen duͤrfen, werden wir es nicht thun. Moͤge aber ein zu langer Aufſchub dieſe Hoffnungen nicht tödten; Alles muntert uns zu denſelben auf, und ſelbſt die geſtrige öͤffentliche Sitzung, wenn gleich betruͤbend durch nothwendige Geſtändniſſe (die Erklärungen des Grafen Roy uͤber den Zuſtand der Finanzen) hat dieſelben nur geſtärkt; denn die reimuͤthigkeit der Rede verſpricht die Redlichkeit der
andlung. Thron und Volk bilden von nun an nur ein
anzes. Der Monarch hat gefuͤhlt, daß wir ſeiner ſchuͤz⸗
nden Macht und der Freiheit in gleichem Maaße ergeben ſand. Eine gottloſe, wenn gleich ſcheinheilige Parthei eifert noch jetzt zu ſeinen Fuͤßen; ſie wird aber in ihrer Ohnmacht weder die Ruhe des Fuͤrſten, noch das Buͤndniß aller Ehren⸗ männer ſtören koͤnnen. Wir alle, der Monarchie und der Verfaſſung gleich ergeben, wuͤrden ſeden Angriff auf die eine oder diejandere zuruͤckzuweiſen wiſſen. Die Uebertreibung v unſern Gemuüͤthern eben ſo fremd als das Mißtraulen un⸗ ern Herzen. Mit Zuv ſchlage ich Ihnen daher eine nothwendige Reform dieſes Theils unſerer Geſetzgebung vor. Die Preſſe iſt das Wort, wodurch der Menſch ſich von einem Ende der Welt — andern verſtändlich macht; ſie iſt das Licht welches, von höchſten Intereſſe der geſellſchaft⸗ lichen Ordnung herab, bis in die dunkle Huͤtte des Unter⸗ druͤckten leuchtet, und deſſen Stimme in das Ohr des Kö⸗ nigs dringen läßt; ſie iſt mit einem Worte das leichte und wohlthaͤtige Verbindungsmittel eines biedern Volkes mit ſei⸗ nem gerechten Monarchen. Wer daher ſeinen Mithuͤrgern ein auf billigen Grundſaͤtzen beruhendes Geſetzbuch üͤber die Preſſe als Erbcheil hinterlaßt, wird für alle Zeiten ein Wohlthaͤter der Menſchheit ſein. Ich hoffe, daß dieſe Wohlthat uns zu Theil werden wird.“ — Man verſichert, daß der Miniſter des Innern zwar im Allgemei⸗ nen ſich nicht widerſetzt habe, daß die Propoſition des Hrn. B. Conſtant in Erwägung gezogen werde, daß er inzwiſchen fuͤr eine vorlaͤufige Ausſetzung derſelben geſtimmt und auf
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hsgwieſen habe. Herr v. Sesmaiſons ſoll dieſem Antrage igetreten ſein, und Hr. Dupin der Aeltere den Vorſchlag des Hrn. B. Conſtant unterſtuͤtzt haben. Keine Stimme hat ſich in der Verſammlung zur Vertheidigung der Cenſur im Allgemeinen erhoben. 75b von Puymaurin meinte je⸗ doch, daß es nicht rathſam ſein moͤchte, den Thron unter gebie⸗ teriſchen Umſtaͤnden durch die unbedingte Aufhebung der Cen⸗ ſur gaͤnzlich zu entwaffnen. Er verglich den Preß⸗Unfug mit dem neuen Perkinsſchen Geſchuͤtze, wodurch man in einer Minute tau⸗ ſend Kugeln fortſchleudern koͤnne; auch die Druckerpreſſen, äu⸗ ßerte er, ſchleuderten taͤglich hunderttauſende von Zeitungen in
die Provinzen hinein, und es waͤre daher *eʒxEnass
man nicht den einzigen Schild von ſich wuͤrfe, womit
ſich dagegen vertheidigen koͤnnte. Die Verſammlung beſchloß zutetzt mit großer Stimmen⸗Mehrheit, die Propoſition des Herrn B. Conſtant in Erwaͤgung zu ziehen.
Nach dieſem Beſchluſſe entwickelte Herr v. Conny ſeinen
obenerwaͤhnten Vorſchlag, welcher folgendermaßen lautet: „Ich trage darauf an, den Koͤnig in einer Adreſſe unter⸗ thaͤnigſt zu bitten, daß er einen Geſetz⸗Entwurf folgenden Inhalts der Kammer vorlege: Ein jeder Deputirter, dem ein mit Beſoldung verknüͤpftes öͤffentliches Amt zu Theil wird, hoͤrt durch die Annahme deſſelben auf, ein Mitglied der Kammer zu ſein; er kann jedoch wieder gewählt werden.“ Der Redner nahm indeß von dieſer Beſtimmung diejenigen Deputirten aus, die zu Miniſtern ernannt werden, oder zur Land, und Seemacht len. Auch in Betreff dieſer Pro⸗ poſition entſchied die Kammer mit großer Stimmen⸗Mehr⸗ heit, daß ſie in Betracht zu ziehen ſei.
Das von dem Finanzminiſter in der Sitzung der De⸗ putirten⸗Kammer vom 12ten d. M. eingeſtandene Deficit von 200 Millionen Fr. giebt dem Journal du Commerce ber Bemerkung Anlaß, daß dieſes Deficit von mehreren
irgliedern der Kammer, namentlich von den Herren Laffitte und Seébaſtiant ſchon laͤngſt vorher geſehen worden ſel; jener habe daſſelbe in der ß vom 14. März v. J. fuͤr ult. 1827 ſehr maͤßig auf 80 Millionen Franken, ☛ᷣ rer aber ſolches fuͤr ult. 1828 ziemlich richtig auf 181 Mil⸗ lionen angeſchlagen. Herr von Villèle habe indeß damals alle dieſe Berechnungen für irrthuͤmlich erklart und dem General Söbaſtianl vorgeworfen, daß er von den Finanzen nichts ver⸗ ſtehe, und ſich mit den Mllitair⸗Angelegenheiten be —27 nöchte. Der Courrier Français kobt den Finanze Miniſter, 8 er ſich ſo unverholen uͤber die finanzielle Lags! ankreichs geaußert hat und erkennt darin den feſten Willen des Mi⸗ niſteriums einen geradern Weg einzuſchlagen als den, welcher ſeit 7 Jahren in Frankreich befolgt worden iſt. 8 Betreff der Spaniſchen Schuld die bc⸗ on jetzt auf mehr als 89 ¾ Million Fr. belzuft, ſtellt dieſes Blatt die Frage, ob es wahr ſei, daß das vorige Miniſterium, als es von dem Kö⸗ nige von Spanlen die Erlaubniß (⁷) erhielt, die Franzöͤſi⸗ ſchen Truppen noch ferner in ſeinem Lande ſtehen zu laſſen, Sr. Katholiſchen Majeſtaͤt förmlich das Verſprechen gegeben habe, daß man die Koſten dieſer Beſatzung Spanien niemals in Anrechnung bringen werde.
Der gegenwäaͤrtige Miniſter der geiſtlichen Angelegenhei⸗ ten, Biſchof von Beauvais, iſt, wie man behauptet, in ſei⸗ ner Eigenſchaft als Mitglied der Commiſſion zur Unterſu⸗ chung der kleinen Seminarien, durch den Erzbiſchof von Alby erſetzt werden.
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Zwei hieſige Zeitungen hatten behauptet, daß Ltdd der
Moniteur vom 13ten d. M. (ſiehe das gsſtrie
Staats⸗Zeitung) enthaltenen ne Segg hern sus Roß⸗
land dem Miniſterium ſchon ein e fri. gegange legt dieſe vöͤllig grund⸗
ſtrige Moniteur we. bnrech, fs geſcech die Erklärung, daß der Ueberdeiu⸗ ger der letzten St. Petersburger Depeſchen dieſe Stadt erſt
am 1ſten März verlaſſen hat und am 12ten gens in ee een iſt, und daß man ſonach die ttheilung der obigen Nachrichten in keiner Art verzoͤgert habe.
Der hieſige Kaiſerlich⸗Ruſſiſche Geſandte fordert in den öffentlichen Blättern diejenigen Aerzre und 2 welche
in die Dienſte ſeines Monarchen treten wo ſ, ſich die⸗ ſerhalb in ſeiner Canzlei zu melden, um daſelbſt die desfall⸗ ten Bedingungen zu erfahren.
8 Die —— 82 France liefert zwei Schreiben des ab⸗ geſetzten Pruͤfekten des Departements des Lot, Marguts von Saint,Félix, worin derſelbe von den Unterprafekten, Maires und Mitgaliedern des General Conſeils dieſes Depar⸗ tements Abſchied nimmt und ſich als ein Opfer einer poli⸗ tiſchen Bewegung darſtellt.
Die hieſigen zwoͤlf Theater ſenen Monats Zelruat folgende Einnahme gehabt, n. ich:
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aben im Laufe des verfloſ-
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